Preta Loka
Preta Loka Das Reich der hungrigen Geister; im Hinduismus einer der Orte, zu denen die Verstorbenen nach dem Tod hingehen, um sich zu reinigen und auf die nächste Ebene vorzubereiten; näher beschrieben in der Manu Smriti
Swami Sivananda über Preta Loka
Ein leidenschaftlicher Mann, dessen Gedanken gefüllt sind mit niederen Trieben und starken Sinnesgelüsten, der sein Leben mit vielen Sinnesfreuden in den Gefilden der Erde verbracht hat, kommt nach seinem Tod in das „Reich der hungrigen Geister“ (Preta Loka). Nach seinem Tode ist er für kurze Zeit unbewusst. Er ist in einer schläfrigen Phase. Er erwacht und findet sich in diesem Reich (Loka) bzw. dieser Welt wieder.
Sobald er erwacht ist quälen ihn die Sinnesgelüste, Begierden und immenser Appetit. Er möchte trinken, essen und sich mit Frauen vergnügen. Aber er kann seine Gelüste nicht mit seinem jetzigen Körper befriedigen. Er wird in diesem Reich wie ein Gefangener in einem Gefängnis gehalten. Daher ist er sehr unglücklich und erbärmlich, da er seine Süchte in diesen Gefilden nicht stillen kann. Die Sinne sind kraftvoll, aber er kann hier keine Erfüllung erlangen. Sein Elend ist jenseits jeder Beschreibung, da er seine Leidenschaften, Sehnsüchte und sein Schmachten nicht befriedigen kann. Er ist wie jemand, der verhungert.
Die Leidenschaften haben ihre Wurzel und konzentrieren sich auf die Sinne und den Verstand. Sie sind nicht im physischen Körper. Der physische Körper ist das einzige Instrument der Befriedigung in der Macht der Sinne und des Verstandes.
Man kann den Leidenden im Reich der Preta Loka helfen, indem man Sraaddha* vollführt – (*das sind religiöse Ofergaben, die mit tiefer Dankbarkeit und Aufrichtigkeit den Ahnen entgegengebracht werden). Das Ausführen von Sraaddha-Ritualen hilft ihnen, dass sie ins Svarga Loka bzw. Zwischenreich, in dem die Rechtschaffenden vor ihrer nächsten Reinkarnation in Frieden leben oder in den Himmel eintreten können. Die rezitierten Mantras setzen kraftvolle Schwingungen in Bewegung. Diese Schwingungen berühren den Körper, der die individuelle Seele gefangen hält, und lassen sie in ihre Freiheit.
Verstehst du jetzt die Wichtigkeit von Sraaddha-Ritualen? Die, die Sraaddha ausgelassen haben, aus Ignoranz, Verdrehung des Intellektes – verursacht durch falsche Samskaras* (*Taten und Wirkkräfte), und falsche Gesellschaft und das Anhören der falschen Lehren, sollten zumindest jetzt Sraaddha vollziehen. Rishis (Weise) und Sastras (Schriften) werden sich wie liebevolle Mütter um dich kümmern.
Wenn du nicht ins Reich Preta Loka und dort leiden willst, lerne, weise zu sein. Lerne, die Sinne zu kontrollieren. Führe ein gut geregeltes und dizipliniertes Leben. Erlaube den Sinnen nicht, Amok zu laufen. Gib Schlemmerei auf. Folge nicht der Philosophie des Fleisches. Leidenschaften und Gelüste werden dich nur quälen, wenn du auf dem Weg in den Tod bist. Wenn du Selbstgenügsamkeit praktizierst, wirst du die Regionen der Glückseligkeit betreten.
Die Erfahrung Verstorbener
Der Weise Vasishtha sagt in der Yoga Vasishtha:
“Es gibt sechs Arten von Pretas, und zwar die leicht sündenvollen, die normal sündigen, die mit großer Sünde, die etwas tugendhaften, die normal tugendhaften und die mit großen Tugenden. Einige der Pretas (Verstorbenen) erleben für die Zeit von einem Jahr die Gleichgültigkeit des Todes wie ein Stein. Bewusstheit wiederlangend, erfahren sie, dass sie dazu verurteilt sind, eine lange Zeit an den endlosen Qualen der Hölle zu leiden, die ihre Vasanas (Die inneren Wirkkräfte und Eigenschaften, die das Karma beeinflussen) ihnen eingebracht haben. Dann durchlaufen sie die Erfahrung von hunderten Inkarnationen, bis sie schließlich die Erfahrung der Welt-Illusion aufgeben können, indem sie inneren Frieden finden. Es gibt andere in dieser Kategorie, die, nachdem die Todesstarre vorüber ist, beginnen, die unaussprechlichen Schmerzen der Unempfindlichkeit in Form von unbeweglichen Bäumen usw. zu erleben. Dann durchleben sie Höllenqualen, nach denen sie in Übereinstimmung mir ihren irdischen Verlangen erneut auf der Erde geboren werden. Die mit normalen Sünden erleben eine bleierne Trägheit für einige Zeit nach dem Tod. Nachdem sie zur Bewusstheit erwacht sind, durchlaufen sie dann, nach einer Zeit die Erfahrung des Lebens als Vogel, Reptilien oder Raubtier, bevor sie ihr normales Leben auf Erden führen können. Die leicht sündenvollen Seelen nehmen oft gleich nach der Empfindungslosigkeit des Todes eine menschliche Gestalt an und führen ihre Existenz auf Erden im Einklang mit ihren früheren Begieren fort. Bald nach ihrem Tod kommen sie in die weltliche Bewusstheit und ihre früheren Begierden und Vorstellungen entwickeln in ihren Vorstellungen neue Welten in traumhafter Art. Ihre großen, tugendhaften Seelen, erleben eine neue Erfahrung in der Welt der Götter, bald nachdem die Bewusstlosigkeit des Todes vorüber ist. Nachdem sie die Früchte ihrer Tugenden in guten Persönlichkeiten und himmlischen Welten genossen haben, werden sie erneut auf dieser Welt geboren, in vornehme und reiche Familien. Die Seelen von normal Tugendhaften erleben nach der Ohnmacht des Todes dass sie von den Winden davongetragen werden und später in die Leben von Pflanzen und Kräutern verwandelt werden. Nachdem sie diese Erfahrungen eine Weile gemacht haben, fühlen sie, dass sie nun als Nahrung in den menschlichen Körper gelangen, und sie werden in Sperma verwandelt und gelangen so in die Gebärmütter (schwangerer) Mütter.“
Dieser Abschnitt stammt aus dem Buch "What becomes of the Soul after Death" von Swami Sivananda, Divine Live Society, Sivananda Ashram