Die Philosophie der Panchadasi - Kapitel 14 - Die Glückseligkeit des Wissens: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Sinnesfreuden und die Freude am Wissen ===
=== Sinnesfreuden und die Freude am Wissen ===
   
   
Im elften Kapitel wurde die Glückseligkeit Brahmans, wie sie durch Meditation verwirklicht wird, erklärt. Im zwölften Kapitel wurde die Natur derselben Glückseligkeit durch die Unterscheidung des primären Selbst vom sekundären Selbst und dem falschen Selbst erklärt. Im dreizehnten Kapitel wurde die Einheit von Ursache und Wirkung erklärt, womit die Immanenz Brahmans in der Schöpfung aufgezeigt wurde. Im vierzehnten Kapitel soll die Natur der Glückseligkeit erklärt werden, die aus spirituellem Wissen (Vidyananda) entsteht. In gewissem Sinne ist sogar das aus dem Wissen geborene Glück mit dem aus dem Sinneskontakt geborenen Glück verwandt, und zwar aufgrund der Tatsache, dass sogar Sinnesfreuden wirklich vom Geist im Innern erfahren werden, der die Hilfe der Sinne benötigt, und somit ist die aus dem Sinneskontakt geborene geistige Freude durch die Aktivität der Sinne bedingt. Aber der wirkliche Unterschied zwischen dem Glück, das aus höherem Wissen geboren wird, und dem bloßen Sinneskontakt besteht darin, dass ersteres unabhängig von den Aktivitäten der Sinne ist, während letzteres völlig von der Sinnestätigkeit abhängig ist. Das Glück des Wissens kann entsprechend seinen verschiedenen Merkmalen in vier Gruppen eingeteilt werden: (1) Abwesenheit von Kummer; (2) Erfüllung aller Wünsche; (3)
Im elften Kapitel wurde die [[Glückseligkeit]] Brahmans, wie sie durch [https://www.yoga-vidya.de/meditation/ Meditation] verwirklicht wird, erklärt. Im zwölften Kapitel wurde die Natur derselben Glückseligkeit durch die [[Unterscheidung]] des primären Selbst vom sekundären Selbst und dem falschen Selbst erklärt. Im dreizehnten Kapitel wurde die [[Einheit]] von Ursache und Wirkung erklärt, womit die Immanenz Brahmans in der Schöpfung aufgezeigt wurde. Im vierzehnten Kapitel soll die Natur der Glückseligkeit erklärt werden, die aus [[Spirituelles Wissen|spirituellem Wissen]] (Vidyananda) entsteht. In gewissem Sinne ist sogar das aus dem Wissen geborene Glück mit dem aus dem Sinneskontakt geborenen Glück verwandt, und zwar aufgrund der Tatsache, dass sogar Sinnesfreuden wirklich vom Geist im Innern erfahren werden, der die Hilfe der Sinne benötigt, und somit ist die aus dem Sinneskontakt geborene geistige Freude durch die Aktivität der Sinne bedingt. Aber der wirkliche Unterschied zwischen dem Glück, das aus höherem Wissen geboren wird, und dem bloßen Sinneskontakt besteht darin, dass ersteres unabhängig von den Aktivitäten der Sinne ist, während letzteres völlig von der Sinnestätigkeit abhängig ist. Das Glück des Wissens kann entsprechend seinen verschiedenen Merkmalen in vier Gruppen eingeteilt werden:  


das Gefühl, alles getan zu haben, was getan werden sollte; (4) das Gefühl, alles erreicht zu haben, was erreicht werden soll.  
: (1) Abwesenheit von Kummer;
Im Zustand der spirituellen Einsicht ist der Mensch völlig frei von jeglichem Kummer. Der Einfachheit halber können wir zwischen zwei Arten von Kummer unterscheiden:
: (2) Erfüllung aller Wünsche;
: (3) das Gefühl, alles getan zu haben, was getan werden sollte;  
: (4) das Gefühl, alles erreicht zu haben, was erreicht werden soll.  


