Henry Steel Olcott

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Henry Steel Olcott, 1832-1907, war Mitbegründer und erster Präsident der Theosophischen Gesellschaft und einer der ersten Buddhisten amerikanischer Herkunft. Wegen seines militärischen Ranges wurde er oft auch einfach Colonel Olcott bzw. Oberst Olcott genannt.

Leben von Henry Steel Olcott

Kindheit und Jugend

Henry Steel Olcott wurde am 2. August 1832 in Orange (New Jersey), USA geboren. Er wuchs in Orange, New Jersey, und in New York auf. Mit 16 arbeitete er in der Landwirtschaft seiner Onkeln in Ohio. Seine Onkel erweckten in ihm das Interesse an Spiritualität. Nachdem Henry Steel Olcott nach New Jersey zurückgekehrt war, schrieb er für ein landwirtschaftliches Magazin. So begann seine journalistische Karriere. Henry Steel Olcott verfasste Artikel und Bücher und hielt Vorträge rund um Landwirtschaft.

Als Oberst und Journalist

Während des amerikanischen Bürgerkrieges wurde er von der Regierung beauftragt, Korruption und Betrug in der Militärverwaltung aufzudecken. Später entdeckte er eine Verschwörung gegen Präsident Lincoln. Nach dem Krieg wurde Henry Steel Olcott Anwalt bei Gericht. Er vertrat viele bedeutende Klienten. Weiterhin schrieb er als freier Journalist für verschiedene New Yorker Zeitungen.

Beginn der Theosophischen Gesellschaft

1874 ging Henry Steel Olcott Chittenden in Vermont, um über spiritistische Sitzungen Artikel zu schreiben. Dabei traf er Helena Petrowna Blavatsky. Diese wollte Olcott kennenlernen. Das Treffen mit Helena Petrowna Blavatsky wurde für Henry Steel Olcott zum Wendepunkt in seinem Leben. Er sah sie zum ersten Mal während eines Mittagessens in einem Farmhaus. Sie war eine umwerfende Erscheinung in ihrer roten Garibaldi-Bluse. Olcott flüsterte seinem Tischnachbarn zu: "Mein Gott, sieh Dir diese Frau an". Olcott schrieb damals: "Unsere Bekanntschaft begann in Rauch, aber sie zündete ein großes und permanentes Feuer an."

Olcott entwickelte großes Interesse an spirituellen Fragen. Er kam durch Madame Blavatsky in Kontakt mit ihren Lehrern, den "Brüdern" bzw. aufgestiegenen Meistern, einer Gruppe von geistig hoch entwickelten Menschen, die hinter der Szene arbeiteten, um die menschliche Entwicklung zu fördern. Olcott hatte große Hochachtung für diese Lehrer und Wohltäter für die Menschheit. Aber er betete sie niemals an. Häufig sprach er immer von ihnen als "die Jungs". Durch ihren Einfluss fühlte sich Henry Steel Olcott 1875 inspiriert, die Gründung einer Theosophischen Gesellschaft vorzuschlagen. Am 8. September 1875 gründete Henry Steel Olcott zusammen mit Helena Petrovna Blavatsky und William Quan Judge die Theosophsiche Gesellschaft und wurde ihr erster Präsident.

Im Dezember 1876 fand die erste theosophische Einäscherung in den USA statt. Colonel Olcott hatte dem Hochstapler Baron de Palm versprochen, für sein Begräbnis zu sorgen. So ließ er alle seine Verbindungen spielen und sorgte mit der Ausrichtung des "pagan" für eine große Öffentlichkeitswirksamkeit. Alle Zeitungen beschrieben das Begräbnis als eine heidnische Extravaganz: es gab ägyptische Gewänder für die Hauptteilnehmer, orphische Musik und Grabreden über Karma und die Ziele der Theosophischen Gesellschaft. In mehr als 7000 Artikeln in Amerika und Europa wurde über das Ereignis selbst und über die Theosophischen Ansichten berichtet.

Henry Steel Olcott in Indien

Ende 1878 zog Henry Steel Olcott zusammen mit Madame Blavatsky und Henry Steel Olcott nach Indien. Vor der Übersiedlung nach Indien wurde Theosophie so gesehen, wie sie in HPBs Werk von 1877 "Iris entschleiert" dargestellt wurde: Eine Verbindung zwischen der westlichen und der östlichen Spiritualität. Nach der Übersiedlung von Olcott und Blavatsky nach Indien wurde Theosophie immer indischer. Olcott war mit beiden Darstellungen eng verbunden.

Henry Steel Olcott war ein guter Organisator und begnadeter Redner. Er war ein Autor von Werken über theosophische Themen. Auch in Indien wurde er sehr respektiert wegen seiner Weisheit und seiner Reden. Obgleicher aus dem Westen kam, verstand er doch die Weisheit des Ostens.

