Klassische Upanishaden - Die Kathaka-Upanishad des schwarzen Yajurveda: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Yogawiki
(Die Seite wurde neu angelegt: „==Erster Adhyaya== ===Erste Valli=== 1. Willig gab einstmals Vajashravasa (bei einem Opfer) seine ganze Habe dahin. Ihm war ein Sohn mit Namen Naciketas. 2. De…“)
 
 
(10 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
==Erster Adhyaya==
 
===Erste Valli===
''Quelle:'' <br />
1. Willig gab einstmals Vajashravasa (bei einem Opfer) seine ganze Habe dahin. Ihm war ein Sohn mit Namen Naciketas.
Klassische [[Upanishaden]]<br />
2. Den, obgleich er erst ein Knabe war, überkam, als die Opferlohn-kühe (zur Verteilung an die Brahmanen) hergetrieben wurden, der Glaube (an die Wirksamkeit des Allhabeopfers), und er bedachte:
- Die Weisheit des [[Yoga]] -<br />
Auszüge aus dem Werk<br />
„Sechzig Upanishads des Veda“<br />
von Paul Deussen<br />
Originalausgabe F.A. Brockhaus, Leipzig, 1897<br />
Neuauflage B. Kleine Verlag GmbH, Bielefeld, 1980<br />
 
Copyright dieser Ausgabe<br />
Alle Rechte vorbehalten<br />
Yoga Vidya Verlag<br />
[[Yoga Vidya]] GmbH<br />
Yogaweg<br />
32805 [[Bad Meinberg]]<br />
 
==Erster [[Adhyaya]]==
[[Datei:RTEmagicC klassische upanishaden andere schraeg.jpg.jpg|mini|Diesen Text kann man auch in diesem Buch erwerben]]
 
===Erste [[Valli]]===
1. Willig gab einstmals Vajashravasa (bei einem [[Opfer]]) seine ganze Habe dahin. Ihm war ein Sohn mit Namen Naciketas.
2. Den, obgleich er erst ein Knabe war, überkam, als die Opferlohn-kühe (zur Verteilung an die [[Brahmane]]n) hergetrieben wurden, der Glaube (an die Wirksamkeit des Allhabeopfers), und er bedachte:
3. „Wasser trinkend und Gras essend,
3. „Wasser trinkend und Gras essend,
Ausgemolken und lendenlahm! ?
Ausgemolken und lendenlahm! ?
Ach! diese Welten sind freudlos,
Ach! diese [[Welt]]en sind freudlos,
In die er, solche spendend, geht.“
In die er, solche spendend, geht.“
4. Und er sprach zu seinem Vater (sich selbst anbietend, um das Allhabeopfer vollständig zu machen): „Mein Vater, wem wirst du mich geben?“ - so sprach er, (in ihn dringend) zum zweitenmal und drittenmal. Ihm antwortete (von Zorn über diese Unterschätzung seiner Opfergaben ergriffen) der Vater: „Dem Tode gebe ich dich.“
4. Und er sprach zu seinem Vater (sich selbst anbietend, um das Allhabeopfer vollständig zu machen): „Mein Vater, wem wirst du mich geben?“ - so sprach er, (in ihn dringend) zum zweitenmal und drittenmal. Ihm antwortete (von Zorn über diese Unterschätzung seiner Opfergaben ergriffen) der Vater: „Dem [[Tod]]e gebe ich dich.“
Naciketas spricht:
Naciketas spricht:
5. „Zwar bin ich besser als viele,
5. „Zwar bin ich besser als viele,
Doch viele sind an Wert mir gleich;
Doch viele sind an Wert mir gleich;
Was mag wohl Yama vorhaben,
Was mag wohl [[Yama]] vorhaben,
Dass er jetzt schon nach mir begehrt?“
Dass er jetzt schon nach mir begehrt?“


Zeile 19: Zeile 38:
Korngleich ersteht er wieder neu.
Korngleich ersteht er wieder neu.
7. Ein Brahmane als Gast eintritt
7. Ein Brahmane als Gast eintritt
Ins Haus gleichwie ein Feuerbrand;
Ins Haus gleichwie ein [[Feuer]]brand;
Ihn zu löschen, bring her eilig
Ihn zu löschen, bring her eilig
Das Fußwasser, Vaivasvata!
Das Fußwasser, Vaivasvata!
8. Um Hoffnung, Aussicht, Freundes Verkehr und Zuspruch,
8. Um Hoffnung, Aussicht, Freundes Verkehr und Zuspruch,
Um Opfer, fromme Werke, Kinder und Herden, ?
Um [[Opfer]], fromme Werke, [[Kind]]er und Herden, ?
Um alles dieses bringt den unverständigen Mann
Um alles dieses bringt den unverständigen Mann
Ein nicht von ihm bewirteter Brahmanengast.
Ein nicht von ihm bewirteter [[Brahmane]]ngast.
Yama:
Yama:
9. „Weil du, Brahmane, der als Gast zu ehren,
9. „Weil du, Brahmane, der als Gast zu ehren,
Zeile 34: Zeile 53:


10. „Beruhigten Gemüts und wohlgesinnt sei,
10. „Beruhigten Gemüts und wohlgesinnt sei,
Verwichnen Grolles, Gautama mir wieder;
Verwichnen Grolles, [[Gautama]] mir wieder;
Froh grüß' er mich, den du, o Tod, entlassen! ?
Froh grüß' er mich, den du, o [[Tod]], entlassen! ?
Das wähle ich als ersten der drei Wünsche.“
Das wähle ich als ersten der drei Wünsche.“
Yama:
[[Yama]]:
11. „Auddalaki Aruni wird wie vordem
11. „Auddalaki Aruni wird wie vordem
Froh werden, seines Worts von mir entbunden;
Froh werden, seines Worts von mir entbunden;
Zeile 43: Zeile 62:
Befreit dich sehend aus des Todes Rachen.“
Befreit dich sehend aus des Todes Rachen.“
Naciketas:
Naciketas:
12. „In der Welt des Himmels gibt es keine Furcht mehr,
12. „In der Welt des [[Himmel]]s gibt es keine Furcht mehr,
Dort bist nicht du, nicht macht besorgt das Alter;
Dort bist nicht du, nicht macht besorgt das Alter;
Beiden entrückt, dem Hunger und dem Durste,
Beiden entrückt, dem Hunger und dem Durste,
Von Leid frei, freut man in der Himmelswelt sich.
Von Leid frei, freut man in der Himmelswelt sich.
13. Du kennst, o Tod, das Feuer, das den Himmel
13. Du kennst, o Tod, das [[Feuer]], das den [[Himmel]]
Erwirbt; mir, der dir gläubig horcht, erklär' es!
Erwirbt; mir, der dir gläubig horcht, erklär' es!
Unsterblich sind, die dort im Himmel weilen, ?
Unsterblich sind, die dort im Himmel weilen, ?
Zeile 54: Zeile 73:
14. „Wohlan! ich will das Feuer, das den Himmel
14. „Wohlan! ich will das Feuer, das den Himmel
Erwirbt, dir sagen, hör' es mit Verständnis; ?
Erwirbt, dir sagen, hör' es mit Verständnis; ?
Das Feuer, das der ew'gen Welt Erlangung
Das Feuer, das der ew'gen [[Welt]] Erlangung
Und Grund ist, wisse im Versteck verborgen.“
Und Grund ist, wisse im Versteck verborgen.“


15. Da lehrt' er ihm das Feuer, das die Welt baut,
15. Da lehrt' er ihm das Feuer, das die Welt baut,
Die Backsteine, wie groß und wie zu schichten.
Die Backsteine, wie groß und wie zu schichten.
Er aber wiederholt' es nach der Reihe. ?
Er aber wiederholt' es nach der Reihe. ?
Und wieder nahm der Tod das Wort voll Freude,
Und wieder nahm der [[Tod]] das Wort voll [[Freude]],
16. Und sprach zu ihm befriedigt, hohen Sinnes:
16. Und sprach zu ihm befriedigt, hohen Sinnes:
„Noch ein Geschenk sollst obendrein du haben:
„Noch ein Geschenk sollst obendrein du haben:
Zeile 68: Zeile 86:
17. ‚Drei-Naciketa-Feuer-haft, Drei-Bund-haft,
17. ‚Drei-Naciketa-Feuer-haft, Drei-Bund-haft,
Drei-Werk-haft streift man ab Geburt und Sterben;
Drei-Werk-haft streift man ab Geburt und Sterben;
Den Gott erkennend, der, was Brahman schuf, weiß,
Den Gott erkennend, der, was [[Brahman]] schuf, weiß,
Und schichtend geht man ein zur Ruh für immer.’
Und schichtend geht man ein zur Ruh für immer.’
18. Drei-Naciketa-Feuer-haft, Drei-kundig, ?
18. Drei-Naciketa-Feuer-haft, Drei-kundig, ?
Wer so das Naciketafeuer schichtet,
Wer so das Naciketafeuer schichtet,
Stößt vor sich weg des Todesgottes Schlingen;
Stößt vor sich weg des Todesgottes Schlingen;
Von Leid frei freut er in der Himmelswelt sich.
Von Leid frei freut er in der [[Himmel]]swelt sich.
19. Das ist das Himmelsfeuer, Naciketas,
19. Das ist das Himmelsfeuer, Naciketas,
Das du dir wähltest als der Gaben zweite.
Das du dir wähltest als der Gaben zweite.
Zeile 79: Zeile 97:
Jetzt, Naciketas, sprich den dritten Wunsch aus.“
Jetzt, Naciketas, sprich den dritten Wunsch aus.“
Naciketas:
Naciketas:


