Wissenschaftliche Studien Kirtan- und Mantrasingen

Aus Yogawiki

Yoga und Meditation sind in aller Munde - durch zahlreiche Studien, durch Fernsehen, Videos, Bücher und die Social Media hat es sich herumgesprochen, dass Yoga und Meditation auf unsere physische und psychische Gesundheit sehr positiv wirken. Doch was ist mit Chanten, Kirtan- und Mantrasingen? Können diese Klänge unsere Gesundheit ebenfalls beeinflussen? Nachfolgend eine der ersten Studien dieser Art - aber wir zweifeln nicht daran, dass andere folgen werden.

Musik tut gut - und Kirtansingen ganz besonders

Chorsingen hält gesund

Wie Wissenschaftler der schwedischen Universität Gothenburg herausfanden, passt sich der Herzschlag von Chormitgliedern beim gemeinsamen Singen aneinander an. Für die Studie übte eine Gruppe jugendlicher Chorsänger verschiedene Stücke ein (Summen, ein schwedisches Lied und Mantras). Die Forscher stellten fest, dass der Puls während des Ausatmens fällt und während des Einatmens wieder leicht steigt. Beim kontrollierten Atmen - zumeist an denselben Stellen - schlagen die Herzen der Mitglieder weitestgehend synchron. Durch das ruhige und gleichmäßige Atmen ist Singen im Chor überdies sehr gesundheitsfördernd. Da Singen in großen Gruppen oft mit einem gemeinsamen Willen einhergeht (wie z.B. in Fußballstadien), wollen die Wissenschaftler nun auch erforschen, ob Chorsingen generell die Zusammenarbeit (z.B. in Schulen) fördert. Beim Chorsingen schlagen Herzen synchron, 9.07.2013

Yogisches Chanten hilft Betreuern

Yoga und Meditation sind gesund, das weiß heute jeder - doch eine Studie der UCLA (University of California, LA) aus dem Jahr 2012 befasste sich nun auch mit Chanten (dem Singen von Kirtans, Bhajans und Mantras).

Mit der Studie wollten die Forscher neue Wege finden, um Betreuern von Alzheimer-Kranken und anderen Demenzkranken zu helfen. Oft sind diese Betreuer (allein in den USA 5 Millionen Menschen) Verwandte, die nicht nur einen Demenzkranken (häufig Vater, Mutter, Ehefrau oder -mann) pflegen, sondern auch noch täglich miterleben müssen, wie sich die Persönlichkeit ihrer Lieben durch die Krankheit wandelt.

Die Teilnehmer der Studie - 49 Personen zwischen 45 und 91 Jahren, die alle Verwandte mit Demenz pflegten - wurden in zwei Gruppen aufgeteilt; die eine Gruppe praktizierte Yoga, die andere einfache Entspannung. Acht Wochen lang machte die Yogagruppe täglich 12 Minuten Yoga und bezog dabei zugleich auch Kirtan Kriya ein, eine gechantete Meditation, die im Kundalini Yoga gebräuchlich ist. Die Teilnehmer der Entspannungsgruppe entspannten täglich 12 Minuten lang und hörten dabei Musik.

Die Teilnehmer der Yoga-Gruppe berichteten über positive Ergebnisse, die im Vergleich zu denen der Enspannungsgruppe mehr als doppelt so hoch waren. Interessant ist jedoch, dass sich bei denen, die auch Kirtan Kriya machten, eine Verbesserung der kognitiven Funktionen und eine gesteigerte Telomerase-Aktivität zeigte. Telomerase ist ein Enzym, das unsere Zellen schützt und sie daran hindert, abzusterben - eine Ankurbelung dieses Enzyms (das durch Stress negativ beeinträchtigt wird) kann uns also potentiell ein paar Lebensjahre mehr bescheren.

Die Leiterin der Studie, die Psychiatrieprofessorin Dr. Helen Lavretsky, sagte dazu, Kirtan Kriya sei ausgewählt worden, weil die Übung verschiedene Elemente wie Meditation, Singen, Mudras und Visualisierung umfasse und daher ein gutes Training für das Gehirn sei.

Studie zitiert nach Yogajournal.com Yogic Chanting Benefits Caregivers

Der Einfluss von Hatha Yoga auf die Ausbildung der Sängerstimme (Dissertation)

Fragestellung

In ihrer Dissertation untersucht Martina Georgi die interessante Frage, ob Hatha Yoga die Gesangstechnik von Studierenden der Bereiche Oper, Lehramt und Schauspiel in nachprüfbarer Weise positiv beinflussen kann. Zwar scheinen die Tätigkeiten zunächst einmal einen entgegengesetzten Charakter zu haben, da Singen extrovertiert, Yoga dagegen introvertiert ist, doch beiden Bereichen ist vieles gemeinsam. Beide Disziplinen erfordern hohe Konzentration, Körperspannung und Lockerheit zugleich, gute Haltung, eine intensive, korrekte Atmung und schulen den bewussten Umgang mit Emotionen. Auch Disziplin, beständiges Üben und eine gewisse Fitness sind Voraussetzung. Sänger müssen mit potentiellem Lampenfieber und ständig wechselnder räumlicher Umgebung zurechtkommen und, zusätzlich zur Gesangskoordination, mit Bewegungen und Interaktion mit Partnern auf der Bühne. Sie brauchen Ruhe und Ausgeglichenheit, da starke Emotionen Atmung und Herzschlag und damit die Gesangsleistung selbst beeinträchtigen; dies gilt natürlich auch für die schauspielerische Leistung bei Schauspielern.

