Yajurveda

Aus Yogawiki
Der vedische Sonnengott Surya mit Savitri

Yajurveda (Sanskrit यजुर्वेद yajurveda m.) wörtl.: "das Wissen (veda) von den Opfersprüchen (yajus)"; einer der vier Veden; Veda der Opfersprüche (Yajus), die während der Zeremonie rezitiert werden. Der Yajurveda ist in zwei Traditionslinien bzw. Rezensionen überliefert, dem sogenannten "schwarzen" (Krishna) bzw. "weißen" (Shukla) Yajurveda.

Hauptpriester des Yajurveda ist der Adhvaryu.

_

_

Der nachfolgende Text entstammt dem Buch "Altindisches Leben: Die Cultur der vedischen Arier", nach den Samhita dargestellt von Heinrich Zimmer, Berlin 1879

Es soll an dieser Stelle ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass das Wort Arier beim Indologen Zimmer ausschließlich im völkerkundlichen und sprachwissenschaftlichen Zusammenhang genannt wird.

Anhang: Ein Culturbild aus dem Yajurveda

Ein ganz eigenartiges Stück der Samhita des weißen Yajus ist der an vielen Stellen der Untersuchung berührte Purushamedhakânda V. S. 30. Derselbe gehört, wie sich aus inneren Gründen ergibt, entschieden der Periode des ausgebildeten Brahmanismus an. Dass er auch ein secundärer Zusatz zur Samhita ist, wird durch verschiedene Daten erwiesen: Die indische Tradition selbst bezeichnet ihn als Nachtrag (khila, s. Weber Ind. Literaturg.2 Seite 118); in der T.S. fehlt er und kommt erst T. Br. 3, 4, 1-19 vor ; auch das Kathaka hat ihn nicht.

Einhundert vier und achtzig Opfermenschen werden in der V. S. aufgeführt. »Bemerkenswerth ist, dass die angeblichen Gottheiten, denen ein Jeder dieser Opfermenschen zugewiesen wird, in sehr wenigen Fällen wirkliche Gottheiten, oder doch auch sonst als göttlich, halbgöttlich oder dämonisch anerkannte Wesen sind, sondern dass es fast durchgehend nur Personificationen sei es der Thätigkeit, der Lebensstellung, oder der geistigen Fähigkeiten und Neigungen sind, die einem Jeden derselben charakteristisch zukommen oder respect. auch abgehen. Weber, ZDMG. 18, 277. Gerade dieser Umstand ist höchst werthvoll; wir werden dadurch in Stand gesetzt, einen tiefen Blick in das indische Leben einer bestimmten Epoche zu werfen. Es soll im Folgenden der Versuch gemacht werden, soweit die Angaben des Purushamedhakanda reichen und verständlich sind, ein Bild des in ihm sich abspiegelnden Lebens zu zeichnen.

Wir treten in ein nach brahmanischer Vorschrift geordnetes Staatswesen. Die vier Kasten sind mit ihren characteristischen Merkmalen ausgebildet; der Çudra ist schon das gequälte und duldende Mitglied (tapas) der Gesellschaft. Selbst Mischkasten treffen wir schon: so den Magadha, Paulkasa; sie sind den übrigen Kasten ein Abscheu (bibhatsa, 17). Ebenso gab es Arier, die überhaupt nicht nach der zur Norm gewordenen brahmanischen Satzung lebten, sondern die Gebräuche der Vorfahren beibehielten (vratya). Auch den eingedrungenen Ariern sich nicht assimilierende, ihrer Religion und Satzungen sich nicht anschließende Urbewohner (nishâda) waren vorhanden; sie hatten sich in die Berge (sanu, parvata), in Höhlen (guha) und Wälder zurückgezogen, schmückten sich mit Federn (parnaka) und waren Feinde der Arier.

