Glaubenssatz

Aus Yogawiki

1. Unsere Glaubenssätze, also die “Wahrheiten”, von denen wir fest überzeugt sind, prägen uns, unser Denken, Fühlen und Handeln. Wir übersehen dabei oft nur eines: Wenn wir etwas glauben, dann ist das nur eine mögliche Sicht der Dinge und eben nicht die Wahrheit. Glaubenssätze lassen sich hier dann auch mit Glaubensmuster gleichstellen. Innere Kindarbeit zum Beispiel versucht diese Glaubenssätze und die dazugehörigen Muster aufzulösen, zu heilen oder zunächst einmal zu lindern.

Auch die Psychotherapie arbeitet mit Glaubenssätzen und Affirmationen sowie Mustern aller Art.

2. Glaubenssätze können auch zu einem Dogma werden. Dieser Teil wird in diesem Artikel nur wenig gestreift.

3. Glaubenssätze sind eine konstruktivistische Grundannahme im Neuro-Linguistischen Programmieren, NLP.

Was sind Glaubenssätze?

Glaubenssätze sind in diesem Fall kein Bekenntnis im religiösen Sinne, wie zum Beispiel: "Es gibt nur einen Gott und seine Name ist XY." Oder: "Nur Jesus ist der einzige und wahre Prophet." Solche Sätze entfalten schon eine ungeheure Kraft und Energie. Ganze Königreiche entstanden aus solchen Sätzen oder zerfielen im Staub des Krieges, weil ein anderer eine andere Wahrheit vertrat. Auf einer individuellen Ebene gibt es auch solche Bekenntnisse oder Glaubenssätze mit ganz ähnlicher Wirkkraft. Genauso konstruktiv wie destruktiv wie die genannten Beispiele.

Ein beliebter innerer Glaubenssatz lautet: "Das kann ich nicht." Ein jeder von uns hat das schon tausende male von sich gegeben. Glaubenssätze werden entweder laut ausgesprochen oder innerlich-geistig gesprochen. Sie haben bei stetiger Wiederholung den Charakter eines Mantras. Je mehr man etwas wiederholt, desto besser wird man in einer Sache. Das gilt im Außen wie im Innen. Folglich, wenn ich den Satz: "Ich bin es nicht Wert einen besseren Job zu finden." am Tag 150 Mal wiederhole, werde ich bestimmt keinen bessere Arbeitsstelle finden. Wir haben am Tag als Mensch ca. 80.000 bis 150.000 Gedanken. Also unheimlich viele Gedanken. Wie viele Gedanken werden dabei bewusst wahrgenommen? An wie viele Gedanken kann ich mich Abends vor dem Schlafen gehen noch erinnern? Wahrscheinlich ganz wenig. Paramahansa Yogananda sagt in seiner Autobiographie, es lohne sich auch mal ein ganzes Leben lang seine Gedanken zu beobachten. Dieses Lebens sei nicht verschwendet. Und er hat recht, denn allein durch die Beobachtung meiner Gedanken, schaffe ich Distanz zu meinen Gedanken und erkenne überhaupt erst einmal was ich da alles geistig oder auch laut von mir geben. Der weitere Vorteil: Ich erkenne Wiederholungen und Muster, wie zum Beispiel: "Ich bin es nicht Wert, das .... !". Dafür braucht es Selbstdistanz, das Einnehmen der eigenen Beobachterrolle frei von Wertung, frei von Bewertung, frei von Glaubenssätzen, wie zum Beispiel: "Das kann ich nicht."

Zusammengefasst lässt sich sagen: Glaubenssätze gibt es unzählige in einem Menschen. Sie selber zu erkennen benötigt Eigen-Distanz und die Aktivierung der eigenen Beobachterrolle. Glaubenssätze sind "Wahrheiten,von denen wir fest überzeugt sind und die unser Denken, Fühlen und Handeln prägen, ja sogar massiv beeinflussen. Drastisch ausgedrückt, Glaubenssätze manipulieren uns und können uns von Frieden und Selbstverwirklichung abhalten. Es gibt aber auch positive Glaubenssätze: "Wie zum Beispiel "Ich schaff das." Diese können uns auch bei der Befreiung aus unserem inneren Höllen und Kerkern befreien. Und es gibt negative Glaubenssätze, wie zum Beispiel: "Keiner mag mich." Entscheidend ist zunächst, Glaubenssätze als solche zu erkennen.

