Arthrose
Arthrose bezeichnet den Verschleiß der Gelenke, der mit zunehmendem Alter zwar normal ist, aber bei der Arthrose das normale Maß übersteigt. Arthrose kann alle Gelenke befallen. Hände, Knie (Gonarthrose) und Hüfte (Coxarthrose) sind am häufigsten betroffen. Nicht jede Arthrose ist mit Schmerzen verbunden; oft wechseln Schmerzphasen auch mit schmerzfreien Phasen. Arthrosen sind die häufigsten Gelenkerkrankungen; nach Angaben der Deutsche Arthrose-Hilfe e.V. sind in Deutschland 5 Mio. Frauen und Männer erkrankt.
Yoga, Yogatherapie und Ayurveda können sanfte, aber sehr wirkungsvolle Behandlungsmethoden sein, die keine Nebenwirkungen haben.
Wie bei allen Krankheiten sollte man sich nicht mit der Krankheit identifizieren, sondern lediglich beobachten, was geschieht (siehe auch Vedanta, Beobachter, Sakshi Bhav.
Ursachen der Erkrankung
Primäre Arthrosen können durch minderwertig ausgebildeten Knorpel entstehen, der dem Druck nicht standhält und eine Knorpelschädigung nach sich zieht; sekundäre Arthrosen durch eine Schädigung des Knorpels aufgrund zu großer oder falscher Belastung (etwa bei Hyftdysplasie oder durch das dauernde Heben schwerer Lasten, das für manche Berufe typisch ist) und folglich auch durch Übergewicht (allerdings nicht durch Übergewicht als alleiniger Auslöser), durch Fehlstellung von Gelenken; außerdem durch entzündliche Erkrankungen wie Arthritis, Knochenveränderungen und -deformierungen (Osteoporose), Blutungen im Gelenk, Verabreichung von Medikamenten (Knorpel abbauende Antibiotika, Kortison usw.). Arthrosen können auch durch Verletzungen und als Folge chirurgischer Eingriffe entstehen (sogenannte posttraumatische Arthrosen). Auch hormonelle und genetische Faktoren werden in Betracht gezogen. D. Hamacher (Aspekte bei der Enstehung und Behandlung von Arthrosen) bezeichnet als Krankheitsverursacher "das Missverhältnis zwischen mechanischer Resistenz des Knorpels und seiner mechanischen Beanspruchung" (ebenda, S.1).
Was geschieht bei der Arthrose?
In der ersten Phase entsteht zunächst ein oberflächlicher, häufig nur kleiner, lokal begrenzter Knorpelschaden. Es bilden sich vermehrt Kollagenfasern, die jedoch einen faserigen neuen Knorpel (Stützgewebe) bilden, der bei weiterer Überbelastung immer stärker degeneriert. Durch die Knorpelschädigung verdichtet sich schließlich auch der Knochen darunter, um dem vermehrten Druck standhalten zu können. Diese Veränderungen fallen noch in das Frühstadium und mittlere Stadium der Arthrose. Im Spätstadium ist der schützende Knorpel völlig verschwunden, dadurch verkleinert sich auch der Gelenkspalt und die Knochen reiben aufeinander und sind stark verdichtet; an den Rändern der Gelenkflächen entstehen knöcherne Auswüchse, die zusätzliche Schmerzen verursachen können.
Symptome
Bei fortgeschrittener Arthrose sind oft Schmerzen (auch gefolgt von schmerzfreien Phasen), Entzündungsschübe und eingeschränkte Bewegungen bis hin zur Gelenkversteifung typisch.
Diagnose
Der verkleinerte Gelenkspalt, die verformten Gelenkflächen und die Knochenauswüchse sind auf Röntgenaufnahmen gut zu erkennen; zur Abschätzung der Knorpelverletzungen und möglichen zusätzlichen Entzündungen kann man andere bildgebende Verfahren wie MRT heranziehen. Auch Geräusche des Gelenks und Gelenkergüsse sind ein Hinweis auf mögliche Arthrose.
