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'''Der nachfolgende Text ist dem Buch "Indische Mythen und Symbole - Schlüssel zur Formenwelt des Göttlichen" des Indologen [[Heinrich Zimmer]] entnommen (Originaltitel "Myths and Symbols in Indian Art and Civilization", Bollingen Foundation Inc., New York). Übersetzung aus dem Englischen von Ernst Wilhelm Eschmann, Eugen Diederichs Verlag, München 1981, 5. Aufl. 1993)''' | |||
==Indische Mythen und Symbole - Kapitel 3: Die Wächter des Lebens== | ==Indische Mythen und Symbole - Kapitel 3: Die Wächter des Lebens== |
Version vom 6. Februar 2020, 13:49 Uhr
Reittier Ein Reittier ist ein Tier auf dem man reiten kann. Das bekannteste Reittier heute ist sicherlich das Pferd.
Reittier
Heutzutage, wo man eigentlich keine Tiere braucht um sich fortzubewegen ist der Reitsport eben ein Sport geworden, eine Liebhaberei, wie es so schön heißt: Das höchste Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde.
Reittiere in der altindischen Mythologie
In der altindischen Mythologie haben die Götter verschiedene Reittiere und diese Reittiere stehen auch für die verschiedenen Eigenschaften der Götter. Reittiere der indischen Götter:
Garuda
Garuda, das Reittier von Vishnu: Garuda ist der Adler, der Adler ist das Reittier von Vishnu. Garuda gilt ja auch als der majestätische Vogel, auch in Europa ist der Adler oft das Wappentier, ist ja auch das Wappentier der Bundesrepublik Deutschland. Und so steht auch der Garuda für das majestätische und das große und auch für die Weite. Vishnu als der Erhalter hat diese Weite und diese Ausdehnung.
Hamsa
Hamsa, das Reittier von Brahma: Brahma der Schöpfer hat als Reittier Hamsa. Hamsa ist die weiße Wildgans, Hamsa wird manchmal auch als der Schwan angesehen. Brahma steht zum einen da für die schöpferische Kraft und es beginnt alles mit der Reinheit und so beginnt Brahma mit dem weißen Schwan. Brahma steht aber auch für die Gottverwirklichung, die Selbstverwirklichung. So wie es Hamsa gibt auch als Bezeichnung des Gottverwirklichten Meisters. Die weiße Wildgans fliegt majestätisch oben am Himmel und Brahma steht eben auch für diese Majestät. Daher: die weiße Wildgans, der Schwan das Reittier von Brahma.
Mushika
Die Ratte oder die Maus als Reittier von Ganesha. Das Reittier von Ganesha ist Mushika, eben die Maus oder manchmal eben auch bezeichnet als die Ratte. Das kleinste aller Tiere, Säugetiere ist letztlich die Maus mindestens von den bekannten Tieren und Ganesha ist der elefantenköpfige Gott – der Elefant das größte Säugetier. Und so steht Ganesha mit seiner Maus für die Verbindung von kleinstem bis größtem und steht auch dafür, dass letztlich Gott über alle Dualitäten hinausgeht. Gott kann mit seinem Reittier der Maus zum einen eben für das kleinste stehen, er kümmert sich um das kleinste, er kümmert sich auch um die geringsten seiner Verehrer und Verehrerinnen, Gott ist aber auch der Größte und kümmert sich auch um das große.
Mayura
Mayura der Pfau als Reittier von Subramanya. Subramanya ein anderer Sohn von Shiva, Ganesha ist der eine Sohn, hat als Reittier den Pfau. Der Pfau steht für die Schönheit und die Anmut. Subramanya ist ja auch der ewig jugendliche Gott. Der immer schön ist, immer schlank ist, immer stark ist und er hat eben auch Mayura als Pfau und so heißt es ja auch: Satyam Shivam Sundaram – Gott ist das wahre, das schöne und das gute! Und diese Schönheit drückt Gott eben in seiner Erscheinung als Subramanya und seinem Reittier, eben dem Pfau aus.