Konvertierung zum Buddhismus

1880 besuchten Blavatsky und Henry Steel Olcott zum ersten Mal Sri Lanka, wo sie ein "Pancha Sila" nahmen, also die Konvertierung zum Buddhismus. Olcotts Arbeiten über Buddhismus wurden in allen buddhistischen Schulen übernommen. Henry Steel Olcott schrieb eine Darstellung der 14 fundamentalen buddhistischen Prinzipien. Er überzeugte auch die Repräsentanten der Schulen in Süd- und Nordindien, diese 14 Punkte als Darstellung des buddhistischen Glaubens zu akzeptieren. 1880 arbeitete er am Aufbau einer buddhistischen Schule in Sri Lanka. Er schrieb und veröffentlichte einen buddhistischen Katechismus in Englisch und Singhalesisch. Henry Steel Olcott setzte sich erfolgreich bei der britischen Regierung in London ein für die zivilen und religiösen Rechte der Singhalesen.

Olcott setzte sein Theosophisches Verständnis aber auch für den Zoroastrismus, den Islam, den Hinduismus und das Judentum ein. In jedem Fall erkannte er die religiösen Traditionen als unterschiedliche äußere Darstellungen der immer gleichen Lehren, welche Theosophie ist.

Henry Steel Olcott als Heiler

1882 begann Olcott mit Geistheilungen. Er behandelte Tausende von Menschen und heilte Blinde, Gelähmte, Taubstumme und Menschen mit den unterschiedlichsten physischen und mentalen Krankheiten.

1882 verlegten Olcott und Blavatsky den Hauptsitz der Theosophischen Gesellschaft nach Adyar, Madras, dem heutigen Chennai. Henry Steel Olcott gründete die Theosophische Bibliothek in Adyar, die eine der wichtigsten Aufbewahrungsstätten für uralte Sanskrittexte und andere Schriften werden sollte.

Henry Steel Olcott wurde auch ein sehr beliebter Redner. Er wurde berühmt für seine Klarheit, seine Einfachheit und seine Ernsthaftigkeit. Alle, die ihm zuhörten, erkannten, dass er wusste, von was und über was er sprach, dass er mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele an die großen Wahrheiten glaubte, die uns die heiligen Lehrer von Indien vorgaben und deren einzige Ambition es war, so viel Gutes zu tun, wie ihm möglich war. Colonel Olcott wurde als Buddhist unter Buddhisten anerkannt, als Brahmane unter den Hindus, als ein Gelehrter im mystischen Zoroastrismus unter den Parsis und als ein Mensch aus dem Westen, der die Lehren Christus lebte und nicht nur predigte.

Henry Steel Olcott begab sich immer wieder auf Reisen, die ihn durch Indien, Sri Lanka, Asien bis China und Japan, Australien und Neuseeland, Europa, die Vereinigten Staaten und Südamerika führten.

Auf einer Rückreise von Amerika nach Indien hatte Henry Steel Olcott einen Unfall auf dem Schiff. Er starb an den Folgen dieses Unfalls bald nach seiner Ankunft in Adyar.

Seine letzte Botschaft ist ein sehr bewegender Ausdruck seiner Lebensprinzipien:

"An alle meine geliebten Geschwister in ihren physischen Körpern. Ich verabschiede mich von Euch. In Erinnerung an mich arbeitet weiter an diesem großen Werk, indem ihr die Bruderschaft aller Religionen erkundet und lebt.

An alle meine Geschwister auf der höheren Ebene: Ich grüße Euch und ich komme zu Euch, und ich flehe Euch an, mir zu helfen, damit ich allen Menschen auf dieser Erde vermitteln kann, dass keine Religion größer ist als die Wahrheit, und dass in der Bruderschaft der Religionen Frieden und Fortschritt für die Menschheit liegen."


Werke von Henry Steel Olcott

  • A Buddhist catechism; Madras 1881 - Bischoff, Erich (Übers): Der buddhistische Katechismus; Reprint-Verlag, Leipzig, 1997;
  • Human Spirits and Elementaries; 1875
  • Old diary leaves, Inside the occult, the true story of Madame H. P. Blavatsky; Running Press, Philadelphia 1975; ISBN 0-914294-31-8
  • Outlines of the first course of Yale agricultural lectures; C. M. Saxton, Barker & Co., New York 1860
  • People from the other world; American Publishing Co., Hartford 1875
  • Sorgho and Imphee, the Chinese and African sugar canes; A. O. Moore, New York 1857
  • The Golden Rules of Buddhism; 1887
  • The Hindu Dwaita Catechism; 1886
  • The kinship between Hinduism and Buddhism; The Maha-Bodhi society, Calcutta 1893
  • The Life of the Budha and its Lessons; 1912
  • The poor pariah; Addison & Co., Madras 1902
  • Theosophy, Religion, and Occult Science; New York 1885
  • How the Swans Came to the Lake; Rick Fields, Shambhala Publications, Boston 1992

Quellen