20. „Ein Zweifel waltet, wenn der Mensch dahin ist:
20. „Ein Zweifel waltet, wenn der Mensch dahin ist:
Zeile 85: Zeile 102:
Das möchte ich, von dir belehrt, ergründen,
Das möchte ich, von dir belehrt, ergründen,
Das sei die dritte Gabe, dich ich wähle!“
Das sei die dritte Gabe, dich ich wähle!“
Yama:
[[Yama]]:
21. „Auch von den Göttern ward hier einst gezweifelt;
21. „Auch von den [[Götter]]n ward hier einst gezweifelt;
Schwer zu erkennen, dunkel ist die Sache.
Schwer zu erkennen, dunkel ist die Sache.
Wähl' einen andern Wunsch dir, Naciketas,
Wähl' einen andern Wunsch dir, Naciketas,
Bedränge mich nicht, diesen Wunsch erlass mir.“
Bedränge mich nicht, diesen Wunsch erlass mir.“
Naciketas:
Naciketas:
22. „Auch Götter also haben hier gezweifelt,
22. „Auch [[Götter]] also haben hier gezweifelt,
Und du sagst selbst, dass schwer, es zu erkennen.
Und du sagst selbst, dass schwer, es zu erkennen.
Kein andrer kann es so wie du erklären,
Kein andrer kann es so wie du erklären,
Kein andrer Wunsch kommt diesem gleich an Werte.“
Kein andrer Wunsch kommt diesem gleich an Werte.“
Yama:
Yama:
23. „Wähl' hundertjährige Kinder dir und Enkel,
23. „Wähl' hundertjährige [[Kinder]] dir und Enkel,
Viel Herden, Elefanten, Gold und Rosse,
Viel Herden, [[Elefant]]en, Gold und Rosse,
Erwähle großen Grundbesitz an Land dir,
Erwähle großen Grundbesitz an Land dir,
Und lebe selbst so viel du willst der Herbste!
Und lebe selbst so viel du willst der Herbste!
24. Wenn dies an Wunsch du schätzest gleich an Werte,
24. Wenn dies an Wunsch du schätzest gleich an Werte,
So wähle Reichtum dir und langes Leben,
So wähle Reichtum dir und langes [[Leben]],
Ein Großer, Naciketas, sei auf Erden,
Ein Großer, Naciketas, sei auf [[Erde]]n,
Ich mache zum Genießer aller Lust dich.
Ich mache zum Genießer aller Lust dich.


Zeile 115: Zeile 132:
Die Sorge für das Morgen macht es welken.
Die Sorge für das Morgen macht es welken.
Auch ganz gelebt, ist doch nur kurz das Leben. ?
Auch ganz gelebt, ist doch nur kurz das Leben. ?
Behalte deine Wagen, Tanz und Spiele.
Behalte deine Wagen, [[Tanz]] und Spiele.
27. Durch Reichtum ist der Mensch nicht froh zu machen!
27. Durch Reichtum ist der Mensch nicht froh zu machen!
Wen lockte Reichtum, der dir sah ins Auge?
Wen lockte Reichtum, der dir sah ins Auge?
Zeile 122: Zeile 139:
28. Wer, der geschmeckt hat, was nicht stirbt, nicht altert,
28. Wer, der geschmeckt hat, was nicht stirbt, nicht altert,
Hier unten steht und weiß sich altern, sterben,
Hier unten steht und weiß sich altern, sterben,
Und wägt die Farbenpracht und Lust und Freuden, ?
Und wägt die Farbenpracht und [[Lust]] und Freuden, ?
Wer mag an längerm Leben Freude haben!
Wer mag an längerm Leben [[Freude]] haben!
29. Worüber jener Zweifel herrscht hienieden,
29. Worüber jener Zweifel herrscht hienieden,
Was bei dem großen Hingang wird, das sag' uns;
Was bei dem großen Hingang wird, das sag' uns;
Zeile 132: Zeile 149:
Yama:
Yama:
1. „Ein andres ist das Bessere, und ein andres
1. „Ein andres ist das Bessere, und ein andres
Das Liebere, die, verschiednen Ziels, euch fesseln: ?
Das Liebere, die, verschiedenen Ziels, euch fesseln: ?
Wer sich das Bessere wählt, dem ist's zum Heile,
Wer sich das Bessere wählt, dem ist's zum Heile,
Des Zwecks geht, wer das Liebere wählt, verlustig.
Des Zwecks geht, wer das [[Liebe]]re wählt, verlustig.
2. Das Bessere und das Liebere naht dem Menschen;
2. Das Bessere und das Liebere naht dem Menschen;
Umwandelnd beide, scheidet sie der Weise;
Umwandelnd beide, scheidet sie der Weise;
Zeile 148: Zeile 165:
Der Lüste Heerschar hat dich nicht zerrüttet.
Der Lüste Heerschar hat dich nicht zerrüttet.


5. In des Nichtwissens Tiefe hin sich windend,
5. In des Nichtwissens [[Tiefe]] hin sich windend,
Sich selbst als Weise, als Gelehrte wähnend,
Sich selbst als Weise, als Gelehrte wähnend,
So laufen ziellos hin und her die Thoren,
So laufen ziellos hin und her die Thoren,
Wie Blinde, die ein selbst auch Blinder anführt.
Wie [[Blind]]e, die ein selbst auch Blinder anführt.
6. Das Sterbenmüssen geht nicht ein dem Thoren,
6. Das Sterbenmüssen geht nicht ein dem Thoren,
Dem Taumelnden, durch Reichtums Blendung Blinden;
Dem Taumelnden, durch Reichtums Blendung Blinden;
‚Dies ist die Welt, kein Jenseits gibt's!' so wähnend
‚Dies ist die [[Welt]], kein Jenseits gibt's!' so wähnend
Verfällt er immer wieder meiner Herrschaft.
Verfällt er immer wieder meiner Herrschaft.
7. Von dem auch zu hören, vielen nicht beschieden,
7. Von dem auch zu hören, vielen nicht beschieden,
Den viele, von ihm hörend, nicht begriffen, ?
Den viele, von ihm hörend, nicht begriffen, ?
Ein Wunder, wer ihn lehrt, kundig, wer ihn auffasst,
Ein [[Wunder]], wer ihn lehrt, kundig, wer ihn auffasst,
Ein Wunder, wer ihn kennt, belehrt von Kund'gen.
Ein Wunder, wer ihn kennt, belehrt von Kund'gen.
8. Nicht, wenn verkündigt von gemeinen Menschen,
8. Nicht, wenn verkündigt von gemeinen Menschen,
Ist leicht er fassbar, selbst bei vielem Sinnen;
Ist leicht er fassbar, selbst bei vielem Sinnen;
Und ohne Lehrer ist hier gar kein Zugang:
Und ohne Lehrer ist hier gar kein Zugang:
Zu tief ist er für eignes tiefes Denken.
Zu tief ist er für eignes tiefes [[Denken]].
9. Nicht ist durch Grübeln dieser Sinn zu fassen,
9. Nicht ist durch Grübeln dieser Sinn zu fassen,
Doch fassbar wohl, wenn einer dir ihn lehrt, Freund;
Doch fassbar wohl, wenn einer dir ihn lehrt, Freund;
Zeile 171: Zeile 188:
10. Ich weiß etwas, Schatz heißt es, doch vergänglich;
10. Ich weiß etwas, Schatz heißt es, doch vergänglich;
Das Wechselnde kann Bleibendes nicht wirken.
Das Wechselnde kann Bleibendes nicht wirken.
Darum baut' ich das Naciketa-Feuer;
Darum baut' ich das Naciketa-[[Feuer]];
Nichtew'gen Stoffs erschloss es mir das Ew'ge.
Nichtew'gen Stoffs erschloss es mir das Ew'ge.
11. Was Wunschvollendung, was der Welten Grund ist,
11. Was Wunschvollendung, was der Welten Grund ist,
Zeile 179: Zeile 196:
12. Den schwer zu schauenden, geheimnisvollen,
12. Den schwer zu schauenden, geheimnisvollen,
Den in der Höhle tief versteckten Alten,
Den in der Höhle tief versteckten Alten,
Wer den durch Hingebung (yoga) im eigenen Innern
Wer den durch Hingebung ([[yoga]]) im eigenen Innern
Als Gott erfasst, lässt Lust und Leid dahinten.
Als Gott erfasst, lässt Lust und Leid dahinten.
13. Der Sterbliche, der dies vernahm und fasste,
13. Der Sterbliche, der dies vernahm und fasste,
Abtat was äußerlich (dharmyam), ergriff das Feine,
Abtat was äußerlich ([[dharmyam]]), ergriff das Feine,
Der wird sein froh; ja, er besitzt was froh macht!
Der wird sein froh; ja, er besitzt was froh macht!
Naciketas ist als Wohnung ihm bereitet.
Naciketas ist als Wohnung ihm bereitet.
Zeile 190: Zeile 207:
Was du als solches siehst, ? sag' an! ?
Was du als solches siehst, ? sag' an! ?