Nandi
Shivas Reittier: der Stier – Nandi. Shiva hat als Reittier den Stier Nandi. Der Stier gilt ja manchmal auch als die Kraft der Emotionen, der Triebe und der Sexualität. Shiva ist der Asket. Shiva, der der Asket ist hat aber als Reittier ein Tier, das besonders für Triebe, Emotionalität und so weiter steht. Auch hier haben wir zum Einen diese Verbindung – diese Dualität, Askese plus das triebhafte, zum anderen könnte man aber auch sagen: Shiva reitet ja diesen Stier, das heißt er kann das sinnliche irgendwo beherrschen, er kann es steuern und ein spiritueller Aspirant kann dort wie Shiva sein: Er mag Emotionen und er mag Triebe und so weiter haben, aber er reitet auf ihnen und lässt sich nicht von ihnen beherrschen.
Durgas Löwe und Tiger
Der Löwe und der Tiger als Reittiere von Durga. Durga die göttliche Mutter hat als Reittier entweder den Löwen oder den Tiger. Löwe und Tiger gelten ja als Könige unter den Tieren. Sie gelten insbesondere auch als gefährlich, im alten Indien gab es ja viele Löwen und Tiger im Dschungel und die konnten auch ab und zu Mal Haustiere, Kälber und so weiter fressen und vielleicht sogar Menschen. Und so waren die auch gefährlich. Und hier steht der Löwe und der Tiger auch für die Kraft im Menschen vielleicht auch dem Wunsch nach Macht und so weiter, vielleicht auch die Kraft für irgendwo sich zu wehren und das wilde und das ärgerliche und das feurige, das aber sehr gefährlich werden kann. Aber Durga reitet auf dem Löwen, was heißen soll: Ähnlich wie bei Shiva mit dem Stier, die göttliche Mutter hilft uns unsere letztlich wilden Tiere im Zaum zu halten, zu dirigieren, zu lenken, zu steuern und uns davon tragen zu lassen. Auch das ist wiederum die Aufgabe für einen spirituellen Aspiranten sich nicht beherrschen zu lassen von diesen inneren Kräften, sondern letztlich sie als seine Reittiere zu nehmen, diejenigen die einem helfen.
Ja, das sind nur einige Beispiele der Reittiere, Ganga, letztlich die Flussgöttin des Flusses Ganges hat als Reittier Makara, also das Fischkrokodil. Dann hat Gayatri genauso wie Sarasvati das gleiche Reittier wie Brahma, nämlich die weiße Wildgans beziehungsweise den Schwan.
Mehr findest Du natürlich im Yoga Wiki, hier kannst Du zum einen nach Reittier schauen, aber Du kannst auch suchen nach beispielsweise Hamsa, den Schwan von Brahma oder Du kannst suchen nach Nandi, den Stier von Shiva, Garuda den Adler von Vishnu.
Video Reittier
Hier findest du ein Vortragsvideo zum Thema Reittier :
Sprecher/Autor/Kamera/Produktion: Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, Ausbildungsleiter zu Yoga und Meditation.
Der nachfolgende Text ist dem Buch "Indische Mythen und Symbole - Schlüssel zur Formenwelt des Göttlichen" des Indologen Heinrich Zimmer entnommen (Originaltitel "Myths and Symbols in Indian Art and Civilization", Bollingen Foundation Inc., New York). Übersetzung aus dem Englischen von Ernst Wilhelm Eschmann, Eugen Diederichs Verlag, München 1981, 5. Aufl. 1993)
Indische Mythen und Symbole - Kapitel 3: Die Wächter des Lebens
Teil 2: Gottheiten und ihre Reittiere
Wo immer wir hinreichend zusammenhängenden Reihen buddhistischer Denkmäler aus den letzten Jahrhunderten vor Christus begegnen, welche die Unfreundlichkeiten des indischen Klimas und die Schicksalsschläge der Geschichte überlebt haben, treten Darstellungen von Schlangengenien in Gesellschaft verschiedenartiger anderer göttlicher Schutzherren für Fruchtbarkeit, Wohlstand und irdisches Heil auf. Unter wechselnden Aspekten personifizieren sie die wohltätige, aber blinde Lebensenergie, welche die Botschaft Buddhas brach und auflöste. In Haltungen frommer Sammlung, tiefen Glaubens und Entzückens wachen sie nun an dem Schrein dessen, der den schwierigen Pfad über sie hinaus weist: die Verleiblichungen der Macht erdgebundenen Lebens stehen in Verehrung vor dem Meister der Askese und Befreiung.