Die erste Stelle im Staatswesen nahm die Priesterschaft ein. Unter den Brahmanen herrschte reges, wissenschaftliches Leben; in den Schulen saßen zu den Füßen der Lehrer (acarya) Schüler voll Eifer und Lernbegierde ((aciksha, upaçiksha), die nicht müde wurden in Fragen. Für einzelne Veden bestanden schon verschiedene Schulen, die miteinander in Hader geriethen; so gab es neben der Madhyamdinaçakha, wie wir erfahren, eine Schule des Caraka. Von priesterlicher Obliegenheit beim Opfer sind benannt der Holzherbeiholer (darvahara), Feueranzünder (agnyedha) und der Besprenger (abhishektar). Gemäß ihrer priesterlichen Stellung hatten sie auch die Opferzeiten zu bestimmen: wir finden sie daher als Sternenbeobachter (nakshatradarça) und Astrologen (ganaka) thätig. Sie waren Bewahrer des Rechtes, begaben sich daher in die Halle (sabhacara) und entschieden die streitigen Fragen (praçnavivaka).

Nächste Stelle nahmen die Rajanya ein. Aus ihnen wurde der Herrscher des Staates genommen, der durch einen Priester (abhishektar) geweiht wurde. Der König besaß einen geordneten Hofstaat. Sein Harem war von Eunuchen (kliba) gehütet, sein Palast durch Wächter (grhapa) und deren Gehülfen (anukshattar) gewahrt, selbst an den einzelnen Thüren standen Aufseher, die Jeden vor seinem Eintritt sorgfältig musterten (vivikti). Diener (anucara, upasad) standen, seines Befehls gewärtig, Trabanten (parishkanda) begleiteten ihn. Der Marschalk (sûta) mit seinen Untergebenen, dem Elephantenhüter und Rossaufseher (açvapa, hastipa), sorgten dafür, dass der Marstall immer mit tüchtigen Thieren versehen war. Zog der König auf die Jagd, so begleiteten ihn Jäger (mrgayu); Meuteführer (çvani) mit ihren Hunden hetzten und trieben das Wild zu. Beim Mahle ordnete der Truchsess (pariveshtar) die Tafel an, ein anderer tranchierte das Fleisch (peçitar), ein dritter würzte die Speisen (prakaritar), ein weiterer (bhagadugha) setzte sie dem König vor. Für süßen Trank (kilala) sorgte der Destillateur (surakara). Zur Unterhaltung trat nach dem Mahle die Kapelle auf, bestehend aus einem Trommelschläger (adambaraghata), einem Lautenspieler (vinavada), einem Flötenbläser (tilnavadhma), einem Muschelbläser (çankhadhma) und einem Händeklatscher (panighna).

Abwechselnd produziert sich der Mime (çailusha) und der Bajazzo (vamçanartin).

Beim Ausbruch eines Krieges wurde ein Feldherr (gramani) mit dem von Elephanten begleiteten Heere ausgesandt, ein Herold (abhikroçaka) war beigegeben. Hauptwaffe im Krieg war der Bogen: Bogensehnenverfertiger (jyakara), Pfeilverfertiger (ishukara), Bogenmacher (dhanuskara) versehen die Krieger mit Waffen.

Nicht jeder der Unterthanen war willfährig und auf seine Mitmenschen Rücksicht nehmend (anurudh), ihnen in Noth aushelfend (upada). Da gab es Unbotmäßige (apratipad), Diebesseelen (stenahrdaya), Diebe (stena), Räuber (sailaga) und Mörder (virahan). Klagen über Beeinträchtigungen mancherlei Art entstanden. Dafür wanderten alltäglich des Königs Beauftragte zur Gerichtsversammlung (sabhacara), hörten Klagen an und entschieden die Streitfragen (praçnavivaka).

Nach Brahmana und Râjanya kam die Kaste der Vaiçya. Ihre Hauptbeschäftigungen waren Ackerbau und Viehzucht. War der Boden gepflügt (kinaça), so ward die Saat bestellt (vap): möge sie gedeihen. Haus- und Zuchtthiere waren Elephant, Ross, Rindvieh, Schaf, Ziege. Ein geheiligtes Thier war die Kuh (Vers 18). Als Goldarbeiter (hiranyakara), Juweliere (manikara) und Kaufleute (vanij) gingen sie anderweitigem Erwerb nach.