 
15. Das Wort, das alle [[Veden]] uns verkünden,
15. Das Wort, das alle Veden uns verkünden,
Das sich in jeglicher Kasteiung ausdrückt,
Das sich in jeglicher Kasteiung ausdrückt,
Um das in Brahmanenschülerschaft sie leben,
Um das in [[Brahmane]]nschülerschaft sie leben,
Dies Wort vernimm in einem Inbegriffe:
Dies Wort vernimm in einem Inbegriffe:
Om! so lautet es.
[[Om]]! so lautet es.
16. Ja, diese Silbe ist Brahman,
16. Ja, diese Silbe ist [[Brahman]],
Diese Silbe das Höchste ist;
Diese Silbe das Höchste ist;
Wer dieser Silbe ist kundig,
Wer dieser Silbe ist kundig,
Zeile 207: Zeile 223:
Stammt nicht von jemand, wird auch nicht zu jemand.
Stammt nicht von jemand, wird auch nicht zu jemand.
Von ewig her, bleibt ewig er der Alte,
Von ewig her, bleibt ewig er der Alte,
Wird nicht getötet, wenn den Leib man tötet.
Wird nicht getötet, wenn den [[Leib]] man tötet.
19. Wer, tötend, glaubt, dass er töte,
19. Wer, tötend, glaubt, dass er töte,
Wer, getötet, zu sterben glaubt,
Wer, getötet, zu sterben glaubt,
Zeile 214: Zeile 230:


20. Des Kleinen Kleinstes und des Großen Größtes,
20. Des Kleinen Kleinstes und des Großen Größtes,
Wohnt er als Selbst hier dem Geschöpf im Herzen;
Wohnt er als Selbst hier dem [[Geschöpf]] im Herzen;
Frei von Verlangen schaut man, fern von Kummer,
Frei von Verlangen schaut man, fern von Kummer,
Gestillten Sinnendrangs des Atman Herrlichkeit.
Gestillten Sinnendrangs des Atman Herrlichkeit.
Zeile 221: Zeile 237:
Des Gottes Hin- und Her-Wogen,
Des Gottes Hin- und Her-Wogen,
Wer verstände es außer mir?
Wer verstände es außer mir?
22. In den Leibern den Leiblosen,
22. In den [[Leib]]ern den Leiblosen,
Im Unsteten den Stetigen,
Im Unsteten den Stetigen,
Den Atman, groß, alldurchdringend,
Den [[Atman]], groß, alldurchdringend,
Schaut der Weise und grämt sich nicht.
Schaut der Weise und grämt sich nicht.
23. Nicht durch Belehrung wird erlangt der Atman,
23. Nicht durch Belehrung wird erlangt der Atman,
Nicht durch Verstand und viele Schriftgelehrtheit;
Nicht durch Verstand und viele Schriftgelehrtheit;
Nur wen er wählt, von dem wird er begriffen:
Nur wen er wählt, von dem wird er begriffen:
Ihm macht der Atman offenbar sein Wesen.
Ihm macht der [[Atman]] offenbar sein [[Wesen]].
24. Nicht wer von Frevel nicht ablässt,
24. Nicht wer von Frevel nicht ablässt,
Unruhig, ungesammelt ist,
Unruhig, ungesammelt ist,
Zeile 234: Zeile 250:
Kann durch Forschen erlangen ihn.
Kann durch Forschen erlangen ihn.


25. Er, der Brahmanen und Krieger
25. Er, der Brahmanen und [[Krieg]]er
Beide aufzehrt, als wär' es Brot,
Beide aufzehrt, als wär' es Brot,
Eingetaucht in des Tod's Brühe, ?
Eingetaucht in des Tod's Brühe, ?
Zeile 242: Zeile 258:
1. Zwei, Trinker der Vergeltung ihrer Werke
1. Zwei, Trinker der Vergeltung ihrer Werke
Droben im Jenseits, fuhren in die Hölle;
Droben im Jenseits, fuhren in die Hölle;
Schatten und Licht nennt sie, wer Brahmans kundig,
Schatten und Licht nennt sie, wer [[Brahman]]s kundig,
Fünffeuerhaft, Drei-Naciketa-Zünder.
Fünffeuerhaft, Drei-Naciketa-Zünder.
2. Um's Naciketa-Feu'r müht euch!
2. Um's Naciketa-Feu'r müht euch!
Brücke ist es den Opfernden,
Brücke ist es den [[Opfer]]nden,
Zum Ufer ohne Furcht führend,
Zum Ufer ohne Furcht führend,
Zum ew'gen höchsten Brahman hin.
Zum ew'gen höchsten Brahman hin.
3. Ein Wagenfahrer ist, wisse,
3. Ein [[Wagen]]fahrer ist, wisse,
Der Atman, Wagen der Leib,
Der Atman, Wagen der [[Leib]],
Den Wagen lenkend ist Buddhi,
Den Wagen lenkend ist [[Buddhi]],
Manas , wisse, der Zügel ist.
Manas , wisse, der Zügel ist.
4. Die Sinne, heißt es, sind Rosse,
4. Die Sinne, heißt es, sind Rosse,
Die Sinnendinge ihre Bahn;
Die Sinnendinge ihre Bahn;
Aus Atman, Sinnen und Manas
Aus [[Atman]], Sinnen und [[Manas]]
Das Gefügte 'Genießer' heißt.
Das Gefügte 'Genießer' heißt.


Zeile 268: Zeile 284:
Unverständig, unlautern Sinns,
Unverständig, unlautern Sinns,
Der kommt nicht zu dem Ort jenseits,
Der kommt nicht zu dem Ort jenseits,
Im Samsara verstrickt er bleibt.
Im [[Samsara]] verstrickt er bleibt.
8. Doch wer besonnen stets hinlebt,
8. Doch wer besonnen stets hinlebt,
Verständig und mit lauterm Sinn,
Verständig und mit lauterm Sinn,
Zeile 276: Zeile 292:
Mit Manas zügelnd, sein Gespann,
Mit Manas zügelnd, sein Gespann,
Der Mann erreicht des Wegs Endziel,
Der Mann erreicht des Wegs Endziel,
Dort, wo des Vishnu höchster Schritt.
Dort, wo des [[Vishnu]] höchster Schritt.