das, was zu dieser Welt gehört, und das, was nicht von dieser Welt abhängig ist. Die Sorgen dieser Welt können auf die Weise überwunden werden, die in der Brihadaranyaka Upanishad beschrieben wird. In der Upanishad heißt es: "Wonach und um wessen willen sollte man in einen Körper eintreten, wenn die Erkenntnis da ist: 'Ich bin der Atman, der alles durchdringende Natur'?" Wünsche sind gültig, wenn es einen Körper gibt und wenn es die Welt gibt, die als Mittel zu ihrer Erfüllung dient. Für das seltene Wesen, das sich über diese Welt erhoben hat und dessen Bewusstsein den ganzen Kosmos bewohnt, wo ist das Objekt, das es zu genießen gilt? Wie kann es dann in einem solchen Zustand der Erfahrung eine Aktion des Bewusstseins mit dem Körper geben? Der Atman, auf den hier Bezug genommen wird, wird im Allgemeinen auf zweierlei Weise aufgefasst, nämlich als Jivatman und Paramatman, d.h. als das individuelle Selbst und das Höchste Selbst. Wenn das Absolute Bewusstsein in scheinbarem Kontakt mit den drei Körpern - dem physischen, dem subtilen und dem kausalen - steht, trägt es den Namen Jiva, der sich durch Genussfähigkeit usw. auszeichnet, aber der Paramatman oder das Höchste Selbst wird von diesen Bedingungen nicht beeinflusst. Es ist dieses Universelle Selbst, das als Subjekt und Objekt erscheint, und die Berührung der beiden ist nichts anderes als die zeitliche Vereinigung zweier Aspekte desselben Göttlichen Bewusstseins. Die so genannte Konditionierung durch Namen und Formen ist verantwortlich für die Erscheinung solcher Dinge wie die Objekte des Genusses usw., aber in Wirklichkeit ist der Höchste Atman weder ein Objekt noch
Im Zustand der spirituellen [[Einsicht]] ist der Mensch völlig frei von jeglichem [[Kummer]]. Der Einfachheit halber können wir zwischen zwei Arten von Kummer unterscheiden:


ein Subjekt, weder ist er der Genossene noch der Genießer, und diese Wahrheit wird nur offenbart werden, wenn es die Unterscheidung zwischen dem unverfälschten reinen Bewusstsein und den drei Körpern gibt, mit denen es verbunden ist  
das, was zu dieser [[Welt]] gehört, und das, was nicht von dieser Welt abhängig ist. Die [[Sorgen]] dieser Welt können auf die Weise überwunden werden, die in der [[Brihadaranyaka Upanishad]] beschrieben wird. In der [[Upanishad]] heißt es: "Wonach und um wessen willen sollte man in einen Körper eintreten, wenn die Erkenntnis da ist: 'Ich bin der [[Atman]], der alles durchdringende Natur'?" Wünsche sind gültig, wenn es einen Körper gibt und wenn es die Welt gibt, die als Mittel zu ihrer Erfüllung dient. Für das seltene Wesen, das sich über diese Welt erhoben hat und dessen [[Bewusstsein]] den ganzen Kosmos bewohnt, wo ist das Objekt, das es zu genießen gilt? Wie kann es dann in einem solchen Zustand der Erfahrung eine Aktion des Bewusstseins mit dem Körper geben? Der Atman, auf den hier Bezug genommen wird, wird im Allgemeinen auf zweierlei Weise aufgefasst, nämlich als [[Jivatman]] und [[Paramatman]], das heißt als das [[Individuelles Selbst|individuelle Selbst]] und das Höchste Selbst. Wenn das Absolute Bewusstsein in scheinbarem Kontakt mit den [[drei Körper]]n - dem physischen, dem [[subtil]]en und dem [[Kausalkörper|kausalen]] - steht, trägt es den Namen Jiva, der sich durch Genussfähigkeit und so weiter auszeichnet, aber der Paramatman oder das [[Höchstes Selbst|Höchste Selbst]] wird von diesen Bedingungen nicht beeinflusst. Es ist dieses Universelle Selbst, das als Subjekt und Objekt erscheint, und die Berührung der beiden ist nichts anderes als die zeitliche Vereinigung zweier Aspekte desselben [[Göttliche]]n Bewusstseins. Die so genannte Konditionierung durch Namen und Formen ist verantwortlich für die Erscheinung solcher Dinge wie die Objekte des Genusses und so weiter, aber in Wirklichkeit ist der Höchste Atman weder ein Objekt noch ein Subjekt, weder ist er der Genossene noch der Genießer, und diese Wahrheit wird nur offenbart werden, wenn es die [[Unterscheidung]] zwischen dem unverfälschten reinen Bewusstsein und den drei Körpern gibt, mit denen es scheinbar verbunden ist. Der Jiva betritt einen Körper um der [[Erfahrung]] willen, das heißt, um die Folgen von [[Punya]] (Verdienst) und [[Papa]] (Verdienstlosigkeit) zu genießen. Die Welt wird dem Jiva als ein Feld der Erziehung zur Verfügung gestellt, damit er sich zu einem höheren Zustand des Bewusstseins entwickeln kann. Der Eintritt des Bewusstseins in einen [[Körper]] ist daher unnatürlich für es, da seine Existenz hier auf die Bedingungen des Körpers beschränkt sein muss, den es zu diesem Zweck betritt. Es wird daher mit einem krankhaften Zustand, einer Krankheit oder einem Fieber verglichen, das die drei Körper auf unterschiedliche Weise beeinflusst. Obwohl der Höchste Atman von den Vorgängen des Körpers überhaupt nicht betroffen ist, entsteht ein solches Gefühl des [[Leiden]]s, wenn auch nur die geringste Verbindung mit dem Körper besteht. Die verschiedenen Körper haben ihr unterschiedliches Fieber. Der physische Körper unterliegt der Störung der Körpersäfte, aus denen er zusammengesetzt ist; der [[feinstoffliche Körper]] unterliegt der krankhaften Unterwerfung durch [[Zorn]], [[Begierde]] und so weiter; aber die [[feinstofflich]]e Keimform dieser beiden Krankheiten liegt im Kausalkörper, aus dem sie entstehen und aus dem sie sich zu verschiedenen Zeiten manifestieren.  
 
