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Version vom 2. August 2022, 10:09 Uhr
Vieles was Menschen bewegt und zum Teil auch bedrückt, ist unausgesprochen. Muss alles ausgesprochen werden? Ich glaube nicht, dass alles ausgesprochen werden muss, aber vermutlich einiges.
Wertschätzung
Angenommen du hast Wertschätzung für einen Menschen. Dann lass die Wertschätzung nicht unausgesprochen. Sage das dem Menschen auch. Wenn du jemand anders respektierst, dann sage ihm, warum du ihn respektierst. Man sagt z.B., dass Kinder gerne die Anerkennung von ihren Eltern hätten. In der heutigen Zeit scheinen Eltern sehr viel zu loben, das ist dann inflationär. Aber Menschen z.B. in meinem Alter hätten sich gerne mal gewünscht, dass der Vater gesagt hätte, Sohn / Tochter ich bin stolz auf dich. Aber dieses Lob ist häufig unausgesprochen geblieben.
Manche Psychologen sagen, dass bei viele Menschen, selbst wenn sie in ihren 50-ger, 60-ger, 70-ger Jahren sind, viele ihrer Handlugen dadurch motiviert sind, den Vater mal dazu zu bringen mal zu sagen – Kind ich bin stolz auf dich. Selbst wenn der Vater schon längst tot ist. Wenn du also Vater bist, lass deine Anerkennung für deine Kinder nicht unausgesprochen, sondern sage es. Und wenn du ein Kind bist, dass vielleicht noch einen Vater hat, dann frage ihn doch mal – bist du zufrieden mit mir? Bringe den Vater dazu, das Unausgesprochene auszusprechen.
Unausgesprochenes Leid in der Familie
Ich gehöre auch zu der sogenannten Kriegskinder Generation oder Kriegskind Enkelgeneration. Mein Großvater war im Krieg, er war sogar im ersten und im zweiten Weltkrieg Soldat gewesen. Und meine Eltern sind in der Kriegszeit aufgewachsen. Sie sind 1932 geboren. Lange Zeit war es unausgesprochen, was sie im Krieg erlebt haben. Meine Mutter hat erlebt, wie ihre besten Freundinnen ins KZ gebracht wurden. Sie hat erlebt, wie die Häuser in der Umgebung ausgebombt und niedergebrannt wurden. Sie hat erlebt, wie Leichenteile aussehen und so weiter. Lange blieb das unausgesprochen, vielleicht auch deshalb, weil wir es nicht hören wollten. Wir haben nur nicht verstanden, warum unsere Mutter die Silvesterfeuerwerke nicht haben konnte. Es hat ihr in der Seele weh getan. Später haben wir gewusst warum.
Oder was mein Vater erlebt hatte, war auch lange Zeit unausgesprochen. Erst als er über 80 war, hat er uns mal erzählt, wie das so war, als es Flugangriffe gab und letztlich er und seine Schwester weggebracht werden sollten, um vor Fliegern und Bomben sicher zu sein. Wie dabei Tiefflieger ihn, seine Schwester und eine junge Frau, die die beiden in Sicherheit bringen wollte, gesehen haben. Wie sie dann immer und immer wieder von oben bombardiert und mit Maschinengewehrsalven aus dem Flugzeug beschossen wurden und wie sie nur durch ein Wunder überlebt haben. Lange Zeit ist das unausgesprochen geblieben. Aber diese unausgesprochenen Sachen aus dem Krieg belastet Menschen bis heute. Darum ist es gut, über solche Sachen mal zu sprechen.
Oder es wäre auch wichtig, wenn Kinder etwas Schlimmes erlebt haben, es gegenüber den Eltern auszusprechen. Manchmal können sie das aber erst gegenüber einem Psychotherapeuten aussprechen. Manches was ausgesprochen wird, kann besser verarbeitet werden und es hört auf, uns oder auch die Kinder auf einer unterbewussten Ebene zu beeinflussen.
Video Unausgesprochen
Hier findest du ein Vortragsvideo zum Thema Unausgesprochen :
Autor/Sprecher: Sukadev Bretz, Seminarleiter zu den Themen Yoga und Meditation.
Unausgesprochen Audio Vortrag
Hier die Audiospur des oberen Videos zu Unausgesprochen :
Siehe auch
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Selbsterfahrung, Psychotherapie, Psychologie Seminare
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