10. Höher als Sinne stehn Dinge,
10. Höher als Sinne stehn Dinge,
Höher als Dinge Manas steht,
Höher als Dinge [[Manas]] steht,
Höher als Manas steht Buddhi,
Höher als Manas steht Buddhi,
Höher als sie das 'große Selbst'.
Höher als sie das 'große Selbst'.
11. Höher als dies steht Avyaktam,
11. Höher als dies steht Avyaktam,
Höher als dies der Purusha;
Höher als dies der [[Purusha]];
Höher als dieser steht nichts mehr,
Höher als dieser steht nichts mehr,
Er ist Endziel und höchster Gang.
Er ist Endziel und höchster Gang.
12. In allen Wesen weilt dieser (der Purusha)
12. In allen [[Wesen]] weilt dieser (der Purusha)
Als Atman, unsichtbar, versteckt,
Als [[Atman]], unsichtbar, versteckt,
Dem schärfsten Denken nur sichtbar,
Dem schärfsten Denken nur sichtbar,
Dem feinsten des, der Feines sieht.
Dem feinsten des, der Feines sieht.
13. Es hemme Rede nebst Manas
13. Es hemme Rede nebst Manas
Der Weise im Bewußtsein-Selbst (der Buddhi),
Der Weise im Bewußtsein-[[Selbst]] (der Buddhi),
Dieses im 'großen Selbst' hemm' er,
Dieses im 'großen Selbst' hemm' er,
Dieses hemm' er im Ruhe-Selbst (dem Avyaktam).
Dieses hemm' er im Ruhe-Selbst (dem Avyaktam).
Zeile 302: Zeile 318:
Unschmeckbar und unriechbar, unvergänglich ist,
Unschmeckbar und unriechbar, unvergänglich ist,
Anfanglos, endlos, größer als Großes, ewig bleibt,
Anfanglos, endlos, größer als Großes, ewig bleibt,
Wer das kennt, wird aus des Todes Rachen frei.
Wer das kennt, wird aus des [[Tod]]es Rachen frei.
16. Die Naciketa-Mitteilung,
16. Die Naciketa-Mitteilung,
Die ew'ge, die der Tod gemacht,
Die ew'ge, die der Tod gemacht,
Wer diese lehrt und hört weislich,
Wer diese lehrt und hört weislich,
Der wird herrlich in Brahmans Welt.
Der wird herrlich in [[Brahman]]s [[Welt]].
17. Wer dies Geheimnisvoll-Höchste
17. Wer dies Geheimnisvoll-Höchste
Vorträgt in der Brahmanen Kreis,
Vorträgt in der [[Brahmane]]n Kreis,
Oder beim Totenmahl, zuchtvoll,
Oder beim Totenmahl, zuchtvoll,
Dem hilft es zur Unendlichkeit,
Dem hilft es zur Unendlichkeit,
Zeile 314: Zeile 330:


==Zweiter Adhyaya==
==Zweiter Adhyaya==
[[Datei:Grafik Deussen Upanishaden S 926.jpg|mini|Modell nach Deussen 1897]]
===Vierte Valli===
===Vierte Valli===
1. Auswärts die Höhlungen der Schöpfer bohrte:
1. Auswärts die Höhlungen der Schöpfer bohrte:
Darum sieht man nach außen, nicht im Innern.
Darum sieht man nach außen, nicht im Innern.
Ein Weiser wohl inwendig sah den Atman (die Seele),
Ein Weiser wohl inwendig sah den [[Atman]] (die [[Seele]]),
In sich gesenkt den Blick, das Ew'ge suchend.
In sich gesenkt den Blick, das Ew'ge suchend.
2. Den Lüsten draußen laufen nach die Thoren
2. Den Lüsten draußen laufen nach die Thoren
Und gehn ins Netz des ausgespannten Todes;
Und gehn ins Netz des ausgespannten [[Tod]]es;
Doch Weise, wissend was unsterblich, werden
Doch Weise, wissend was unsterblich, werden
Im Wechsel hier das Bleibende nicht suchen.
Im Wechsel hier das Bleibende nicht suchen.
Zeile 329: Zeile 348:
Wahrlich, dieses ist das!
Wahrlich, dieses ist das!
4. Durch den man überschaut beide,
4. Durch den man überschaut beide,
Des Traumes und des Wachens Stand,
Des [[Traum]]es und des Wachens Stand,
Den Atman, groß, alldurchdringend,
Den [[Atman]], groß, alldurchdringend,
Kennt der Weise und grämt sich nicht.
Kennt der Weise und grämt sich nicht.


Zeile 340: Zeile 359:
6. Wer ihn, der da war vor Tapas, ?
6. Wer ihn, der da war vor Tapas, ?
Vor den Urwassern war er schon, ?
Vor den Urwassern war er schon, ?
In Herzenshöhle sieht weilen,
In [[Herz]enshöhle sieht weilen,
Wer ihn schaut durch die Wesen hin, ?
Wer ihn schaut durch die [[Wesen]] hin, ?
Wahrlich, dieses ist das!
Wahrlich, dieses ist das!
7. Und wer die lebensdurchsetzte
7. Und wer die lebensdurchsetzte
Götterträgerin Aditi
[[Götter]]trägerin Aditi
In Herzenshöhle sieht weilen,
In Herzenshöhle sieht weilen,
Sich gebährend durch Wesen hin, ?
Sich gebährend durch Wesen hin, ?
Wahrlich, dieses ist das!
Wahrlich, dieses ist das!
8. „Versteckt in Reibhölzern, der Wesenkenner,
8. „Versteckt in Reibhölzern, der Wesenkenner,
Wie Leibesfrucht von Schwangern wohlgehütet,
Wie [[Leib]]esfrucht von Schwangern wohlgehütet,
Zu preisen täglich neu von aufgewachten,
Zu preisen täglich neu von aufgewachten,
Von opferfreud'gen Menschen ist Gott Agni“, ?
Von opferfreud'gen Menschen ist Gott Agni“, ?
Zeile 361: Zeile 380:
10. Was hier ist, das ist auch dorten,
10. Was hier ist, das ist auch dorten,
Was dorten ist, das ist auch hier;
Was dorten ist, das ist auch hier;
Von Tod in neuen Tod stürzt sich,
Von [[Tod]] in neuen Tod stürzt sich,
Wer hier Verschied'nes meint zu sehen.
Wer hier Verschied'nes meint zu sehen.
11. Im Geiste soll man dies merken:
11. Im [[Geist]]e soll man dies merken:
Nicht ist hier Vielheit irgendwie,
Nicht ist hier Vielheit irgendwie,
Von Tod zu neuem Tod schreitet,
Von Tod zu neuem Tod schreitet,
Zeile 385: Zeile 404:
Gegossen, eben solches bleibt,
Gegossen, eben solches bleibt,
So bleibt dem weisen Schweigsamen
So bleibt dem weisen Schweigsamen
Rein die Seele, o Gautama.
Rein die [[Seele]], o [[Gautama]].
 


===Fünfte Valli===
===Fünfte Valli===
1. Wer die Stadt mit den elf Toren
1. Wer die Stadt mit den elf Toren
Des unwankbaren Geistigen
Des unwankbaren [[Geist]]igen
Des Ew'gen ehrt, der grämt sich nicht
Des Ew'gen ehrt, der grämt sich nicht
Und wird, des Leibes los, erlöst.
Und wird, des [[Leib]]es los, erlöst.
Wahrlich, dieses ist das!
Wahrlich, dieses ist das!
2. „Im Äther ist Sonnenschwan er, Vasu in der Luft,
2. „Im Äther ist Sonnenschwan er, Vasu in der Luft,
Hotar am Opferbette, auf der Schwelle Gast,
Hotar am [[Opfer]]bette, auf der Schwelle Gast,
Er weilt in Mensch und Weite, im Gesetz, im Raum,
Er weilt in Mensch und Weite, im Gesetz, im Raum,
Entspringt aus Wassern, Rindern, Recht, Gebirg' als großes Recht.“
Entspringt aus Wassern, Rindern, Recht, Gebirg' als großes Recht.“
Zeile 401: Zeile 419:
Und den Einhauch nach innen treibt,
Und den Einhauch nach innen treibt,
In der Mitte als Zwerg sitzend,
In der Mitte als Zwerg sitzend,
Den beten alle Götter an.
Den beten alle [[Götter]] an.
4. Wenn nach des Leibes Hinfalle
4. Wenn nach des Leibes Hinfalle
Der im Leibe Verkörperte
Der im Leibe Verkörperte
Zeile 409: Zeile 427:


5. Nicht durch Aushauch und durch Einhauch
5. Nicht durch Aushauch und durch Einhauch
Hat sein Leben ein Sterblicher;
Hat sein [[Leben]] ein Sterblicher;
Ein anderer macht ihn leben,
Ein anderer macht ihn leben,
Auf dem beruhen jene zwei.
Auf dem beruhen jene zwei.
6. Wohlan! Ich will dir auslegen
6. Wohlan! Ich will dir auslegen
Brahman, ewig, geheimnisvoll,
[[Brahman]], ewig, geheimnisvoll,
Und wie es, wenn der Tod eintritt,
Und wie es, wenn der [[Tod]] eintritt,
Steht mit der Seele, Gautama.
Steht mit der [[Seele]], [[Gautama]].
7. Im Mutterschoß geht ein dieser,
7. Im Mutterschoß geht ein dieser,
Verkörpernd sich zur Leiblichkeit, ?
Verkörpernd sich zur [[Leib]]lichkeit, ?
In eine Pflanze fährt jener, ?
In eine Pflanze fährt jener, ?
Je nach Werk, je nach Wissenschaft.
Je nach Werk, je nach Wissenschaft.
8. Der Geist, der wach auch in dem Schläfer,
8. Der [[Geist]], der wach auch in dem Schläfer,
Aufbauend, je nach Wunsch, dies oder jenes,
Aufbauend, je nach Wunsch, dies oder jenes,
Das ist das Reine, ist Brahman,
Das ist das Reine, ist Brahman,
Das heißt das Unsterbliche.
Das heißt das Unsterbliche.
In ihm die Welten alle ruhen,
In ihm die [[Welt]]en alle ruhen,
Ihn überschreitet keiner je.
Ihn überschreitet keiner je.
Wahrlich, dieses ist das!
Wahrlich, dieses ist das!
9. Das Licht, als eines, eindringt in den Weltraum
9. Das Licht, als eines, eindringt in den Weltraum
Und schmiegt sich dennoch jeglicher Gestalt an;
Und schmiegt sich dennoch jeglicher Gestalt an;
So wohnt das eine innre Selbst der Wesen
So wohnt das eine innre Selbst der [[Wesen]]
Geschmiegt in jede Form, und bleibt doch draußen.
Geschmiegt in jede Form, und bleibt doch draußen.