scheinbar verbunden. Der Jiva betritt einen Körper um der Erfahrung willen, d.h. um die Folgen von Punya  
(Verdienst) und Papa (Verdienstlosigkeit) zu genießen. Die Welt wird dem Jiva als ein Feld der Erziehung zur Verfügung gestellt, damit er sich zu einem höheren Zustand des Bewusstseins entwickeln kann. Der Eintritt des Bewusstseins in einen Körper ist daher unnatürlich für es, da seine Existenz hier auf die Bedingungen des Körpers beschränkt sein muss, den es zu diesem Zweck betritt. Es wird daher mit einem krankhaften Zustand, einer Krankheit oder einem Fieber verglichen, das die drei Körper auf unterschiedliche Weise beeinflusst. Obwohl der Höchste Atman von den Vorgängen des Körpers überhaupt nicht betroffen ist, entsteht ein solches Gefühl des Leidens, wenn auch nur die geringste Verbindung mit dem Körper besteht. Die verschiedenen Körper haben ihr unterschiedliches Fieber. Der physische Körper unterliegt der Störung der Körpersäfte, aus denen er zusammengesetzt ist; der feinstoffliche Körper unterliegt der krankhaften Unterwerfung durch Zorn, Begierde usw.; aber die feinstoffliche Keimform dieser beiden Krankheiten liegt im Kausalkörper, aus dem sie entstehen und aus dem sie sich zu verschiedenen Zeiten manifestieren.  