Erwartung

Die Erwartung an die Versuchsreihe war die, dass sich für den Gesang relevante nichtstimmliche Bereiche (Tonus, Haltung, Atmung, Körperwahrnehmung, seelischer Zustand) durch Yoga entwickeln würden, die die Gesangstechnik indirekt verbessern würden.

Versuchsaufbau

Für die Versuchsreihe ausgewählt wurde der Yogastil Sivananda Yoga, der sich aus Gründen des didaktischen Aufbaus besonders gut eignete. Teilnehmer waren freiwillig für den Versuch aufgestellte Studierende der Fachbereiche Operngesang, Schauspiel und Schulmusik der Hochschule für Musik und Theater Hamburg - sie erhielten ein ganzes Jahr lang "umfangreichen" Unterricht in Hatha Yoga im Yoga Vidya Yogazentrum Winterhude. Die Versuchsgruppe bestand aus 11, die Kontrollgruppe ohne Yoga aus 9 Personen. Es wurden Stimm- und Körpertests durchgeführt, die von den Studenten selbst, ihren Gesangslehrern, einer computergestützten akustischen Analyse (Intonation, Vibrato) und den Yogalehrern beurteilt wurden. Gemessen und beurteilt wurde zu Beginn der Versuchsreihe, nach der Hälfte der Zeit und zum Abschluss. Den Studierenden wurden auch Fragebögen zur Beantwortung vorgelegt.

Yoga in der Sivananda-Tradition bei Yoga Vidya

Ergebnisse

Zu Beginn des Versuchs unterschieden sich Yoga- und Kontrollgruppe kaum voneinander. Die Testpersonen machten regelmäßig Yoga; wer auf geringere Stunden im Yogazentrum kam, übte ausgleichend auch zu Hause.

Wie erwartet verbesserten sich die nichtstimmlichen Bereiche wie ausgeglichener Gemütszustand, Fitness, Körperwahrnehmung und Tonus bei den Probanden der Yoga-Gruppe, und zwar in vielen Fällen signifikant, so dass einige der Sänger der Yoga-Gruppe schließlich besser dastanden als anfänglich bessere Sänger der Kontrollgruppe. Den Sängern selbst fiel auch die größere Stressresistenz auf (Lampenfieber, Konkurrenzdruck etc.). Auch die Yogalehrer bemerkten die positive Entwicklung ihrer neuen Schüler (Zunahme an Körpergefühl, Kraft, Tonus, Entspannungsfähigkeit). Die Yoga-Probanden waren auch gesundheitlich stabiler und hatten eine verbesserte Atmung.

Die Veränderungen bei den Sängern wurden sowohl von Gesangsprofessoren, wie auch von Mitstudenten und Messgeräten bestätigt. Die Schulung des Körpergefühls ohne Bezug zur Stimmtechnik erwies sich sogar als nachhaltiger als die stimmbezogene Schulung des Körpergefühls im Gesangsunterricht. Dies wurde auf die Länge des Versuchs, wie auch besonders auf die speziellen Übungselemente im Sivananda Yoga zurückgeführt.

Auswirkungen auf die Stimme

Die Aufnahmen der Gesangstests wurden 5 Experten zur Beurteilung vorgelegt, die sich - trotz Abweichungen in der Beurteilung - einig waren, dass die Studierenden der Yoga-Gruppe sich gegenüber der Kontrollgruppe sowohl hinsichtlich der Ausführung wie auch hinsichtlich der Qualität des Gesangs signifikant verbessert hatten. Zu diesem Ergebnis kam auch die computergestützte akustische Analyse. Yoga hatte sogar einen direkten Einfluss auf die sogenannten sängerischen Basisfertigkeiten. (Tonus, Atmung und Atemausdauer, Stütze, Wahrnehmung..). Aufgrund der positiven Auswirkungen konnten sich auch die Gesangslehrer Yoga als Unterrichtsfach für Sänger vorstellen. Sehr wichtig waren die erstaunlichen Auswirkungen von Yoga auf die Psyche der Sänger, da ein ruhiger Gemütszustand meist schon "die halbe Bühne" ist. Physische und psychische Spannungen wurden durch Yoga abgebaut.

Auch der Klang verbesserte sich durch Yoga; bei vielen Studierenden wurde das Timbre wärmer oder natürlicher; auch die Registersicherheit nahm zu; die Stimme ermüdete weniger schnell und war seltener heiser.

Fazit

Die unter dem Abschnitt Erwartung aufgestellte Hypothese hat sich bestätigt; die sensomotorischen Fähigkeiten bei der Ausbildung der Sängerstimme wurden von Hatha Yoga positiv, und in den meisten Fällen auch signifikant, beeinflusst. Yoga erscheint geeignet, Sänger und Schauspieler während ihrer Ausbildung "körperlich, sängerisch und persönlich" zu unterstützen. Die Autorin hält es für lohnend, auch die Wirkungen von Yoga auf künstlerische Aspekte, wie Präsenz und Gestaltungskraft der Sänger, zu überprüfen. Gleiches gilt für eine weiterführende Untersuchung der Wirkung von Yoga auf Stimmklang und Registrierung, da die Studenten hier häufig über eine positive Wirkung berichteten.

Quelle: "Der Einfluss von Hatha Yoga auf den Erwerb sensomotorischer Fertigkeiten in der Ausbildung der Sängerstimme", Dissertation von Martina Georgi, zur Erlangung des akademischen Grades Doctor philosophiae, vorgelegt dem Rat der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena - Gutachter: Prof.Dr.phil. Adrian P. Simpson und Prof. Dr. phil. Wolfgang Auhagen. - Mit freundlicher Genehmigung von Dr.phil. Martina Georgi

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Siehe auch

Literatur

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