Zeile 445: Zeile 463:
Der nur ist ewig selig, und kein andrer.
Der nur ist ewig selig, und kein andrer.
13. Der, als der Ew'ge den Nichtew'gen, Freude,
13. Der, als der Ew'ge den Nichtew'gen, Freude,
Als Geist den Geistern, schafft, als Einer Vielen,
Als [[Geist]] den Geistern, schafft, als Einer Vielen,
Wer den, als Weiser, in sich selbst sieht wohnen,
Wer den, als Weiser, in sich selbst sieht wohnen,
Der nur hat ew'gen Frieden, und kein andrer.
Der nur hat ew'gen Frieden, und kein andrer.
Zeile 454: Zeile 472:


15. Dort leuchtet nicht die Sonne, nicht Mond noch Sternenglanz,
15. Dort leuchtet nicht die Sonne, nicht Mond noch Sternenglanz,
Noch jene Blitze, geschweige irdisch Feuer.
Noch jene Blitze, geschweige irdisch [[Feuer]].
Ihm, der allein glänzt, nachglänzt alles andre,
Ihm, der allein glänzt, nachglänzt alles andre,
Die ganze Welt erglänzt von seinem Glanze.
Die ganze [[Welt]] erglänzt von seinem Glanze.


===Sechste Valli===
===Sechste Valli===
1. Die Wurzel hoch, die Zweig' abwärts
1. Die Wurzel hoch, die Zweig' abwärts
Steht jener ew'ge Feigenbaum;
Steht jener ew'ge Feigenbaum;
Das ist das Reine, ist Brahman,
Das ist das Reine, ist [[Brahman]],
Das heißet das Unsterbliche;
Das heißet das Unsterbliche;
In ihm die Welten all ruhen,
In ihm die Welten all ruhen,
Zeile 467: Zeile 485:
Wahrlich, dieses ist das!
Wahrlich, dieses ist das!
2. Alles was ist, das Weltganze,
2. Alles was ist, das Weltganze,
Lebt im Prana , dem es entsprang;
Lebt im [[Prana]] , dem es entsprang;
Ein großer Schreck ist's, ein gezückter Blitzstrahl,
Ein großer Schreck ist's, ein gezückter Blitzstrahl,
Unsterblich werden solche, die es wissen.
Unsterblich werden solche, die es wissen.
3. Aus Furcht vor ihm brennt das Feuer,
3. Aus Furcht vor ihm brennt das [[Feuer]],
Aus Furcht vor ihm die Sonne brennt,
Aus Furcht vor ihm die Sonne brennt,
Aus Furcht vor ihm eilt hin Indra
Aus Furcht vor ihm eilt hin Indra
Und Vayu und der Tod zu fünft.
Und [[Vayu]] und der [[Tod]] zu fünft.
4. Wer zur Erkenntnis aufwachte
4. Wer zur [[Erkenntnis]] aufwachte
Hienieden vor des Leibs Zerfall,
Hienieden vor des [[Leib]]s Zerfall,
Dem ist in Schöpfungen, Welten
Dem ist in Schöpfungen, Welten
Es dienlich zur Verkörperung.
Es dienlich zur Verkörperung.


5. Wie im Spiegel, so in der Leiblichkeit;
5. Wie im Spiegel, so in der Leiblichkeit;
Wie im Traume, so in der Väterwelt;
Wie im [[Traum]]e, so in der Väterwelt;
Wie er im Wasser ganz erscheint, so in der Gandharvawelt;
Wie er im Wasser ganz erscheint, so in der Gandharvawelt;
Wie im Schatten und Licht, so in der Brahmanwelt.
Wie im Schatten und Licht, so in der Brahmanwelt.
Zeile 488: Zeile 506:
Kennt der Weise und grämt sich nicht.
Kennt der Weise und grämt sich nicht.
7. Höher als Sinne steht Manas ,
7. Höher als Sinne steht Manas ,
Höher als Manas Sattvam steht,
Höher als Manas [[Sattvam]] steht,
Höher als dies das 'große Selbst',
Höher als dies das 'große Selbst',
Über diesem Avyaktam steht.
Über diesem Avyaktam steht.
8. Dies überragt der Purusha,
8. Dies überragt der [[Purusha]],
Alldurchdringend und merkmallos,
Alldurchdringend und merkmallos,
Wer ihn erkannt, erlöst wird er
Wer ihn erkannt, erlöst wird er
Zeile 497: Zeile 515:
9. Nicht ist zu schauen die Gestalt desselben,
9. Nicht ist zu schauen die Gestalt desselben,
Nicht sieht ihn irgend wer mit seinem Auge;
Nicht sieht ihn irgend wer mit seinem Auge;
Nur wer an Herz und Sinn und Geist bereitet, ?
Nur wer an [[Herz] und Sinn und [[Geist]] bereitet, ?
Unsterblich werden, die ihn also kennen.
Unsterblich werden, die ihn also kennen.


Zeile 507: Zeile 525:
Der Sinne starke Fesselung,
Der Sinne starke Fesselung,
Doch ist man nicht dabei lässig:
Doch ist man nicht dabei lässig:
Yoga ist Schöpfung und Vergang.
[[Yoga]] ist Schöpfung und Vergang.
12. Nicht durch Reden, nicht durch Denken,
12. Nicht durch Reden, nicht durch Denken,
Nicht durch Sehen erfasst man ihn:
Nicht durch Sehen erfasst man ihn:
Zeile 515: Zeile 533:
Sofern er beider Wesen ist,
Sofern er beider Wesen ist,
„Er ist!“ wer so ihn auffasste,
„Er ist!“ wer so ihn auffasste,
Dem wird klar seine Wesenheit.
Dem wird klar seine [[Wesen]]heit.
14. Wenn alle Leidenschaft schwindet,
14. Wenn alle Leidenschaft schwindet,
Die nistet in des Menschen Herz,
Die nistet in des Menschen Herz,
Zeile 525: Zeile 543:
Dann wird, wer sterblich, unsterblich. ?
Dann wird, wer sterblich, unsterblich. ?
So weit erstreckt die Lehre sich.
So weit erstreckt die Lehre sich.
16. Hundert und eine sind des Herzens Adern,
16. Hundert und eine sind des [[Herz]ens Adern,
Von diesen leitet eine nach dem Haupte;
Von diesen leitet eine nach dem Haupte;
Auf ihr steigt auf, wer zur Unsterblichkeit geht.
Auf ihr steigt auf, wer zur Unsterblichkeit geht.
Nach allen Seiten Ausgang sind die andern.
Nach allen Seiten Ausgang sind die andern.
17. Der Purusha, zollhoch, als innere Seele
17. Der Purusha, zollhoch, als innere [[Seele]]
Ist stets zu finden in der Geschöpfe Herzen.
Ist stets zu finden in der Geschöpfe Herzen.
Den ziehe aus dem Leibe man – wie den Halm aus dem Schilfe – besonnen,
Den ziehe aus dem [[Leib]]e man – wie den Halm aus dem Schilfe – besonnen,
Den wisse man als Reines, als unsterblich,
Den wisse man als Reines, als unsterblich,
? den wisse man als Reines, als unsterblich.
? den wisse man als Reines, als unsterblich.
18. Vom Tod empfangen habend, Naciketa,
18. Vom [[Tod]] empfangen habend, Naciketa,
Dies Wissen und die ganze Yogavorschrift,
Dies Wissen und die ganze [[Yoga]]vorschrift,
Fand Brahman und ward sündlos und unsterblich.
Fand Brahman und ward sündlos und unsterblich.
Und so, wer dies erfuhr am eignen Selbste.
Und so, wer dies erfuhr am eignen [[Selbst]]e.