Therapeutische Ansätze
Ziel der Behandlung ist, die Bewegungseinschränkungen des Patienten und seine Schmerzen aufzuheben oder zumindest erheblich zu reduzieren, damit er wieder Lebensfreude gewinnen kann. Generell ist es auch bei Arthrose wichtig, das erkrankte Gelenk zu bewegen, da sonst ein weiterer Bewegungsverlust zu befürchten ist; was der Körper nicht braucht, bildet sich zurück (Regel: "use it or lose it"). Dabei sollte die Bewegung nicht mit großer Belastung für die Gelenke verbunden sein, daher sind Sportarten wie Schwimmen und sanftes Yoga sehr gut geeignet.
Bei Übergewicht ist in vielen Fällen von Arthrose (Füße, Knie (Gonarthrose), Hüfte (Coxarthrose), Wirbelsäule) auch eine Gewichtsabnahme angebracht, damit die betroffenen Gelenke entlastet werden können.
D. Hamacher nennt als Möglichkeiten der Therapie zum einen die Korrektur der mechanischen Beanspruchung von außen (durch Gehhilfen oder orthopädische Geräte), zum anderen den Eingriff in das System, und zwar entweder durch neuromuskuläre Stabilisierung oder aber notfalls durch operativen Eingriff. Sofern noch Knorpel vorhanden ist und der Patient zwar über Anlauf- und Belastungsschmerz klagt, nicht aber über Bewegungs- und Ruheschmerz, bestehen mit sanftem Sport und Yoga gute Heilungschancen. Wichtig ist, dass Fehlstellungen der Gelenke und falsche Achsen (X-Bein, O-Bein etc.) bei den Übungen berücksichtigt werden. Die Gelenkflächen sollten in ganzer Breite genutzt werden, damit die Belastung sich nicht auf einen kleinen Teil der Fläche konzentriert. In akuten Phasen und bei Entzündungsschüben sollte das Gelenk geschont werden.
Bei Arthrose ist Wärme wohltuend, aber nicht bei Entzündungsschüben, die auch bei Arthrose immer mal wieder auftreten.
Zur Beweglichkeit arthrotischer Finger können Übungen mit Qi-Gong-Kugeln beitragen.
Yoga
Für die Beweglichkeit der Gelenke ist das tägliche Praktizieren der ersten der drei Pawanmuktasana-Reihen sehr förderlich, am besten morgens und abends. Bei dieser Sequenz, die auch für Gesunde eine hervorragende Prophylaxe ist, werden konsequent alle Gelenke bewegt. Sprich mit Deinem Arzt ab, welche der Übungen Du zu Hause üben kannst.
Yogatherapie
Bei der Yogatherapie kann im Rahmen einer Einzeltherapie ein ganzheitliches Übungsprogramm speziell für die Arthosebeschwerden des Patienten zugeschnitten werden. Es gibt jedoch auch Gruppenkurse, die auf einen bestimmten Beschwerdetyp ausgerichtet sind (z.B. Rückenyoga bei Arthrose der Wirbelsäule).
Wie bereits weiter oben erwähnt, ist es sehr wichtig, dass bei den Übungen Gelenkfehlstellungen und körperliche Eigenheiten wie X- oder O-Beine (falsche Achse zur Hüfte) usw. berücksichtigt werden. Die Belastung sollte möglichst die kompletten Gelenkflächen beanspruchen und sich nicht auf einen kleinen Teil konzentrieren, der dann zwangsläufig überlastet und geschädigt wird. Bei akuten Schmerzen und Entzündungsschüben ist das Gelenk zu schonen.
Heilmeditationen
Auch Meditationen können die Heilung beschleunigen. Zwei schöne Heilmeditationen findest Du auf der Seite Rücken.
Visualisierung
Methoden der Visualisierung gehören nicht ins Reich der Fabel, sondern werden zunehmend wissenschaftlich erforscht und es zeigen sich verblüffende Erfolge. In seinem Buch "Das Geheimnis der Heilung" berichtet Joachim Faulstich von einem Experiment in den USA, mit dem überprüft werden sollte, ob Muskelaufbau durch die bloße Vorstellung des Trainings möglich ist. Das Ergebnis war positiv: Die Probanden, die mit der bloßen Vorstellung trainiert hatten, erreichten gut zwei Drittel der Leistung derer, die tatsächlich körperlich trainierten.