=== Die Zerstörung von Karmas ===
=== Die Zerstörung von Karmas ===


Wenn man durch die Erkenntnis der Einheit von Ursache und Wirkung, wie sie im Kapitel über die  
Wenn man durch die Erkenntnis der Einheit von Ursache und Wirkung, wie sie im Kapitel über die "Glückseligkeit der [[Nichtdualität|Nicht-Dualität]]" beschrieben wird, den Höchsten Paramatman als die einzige Realität als All-Existenz erkennt, werden die objektiven Genüsse dieser Welt keinen Sinn mehr haben. Wie kann es dann in jemandem, der das Höchste Selbst erkannt hat, ein [[Verlangen]] nach irgendetwas geben? Wie kann es wiederum ein Gefühl des Genießens bei jemandem geben, der das wahre primäre [[Selbst]] im Unterschied zum sekundären Selbst und zum falschen Selbst erkannt hat, wie es im Kapitel über die "Glückseligkeit des Selbst"? Wie kann es durch das Eintreten des Bewusstseins in den Körper eine Bindung an den Körper oder das Erleiden von [[Schmerzen]] geben? Die Schmerzen der Welt werden also durch die Abschaffung des Genusses durch eine Analyse der [[Wahrheit]], wie sie in den vorherigen Kapiteln beschrieben wurde, negiert. Die Schmerzen, die sich aus den Handlungen der Vergangenheit ergeben und die sich in dieser Welt als Verdienst und Unwert materialisieren, wie auch Vergnügen und Schmerz, sind die Sorgen, die zur inneren Welt gehören, im Unterschied zu den Schmerzen der physischen Welt. Im Kapitel "Die Glückseligkeit des Yoga" wurde bereits gesagt, dass weder Vergnügen noch Schmerz, weder die Vorstellung von dem, was getan werden soll, noch die Vorstellung von dem, was nicht getan werden soll, den Geist eines [[Weise]]n beeinflussen. Schmerzen jeglicher Art sind [[geistig]]e Zustände, und wenn man sich vom Geist trennt, trennt man sich auch von Schmerzen jeglicher Art. So wie Wasser nicht an einem [[Lotusblatt]] haftet, so berühren auch die zukünftigen Handlungen ([[Agami Karma|Agami-Karmas]]) des Weisen, die nach dem Aufkommen von Wissen ausgeführt werden, ihn nicht; auch ist er nicht besorgt über die angesammelten [https://www.yoga-vidya.de/karma/ Karmas], die sich noch nicht materialisiert haben ([[Sanchita Karma|Sanchita-Karmas]]), denn es gibt die Zusicherung der Schrift, dass solche Karmas in dem Moment verbrannt werden, in dem spirituelles Wissen in einer Person dämmert, so wie die Flamme eines Feuers ein Stück Baumwolle oder Stroh verbrennen würde. Die [https://schriften.yoga-vidya.de/bhagavad-gita/ Bhagavad Gita] bestätigt, dass das Feuer der Erkenntnis alle [[Karma]]s der Vergangenheit zu Asche verbrennt, so wie die Flamme des Feuers die Reisigbündel, die sie nähren, zu Asche verarbeitet. Wenn ein Mensch keine Vorstellung von eigenem [[Handeln]] hat, wenn er nicht das Gefühl hat, dass er selbst etwas tut, wenn sein Intellekt nicht von der Idee des Handelns, des Genießens und so weiter verunreinigt ist, dann wird er nicht von irgendetwas betroffen sein, das er tut, selbst wenn er die ganze Welt zerstören würde. Das ist die Meinung der [[Bhagavad Gita]]. Wenn man das Gefühl des kosmischen Einsseins in sich trägt, verlieren die Handlungen ihre gewöhnliche Bedeutung und führen nicht zu den gleichen Ergebnissen wie in der Welt, weil sie von der wahren Beziehung zwischen [[Ursache]] und [[Wirkung]] losgelöst sind. Die Schrift versichert, dass selbst die so genannten abscheulichen Sünden durch das alles verzehrende Feuer der Weisheit völlig ausgelöscht werden, denn was auch immer in der Welt der Ursachen und Wirkungen, in der durch die Gegensatzpaare gebundenen Welt getan wird, verliert seinen Wert in der [[Verwirklichung]] von [[Ewigkeit]] und [[Unendlichkeit]], und der Wissende bleibt von Handlungen jeglicher Art unberührt.  
"Glückseligkeit der Nicht-Dualität" beschrieben wird, den  
 
Höchsten Paramatman als die einzige Realität als AllExistenz erkennt, werden die objektiven Genüsse dieser Welt keinen Sinn mehr haben. Wie kann es dann in jemandem, der das Höchste Selbst erkannt hat, ein Verlangen nach irgendetwas geben? Wie kann es wiederum ein Gefühl des Genießens bei jemandem geben, der das wahre primäre Selbst im Unterschied zum sekundären Selbst und zum falschen Selbst erkannt hat, wie es im Kapitel  
 