==Siehe auch==
==Siehe auch==


[[Kategorie: Buch]]
[[Kategorie: Buch]]

Aktuelle Version vom 11. April 2023, 02:46 Uhr

Quelle:
Klassische Upanishaden
- Die Weisheit des Yoga -
Auszüge aus dem Werk
„Sechzig Upanishads des Veda“
von Paul Deussen
Originalausgabe F.A. Brockhaus, Leipzig, 1897
Neuauflage B. Kleine Verlag GmbH, Bielefeld, 1980

Copyright dieser Ausgabe
Alle Rechte vorbehalten
Yoga Vidya Verlag
Yoga Vidya GmbH
Yogaweg
32805 Bad Meinberg

Erster Adhyaya

Diesen Text kann man auch in diesem Buch erwerben

Erste Valli

1. Willig gab einstmals Vajashravasa (bei einem Opfer) seine ganze Habe dahin. Ihm war ein Sohn mit Namen Naciketas. 2. Den, obgleich er erst ein Knabe war, überkam, als die Opferlohn-kühe (zur Verteilung an die Brahmanen) hergetrieben wurden, der Glaube (an die Wirksamkeit des Allhabeopfers), und er bedachte: 3. „Wasser trinkend und Gras essend, Ausgemolken und lendenlahm! ? Ach! diese Welten sind freudlos, In die er, solche spendend, geht.“ 4. Und er sprach zu seinem Vater (sich selbst anbietend, um das Allhabeopfer vollständig zu machen): „Mein Vater, wem wirst du mich geben?“ - so sprach er, (in ihn dringend) zum zweitenmal und drittenmal. Ihm antwortete (von Zorn über diese Unterschätzung seiner Opfergaben ergriffen) der Vater: „Dem Tode gebe ich dich.“ Naciketas spricht: 5. „Zwar bin ich besser als viele, Doch viele sind an Wert mir gleich; Was mag wohl Yama vorhaben, Dass er jetzt schon nach mir begehrt?“

6. Sieh auf die Früheren rückwärts, Sieh vorwärts auf die Folgenden; Zur Ernte reift der Mensch korngleich, Korngleich ersteht er wieder neu. 7. Ein Brahmane als Gast eintritt Ins Haus gleichwie ein Feuerbrand; Ihn zu löschen, bring her eilig Das Fußwasser, Vaivasvata! 8. Um Hoffnung, Aussicht, Freundes Verkehr und Zuspruch, Um Opfer, fromme Werke, Kinder und Herden, ? Um alles dieses bringt den unverständigen Mann Ein nicht von ihm bewirteter Brahmanengast. Yama: 9. „Weil du, Brahmane, der als Gast zu ehren, Drei Nächte ungespeist bei mir geweilt hast, ? Verehrung dir! und Heil sei mir, Brahmane! ? Darum, entsprechend, wähle dir drei Wünsche!“ Naciketas:

10. „Beruhigten Gemüts und wohlgesinnt sei, Verwichnen Grolles, Gautama mir wieder; Froh grüß' er mich, den du, o Tod, entlassen! ? Das wähle ich als ersten der drei Wünsche.“ Yama: 11. „Auddalaki Aruni wird wie vordem Froh werden, seines Worts von mir entbunden; Verwichnen Grolles schlaf er sanft die Nächte, Befreit dich sehend aus des Todes Rachen.“ Naciketas: 12. „In der Welt des Himmels gibt es keine Furcht mehr, Dort bist nicht du, nicht macht besorgt das Alter; Beiden entrückt, dem Hunger und dem Durste, Von Leid frei, freut man in der Himmelswelt sich. 13. Du kennst, o Tod, das Feuer, das den Himmel Erwirbt; mir, der dir gläubig horcht, erklär' es! Unsterblich sind, die dort im Himmel weilen, ? Das wähle ich mir als die zweite Gabe.“ Yama: 14. „Wohlan! ich will das Feuer, das den Himmel Erwirbt, dir sagen, hör' es mit Verständnis; ? Das Feuer, das der ew'gen Welt Erlangung Und Grund ist, wisse im Versteck verborgen.“

15. Da lehrt' er ihm das Feuer, das die Welt baut, Die Backsteine, wie groß und wie zu schichten. Er aber wiederholt' es nach der Reihe. ? Und wieder nahm der Tod das Wort voll Freude, 16. Und sprach zu ihm befriedigt, hohen Sinnes: „Noch ein Geschenk sollst obendrein du haben: Nach deinem Namen nenne sich dies Feuer; Dazu nimm dieses Spruchs verschlungne Kette: 17. ‚Drei-Naciketa-Feuer-haft, Drei-Bund-haft, Drei-Werk-haft streift man ab Geburt und Sterben; Den Gott erkennend, der, was Brahman schuf, weiß, Und schichtend geht man ein zur Ruh für immer.’ 18. Drei-Naciketa-Feuer-haft, Drei-kundig, ? Wer so das Naciketafeuer schichtet, Stößt vor sich weg des Todesgottes Schlingen; Von Leid frei freut er in der Himmelswelt sich. 19. Das ist das Himmelsfeuer, Naciketas, Das du dir wähltest als der Gaben zweite. Nach deinem Namen wird die Welt es nennen. ? Jetzt, Naciketas, sprich den dritten Wunsch aus.“ Naciketas:

20. „Ein Zweifel waltet, wenn der Mensch dahin ist: ‚Er ist!' sagt dieser; ‚er ist nicht!' sagt jener. Das möchte ich, von dir belehrt, ergründen, Das sei die dritte Gabe, dich ich wähle!“ Yama: 21. „Auch von den Göttern ward hier einst gezweifelt; Schwer zu erkennen, dunkel ist die Sache. Wähl' einen andern Wunsch dir, Naciketas, Bedränge mich nicht, diesen Wunsch erlass mir.“ Naciketas: 22. „Auch Götter also haben hier gezweifelt, Und du sagst selbst, dass schwer, es zu erkennen. Kein andrer kann es so wie du erklären, Kein andrer Wunsch kommt diesem gleich an Werte.“ Yama: 23. „Wähl' hundertjährige Kinder dir und Enkel, Viel Herden, Elefanten, Gold und Rosse, Erwähle großen Grundbesitz an Land dir, Und lebe selbst so viel du willst der Herbste! 24. Wenn dies an Wunsch du schätzest gleich an Werte, So wähle Reichtum dir und langes Leben, Ein Großer, Naciketas, sei auf Erden, Ich mache zum Genießer aller Lust dich.

25. Was schwer erlangbar ist an Lust hienieden, Erbitte nach Belieben alle Lust dir, ? Schau hier auf Wagen holde Frau'n mit Harfen, Wie solche nicht von Menschen zu erlangen, Ich schenke dir sie, dass sie dich bedienen, Nur frag' nicht, Naciketas, nach dem Sterben!“ Naciketas: 26. „Was uns, o Tod, gegönnt an Kraft und Sinne, Die Sorge für das Morgen macht es welken. Auch ganz gelebt, ist doch nur kurz das Leben. ? Behalte deine Wagen, Tanz und Spiele. 27. Durch Reichtum ist der Mensch nicht froh zu machen! Wen lockte Reichtum, der dir sah ins Auge? Lass leben uns, so lang' es dir genehm ist! Als Gabe aber wähle ich nur jene. 28. Wer, der geschmeckt hat, was nicht stirbt, nicht altert, Hier unten steht und weiß sich altern, sterben, Und wägt die Farbenpracht und Lust und Freuden, ? Wer mag an längerm Leben Freude haben! 29. Worüber jener Zweifel herrscht hienieden, Was bei dem großen Hingang wird, das sag' uns; Der Wunsch, der forschend dringt in dies Geheimnis, Den wählt, und keinen andern, Naciketas.“

Zweite Valli

Yama: 1. „Ein andres ist das Bessere, und ein andres Das Liebere, die, verschiedenen Ziels, euch fesseln: ? Wer sich das Bessere wählt, dem ist's zum Heile, Des Zwecks geht, wer das Liebere wählt, verlustig. 2. Das Bessere und das Liebere naht dem Menschen; Umwandelnd beide, scheidet sie der Weise; Das Bessere zieht der Weise vor dem Liebern, Erwerbend, wahrend, wählt der Thor das Lieb're. 3. Du hast die holden, scheinbar holden Lüste Erwägend, Naciketas, abgewiesen; Nicht hat gefesselt dich des Reichtums Kette, In die verstrickt so viele untersinken. 4. Ja, weit verschieden und entgegenstehend Ist, was genannt wird Wissen und Nichtwissen; Nach Wissen seh' ich Naciketas trachten, Der Lüste Heerschar hat dich nicht zerrüttet.

