Pancagni

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Pancagni

pancagni (Sanskrit: pancāgni m.) = die fünf Feuer

Der Sanskrit-Ausdruck Pancagni (korrekterweise Pañcāgni) ist ein zusammengesetztes Wort, das wörtlich fünf Feuer bedeutet. Es setzt sich zusammen aus Panca (fünf) und Agni (Feuer). Die Bedeutung dieses Ausdrucks ist jedoch vielschichtig und umfasst zwei Hauptkonzepte, die eng mit vedischer Tradition, Askese und Philosophie verbunden sind.

Panchagni als extreme asketische Praxis (Tapas)

Die bekannteste und anschaulichste Bedeutung von Panchagni ist eine Form des strengen Tapas (Askese oder spirituelle Disziplin), die traditionell von Sadhus oder Yogis ausgeübt wird.

Das Ritual: Die Asketen sitzen dabei in der Mitte eines Kreises, der aus vier brennenden Feuern oder Feuerstellen besteht, die in die vier Himmelsrichtungen (Osten, Westen, Norden, Süden) ausgerichtet sind. Das fünfte Feuer ist die Sonne selbst, deren intensive Hitze zur Mittagszeit auf den Asketen herabstrahlt.

Der Zweck: Diese Übung, bekannt als Pancagni Tapasya, ist eine außerordentlich schwierige Form der Selbstbeherrschung. Sie dient dazu, den Körper zu reinigen, die Hitze des spirituellen Feuers (Tapas) zu erzeugen und die Widerstandsfähigkeit gegenüber den Elementen und den körperlichen Begrenzungen zu steigern. Sie symbolisiert die Bereitschaft des Praktizierenden, alle weltlichen Anhaftungen und Begrenzungen im Feuer der Disziplin zu verbrennen, um spirituelle Erleuchtung oder Befreiung (Moksha) zu erlangen.

Panchagni als Lehre von den fünf Feuern der Schöpfung (Pancagni Vidya)

Im philosophischen Kontext der Upanishaden (speziell in der Chandogya Upanishad und der Brihadaranyaka Upanishad) bezieht sich Panchagni auf eine tiefgründige Lehre, bekannt als Pancagni Vidya (das Wissen von den fünf Feuern). Hier werden die „fünf Feuer“ nicht als physische, sondern als metaphorische oder kosmische Prozesse verstanden.

Diese Lehre beschreibt den Zyklus der Existenz, der Reinkarnation und der kosmischen Opferhandlungen. Die fünf Feuer sind dabei die Stufen, durch die die Seele (der individuelle Geist) von der einen Existenz zur nächsten wandert, oder durch die die Materie umgewandelt wird:

  • Das erste Feuer: Der Himmel (als kosmische Opferstätte), aus dem der Glaube oder das Opfer hervorgeht.
  • Das zweite Feuer: Die Wolken oder der Regen, aus dem der Nektar oder die Feuchtigkeit entsteht.
  • Das dritte Feuer: Die Erde, aus der Nahrung oder Getreide entsteht.
  • Das vierte Feuer: Der Mann (Vater), aus dem Samen oder Keim entsteht.
  • Das fünfte Feuer: Die Frau (Mutter), in der die Geburt oder das Embryo entsteht.

Diese philosophische Erklärung beschreibt den Abstieg und Wiederaufstieg des Selbst durch die kosmischen Ebenen und ist eine komplexe Meditation über den Kreislauf von Tod und Wiedergeburt (Samsara) und den Weg zur Befreiung.

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