über die "Glückseligkeit des Selbst"? Wie kann es durch das Eintreten des Bewusstseins in den Körper eine Bindung an den Körper oder das Erleiden von Schmerzen geben? Die Schmerzen der Welt werden also durch die Abschaffung des Genusses durch eine Analyse der Wahrheit, wie sie in den vorherigen Kapiteln beschrieben wurde, negiert. Die Schmerzen, die sich aus den Handlungen der  
Vergangenheit ergeben und die sich in dieser Welt als Verdienst und Unwert materialisieren, wie auch Vergnügen und Schmerz, sind die Sorgen, die zur inneren Welt gehören, im Unterschied zu den Schmerzen der physischen Welt. Im Kapitel "Die Glückseligkeit des Yoga" wurde bereits gesagt, dass weder Vergnügen noch Schmerz, weder die Vorstellung von dem, was getan werden soll, noch die Vorstellung von dem, was nicht getan werden soll, den Geist eines Weisen beeinflussen. Schmerzen jeglicher Art sind geistige Zustände, und wenn man sich vom Geist trennt, trennt man sich auch von Schmerzen jeglicher Art. So wie Wasser nicht an einem Lotusblatt haftet, so berühren auch die zukünftigen Handlungen (AgamiKarmas) des Weisen, die nach dem Aufkommen von Wissen ausgeführt werden, ihn nicht; auch ist er nicht besorgt über die angesammelten Karmas, die sich noch nicht materialisiert haben (Sanchita-Karmas), denn es gibt die Zusicherung der Schrift, dass solche Karmas in dem Moment verbrannt werden, in dem spirituelles Wissen in einer Person dämmert, so wie die Flamme eines Feuers ein Stück Baumwolle oder Stroh verbrennen würde. Die Bhagavadgita bestätigt, dass das Feuer der Erkenntnis alle  
 
Karmas der Vergangenheit zu Asche verbrennt, so wie die Flamme des Feuers die Reisigbündel, die sie nähren, zu Asche verarbeitet. Wenn ein Mensch keine Vorstellung von eigenem Handeln hat, wenn er nicht das Gefühl hat, dass er selbst etwas tut, wenn sein Intellekt nicht von der Idee des Handelns, des Genießens usw. verunreinigt ist, dann wird er nicht von irgendetwas betroffen sein, das er nicht tut.
 
er tut, selbst wenn er die ganze Welt zerstören würde. Das ist die Meinung der Bhagavadgita. Wenn man das Gefühl des kosmischen Einsseins in sich trägt, verlieren die Handlungen ihre gewöhnliche Bedeutung und führen nicht zu den gleichen Ergebnissen wie in der Welt, weil sie von der wahren Beziehung zwischen Ursache und Wirkung losgelöst sind. Die Schrift versichert, dass selbst die so genannten abscheulichen Sünden durch das alles verzehrende Feuer der Weisheit völlig ausgelöscht werden, denn was auch immer in der Welt der Ursachen und Wirkungen, in der durch die Gegensatzpaare gebundenen Welt getan wird, verliert seinen Wert in der Verwirklichung von Ewigkeit und Unendlichkeit, und der Wissende bleibt von Handlungen jeglicher Art unberührt.  


© Divine Life Society
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Version vom 19. Oktober 2022, 17:44 Uhr

Swami Krishnananda am Ganges

Die Philosophie der Panchadasi - Kapitel 14 - Die Glückseligkeit des Wissens

Die Glückseligkeit des Wissens

Sinnesfreuden und die Freude am Wissen

Im elften Kapitel wurde die Glückseligkeit Brahmans, wie sie durch Meditation verwirklicht wird, erklärt. Im zwölften Kapitel wurde die Natur derselben Glückseligkeit durch die Unterscheidung des primären Selbst vom sekundären Selbst und dem falschen Selbst erklärt. Im dreizehnten Kapitel wurde die Einheit von Ursache und Wirkung erklärt, womit die Immanenz Brahmans in der Schöpfung aufgezeigt wurde. Im vierzehnten Kapitel soll die Natur der Glückseligkeit erklärt werden, die aus spirituellem Wissen (Vidyananda) entsteht. In gewissem Sinne ist sogar das aus dem Wissen geborene Glück mit dem aus dem Sinneskontakt geborenen Glück verwandt, und zwar aufgrund der Tatsache, dass sogar Sinnesfreuden wirklich vom Geist im Innern erfahren werden, der die Hilfe der Sinne benötigt, und somit ist die aus dem Sinneskontakt geborene geistige Freude durch die Aktivität der Sinne bedingt. Aber der wirkliche Unterschied zwischen dem Glück, das aus höherem Wissen geboren wird, und dem bloßen Sinneskontakt besteht darin, dass ersteres unabhängig von den Aktivitäten der Sinne ist, während letzteres völlig von der Sinnestätigkeit abhängig ist. Das Glück des Wissens kann entsprechend seinen verschiedenen Merkmalen in vier Gruppen eingeteilt werden:

(1) Abwesenheit von Kummer;
(2) Erfüllung aller Wünsche;
(3) das Gefühl, alles getan zu haben, was getan werden sollte;
(4) das Gefühl, alles erreicht zu haben, was erreicht werden soll.

Im Zustand der spirituellen Einsicht ist der Mensch völlig frei von jeglichem Kummer. Der Einfachheit halber können wir zwischen zwei Arten von Kummer unterscheiden:

das, was zu dieser Welt gehört, und das, was nicht von dieser Welt abhängig ist. Die Sorgen dieser Welt können auf die Weise überwunden werden, die in der Brihadaranyaka Upanishad beschrieben wird. In der Upanishad heißt es: "Wonach und um wessen willen sollte man in einen Körper eintreten, wenn die Erkenntnis da ist: 'Ich bin der Atman, der alles durchdringende Natur'?" Wünsche sind gültig, wenn es einen Körper gibt und wenn es die Welt gibt, die als Mittel zu ihrer Erfüllung dient. Für das seltene Wesen, das sich über diese Welt erhoben hat und dessen Bewusstsein den ganzen Kosmos bewohnt, wo ist das Objekt, das es zu genießen gilt? Wie kann es dann in einem solchen Zustand der Erfahrung eine Aktion des Bewusstseins mit dem Körper geben? Der Atman, auf den hier Bezug genommen wird, wird im Allgemeinen auf zweierlei Weise aufgefasst, nämlich als Jivatman und Paramatman, das heißt als das individuelle Selbst und das Höchste Selbst. Wenn das Absolute Bewusstsein in scheinbarem Kontakt mit den drei Körpern - dem physischen, dem subtilen und dem kausalen - steht, trägt es den Namen Jiva, der sich durch Genussfähigkeit und so weiter auszeichnet, aber der Paramatman oder das Höchste Selbst wird von diesen Bedingungen nicht beeinflusst. Es ist dieses Universelle Selbst, das als Subjekt und Objekt erscheint, und die Berührung der beiden ist nichts anderes als die zeitliche Vereinigung zweier Aspekte desselben Göttlichen Bewusstseins. Die so genannte Konditionierung durch Namen und Formen ist verantwortlich für die Erscheinung solcher Dinge wie die Objekte des Genusses und so weiter, aber in Wirklichkeit ist der Höchste Atman weder ein Objekt noch ein Subjekt, weder ist er der Genossene noch der Genießer, und diese Wahrheit wird nur offenbart werden, wenn es die Unterscheidung zwischen dem unverfälschten reinen Bewusstsein und den drei Körpern gibt, mit denen es scheinbar verbunden ist. Der Jiva betritt einen Körper um der Erfahrung willen, das heißt, um die Folgen von Punya (Verdienst) und Papa (Verdienstlosigkeit) zu genießen. Die Welt wird dem Jiva als ein Feld der Erziehung zur Verfügung gestellt, damit er sich zu einem höheren Zustand des Bewusstseins entwickeln kann. Der Eintritt des Bewusstseins in einen Körper ist daher unnatürlich für es, da seine Existenz hier auf die Bedingungen des Körpers beschränkt sein muss, den es zu diesem Zweck betritt. Es wird daher mit einem krankhaften Zustand, einer Krankheit oder einem Fieber verglichen, das die drei Körper auf unterschiedliche Weise beeinflusst. Obwohl der Höchste Atman von den Vorgängen des Körpers überhaupt nicht betroffen ist, entsteht ein solches Gefühl des Leidens, wenn auch nur die geringste Verbindung mit dem Körper besteht. Die verschiedenen Körper haben ihr unterschiedliches Fieber. Der physische Körper unterliegt der Störung der Körpersäfte, aus denen er zusammengesetzt ist; der feinstoffliche Körper unterliegt der krankhaften Unterwerfung durch Zorn, Begierde und so weiter; aber die feinstoffliche Keimform dieser beiden Krankheiten liegt im Kausalkörper, aus dem sie entstehen und aus dem sie sich zu verschiedenen Zeiten manifestieren.