5. In des Nichtwissens Tiefe hin sich windend, Sich selbst als Weise, als Gelehrte wähnend, So laufen ziellos hin und her die Thoren, Wie Blinde, die ein selbst auch Blinder anführt. 6. Das Sterbenmüssen geht nicht ein dem Thoren, Dem Taumelnden, durch Reichtums Blendung Blinden; ‚Dies ist die Welt, kein Jenseits gibt's!' so wähnend Verfällt er immer wieder meiner Herrschaft. 7. Von dem auch zu hören, vielen nicht beschieden, Den viele, von ihm hörend, nicht begriffen, ? Ein Wunder, wer ihn lehrt, kundig, wer ihn auffasst, Ein Wunder, wer ihn kennt, belehrt von Kund'gen. 8. Nicht, wenn verkündigt von gemeinen Menschen, Ist leicht er fassbar, selbst bei vielem Sinnen; Und ohne Lehrer ist hier gar kein Zugang: Zu tief ist er für eignes tiefes Denken. 9. Nicht ist durch Grübeln dieser Sinn zu fassen, Doch fassbar wohl, wenn einer dir ihn lehrt, Freund; Dir ward er jetzt, denn treu war dein Beharren; Ja, solche Frager wünschen wir, wie du bist!

10. Ich weiß etwas, Schatz heißt es, doch vergänglich; Das Wechselnde kann Bleibendes nicht wirken. Darum baut' ich das Naciketa-Feuer; Nichtew'gen Stoffs erschloss es mir das Ew'ge. 11. Was Wunschvollendung, was der Welten Grund ist, Des Werks Unendlichkeit, das Rettungsufer, Des Ruhmes Großheit, Weitverbreitung, Gründung, Du (sahst und) hast mit Festigkeit sie abgewiesen. 12. Den schwer zu schauenden, geheimnisvollen, Den in der Höhle tief versteckten Alten, Wer den durch Hingebung (yoga) im eigenen Innern Als Gott erfasst, lässt Lust und Leid dahinten. 13. Der Sterbliche, der dies vernahm und fasste, Abtat was äußerlich (dharmyam), ergriff das Feine, Der wird sein froh; ja, er besitzt was froh macht! Naciketas ist als Wohnung ihm bereitet. 14. Was frei von Gutem und Bösem, Frei von Geschehn und Nichtgeschehn, Frei von Vergangnem und Künft'gem ? Was du als solches siehst, ? sag' an! ?

15. Das Wort, das alle Veden uns verkünden, Das sich in jeglicher Kasteiung ausdrückt, Um das in Brahmanenschülerschaft sie leben, Dies Wort vernimm in einem Inbegriffe: Om! so lautet es. 16. Ja, diese Silbe ist Brahman, Diese Silbe das Höchste ist; Wer dieser Silbe ist kundig, Was er wünschen mag, fällt ihm zu. 17. Dies ist der Stützen vornehmste, Diese Stütze die höchste ist; Wer dieser Stütze ist kundig, Lebt selig in der Brahmanwelt. 18. Nicht wird geboren und nicht stirbt der Seher, Stammt nicht von jemand, wird auch nicht zu jemand. Von ewig her, bleibt ewig er der Alte, Wird nicht getötet, wenn den Leib man tötet. 19. Wer, tötend, glaubt, dass er töte, Wer, getötet, zu sterben glaubt, Irr gehen dieser wie jener: Der stirbt nicht, und der tötet nicht!

20. Des Kleinen Kleinstes und des Großen Größtes, Wohnt er als Selbst hier dem Geschöpf im Herzen; Frei von Verlangen schaut man, fern von Kummer, Gestillten Sinnendrangs des Atman Herrlichkeit. 21. Er sitzt und wandert doch fernhin, Er liegt und schweift doch allerwärts, Des Gottes Hin- und Her-Wogen, Wer verstände es außer mir? 22. In den Leibern den Leiblosen, Im Unsteten den Stetigen, Den Atman, groß, alldurchdringend, Schaut der Weise und grämt sich nicht. 23. Nicht durch Belehrung wird erlangt der Atman, Nicht durch Verstand und viele Schriftgelehrtheit; Nur wen er wählt, von dem wird er begriffen: Ihm macht der Atman offenbar sein Wesen. 24. Nicht wer von Frevel nicht ablässt, Unruhig, ungesammelt ist, Nicht, dessen Herz noch nicht stille, Kann durch Forschen erlangen ihn.

25. Er, der Brahmanen und Krieger Beide aufzehrt, als wär' es Brot, Eingetaucht in des Tod's Brühe, ? Wer, der ein solcher, fände ihn?

Dritte Valli

1. Zwei, Trinker der Vergeltung ihrer Werke Droben im Jenseits, fuhren in die Hölle; Schatten und Licht nennt sie, wer Brahmans kundig, Fünffeuerhaft, Drei-Naciketa-Zünder. 2. Um's Naciketa-Feu'r müht euch! Brücke ist es den Opfernden, Zum Ufer ohne Furcht führend, Zum ew'gen höchsten Brahman hin. 3. Ein Wagenfahrer ist, wisse, Der Atman, Wagen der Leib, Den Wagen lenkend ist Buddhi, Manas , wisse, der Zügel ist. 4. Die Sinne, heißt es, sind Rosse, Die Sinnendinge ihre Bahn; Aus Atman, Sinnen und Manas Das Gefügte 'Genießer' heißt.

5. Wer nun besinnungslos hinlebt, en Manas zügel ungespannt, Des Sinne sind unbotsmäßig, Wie schlechte Rosse ihrem Herrn. 6. Doch wer besonnen stets hinlebt, Den Manas zügel wohlgespannt, Des Sinne bleiben botsmäßig, Wie gute Rosse ihrem Herrn. 7. Wer nun besinnungslos hinlebt, Unverständig, unlautern Sinns, Der kommt nicht zu dem Ort jenseits, Im Samsara verstrickt er bleibt. 8. Doch wer besonnen stets hinlebt, Verständig und mit lauterm Sinn, Der gelangt zu dem Ort jenseits, Von wo keine Geburt mehr ist. 9. Wer mit Besonnenheit lenkte, Mit Manas zügelnd, sein Gespann, Der Mann erreicht des Wegs Endziel, Dort, wo des Vishnu höchster Schritt.

10. Höher als Sinne stehn Dinge, Höher als Dinge Manas steht, Höher als Manas steht Buddhi, Höher als sie das 'große Selbst'. 11. Höher als dies steht Avyaktam, Höher als dies der Purusha; Höher als dieser steht nichts mehr, Er ist Endziel und höchster Gang. 12. In allen Wesen weilt dieser (der Purusha) Als Atman, unsichtbar, versteckt, Dem schärfsten Denken nur sichtbar, Dem feinsten des, der Feines sieht. 13. Es hemme Rede nebst Manas Der Weise im Bewußtsein-Selbst (der Buddhi), Dieses im 'großen Selbst' hemm' er, Dieses hemm' er im Ruhe-Selbst (dem Avyaktam). 14. Steht auf! wacht auf! erlangt habend Treffliche Lehrer, merkt auf sie. Wie schwer zu gehn auf scharfer Messerschneide ist, Schwer ist der Weg! Den lehren euch die Weisen.

15. Was unhörbar, unfühlbar, unsichtbar beharrt, Unschmeckbar und unriechbar, unvergänglich ist, Anfanglos, endlos, größer als Großes, ewig bleibt, Wer das kennt, wird aus des Todes Rachen frei. 16. Die Naciketa-Mitteilung, Die ew'ge, die der Tod gemacht, Wer diese lehrt und hört weislich, Der wird herrlich in Brahmans Welt. 17. Wer dies Geheimnisvoll-Höchste Vorträgt in der Brahmanen Kreis, Oder beim Totenmahl, zuchtvoll, Dem hilft es zur Unendlichkeit, ? dem hilft es zur Unendlichkeit.

Zweiter Adhyaya

Modell nach Deussen 1897

Vierte Valli

1. Auswärts die Höhlungen der Schöpfer bohrte: Darum sieht man nach außen, nicht im Innern. Ein Weiser wohl inwendig sah den Atman (die Seele), In sich gesenkt den Blick, das Ew'ge suchend. 2. Den Lüsten draußen laufen nach die Thoren Und gehn ins Netz des ausgespannten Todes; Doch Weise, wissend was unsterblich, werden Im Wechsel hier das Bleibende nicht suchen. 3. Durch den man sieht, schmeckt, riecht, hört und Berührung gegenseitg fühlt, Durch ihn allein erkennt einer, ? Was fragt ihr nach dem Übrigen! Wahrlich, dieses ist das! 4. Durch den man überschaut beide, Des Traumes und des Wachens Stand, Den Atman, groß, alldurchdringend, Kennt der Weise und grämt sich nicht.