Gedanken und ihre Wirkkraft

Selbsterkenntnis ist bekanntlich der Weg zum Frieden, zum Glück und zu harmonischen Beziehung mit anderen Menschen, mit Gott und vor allem mit sich selber. Über dem Eingangsportal zum Orakel von Delphi stand der bekannte Satz: "Erkenne Dich selbst." Die gesamte heutige europäisch-abendländische Philosophie fußt auf diesem Satz. Yoganandas Aufforderung, die eigenen Gedanken zu beobachten, hat den selben Ursprung. Glaubenssätze bestehen aus Gedanken. Und Gedanken haben ihren Sitz im Geist des Menschen. Der Geist des Menschen ist aber im materiellen-physischen Bereich zu Hause. Und ein Gedanke hat mindestens dieselbe Kraft, so als würde ich einen Stein in einen klaren See werfen und damit Wellen erzeugen. Die Annahme Gedanken hätten keine Wirkung, wird von allen verwirklichten Meistern abgelehnt.

Unsere Glaubenssätze, also die “Wahrheiten”, von denen wir fest überzeugt sind, prägen uns, unser Denken, Fühlen und Handeln. Wir übersehen dabei oft nur eines: Wenn wir etwas glauben, dann ist das nur eine mögliche Sicht der Dinge und eben nicht die Wahrheit. Wenn ich nun immer wieder mir sage, ich kann das und das nicht, werde ich erst gar nicht beginnen etwas zu lernen oder zu tun oder gar etwas überhaupt anzuschauen. Das erlernen neuer Fertigkeiten beruht auf Wiederholung. Wenn ich also in eine komplette Verweigerungshaltung gehe, verweigere ich mir letztendlich selbst etwas. So erfahre ich nicht die Wahrheit darüber was ich sonst noch alles so beherrschen kann oder erlernen kann.

Natürlich muss dabei auch die Quelle dieser negativen Ursprungsgedanken erörtert werden, warum ich mir so einen Satz immer wieder herhole. Dazu später mehr. Aber was immer schon mal hilft, ist das Einnehmen der Beobachterrolle, also Distanz zu den eigenen Gedanken.

Gedanken, und daher auch Glaubenssätze, wirken aber wie Magneten. Die Yogis sagen in verschiedenen Schriften, das die Welt Klang sei, Nadha Brahma. Alles ist letztendlich Schwingung. Auch die Erkenntnisse der Quantenmechanik bestätigen diese Sichtweise. Schwingungen lösen Resonanz in einem Raum aus. Gedanken haben ebenfalls diese Fähigkeit. Es gibt zahlreiche Experimente zu diesem Thema, die du im Internet intuitiv leicht finden kannst. Die Kraft des Glaubenssatzes rührt daher, das man sich genau diese Situationen dann auch im Außen kreiert, also erschafft, sie anzieht. Wenn ich zum Beispiel in der Arbeit ständig denke: "Mein Chef gibt mir immer die schwierige Arbeit und der Kollegin die einfachen Sachen." darf es dann auch nicht verwundern, wenn der Chef sich so benimmt. Er weiß vielleicht selber gar nicht warum er so handelt aber es fühlt sich für ihn stimmig an so zu handeln. Gedanken unterliegen physikalischen Gesetzmäßigkeiten des Magnetismus. Das kann man nun glauben oder nicht oder beginnen das selbst zu überprüfen.

Besonders verrückt wird das Ganze, wenn man das eine immerzu denkt aber nach Außen immer eine andere Haltung einnimmt. Zum Beispiel denke ich vielleicht ganz oft: "Mir geht es so schlecht. Ich fühle mich erdrückt." Wenn mich dann aber ein Kollege fragt, wie es mir geht und dann antworte: "Mir geht es super." oder "Passt Alles. Danke." wird es langsam schräg. Bei einem Kollegen ist das vielleicht noch nachvollziehbar. Bei einem Freund oder Partner wird es dann allerdings konfus. Wie soll das Außen auf so etwas reagieren? Meistens mit derselben Konfusion.

Ein weiterer Aspekt aus dem Hatha Yoga bezüglich Glaubenssätzen und Gedanken ist, das man weiß und selber die praktische Erfahrung machen kann, wie die eigene Geisteshaltung auf die einzelnen Stellungen wirkt. Angenommen du praktizierst jeden Tag Hatha Yoga, wie wir bei Yoga Vidya (fast) jeden Tag die Yoga Vidya Grundreihe. An dem einen Tag ärgert man sich vielleicht wegen einem bestimmten unglücklichen Ereignis und die Asanas fallen einem total schwer. Am nächsten Tag geht es mir besonders gut, weil ich ein Erfolgserlebnis in meinem Dienst hatte. Plötzlich läuft mein Hatha Yoga Programm ganz flüssig, es geht besonders leicht. Nach gewisser Zeit bemerkt man dann doch: Moment mal, da gibt es eine Verbindung zwischen meinem Geist mit seinen Gedanken und meinem Körper. Tatsächlich wissen die fortgeschrittenen Yoga-Praktizierenden, das der Körper zum Großteil, vielleicht auch ganz dem Geist folgt. Und auf geistiger Ebene gibt es keinen Unterschied zwischen Innen und Außen. Daher auch diese enorme Kraft der Gedanken. Etwas das sich leicht an einem selber überprüfen lässt.

