Kaivalya Upanishad

Aus Yogawiki
Version vom 23. August 2014, 14:32 Uhr von Sophie (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „Die '''Kaivalya Upanishad''' (Sanskrit: ''f''.) ist ein Teil der indischen Heiligen [https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/indische-schri…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Die Kaivalya Upanishad (Sanskrit: f.) ist ein Teil der indischen Heiligen Schriften, die Veda genannt werden. Die Kaivalya Upanishad gehört zum Atharvaveda und wird außerdem den Shiva Upanishaden zugeordnet.


Kaivalya Upanishad mit Erläuterungen nach Paul Deussen

Artikel aus "Upanishaden. Die Geheimlehre des Veda“ in der Übersetzung von Paul Deussen, herausgegeben von Peter Michel, Marix Verlag, 2. Auflage, 2007, Wiesbaden, S. 886 - 890.

Einleitung

In vielfacher Abhängigkeit von älteren Gedanken und Worten, aber nicht ohne eigene, innere Erfahrung schildert unsere Upanishad das Kaivalyam, "die Absolutheit", d. h. den Zustand des Menschen, welcher auf dem Wege der Entsagung (Tyaga) frei geworden ist von aller Anhänglichkeit an das Irdische und sich infolgedessen nur noch als das eine, in allem lebende göttliche Wesen weiß und fühlt. Besonders schön ist es, wenn von Vers 18 ab der Belehrte selbst das Wort ergreift, um dem Bewußtsein seiner Einheit mit Gott einen Ausdruck zu geben, welcher dem Okzidentalen übertrieben scheinen kann.

Schwierigkeit macht nur die Schlußstelle in Prosa, welche plötzlich das Studium des Satarudriyam (Vaj. Samh. 16) empfiehlt und daran allerlei Verheißungen in spätestem Upanishadstil knüpft. Narayana schweigt dazu, Samkaranandas Meinung, daß hier von solchen die Rede sei, welche den höchsten Atman nicht in der geschilderten Weise zu erfassen vermöchten, ist in keiner Weise durch den Text indiziert. Sollte die Stelle nicht durch einen bloßen Zufall an den Schluß der von ihr an Geist und Haltung so sehr verschiedenen Upanishad geraten sein, so ließe sich die Vermutung aufstellen, daß unsere Upanishad ursprünglich einen Nachgesang zum Satarudriyam bildete, auf welches dann in der Schlußstelle wieder zurückgegriffen würde.

Die Kaivalya Upanishad

Om!

Es begab sich, daß Asvalayana dem heiligen Allerhöchsten nahte und zu ihm sprach:

1. Verkünde mir, o Herr, des höchsten Brahmanwissens

Geheimnis, das die Guten stets verehren,
Durch das die Weisen, schnell befreit vom Bösen,
Zum Geist, der höher als das Höchste[1], eingehn.

2. Da sprach zu ihm der Urvater der Wesen:

"Weil du übst gläubig frommes Sinnen, wisse:
Nicht durch Werk, Kinder, Reichtum, - durch Entsagung
Unsterblichkeit von einzelnen erlangt ward.[2]

3.[3] Jenseits vom Himmel und in Herzens Tiefen,

Was dort erglänzt, darein gehn ein die Büßer;
Die der Vedantalehre Sinn ergriffen,
Entsagungsvoll, die Büßer, reinen Wesens

4.[4] In Brahmans Welt zur letzten Endzeit werden

Vom Unzerstörbaren erlöset alle. -
An abgeschiednem Ort in Wonne thronend,
Geläutert, ruhig Hals, Haupt, Körper haltend[5],

5. Im letzten Asrama verharrend, hemmend

Die Sinne, gläubig sich dem Lehrer neigend,
Die reine, staublose Herzlotosblüte
Bedenkend und den Leidlos-Lautern in ihr,

6. Der undenkbar, unoffenbar, unendlich,

Beruhigt, selig, ewig, Brahmans Ursprung,
Den Einen, ohne Anfang, Mitte, Ende,
Den wunderbaren Herrn voll Geist und Wonne,

7. Den höchsten Gott und Herrn, Umas Gefährten,

Mit schwarzem Hals, drei Augen, ganz beruhigt, -
Den überdenkend, geht jenseits des Dunkels
Der Weise zum allseh'nden Wesensursprung.

8. Er ist Brahma, Siva, Indra,

Unvergänglich, der höchste Fürst,
Er ist Visnu und er Prana,
Des Todes Feuer und der Mond.

9. Er ist, was je entstand, alles

Und was entsteht in Ewigkeit,
Den Tod besiegt wer ihn kennt, zur
Erlösung, führt kein anderer Weg.

