Siddha Padma

Aus Yogawiki

Siddha Padma (Sanskrit: सिद्धपद्म Siddha Padma m.) bedeutet wörtlich „vollkommener Lotus“ und bezeichnet eine fortgeschrittene Meditationshaltung im Yoga, die Körper, Geist und Seele in vollkommene Harmonie bringt. Sie gilt als Symbol der geistigen Vollendung (Siddhi) und als Tor zur tiefen Meditation und inneren Erleuchtung.

Frau im Lotus

Siddha Padma – Der vollkommene Lotussitz der Erleuchtung

Bedeutung und Herkunft von Siddha Padma

Der Begriff setzt sich aus zwei Sanskrit-Wörtern zusammen:

  • Siddha (सिद्ध) bedeutet „vollkommen“, „verwirklicht“, „erleuchtet“.
  • Padma (पद्म) heißt „Lotus“ – ein uraltes Symbol für Reinheit, Erwachen und spirituelle Entfaltung.

Der Lotus wächst aus dem Schlamm empor und öffnet seine Blüten im Sonnenlicht – ebenso erhebt sich der Mensch im Yoga aus den Begrenzungen des Ego zum Licht des Selbst (Atman). Siddha Padma ist somit nicht nur eine Körperhaltung, sondern ein Zustand der Bewusstheit – der Moment, in dem Körper und Geist still werden und die Seele in der Einheit des Brahman ruht.

Siddha Padma im Hatha Yoga

Swami Sivananda im Lotussitz – Sinnbild der meditativen Ruhe und Einheit.

In der Tradition des Hatha Yoga gilt Siddha Padma als eine höhere Stufe des Padmasana (Lotussitz). Während der einfache Lotussitz Stabilität und Balance vermittelt, steht Siddha Padma für tiefe Versenkung (Samadhi) und die Aktivierung der Kundalini-Energie.

Diese Haltung wird vor allem von fortgeschrittenen Yogis eingenommen, die eine starke Öffnung in den Hüften, Knien und im Becken besitzen. Sie ist ein Symbol der vollkommenen Ruhe – ein Körper, der unbeweglich und gelassen bleibt, wird zum Instrument des Geistes.

Symbolik und spirituelle Bedeutung

Siddha Padma steht für den vollkommenen Yoga-Zustand, in dem alle Gegensätze – Aktivität und Ruhe, Denken und Fühlen, Innen und Außen – aufgehoben sind.

In dieser Haltung wird der Yogi zu einem Gefäß göttlicher Energie:

  • Die Wirbelsäule ist aufgerichtet wie der Stängel eines Lotus, der das göttliche Licht (Prana) aufnimmt.
  • Das Herzchakra (Anahata) öffnet sich wie die Lotusblüte, in der reine Liebe und Mitgefühl erwachen.
  • Der Geist wird still und spiegelt das Unendliche wider – der Zustand von Siddha Samadhi.

Siddha Padma wird daher auch als „Sitz der Siddhas“ bezeichnet – jener verwirklichten Meister, die durch Yoga und Meditation das höchste Ziel, die Selbstverwirklichung (Moksha), erreicht haben.

Ausführung der Siddha Padma Haltung

Diese Haltung erfordert eine gute Vorbereitung durch Dehnung und Bewusstheit.

Schritt-für-Schritt Anleitung:

1. Setze dich in Padmasana (Lotussitz) – lege den rechten Fuß auf den linken Oberschenkel und den linken Fuß auf den rechten Oberschenkel.
2. Achte darauf, dass beide Knie möglichst den Boden berühren.
3. Richte die Wirbelsäule gerade auf, ziehe das Kinn leicht zur Brust (Jalandhara Bandha).
4. Lege die Hände in den Chin Mudra oder Jnana Mudra auf die Knie.
5. Schließe die Augen und richte die Aufmerksamkeit auf den Atem oder das Ajna Chakra (Drittes Auge).
6. Bleibe einige Minuten in stiller Meditation.

Tipp: Vorherige Praxis von Baddha Konasana oder Gomukhasana hilft, die Hüften zu öffnen und Siddha Padma leichter einzunehmen.

Wirkung und Nutzen von Siddha Padma

Die Chakren werden energetisch angesprochen

Siddha Padma wirkt auf körperlicher, energetischer und geistiger Ebene:

  • Körperlich: stärkt Wirbelsäule, Hüftgelenke und Beckenboden; stabilisiert den Kreislauf.
  • Energetisch: aktiviert das Muladhara, Anahata und Sahasrara Chakra – Basis, Herz und Krone werden in Einklang gebracht.
  • Geistig: führt zu tiefer Konzentration, Ruhe und meditativer Klarheit.
  • Spirituell: öffnet den Weg zur Selbsterkenntnis (Atma Jnana) und zur Erfahrung der Einheit mit dem Göttlichen.

Diese Haltung ist besonders hilfreich bei Meditationen über das Selbst, bei Mantra-Rezitationen und beim Pranayama.

Siddha Padma im Vedanta und Yoga Vedanta

In der Vedanta-Philosophie wird Siddha Padma nicht nur als Asana, sondern als Bewusstseinszustand verstanden: Ein Zustand, in dem der Mensch erkennt:

Aham Brahmasmi – Ich bin Brahman, das Absolute.“

So wie der Lotus unberührt bleibt vom Wasser, bleibt der Weise unberührt von den Wogen des Lebens.

Swami Sivananda sagte:

„Wenn du still wirst im Siddha Padma, öffnet sich das Tor zur Unendlichkeit.“

In dieser Haltung verschmelzen Yoga, Meditation und Hingabe (Bhakti) zu einem einzigen Akt des Erwachens.

Praktische Tipps für die Siddha Padma Praxis

  • Übe regelmäßig sanfte Hüftöffner und Dehnungen der Beinmuskulatur.
  • Meditiere täglich im Lotussitz oder halben Lotussitz, bis sich Ruhe und Stabilität einstellen.
  • Wiederhole Mantras wie Om Namah Shivaya oder Soham in der Haltung.
  • Fokussiere dich auf das Herzchakra – hier wird die Energie der Liebe und Hingabe transformiert.
  • Nimm dir Zeit für Nachspüren und Entspannung, zum Beispiel in Shavasana.

Fazit

Siddha Padma ist mehr als eine fortgeschrittene Yoga-Pose – es ist ein Zustand der vollkommenen Präsenz. Wer diese Haltung erlangt, erfährt innere Stille, geistige Kraft und spirituelle Freude. So wie der Lotus im Sonnenlicht erblüht, entfaltet sich auch der Yogi in der Erfahrung des Selbst (Atman) – rein, frei und unerschütterlich.

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