Angenommen du sitzt gerade auf einem Stuhl. Deine Körperstellung mit langer aufgerichteter Wirbelsäule, der Körper entspannt und deine Mundwinkel bewusst nach unten gezogen. Spüre in dich hinein und stelle fest was mit dir geschieht. Beobachte nur. Wiederhole das Ganze, nur das du nun die Mundwinkel nach oben ziehst. Spüre dabei hinein. Lass dir Zeit dabei. Beobachte nur. Mit ziemlicher Sicherheit spürst du einen Unterschied. Hoffentlich fühlst du dich bei Mundwinkel oben besser. Das Interessante an dieser Übung ist jedoch: Auch der Geist folgt dem Körper. Somit haben wir es mit einer Wechselbeziehung zu tun, nur das der Geist der mächtigere Spieler ist.

Warum rein positives Denken nicht funktioniert

Viel Literatur findet man zu dem Thema Positives Denken. Auch hier im Yoga Wiki findest du dazu einen Beitrag. Besonders in der New Age Bewegung und in den 90iger und 00er Jahre fand diese Thematik erneut große Beachtung. Natürlich ist es wundervoll seine eigenen Glaubenssätze zu erkennen. Es ist wunderbar wenn man die Unterscheidungskraft, Viveka, entwickelt, um negative von positiven Glaubenssätzen zu trennen oder um Glaubenssätze als solche zu erkennen. Es ist von enormen Vorteil, die Wirkkraft von Glaubenssätzen zu erspüren, sie empirisch einem seinem eigenen Umfeld zu überprüfen. Man kann da sehr spielerisch an die Thematik ran gehen. Man sollte dabei aber beachten, das ganze nicht nur auf einer rein intellektuellen Ebene anzusiedeln. Jedoch sah in den letzten 30 Jahren die Lösung recht einfach aus, indem man dachte, man müsse nur die negativen Glaubenssätze durch neue ersetzen. Angenommen du denkst des öfteren:"Ich bin ein schlechter Fußballspieler." Wenn du nun bemerkst, das du bei Fußballspielen immer wieder diesen Gedanken hast, ist das toll und wenn du nun diesen Gedanken durch einen anderen, positiveren Ersetzt, zum Beispiel: "Ich spiele so toll wie Lionel Messi." (Anmerkung d. Redaktion: Lionel Messi, Spieler des FC Barcelona, wird in Fußballkreisen als Fußballgott betrachtet :-) ) reicht das nicht.

Erstens liegt in diesem Satz ein Vergleich, der unbewusst oder bewusst neuen Stress auslösen kann. Zweitens steckt da auch schon wieder ein Leistungsprinzip darunter, das auch Stress auslösen kann. Wenn ich nun aber diesen Glaubenssatz mit dem Gefühl verbinde, so locker und leicht wie Lionel Messi durch die Abwehrreihen zu tänzeln, und das auch noch im vollen Lauf, wenn ich mir das Gefühl hervorhole, wie es ist dann den Ball in das Tor elegant und mit Anmut zu schießen und zuallerletzt auch noch mit einem Gefühl der Dankbarkeit verbinde: Dann bekommt so ein positiver Glaubenssatz richtig viel Kraft und Power.

Fazit: Das Ersetzen von Glaubenssätzen darf nicht nur auf einer rein intellektuellen Ebene stattfinden. Am besten werden alle Ebenen miteinbezogen. Du solltest in deiner Vorstellungskraft alle Wahrnehmungssinne mit einfließen lassen. Der Glaubenssatz sollte oft wiederholt werden. Immerhin wurde der negative Glaubenssatz vielleicht schon 20.000 Mal wiederholt. Wundere dich also nicht wenn du nun etwas Zeit benötigst damit die neuen Glaubenssätze zur Entfaltung kommen.

Beispielvideo mit Byron Katie und wie man Glaubenssätze auflösen kann

Das Video ist in Englisch aber mit deutschem Untertitel:

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Seminare

Yoga, positives Denken, Gedankenkraft

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Meditation

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