10. Wer in allem, was ist, sich sieht

Und in sich alles Seiende,
Der geht dadurch, und nicht anders,
Zum Ort des höchsten Brahman ein.

11) Sich selbst machend zum Reibholze

Und den Om-Laut zum obern Holz,
Des Wissens Feuer reibt fleißig
Der Weise und verbrennt den Strick.

12. Wenn seine Seele blind ist durch die Maya,

Bewohnt den Leib er und betreibt die Werke,
Durch Weiber, Speise, Trank und viel Genüsse
Erlangt er Sättigung im Stand des Wachens.

13. Und auch im Traume, Lust und Schmerz genießend,

Schafft eine Welt durch Selbstbetrug die Seele;
Zur Zeit des Tiefschlafs schwindet alle Täuschung,
Umhüllt von Dunkel geht in Lust die Seele.

14. Und wiederum durch früheren Daseins Werke

Geht ein die Seele dann in Traum und Wachen
Und spielend weilt sie in der Stände Dreiheit,
Bis ihr zuteil wird jenes Reiche, Ganze,
Das Träger, Wonne, teillos zu erkennen,
In dem der Stände Dreiheit kommt zur Ruhe.

1 Vgl. Svet. 1,14.

15.1 Aus ihm geboren wird Prana,

Das Manas und der Sinne Schar,
Der Äther, Wind, das Licht, Wasser
Und Erde, die alltragende

16. Brahman, die höchste Allseele,

Des Weltalls großer Ruhepunkte,
Des reinen Feinstes3, dies Ew'ge
Du selbst bist es, und es ist du!

17. Im Wachen, Träumen, Tiefschlafen

Was ausgebreitet dir erscheint,
Dies Brahman, wisse, bist selbst du, -
Dann fallen alle Fesseln ab." -

18. "Was als Genuß, Genußobjekt,

Genießer die drei Stände kennt,
Davon verschieden, Zuschauer,
Rein geistig, selig stets bin ich!

19. In mir entstand das Weltganze,

In mir nur hat Bestand das All,
In mir vergeht es, dies Brahman,
Das zweitlose, ich bin es selbst!

20. Des Kleinen Kleinstes bin ich, und nicht wen'ger

Bin groß ich, bin das bunte, reiche Weltall,
Der Alte bin ich, bin der Geist, der Gottherr,
Ganz golden bin ich, seliger Erscheinung.

21.4 Ohn' Hand und Fuß bin ich, unendlich mächtig,

Seh' ohne Augen, höre ohne Ohren;
Ich bin der Wissende, und außer mir ist
Kein anderer Wissender in ew'gen Zeiten

1 = Mund. 2,1,3. 2 Vgl. Mahanar. 11,7. 3 Vgl. Mund. 3,1,7. 4 Vgl. Svet. 3,19.

22. Durch alle Veden bin ich zu erkennen,

Vedavollender bin ich, Vedawisser,
Vom Guten frei und Bösen, unvergänglich,
Geburdos bin ich, ohne Leib und Sinne.

23. Für mich gibt es nicht Erde und nicht Wasser,

Nicht Feuer, nicht den Wind und nicht den Äther." -
Wer so gefunden hat den höchsten Atman
Im tiefsten Herzen, ohne Teile, zweitlos,

24. Allschauend, frei von Sein und frei von Nichtsein,

Dem wird zuteil der reine, höchste Atman.

Wer das Satarudriyamstudiert, der wird durch Feuer gerei¬nigt, durch Wind gereinigt, durch den Atman gereinigt, der wird gereinigt von Branntweintrinken, gereinigt von Brahmanenmord, gereinigt von Diebstahl des Goldes, gereinigt von 742 Gebotenem und Verbotenem; darum ist er eingegangen zu dem Avimukta [dem nicht erst der Erlösung bedürfenden Pasu-pati]. Erhaben über die Asramas soll man es murmeln allezeit, oder doch einmal [täglich]. Durch dieses wird erlangt Wissen, Vernichtend das Samsara-Meer; Darum, wer also ihn findet, Erlangt der Absolutheit (kaivalyam) Lohn.


Nicht durch Werk, Kinder, Reichtum, - durch Entsagung
Unsterblichkeit von einzelnen erlangt ward.2Referenzfehler: Ungültige Verwendung von <ref>: Der Parameter „ref“ ohne Namen muss einen Inhalt haben.
  1. Nach Mund. 3,2,8.
  2. Gleich Mahanar. 10 v. 21.
  3. 3ab gleich Mahanar. 10 v. 21.
  4. 3cd 4ab gleich Mund. 3,2,6. Mahanar. 10 v. 22.
  5. Vgl. Svet. 2,8.