Indologe
Als Indologe wird ein erfolgreicher Absolvent eines Studiums der Indologie bezeichnet, vergleichbar einem Germanisten oder Anglisten, die jeweils Germanistik bzw. Anglistik studiert haben. Ursprünglich wurde das Hauptstudium der Indologie mit dem Erwerb eines Diploms ("Diplom-Indologe") abgeschlossen, oder als Magister, wenn man neben der Indologie noch andere Haupt- oder Nebenfächer studierte. Seit der letzten Hochschulreform gibt es für Indologen Master- und Bachelorabschlüsse.
Was erforscht ein Indologe?
Ein Indologe erforscht im weitesten Sinne den indischen Sprach- und Kulturraum vom Altertum bis zur heutigen Zeit, wobei er sich in der Regel auf einige Gebiete der indologischen Forschung spezialisiert. Zu den Sachgebieten, die ein Indologe erforscht, zählen:
- alte und moderne indische Sprachen (Sanskrit, Prakrit, Pali, Hindi, Tamil usw.)
- ältere und jüngere Geschichte Indiens
- indische Philosophie (Yogasutra, Sankhya, Vedanta usw.)
- indische Religionen (Hinduismus, Buddhismus, Jainismus, Sikhismus usw.)
- klassische bzw. "einheimische" Wissenschaften (Ayurveda, Astronomie und Astrologie, Grammatik, Rechtswissenschaften usw.)
- klassische und moderne Literatur Indiens
- Aspekte des modernen Indiens (Wirtschaft, Politik, Film und Medien, Soziologie usw.)
Erforderliche Sprachkenntnisse
Für die Arbeit als Indologe ist eine gute Kenntnis einer oder mehrerer (alter oder neuer) indischer Sprachen die Voraussetzung, je nach dem, auf welchen Gebieten man tätig ist. Insbesondere hinsichtlich der Erforschung traditioneller Bereiche wie der Philosophie, Religion und der einheimischen Wissenschaften auf der Grundlage "klassischer" Texte muss ein Indologe über solide Sanskritkenntnisse verfügen.
Im Bereich der Buddhismusforschung ist zusätzlich Pali von großer Bedeutung, sowie in gewissem Maße auch das nicht zu den indischen Sprachen zählende Tibetisch, insofern viele ursprünglich in Sanskrit verfassten Texte nur in tibetischer Übersetzung erhalten geblieben sind.
Darüber hinaus sind gute Englischkenntnisse unabdingbar, da ein Großteil der relevanten indischen und internationalen indologischen Fachliteratur in englischer Sprache verfasst ist. Seit einiger Zeit ist es auch unter den deutschen Indologen üblich geworden, wissenschaftliche Artikel und Bücher in zunehmendem Maße auf Englisch zu publizieren.
Nichtsdestotrotz liegen sehr viele - vor allem ältere - maßgebliche Publikationen in deutscher Sprache vor, da es neben Engländern und Amerikanern vor allem Deutsche bzw. deutschsprachige Wissenschaftler waren, die das Forschungsgebiet der Indologie mitbegründet und mit ihren Arbeiten entscheidend geprägt haben.
Wovon lebt ein Indologe?
Bevor sich die Indologie als akademische Wissenschaft etabliert hatte, waren es hauptsächlich sprachwissenschaftlich gebildete Gelehrte, die sich für die wiederentdeckten Sanskrittexte interessierten, sowie einige Kolonialbeamte in Britisch Indien, die dafür die nötige Zeit und Muse aufbrachten. Seitdem es die ersten Lehrstühle für Indologie gibt, war der normale Berufsweg eines Indologen die akademische Laufbahn, die in der Berufung zum Professor gipfeln konnte. Forschung und Lehre spielten sich in der Regel an der Universität oder im privaten Arbeitszimmer ab, und für das Gehalt sorgte die Alma Mater, die "nährende Mutter" Universität.
Für den Indologen unserer Zeit bietet der akademische Weg allerdings immer seltener eine Zukunftsperspektive, da die seit geraumer Zeit (weltweit) stattfindende Umstrukturierung und fachliche Neuausrichtung der Universitäten zur Abschaffung indologischer Lehrstühle geführt hat und weiter führt. Auch die finanzielle Förderung von indologischen Forschungsprojekten durch Stiftungen gestaltet sich immer schwieriger, da die nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten wenig "verwertbare" geisteswissenschaftliche Forschung hinsichtlich der Beantragung von Fördermitteln ein immer schwächerer Konkurrent im Vergleich zu den naturwissenschaftlichen Fächern wird.
Wer heute ein Indologiestudium beginnt, sollte unbedingt ergänzende, der Wirtschafts- und Medienwelt nahestehende Zusatzfächer belegen, in die er im späteren Berufsleben seine indologischen Kenntnisse als Spezialwissen einbringen kann. Mögliche geeignete Tätigkeitsgebiete für einen Indologen mit Zusatzqualifikationen sind daher etwa die Medienlandschaft, die Tourismusbranche, sich in Indien engagierende wirtschaftliche Unternehmen, Hilfsorganisationen, oder auch die auswärtige Politik.
Klassische Betätigungsfelder bieten auch heute noch - wenngleich in geringem Ausmaß - Museen und kulturelle Einrichtungen, Bibliotheken und Verlage. Und nicht zuletzt bietet sich dem unternehmungslustigen Indologen von heute natürlich die Möglichkeit, sich durch Weiterbildung im Gesundheits-, Wellness- und Freizeitbereich als selbständiger Yogalehrer, Ayurvedatherapeut oder Satsang-Musiker gänzlich neue Perspektiven zu eröffnen.
Literatur
- German Indologists. Biographies of Scholars in Indian Studies writing in German. With a Summary on Indology in German Speaking Countries. New Delhi, Max Mueller Bhavan, 1981.
Siehe auch
- Indien
- Indische Sprachen
- Indische Schriftsysteme
- Indische Religionen
- Indische Bundesstaaten
- Sanskrit Sprache
- Sanskrit Grammatik
- Sanskrit Wörterbuch
- Online Sanskrit Kurs
Seminare
Sanskrit und Devanagari
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Erlernen der Devanagari-Schrift zum korrekten Aussprechen der Mantras.
Indische Schriften
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