Die Zerstörung von Karmas

Wenn man durch die Erkenntnis der Einheit von Ursache und Wirkung, wie sie im Kapitel über die "Glückseligkeit der Nicht-Dualität" beschrieben wird, den Höchsten Paramatman als die einzige Realität als All-Existenz erkennt, werden die objektiven Genüsse dieser Welt keinen Sinn mehr haben. Wie kann es dann in jemandem, der das Höchste Selbst erkannt hat, ein Verlangen nach irgendetwas geben? Wie kann es wiederum ein Gefühl des Genießens bei jemandem geben, der das wahre primäre Selbst im Unterschied zum sekundären Selbst und zum falschen Selbst erkannt hat, wie es im Kapitel über die "Glückseligkeit des Selbst"? Wie kann es durch das Eintreten des Bewusstseins in den Körper eine Bindung an den Körper oder das Erleiden von Schmerzen geben? Die Schmerzen der Welt werden also durch die Abschaffung des Genusses durch eine Analyse der Wahrheit, wie sie in den vorherigen Kapiteln beschrieben wurde, negiert. Die Schmerzen, die sich aus den Handlungen der Vergangenheit ergeben und die sich in dieser Welt als Verdienst und Unwert materialisieren, wie auch Vergnügen und Schmerz, sind die Sorgen, die zur inneren Welt gehören, im Unterschied zu den Schmerzen der physischen Welt. Im Kapitel "Die Glückseligkeit des Yoga" wurde bereits gesagt, dass weder Vergnügen noch Schmerz, weder die Vorstellung von dem, was getan werden soll, noch die Vorstellung von dem, was nicht getan werden soll, den Geist eines Weisen beeinflussen. Schmerzen jeglicher Art sind geistige Zustände, und wenn man sich vom Geist trennt, trennt man sich auch von Schmerzen jeglicher Art. So wie Wasser nicht an einem Lotusblatt haftet, so berühren auch die zukünftigen Handlungen (Agami-Karmas) des Weisen, die nach dem Aufkommen von Wissen ausgeführt werden, ihn nicht; auch ist er nicht besorgt über die angesammelten Karmas, die sich noch nicht materialisiert haben (Sanchita-Karmas), denn es gibt die Zusicherung der Schrift, dass solche Karmas in dem Moment verbrannt werden, in dem spirituelles Wissen in einer Person dämmert, so wie die Flamme eines Feuers ein Stück Baumwolle oder Stroh verbrennen würde. Die Bhagavad Gita bestätigt, dass das Feuer der Erkenntnis alle Karmas der Vergangenheit zu Asche verbrennt, so wie die Flamme des Feuers die Reisigbündel, die sie nähren, zu Asche verarbeitet. Wenn ein Mensch keine Vorstellung von eigenem Handeln hat, wenn er nicht das Gefühl hat, dass er selbst etwas tut, wenn sein Intellekt nicht von der Idee des Handelns, des Genießens und so weiter verunreinigt ist, dann wird er nicht von irgendetwas betroffen sein, das er tut, selbst wenn er die ganze Welt zerstören würde. Das ist die Meinung der Bhagavad Gita. Wenn man das Gefühl des kosmischen Einsseins in sich trägt, verlieren die Handlungen ihre gewöhnliche Bedeutung und führen nicht zu den gleichen Ergebnissen wie in der Welt, weil sie von der wahren Beziehung zwischen Ursache und Wirkung losgelöst sind. Die Schrift versichert, dass selbst die so genannten abscheulichen Sünden durch das alles verzehrende Feuer der Weisheit völlig ausgelöscht werden, denn was auch immer in der Welt der Ursachen und Wirkungen, in der durch die Gegensatzpaare gebundenen Welt getan wird, verliert seinen Wert in der Verwirklichung von Ewigkeit und Unendlichkeit, und der Wissende bleibt von Handlungen jeglicher Art unberührt.

© Divine Life Society

Siehe auch

Literatur

Seminare

Vedanta

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