Nächstenliebe
Jesus Christus betonte immer, wie wichtig die Nächstenliebe sei. "Was Ihr dem geringstem der Meinen getan habt, das habt Ihr mir getan". Jedem Wesen, egal ob Freund oder Feind, soll Liebe und Verständnis entgegen gebracht werden. Das göttliche in allem sehen, sich in den anderen und seine Beweggründe hineinversetzen, kann helfen, die Fähigkeit zur Nächstenliebe zu entwickeln. Nächstenliebe ist also die Liebe zu seinen Mitmenschen.
Mitgefühl und Nächstenliebe
Mitgefühl und Nächstenliebe gehören zusammen: Mitgefühl ist die Fähigkeit, sich einzufühlen in den anderen. Aus Mitgefühl kommt Verständnis für den anderen. Nächstenliebe ist meist tätige Nächstenliebe. Es reicht also nicht aus, jemanden nur gefühlsmäßig zu lieben. Nächstenliebe heißt auch, etwas zu tun.
Sanskritausdrücke für Nächstenliebe
Es gibt verschiedene Sanskrit Ausdrücke für Nächstenliebe. Am bekanntesten sind:
- Maitri: Maitri heißt Liebe, Einfühlungsvermögen, Mitgefühl
- Karuna: ist Mitgefühl und Mitleid
- Mudita heißt Mitfreude, die Fähigkeit, sich mit jemand anderem mitzufreuen. Mudita ist aber auch Begeisterung und Enthusiasmus
Tätige Nächstenliebe und Karma Yoga
Tätige Nächstenliebe ist sich ausdrückende Liebe. Im Yoga wird das Karma Yoga genannt. Karma Yoga hat ja zwei Aspekte:
- Karma Yoga heißt verhaftungsloses Tun ohne Identifikation
- Karma Yoga heißt aber auch tätige Nächstenliebe
Swami Sivananda und tätige Nächstenliebe
Swami Sivananda betonte immer wieder die Notwendigkeit der tätigen Nächstenliebe, auch uneigennütziger Dienst, "Selfless Service" bzw. "Charity" genannt. Im klassischen Yoga ist Guru Seva, Dienst am Meister, am Guru, besonders wichtig, um das Ego zu überwinden. Swami Sivananda betonte hingegen, in der Tradition auch von Swami Vivekananda und Mahatma Gandhi, die Wichtigkeit des Dienstes an den Armen, den Kranken, den Alten, den Bedürftigen und Traurigen. "Teile was du hast mit anderen", "diene den Armen, den Kranken, den Bedürftigen", gehörte zu seinen Lieblingssätzen. Und Swami Sivananda ließ es nicht bei Worten bewenden. Sein ganzes Leben war ein Leben tätiger Nächstenliebe:
- In Kindheit und Jugend verschenkte er seine Kleidung und gab Bettlern zu essen
- Als Student machte er mit einer Populärzeitschrift (Ambrosia) Aufklärungsarbeit für Gesundheit und Hygiene
- Als Arzt wanderte er nach Malaysia aus, um dort zu dienen, wo es Menschen am nötigsten hatten
- Also Einsiedler im Himalaya hatte er täglich eine medizinische Sprechstunde
- Im Sivananda Ashram Rishikesh ließ er eine Armenapotheke, eine Ayurvedaheilpraxis, eine gynäkologische Station und ein Krankenhaus errichten, organisierte "Eye Camps" mit Operationen und betreute Lepra Kolonien. Das ist nur eine kleine Auswahl der vielen sozialen Werke, die Swami Sivananda und seine Schüler im Sinne von tätiger Nächstenliebe initiierten
Nächstenliebe im Großen und im Kleinen
Nächstenliebe ist wichtig im Großen und im Kleinen:
- Im Großen heißt Nächstenliebe sich zu engagieren für karitative Werke, für Arme und Kranke
- Im Kleinen heißt Nächstenliebe die Menschen, die direkt um einen herum sind, zu trösten, ihnen zuzuhören, ihnen zu helfen, für sie da zu sein
Nächstenliebe und Spiritualität
Spiritualität und Nächstenliebe gehören zusammen. Spirituelle Menschen brauchen Nächstenliebe, um ihr Herz zu öffnen. Spirituelle Erfahrungen vertiefen die Nächstenliebe.
Gottesliebe und Nächstenliebe
Gott wohnt im Herzen aller Menschen. Gottesliebe wird sich daher immer auch als Nächstenliebe ausdrücken. Umgekehrt lässt Nächstenliebe Gottesliebe, Bhakti, erfahren.