Auffallend unter diesen Gestalten sind die übrigen Baumgöttinnen oder Dryaden, die gewöhnlich in einer charakteristischen Stellung wiedergegeben werden, nämlich mit einem Arm den Stamm eines Baumes umschlingend und mit dem anderen einen Zweig herniederziehend, gibt die Göttin dem Stamm nahe der Wurzel einen sanften Tritt. Diese typische Darstellung leitet sich von einem Fruchtbarkeitsritual ab. Nach uraltem Glauben muß die Natur durch den Menschen angereizt werden; die schöpferischen Kräfte sind durch magische Mittel aus ihrem Halbschlummer wachzurufen. In Indien im besonderen gibt es einen gewissen Baum (Asoka), der nicht blühen soll, wenn er nicht von einem Mädchen oder einer jungen Frau berührt und getreten wird. Mädchen und junge Frauen werden als menschliche Verkörperung der mütterlichen Energie in der Natur betrachtet. Sie sind kleinere Doppelgängerinnen der Großen Mutter allen Lebens, Gefäße der Fruchtbarkeit, Leben in vollem Saft, mögliche Quellen künftiger Nachkommenschaft. Indem sie den Baum berühren und treten, übertragen sie ihm ihre Macht und befähigen ihn, Blüten und Früchte hervorzubringen. Darum wird die Göttin, welche die Lebensenergie und Fruchtbarkeit des Baumes verkörpert, am passendsten in der magischen Gebärde der Fruchtbarmachung vor Augen gestellt.
Auf einem Bild ist die Baumgöttin über einem Elefanten stehend wiedergegeben. Solche Beziehung der anthropomorphischen zur tierischen Gestalt ist ein gewöhnlicher Zug der indischen Ikonographie. Das nach unten gesetzte tierische Sinnbild wird als die menschliche Gestalt tragend gedeutet und als der »Träger« (Vahana) bezeichnet. Es handelt sich um eine doppelte Darstellung von Energie und Charakter des betreffenden Gottes.
Entsprechend wird Shiva auf seinem Stier, »die Göttin«, seine Gattin und Mitregentin, auf dem Löwen dargestellt. Ihr Sohn, der elefantenköpfige Gott Ganesha, »der Herr und Leiter von Shivas Scharen«, auch als »der Herr und Besieger der Hindernisse« (Vighneshvara) bezeichnet, thront über einer Ratte. Ganesha stürmt durch Hindernisse vorwärts wie ein Elefant durch den Dschungel; aber auch die Ratte ist ein Überwinder von Hindernissen und darum ein geeignetes, wenn auch leiblich nicht sehr passendes Reittier für die riesenhafte, dickbäuchige Gottheit mit dem Elefantenkopf. Der Elefant wandelt durch die Wildnis, Büsche niedertretend, Bäume wegbiegend oder auswurzelnd, Flüsse und Teiche bequem durchwatend; die Ratte verschafft sich Zugang zum verriegelten Getreidespeicher. So verkörpern die beiden die Macht dieses Gottes, jedes Hindernis auf dem Weg zur Erlösung zu beseitigen.
Kubera, Oberherr aller Genien (Yaksas) wird häufig auf einem sich duckenden Mann stehend abgebildet. Sein gewöhnlicher Beiname lautet »Der, dessen Reittier oder Träger ein Mann ist« (Nara-vâhana). Kubera und sein Gefolge sind Genien der Fruchtbarkeit, des Reichtums und des Wohlergehens. Sie werden hauptsächlich mit der Erde, den Bergen und den Schätzen an kostbaren Steinen und Metallen unter dem Boden in Verbindung gebracht. Schutzgottheiten des indischen Haushalts, stammen sie aus der einheimischen, vorarischen Tradition und spielen in den hinduistischen und frühen buddhistischen Volkssagen eine beträchtliche Rolle. Der menschliche Träger unter seinen Füßen unterscheidet Kubera von allen anderen übermenschlichen Königen und Fürsten, genau so wie die Kopfblase der Kobra den übermenschlichen Naga verrät. So ist der Träger zunächst einmal ein Merkmal, um uns genau wissen zu lassen, wer die in dem vorliegenden Werk dargestellte Figur ist.
