Avyaktam

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Avyaktam: ((Sanskrit: अव्यक्तम्, avyaktam Adj.) unmanifestiert, unentfaltet

Om - der Urklang

Avyaktam – Bedeutung und spirituelle Tiefe

Avyaktam ist ein zentraler Begriff in der indischen Philosophie und wird häufig in den Upanishaden, der Bhagavad Gita und in den Kommentaren des Vedanta verwendet. Wörtlich bedeutet Avyaktam „das Unmanifestierte“ oder „das Unsichtbare“. Es beschreibt die Ebene jenseits des sinnlich Wahrnehmbaren, die unsichtbare Quelle, aus der das Manifestierte hervorgeht.

Etymologie des Begriffs Avyaktam

  • Sanskrit अव्यक्तम् (avyaktam)
    • a- = Verneinung, „nicht“
    • vyakta = „manifest, deutlich, sichtbar“
    • avyaktam = „nicht manifestiert, unsichtbar, unerschaffen“

Avyaktam steht somit für das Ungeborene, das Ewige und das, was über alle Formen hinausgeht. Es wird oft gleichgesetzt mit dem Ungrund, aus dem alle Erscheinungen hervorgehen.

Avyaktam in der Bhagavad Gita

In der Bhagavad Gita wird Avyaktam mehrfach erwähnt, etwa im 8. Kapitel (Vers 20):

„Es gibt noch eine höhere Wirklichkeit als das Manifestierte und das Unmanifestierte – das Avyaktam, das Ewige, das unveränderliche Prinzip.“

Hier wird Avyaktam als transzendente Ebene beschrieben, die hinter der gesamten Schöpfung steht und die letztlich mit dem Brahman identisch ist.

Avyaktam im Vedanta

Im Vedanta wird Avyaktam als das Ursprüngliche bezeichnet, das vor aller Schöpfung existiert. Es ist:

  • jenseits von Raum und Zeit,
  • ohne Anfang und Ende,
  • unveränderlich und ewig.

Avyaktam ist das, was im Yoga und in der Meditation als das Ziel der Selbstverwirklichung gilt: die Erkenntnis des Unmanifesten als Grundlage allen Seins.

Avyaktam in Yoga und Meditation

Für Yogis und spirituelle Suchende bedeutet Avyaktam die Hinwendung zur inneren Stille und zur Quelle des Bewusstseins.

  • In der Meditation wird versucht, den Geist von den äußeren Manifestationen zu lösen und in das Unmanifestierte einzutauchen.
  • Avyaktam steht hier für das Bewusstsein hinter den Gedanken, für die Erfahrung der reinen Existenz.
  • Praktiken wie Pranayama, Mantra-Rezitation oder die Versenkung ins Ajna Chakra können helfen, das Unmanifestierte zu spüren.

Philosophische Interpretation von Avyaktam

Avyaktam wird je nach Philosophie-Schule unterschiedlich interpretiert:

  • Sankhya-Philosophie: Avyaktam ist die unmanifestierte Prakriti (Natur), aus der alle Erscheinungen hervorgehen.
  • Vedanta: Avyaktam ist identisch mit Brahman, dem absoluten, unendlichen Sein.
  • Yoga Philosophie: Avyaktam ist der Zustand jenseits aller Gedankenwellen, das Ziel der Meditation.

Zusammenfassung

Avyaktam (अव्यक्तम्) ist ein vielschichtiger Begriff, der das Unmanifestierte, Unsichtbare und Ewige bezeichnet. In der spirituellen Praxis ist Avyaktam das Ziel: das Aufgehen in der Quelle, die jenseits aller Formen liegt. Ob in den Upanishaden, in der Bhagavad Gita oder in den Systemen von Sankhya, Yoga und Vedanta – überall wird Avyaktam als die letzte Wirklichkeit beschrieben, die es zu erkennen gilt.