Yudhishthira
Yudhishthira (Sanskrit: युधिष्ठिर Yudhiṣṭhira m.) wörtl.: "fest in der Schlacht"; einer der fünf Pandavas, Bruder Arjunas, Verkörperung der Rechtschaffenheit.
Der letzte Begleiter
Als das dreizehnte Jahr im Exil vorüber war, versuchte Yudhishthira eine friedliche Einigung mit den Kauravas herbeizuführen. Aber Duryodhana war nur auf Krieg aus. Viele tapfere Krieger starben auf beiden Seiten, bevor die Pandavas schließlich den Krieg gewannen. Aber trotz des Sieges war Yudhishthira traurig. Das Königreich war zwar wieder sein, aber zu welchem Preis?
Yudhishthira regierte sehr tugendhaft. Das Volk liebte und verehrte ihn. Eines Tages kam der Weise Narada mit schlechten Nachrichten. Seine Mutter, Kunti, und sein Onkel waren tot. Kurze Zeit später kam die Nachricht, dass die Yadavas, das Volk Krishnas tot sei. Und schließlich kam auch noch die Nachricht von Krishnas Tod.
Das war dann schließlich doch zu viel für den guten Yudhishthira. Er fühlte, dass es an der Zeit war, die Erde zu verlassen und den Himmel zu suchen. Auch seine Brüder waren der gleichen Meinung. So übergab Yudhishthira das Königreich an Parikshit, einen Enkel von Arjuna, und die fünf Brüder verließen zusammen mit Draupadi ihr Volk. Nur ein kleiner streunender Hund ließ sich nicht abschütteln und folgte der kleinen Gruppe auf ihrem Weg in den Himmel.
Zuerst mussten sie über den Berg Himavat, dann durch eine große Wüste, bis sie den Fuß des Berges Meru erreichten. Sie begannen auf diesen Berg zu steigen. Ihr Ziel war es, den Himmel in ihrer physischen Form zu betreten – ein Ziel, das nur vollendete Wesen erreichen. Plötzlich stürzte Draupadi in den Tod. Bhima war schockiert: „Oh König, warum ist Draupadi, die Sündenlose, gefallen?“ Yudhishthira antwortete, ohne sich umzudrehen: „Sie war parteiisch Arjuna gegenüber.“
Als Sahadeva fiel, sagte er: „Ihm fehlte Bescheidenheit.“
Nakula fiel: „Er war zu stolz auf seine Talente.“
Yudhishthira ging nur noch von Arjuna und Bhima gefolgt unbeirrt weiter. Und der kleine Hund begleitete sie immer noch. Als sie ein Stück weiter waren, fiel Arjuna hinunter. Yudhishthiras Reaktion: „Seine Tapferkeit machte ihn eitel.“ Schließlich ein Schrei, und Bhima verlor seinen Halt. Yudhishthira rief ihm nach: „Du warst gierig, und beim Essen hast du dich nicht gemäßigt.“
Yudhishthira war nur noch allein mit diesem Hund unterwegs, und da sah er eine Kutsche daherschweben. Im nächsten Moment stand Indra, der Herr des Himmels, vor ihm. Indra bot ihm an, ihn in der Kutsche in den Himmel mit zu nehmen. Aber Yudhishthira wollte ohne seine Brüder und seine Frau nicht einsteigen. Indra lächelte: „Die haben den Himmel schon erreicht, nur nicht in der physischen Form. Also komm und steige in die Kutsche.“
Yudhishthira meinte: „Aber dieser Hund geht mit, der gehört zu mir.“
Indra war schockiert: „Auf keinen Fall! Da ist kein Platz im Himmel für einen Hund!“
„Keinen Platz für diesen treuen Hund, dann habe ich auch keinen Platz dort,“ erwiderte Yudhishthira.
„Willst du auf den Himmel verzichten nur wegen einem Hund?"
„Ich kann diesen Hund nicht zurücklassen. Er ist mir treu gefolgt.“
„Aber du hast doch auch deine Brüder und Draupadi zurückgelassen.“
„Ja, aber die sind tot. Der Hund jedoch lebt. Er hat mich bis hierher begleitet. Er ist von mir abhängig. Ich verstoße ihn nicht.“
Plötzlich verwandelte sich der Hund und Yama stand vor ihm. Yama hatte ihn ein zweite mal geprüft. Und da er bewiesen hatte, dass er Liebe für alle Lebewesen empfand, durfte er, und nur er alleine den Himmel in der physischen Form betreten.
Der letzte Test
Als Yudhishthira den Himmel betrat wurde er von den Göttern und Heiligen empfangen. Er war überrascht Duryodhana dort anzutreffen. Er war empört: „Duryodhana hier! Er, der verantwortlich für diesen schrecklichen Krieg war! Ich will hier nicht bleiben! Wenn der Himmel die Belohnung für die Unrechten Duryodhana ist, dann möchte ich wissen, welche noch höhere Welt für meine rechtschaffenen Brüder vorgesehen ist.“
Yudhishthira schaute sich vergeblich nach seinen Brüdern und seiner Frau um, und wollte dann zu ihnen gebracht werden. Indra meinte, dass niemand gezwungen werden könne im Himmel zu sein, und so beauftrage er einen Boten damit, Yudhishthira zu seinen Brüdern zu bringen.
Yudhishthira folgte dem himmlischen Boten. Und als sie so gingen, da veränderte sich das Leuchten des Himmels, bis sie schließlich in Dunkelheit gehüllt waren. Mit jedem Schritt den sie taten, wurde es immer schrecklicher. Plötzlich blieb der Bote stehen: „Ich hatte den Auftrag dich bis genau hierher zu bringen. Wenn du genug hast, kannst du mit mir ja wieder zurück gehen.“
Angeekelt von dem Gestank ging Yudhishthira rückwärts. Plötzlich waren Stimmen zu hören: „Verlass uns nicht! Solange du hier bist, fühlen wir, die uns auferlegten Torturen nicht! Deine bloße Präsenz gibt uns Linderung! Bitte gehe nicht zurück!“
„Wer seid ihr?“ fragte Yudhishthira. Es waren seine Brüder und Draupadi.
Yudhishthira war verwirrt. Dann wurde er wütend: „Duryodhana im Himmel! Und meine Brüder in der Hölle! Sind die Götter blind? Ist Dharma (die Rechtschaffenheit) gestorben?“
Er gab dem Boten den Auftrag, Indra auszurichten, dass er in der Hölle bleiben würde, wenn seine Präsenz doch so viel Linderung für seine Liebsten bedeutete.
Im nächsten Moment war Yudhishthira von göttlichem Licht umgeben. Indra und andere Götter erschienen vor ihm: „Yudhishthira,“ sprach Indra, „für die eine, einzige Lüge, die du in deinem ganzen Leben gesprochen hattest, musstest du für eine Sekunde in die Hölle. Deine Brüder mussten für die Gründe, welche du schon nanntest für eine kurze Zeit in die Hölle. Sie sind jetzt bereits im Himmel.
Yama erklärte ihm dann noch, dass dies die dritte und letzte Prüfung war. Yudhishthira war bereit in der Hölle zu bleiben für seine Brüder. Yudhishthira wäre mitfühlend, rechtschaffen und sündenlos. Yudhishthira verbeugte sich vor Yama, nahm dann ein Bad in der himmlischen Ganga, wurde von Indra und Yama in den Himmel begleitet, wo er wiedervereint war mit seinen Brüdern.