5. Wer ihn, dem alles ist Honig, Als Selbst, als Seele nah sich weiß, Herrn des Vergangnen und Künft'gen, Der ängstigt sich vor keinem mehr. Wahrlich, dieses ist das! 6. Wer ihn, der da war vor Tapas, ? Vor den Urwassern war er schon, ? In [[Herz]enshöhle sieht weilen, Wer ihn schaut durch die Wesen hin, ? Wahrlich, dieses ist das! 7. Und wer die lebensdurchsetzte Götterträgerin Aditi In Herzenshöhle sieht weilen, Sich gebährend durch Wesen hin, ? Wahrlich, dieses ist das! 8. „Versteckt in Reibhölzern, der Wesenkenner, Wie Leibesfrucht von Schwangern wohlgehütet, Zu preisen täglich neu von aufgewachten, Von opferfreud'gen Menschen ist Gott Agni“, ? Wahrlich, dieses ist das! 9. Aus dem der Sonne Aufgang ist, In dem sie wieder untergeht, Die Götter all in ihm fußen, Ihn überschreitet keiner je, ? Wahrlich, dieses ist das!

10. Was hier ist, das ist auch dorten, Was dorten ist, das ist auch hier; Von Tod in neuen Tod stürzt sich, Wer hier Verschied'nes meint zu sehen. 11. Im Geiste soll man dies merken: Nicht ist hier Vielheit irgendwie, Von Tod zu neuem Tod schreitet, Wer hier Verschied'nes meint zu sehen. 12. Zollhoch an Größe weilt mitten Im Leibe hier der Purusha, Herr des Vergangnen und Künft'gen, Wer ihn kennt, ängstigt sich nicht mehr, ? Wahrlich, dieses ist das! 13. Wie Flamme ohne Rauch, zollhoch An Größe ist der Purusha, Herr des Vergangnen und Künft'gen, Er ist es heut und morgen auch. Wahrlich, dieses ist das! 14. Wie Wasser, im Gebirg regnend, An den Abhängen sich verläuft, So verläuft, wer den Eindrücken Einzeln folgt, hinter ihnen sich.

15. Wie reines Wasser, zu reinem Gegossen, eben solches bleibt, So bleibt dem weisen Schweigsamen Rein die Seele, o Gautama.

Fünfte Valli

1. Wer die Stadt mit den elf Toren Des unwankbaren Geistigen Des Ew'gen ehrt, der grämt sich nicht Und wird, des Leibes los, erlöst. Wahrlich, dieses ist das! 2. „Im Äther ist Sonnenschwan er, Vasu in der Luft, Hotar am Opferbette, auf der Schwelle Gast, Er weilt in Mensch und Weite, im Gesetz, im Raum, Entspringt aus Wassern, Rindern, Recht, Gebirg' als großes Recht.“ 3. Er, der nach oben hin aushaucht Und den Einhauch nach innen treibt, In der Mitte als Zwerg sitzend, Den beten alle Götter an. 4. Wenn nach des Leibes Hinfalle Der im Leibe Verkörperte Aus dem Leibe erlöst worden, Was fragt ihr nach dem Übrigen? Wahrlich, dieses ist das!

5. Nicht durch Aushauch und durch Einhauch Hat sein Leben ein Sterblicher; Ein anderer macht ihn leben, Auf dem beruhen jene zwei. 6. Wohlan! Ich will dir auslegen Brahman, ewig, geheimnisvoll, Und wie es, wenn der Tod eintritt, Steht mit der Seele, Gautama. 7. Im Mutterschoß geht ein dieser, Verkörpernd sich zur Leiblichkeit, ? In eine Pflanze fährt jener, ? Je nach Werk, je nach Wissenschaft. 8. Der Geist, der wach auch in dem Schläfer, Aufbauend, je nach Wunsch, dies oder jenes, Das ist das Reine, ist Brahman, Das heißt das Unsterbliche. In ihm die Welten alle ruhen, Ihn überschreitet keiner je. Wahrlich, dieses ist das! 9. Das Licht, als eines, eindringt in den Weltraum Und schmiegt sich dennoch jeglicher Gestalt an; So wohnt das eine innre Selbst der Wesen Geschmiegt in jede Form, und bleibt doch draußen.

10. Die Luft, als eine, eindringt in den Weltraum Und schmiegt sich dennoch jeglicher Gestalt an; So wohnt das eine innre Selbst der Wesen Geschmiegt in jede Form, und bleibt doch draußen. 11. Die Sonne, die des ganzen Weltalls Auge, Bleibt rein von Fehlern außer ihr der Augen; So bleibt das eine innre Selbst der Wesen Rein von dem Leiden außer ihm der Welten. 12. Den einen Herrn und innres Selbst der Wesen, Der seine eine Form ausbreitet vielfach, Wer den, als Weiser, in sich selbst sieht wohnen, Der nur ist ewig selig, und kein andrer. 13. Der, als der Ew'ge den Nichtew'gen, Freude, Als Geist den Geistern, schafft, als Einer Vielen, Wer den, als Weiser, in sich selbst sieht wohnen, Der nur hat ew'gen Frieden, und kein andrer. 14. „Dieses ist das!“ - Dieses Wort fühlt man Als unaussprechlich höchste Lust: Doch wie kann man es wahrnehmen? Glänzt, oder widerglänzt es wohl?

15. Dort leuchtet nicht die Sonne, nicht Mond noch Sternenglanz, Noch jene Blitze, geschweige irdisch Feuer. Ihm, der allein glänzt, nachglänzt alles andre, Die ganze Welt erglänzt von seinem Glanze.

Sechste Valli

1. Die Wurzel hoch, die Zweig' abwärts Steht jener ew'ge Feigenbaum; Das ist das Reine, ist Brahman, Das heißet das Unsterbliche; In ihm die Welten all ruhen, Ihn überschreitet keiner je. Wahrlich, dieses ist das! 2. Alles was ist, das Weltganze, Lebt im Prana , dem es entsprang; Ein großer Schreck ist's, ein gezückter Blitzstrahl, Unsterblich werden solche, die es wissen. 3. Aus Furcht vor ihm brennt das Feuer, Aus Furcht vor ihm die Sonne brennt, Aus Furcht vor ihm eilt hin Indra Und Vayu und der Tod zu fünft. 4. Wer zur Erkenntnis aufwachte Hienieden vor des Leibs Zerfall, Dem ist in Schöpfungen, Welten Es dienlich zur Verkörperung.

5. Wie im Spiegel, so in der Leiblichkeit; Wie im Traume, so in der Väterwelt; Wie er im Wasser ganz erscheint, so in der Gandharvawelt; Wie im Schatten und Licht, so in der Brahmanwelt. 6. Der Sinne Einzelwahrnehmung, hr Auftauchen und Untergehn Und ihr gesondert Auftreten Kennt der Weise und grämt sich nicht. 7. Höher als Sinne steht Manas , Höher als Manas Sattvam steht, Höher als dies das 'große Selbst', Über diesem Avyaktam steht. 8. Dies überragt der Purusha, Alldurchdringend und merkmallos, Wer ihn erkannt, erlöst wird er Und geht ein zur Unsterblichkeit. 9. Nicht ist zu schauen die Gestalt desselben, Nicht sieht ihn irgend wer mit seinem Auge; Nur wer an [[Herz] und Sinn und Geist bereitet, ? Unsterblich werden, die ihn also kennen.

10. Erst wenn gelangt zum Stillstande Mit den fünf Sinnen Manas ist, Und unbeweglich steht Buddhi, Das nennen sie den höchsten Gang. 11. Das ist es, was man nennt Yoga, Der Sinne starke Fesselung, Doch ist man nicht dabei lässig: Yoga ist Schöpfung und Vergang. 12. Nicht durch Reden, nicht durch Denken, Nicht durch Sehen erfasst man ihn: „Er ist!“ durch dieses Wort wird er Und nicht auf andre Art erfasst. 13. „Er ist!“ so ist es auffassbar, Sofern er beider Wesen ist, „Er ist!“ wer so ihn auffasste, Dem wird klar seine Wesenheit. 14. Wenn alle Leidenschaft schwindet, Die nistet in des Menschen Herz, Dann wird, wer sterblich, unsterblich. Hier schon erlangt das Brahman er.

15. Wenn alle Knoten sich spalten, Die umstricken das Menschenherz, Dann wird, wer sterblich, unsterblich. ? So weit erstreckt die Lehre sich. 16. Hundert und eine sind des [[Herz]ens Adern, Von diesen leitet eine nach dem Haupte; Auf ihr steigt auf, wer zur Unsterblichkeit geht. Nach allen Seiten Ausgang sind die andern. 17. Der Purusha, zollhoch, als innere Seele Ist stets zu finden in der Geschöpfe Herzen. Den ziehe aus dem Leibe man – wie den Halm aus dem Schilfe – besonnen, Den wisse man als Reines, als unsterblich, ? den wisse man als Reines, als unsterblich. 18. Vom Tod empfangen habend, Naciketa, Dies Wissen und die ganze Yogavorschrift, Fand Brahman und ward sündlos und unsterblich. Und so, wer dies erfuhr am eignen Selbste.

Siehe auch