Der Kranke sollte sich mit Hilfe einer Tiefenentspannung in einen leichten Trancezustand versetzen und sich dann intensiv vorstellen, Bewegungsabläufe, bei denen er Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen hat, wieder problemlos ud unbeschwert ausführen zu können. Für diese Visualisierung sollte er sich regelmäßig Zeit nehmen.
Ayurveda
Da Arthrose auf einen Vata-Überschuss zurückzuführen ist, sollte der Patient zunächst einmal darauf achten, dass er keiner Stress verursachenden, unruhigen Tätigkeit nachgeht; dass er nicht zu häufige Ortswechsel (Reisen) hat, genügend Schlaf bekommt, und auf jeden Fall keine kalte und trockene, sondern warme und nährende Nahrung zu sich nimmt. Auch warme Getränke (sowie Suppen, warmer Frühstücksbrei) tun gut und die Mahlzeiten sollten regelmäßig eingenommen werden. Für den Urlaub sind eher warme Länder mit höherer Luftfeuchtigkeit zu empfehlen. Vata-Konstitutionen brauchen viel Entspannung und Ruhe; regelmäßige Meditation wird eine wohltuende Wirkung entfalten.
Ayurvedische Ölmassagen (Abhyanga, siehe Seite Rücken) sind ebenso zu empfehlen wie lokale äußere Ölanwendungen (Khadivasti, siehe Seite Rücken). Diese Ölanwendungen sollten regelmäßig erfolgen; sie nähren den angegriffenen Knorpel, reduzieren Vata und bringen die nötige Schwere, Ausgeglichenheit und Ruhe.
Warme Dampfbäder (auch als lokale Anwendung für bestimmte Körperteile, siehe Ushma Sweda und Pinda Sweda auf der Seite Rücken) und warme, feuchte oder ölige Wickel mit Vata reduzierenden Kräutern (siehe Lepa, Picu etc. auf der Seite Rücken) eignen sich sehr gut zur Vata-Reduktion und können eventuelle Blockaden lösen. Starke Wärmeanwendungen sind allerdings zu vermeiden bei akuten Entzündungsschüben, die auch bei Arthrose immer wieder vorkommen (bei entzündlichen Erkrankungen wie Arthritis sind sie ohnehin nicht angezeigt).
Als stärkere Therapie kann eine Panchakarma-Kur (siehe auch Panchakarma auf der Seite Rücken) zur Ausleitung von überschüssigem Vata in Betracht gezogen werden.
Schließlich können, auf den Patienten und seine Bedürfnisse abgestimmt, spezielle ayurvedische Kräuter (meist in Pulverform) verabreicht werden. Auch eine Rasayana-Therapie (siehe Seite Rücken) ist möglich, insbesondere im Anschluss an eine Panchakarma-Kur.
Quellen/Literatur
- D. Hamacher: Aspekte bei der Entstehung und Behandlung von Arthrosen, Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2007, 23, 1-5
- Deutsche Arthrose-Hilfe e.V.
- Engelhardt Lexikon der Orthopädie und Unfallchirurgie
- Swami Satyananda Saraswati, Asana Pranayama Mudra Bandha
- Hans Heinrich Rhyner, Das große Ayurveda Praxisbuch
- Yoga Vidya Audio CD, Yoga für den Rücken
Siehe auch
- Rücken
- Arthritis
- Osteoporose
- Skoliose
- Hohlkreuz
- Rundrücken
- Morbus Scheuermann
- Hexenschuss
- Bandscheibenvorfall
Seminare
- Yoga bei Arthrose - für bewegliche Gelenke; 31.01. - 02.02.2014, Seminarleiterin Kerstin Hageleit, Haus Yoga Vidya Nordsee Yoga Vidya Seminare