Die folgenden Beschäftigungen gehörten wohl auch zum grössten Theil noch den Vaiçya an: Fischer (paunjishtha, kevala), Wagner (rathakara), Zimmermann (takshan), Töpfer (kaulala), Schmied (karmara, ayastapa), Seiler (rajjusarja), Kürschner (ajinasamdha), Gerber (carmamna). Mehr für die Verfeinerung als den eigentlichen Lebensbedarf arbeiteten die Rohrflechterin (bidalakari), die Arbeiterin in Dornen (kantakikari), Confectionsdame (peçaskari), Kleiderwäscherin (vasahpalpuli), Färberin (rajayitri).

Betrachten wir die Sittlichkeit der Gesellschaft, so finden wir dieselbe nicht sehr hoch stehend. Neben mannstollen Frauenzimmern (pumçcali) gab es Weiberfreunde (strishakha); den Wünschen der letzteren waren willig Confectionsdamen und Färberinnen. Liederliche (atitvari), ausschweifende Weiber (atiskadvari) zogen umher (paryayini). Das Vorkommen von Jungfernsöhnen (kumariputra) wird bei solchen Verhältnissen nicht Wunder nehmen. Eine rühmende Ausnahme macht die Salbenbereiterin, ihr wird ausdrücklich Sittsamkeit (çila) zugesprochen. Stellten sich einem Buhlen (jara) oder einem Mädchen Hindernisse in den Weg gegen die Vereinigung, so waren Arbeiterinnen in Liebeszauber (smarakari) zur Hand, die das gewünschte Einverständnis (samjnana) herzustellen wussten.

Über die Familienverhältnisse erfahren wir nur, dass es einem jüngeren Bruder verboten war zu heirathen, ehe der ältere verheirathet war (parivitta), ebenso der jüngeren Schwester.

Ein Hauptvergnügen bildete das Würfelspiel. Man spielte dasselbe mit fünf Würfeln (aya): Kali, krta, treta, dvapara, askanda. Dasselbe wurde so leidenschaftlich getrieben, dass manche fast nicht vom Spieltisch wichen; solche nannte man scherzhaft sabhasthanu, Pfosten am Spielhaus.

Mit Fehlern und Körpergebrechen mancherlei Art waren die Leute behaftet. Da gab es Missgestaltete (virupa) als da sind: zu lang (atidirgha), zu kurz (atihrasva), zu dick (atisthula), zu dünn (atikrça), zu weiß (atiçukla), zu schwarz (atikrshna), zu kahl (atikulva), zu haarig (atilomaçu). Ferner fanden sich Kahlköpfe (khalati), Grüngelbäugige (haryaksha), Weißgelbäugige (çuklapingaksha), Schwarzgelbäugige (krshnapingaksha), Scheckige (kirmira - Vermischung von Ariern und Ureinwohnern), Aussätzige (kilasa, sidhmala), Krüppel (pithasarpin), Taube (badhira), Blinde (andha), Lahme (srama), Zwerge (vamana), Bucklige (kubja). Sie alle bedurften des Arztes (bhishaj); Universalkur war Abführen (pavitraya bhishajam). Vielfach nahm man jedoch zu Zauber und Beschwörung seine Zuflucht, wie die, die eine Fehlgeburt gehabt hat (avatoka), den Atharvan (d. i. nach Sayana atharvaçakhagatamantrabhimanibhyah) geweiht wird.

Der Mörder (virahan) fiel der Hölle (naraka) anheim, als deren Herrscher wohl Yama (Vers 45) galt.

(Aus dem Buch "Altindisches Leben: Die Cultur der vedischen Arier", nach den Samhita dargestellt von Heinrich Zimmer, Berlin 1879)

Siehe auch

Literatur

Seminare

Der RSS-Feed von https://www.yoga-vidya.de/seminare/stichwortsuche/dfu/0/dtu/0/ex/0/fu/Indische%2BSchriften/ro/s/?type=2365 konnte nicht geladen werden: Fehler beim Parsen von XML für RSS