Mithya
Mithya (Sanskrit: मिथ्या mithyā adv.) verkehrt, falsch, nicht richtig, unwahr, lügnerisch, nicht wirklich, scheinbar; ohne wahren Zweck, für Nichts und wieder Nichts, vergebens.
Mithya ist ein Wort, das besonders im Vedanta wichtig ist. Shankaracharya, der große Vedanta Meister, schreibt: Brahma Satyam. Jagan Mithja: Brahman allein ist wirklich. Die Welt, Jagad, wie wir sie wahrnehmen, ist unwirklich, Mithya.
Sukadev über Mithya
Niederschrift eines Vortragsvideos (2015) von Sukadev über Mithya
Mithya ist ein Sanskrit-Ausdruck und heißt "unrichtig“, "falsch“, "getäuscht“. Mithya spielt gerade auch im Vedanta eine besondere Rolle. Dort heißt es ja: "Brahma Satyam.“ Das heißt: "Das absolute Brahman allein ist wirklich.“ "Jagan Mithya. Die Welt, wie wir sie wahrnehmen, ist Mithya, sie ist unrichtig, sie ist nicht so, wie wir sie wahrnehmen.“ "Jivo Brahmaiva Na Aparah. Das Individuum, Jiva, Na Aparah, ist nichts anderes als Brahman allein.“
Also, Jagan Mithya, die Welt, wie du sie wahrnimmst, ist Mithya und das gilt es, dir bewusst zu machen. Was du wahrnimmst, so ist die Welt nicht wirklich. Du siehst die Welt schon mal über Sinneswahrnehmungen, also du siehst etwas, du hörst etwas, du riechst etwas usw. Aber die Sinneswahrnehmungen sind nur Interpretationen von Schwingungen, du machst dir dein eigenes Bild.
Natürlich, du denkst nach, du überlegst, du machst Hypothesen, du vergleichst alles mit der Vergangenheit. Und in diesem Sinne, auf eine gewisse Weise, was du dann denkst und fühlst, das ist ja die Welt, in der du lebst. Und diese Welt, in der du lebst, letztlich deine Gedanken und Gefühle dazu, die sind Mithya, sie sind unrichtig, sie sind falsch.
Es gibt auch Satya, die höchste Wirklichkeit, und was wahr ist, ist letztlich Brahman. Manchmal hilft auch allein eine sinnliche Wahrnehmung, aus Mithya herauszukommen. Manche Menschen kommen zu voreiligen Entschlüssen und denken alles Mögliche, denken, was andere denken, denken, was noch geschehen kann, denken, was geschehen ist usw. Sie leben in ihrem eigenen geistigen Universum aus reiner Mithya. Manchmal kann es helfen, wirklich genauer zu schauen, genauer zu spüren, auch nachzuhaken und nachzufragen, kritische Fragen zu stellen, auch sich selbst kritische Fragen zu stellen, um etwas aus Mithya herauszukommen.
Noch tiefer aus Mithya heraus kommst du natürlich, wenn du überhaupt fragst: "Was ist wirklich? Was ist unwirklich? Wer bin ich? Was ist ewig?“ Noch mehr kommst du aus Mithya heraus, wenn du zu einer tieferen Ebene der Wirklichkeit kommst. Und auch die ist jetzt erfahrbar. Vom Herzen her fühlst du dich verbunden und eins mit anderen, vom Herzen her spürst du Freude, vom Herzen her spürst du Frieden, vom Herzen her fühlst du Einheit, vom Herzen her bist du eins. So kannst du Mithya überwinden.
In dem Moment, wo du im Leiden bist, in dem Moment, wo du dich getrennt fühlst, in dem Moment, wo du Mangel spürst, bist du in Mithya, denn in deiner wahren Natur bist du Einheit, in deiner wahren Natur bist du Freude. Das kann auch etwas sehr Tröstendes haben, selbst wenn du es momentan noch nicht erfährst. Wenn du tief im Bewusstsein weißt: "Einheit ist meine wahre Natur, nicht Trennung. Freude ist meine wahre Natur, nicht Trauer.“ Und langfristig wird die Wahrheit letztlich triumphieren, wie es so schön heißt, Satyam eva Jayate. Also, langfristig wird die Wahrheit erfahren werden.
So kannst du die vorrübergehende Mithya auch leichter aushalten, denn du weißt, langfristig kommt Freude, langfristig kommt Erkenntnis, langfristig wirst du deine wahre Natur erfahren. Es hilft auch, heiter und gelassener zu sein. Es hilft auch, mitfühlender zu sein, wenn du weißt, dass dein eigenes Universum, deine eigene Welt Mithya ist, und dass andere in ihren Mithyas sind, und dass es auch faszinierend sein kann, die Mithyas anderer auch zu erkennen. Aber dann gilt es, aus Mithya ganz auszutreten und Satya, die höchste Wahrheit, zu erfahren.
Die Yoga Sutras von Patanjali
विपर्ययो मिथ्याज्ञानमतद्रूपप्रतिष्ठम् || 1.8 ||
viparyayo mithyā-jñānam atad-rūpa-pratiṣṭham || 1.8 ||
Irrtum (Viparyaya) ist eine verkehrte (Mithya) Erkenntnis (Jnana), die sich auf etwas gründet, was dem Wesen der Sache nicht entspricht.
Verschiedene Schreibweisen für Mithya
Sanskrit Wörter werden in Indien auf Devanagari geschrieben. Damit Europäer das lesen können, wird Devanagari transkribiert in die Römische Schrift. Es gibt verschiedene Konventionen, wie Devanagari in römische Schrift transkribiert werden kann Mithya auf Devanagari wird geschrieben "मिथ्या", in IAST wissenschaftliche Transkription mit diakritischen Zeichen "mithyā", in der Harvard-Kyoto Umschrift "mithyA", in der Velthuis Transkription "mithyaa", in der modernen Internet Itrans Transkription "mithyA".
Siehe auch
- Mithyatva
- Mithyajnana
- Mithyabhishansin
- Mithyavachana
- Mithu
- Mithuna
- Mithuni
- Satya
- Klesha
- Vedanta
- Sanskrit Wörterbuch
- Sanskrit Übersetzung
- Sanskrit Schrift
- Sanskrit Alphabet
- Hindi
Literatur
- Carl Capeller: Sanskrit Wörterbuch, nach den Petersburger Wörterbüchern bearbeitet, Strassburg : Trübner, 1887
- Dowson, John: A Classical Dictionary of Hindu Mythology and Religion – Geography, History and Religion; D.K.Printworld Ltd., New Delhi, India, 2005
- Mantra-Buch: Zauberworte für alle Lebenslagen
- Das Yoga-Lexikon von Wilfried Hunzermeyer, ISBN 978-3-931172-28-2, Edition Sawitri.
- Spirituelles Wörterbuch Sanskrit-Deutschvon Martin Mittwede, ISBN 978-3-932957-02-4, Sathya Sai Vereinigung e.V.
- Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis
Weblinks
- Yoga Vidya Sanskrit Glossar
- Yoga Vidya Community - Sanskrit Lexikon Videos
- Offizielle Homepage von Yoga Vidya
- Divine Life Society - Sivananda Ashram
- Die Topf-Ton Problematik im Advaita Vedanta: Satyam und Mithya
Seminare
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