Dieser Kunstgriff entstand nicht in Indien, sondern ist in einer früheren Epoche aus Mesopotamien übernommen worden. Ein Relief in Assyrien etwa zeigt den Gott Assur, wie er über einem zusammengesetzten Tier mit Drachenkopf, Löwen- an den Vorder- und Adlerklauen an den Hinterfüßen und dem Schwanz eines Skorpions, steht oder schwebt. Der Gott ist von den Symbolen verschiedener himmlischer Wesen umgeben, sowie von der Sonne und dem Mond, den Plejaden und dem Planeten Venus. In diesem Werk nimmt das synthetische Monstrum den Platz des Vahana in der indischen Kunst ein. Es dient der gleichen Bestimmung: auf einer niedrigen Ebene vertritt und verkörpert es die Energien des menschengestaltigen Gottes und dient ihm als Fuhrwerk. In den mesopotamischen Kunstwerken kann diese typische Einzelheit mindestens bis 1500 v. Chr. zurückverfolgt werden. In den frühesten indischen Monumenten dagegen (nämlich denen der Industal-Zivilisation des 4.-3. Jahrtausends v. Chr.) taucht sie nicht auf.
Der Ursprung des erklärenden und bestimmenden »Trägers« ist in der Technik der Bilder- oder Geheimschrift des alten Nahen Ostens zu suchen. Nach der allgemeinen schweigenden Übereinkunft, welche den Hieroglyphen und Bilderschriftaufzeichnungen zugrunde liegt, wie sie uns in ägyptischen und mesopotamischen Inschriften aufbewahrt sind und das Fundament des hebräischen und phönizischen Alphabetes bilden, werden Zeichen, die ursprünglich einmal Gegenstände vertraten, zum Ausdruck von Lautwerten gebraucht. Dann aber, um doppelte Bedeutungen auszuschließen, wurde ein anderes Symbol, der »Bestimmer« hinzugefügt, das die Beziehung des ursprünglichen Zeichens spezifizierte. Entsprechend sind in diesen Abbildungen von Gottheiten die einfachen königlichen oder weiblichen Umrisse der menschengestaltigen Figur ziemlich mehrdeutig. Der genaue Zusammenhang wird durch das unterwärts hinzugefügte, bestimmende oder parallele Symbol gegeben.
Wie wir sehen werden, ist dieser typische Zug des tierischen Trägers keineswegs das einzige Beispiel mesopotamischer Einflüsse auf den indischen Symbolismus. In einer sehr frühen Epoche muß ein überseeischer Verkehr zwischen dem Mündungsgebiet des Tigris und Euphrat und der indischen Westküste geblüht haben. Die ursprünglichen Mittelpunkte der mesopotamischen Zivilisation lagen nahe an den Deltas der Flüsse am Ende des persischen Golfes. Nach Indien war es nur ein paar Tage weit, und wir haben Zeugnisse von Einflüssen, die sich nach beiden Richtungen bewegen. Ein frühes indisches Alphabet, die Brahmi-Schrift, wurde aus einer semitischen Schreibart von ungefähr 800 v. Chr. zurechtgestutzt, und es gibt eine buddhistische Erzählung von einer Expedition indischer Kaufleute nach Babylon, das in dieser Geschichte "Baveru" genannt wird. Es wird erzählt, wie die Leute aus Indien das Erstaunen der westlichen Stadt durch einen mitgebrachten Pfauen hervorgerufen haben sollen.
Siehe auch
Weiterlesen im Buch von Heinrich Zimmer?
- Heinrich Zimmer, "Indische Mythen und Symbole - Schlüssel zur Formenwelt des Göttlichen"
- Kapitel 1: Ewigkeit und Zeit
- Kapitel 2: Die Mythologie Vishnus
- Kapitel 3: Die Wächter des Lebens
- Kapitel 4: Shivas kosmisches Entzücken
- Kapitel 5: Die Göttin
Literatur
Seminar
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