Kosmisches Bewusstsein: Unterschied zwischen den Versionen
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Zähne - es bebt die Welt, ihn schauend - auch ich bebe. Den | Zähne - es bebt die Welt, ihn schauend - auch ich bebe. Den | ||
Himmel rührend, strahlend, mannigfarbig, mit offnem | Himmel rührend, strahlend, mannigfarbig, mit offnem | ||
Munde, großen Flammenaugen - schau ich dich so, dann | Munde, großen Flammenaugen - schau ich dich so, dann | ||
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Version vom 4. Mai 2013, 08:26 Uhr
Im kosmischen Bewusstein wird das niedere Bewusstsein von der äußeren objektiven Welt zurückgezogen, und die Sinne werden von ihm vollständig aufgesogen.Die erhabene und seligmachende Erfahrung des kosmischen Bewusstsein erwirbt der Schüler durch die Intuition in Samadhi.
Jiva wird Brahma
Das individuelle Bewußtsein wird eins mit dem kosmischen Geist, mit Brahma, "dem aus dem goldenen Ei Geborenen" (Hiranyagarbha), mit der Überseele, der Weltseele, der allen gemeinsamen Seele, dem Seelenfaden(sutratma). Intellektuelle Fähigkeiten, das niedere Bewußtsein und die Sinne haben ihre Tätigkeit eingestellt. Der Yogi wird zur lebendigen Seele und durchdringt das Leben der Dinge mit Hilfe des göttlichen Auges, seiner Intuition und Weisheit.
Der kosmische Bewußtseinszustand ist weit und erhaben und läßt sich nicht beschreiben. Gedanken und Worte kehren besiegt zurück und sind nicht fähig zu fassen und auszudrücken. Dieser Zustand erregt heilige Ehrfurcht, höchste Freude, erhabenste und reinste Glückseligkeit, Freiheit von Schmerzen, Kummer und Sorgen. Es ist eine göttliche Erfahrung, die Offenbarung der kausalen Welt (karanajagat), in der die Archetypen unmittelbare Wirklichkeit sind.
Der Yogi, der dieses kosmische Bewußtsein besitzt, empfangt göttliche Überlegenheit (aishvarya) und übernatürliche Kräfte (siddhis) verschiedener Art, die in der Bhagavad Gita Purana und dem Raja Yoga des Patanjali beschrieben werden. Arjuna, Sanjaya und Devaki erlangten diesen Zustand. Devaki betrachtete das ganze Weltall im Mund des Kindes Krishna.
Die Bhagavad Gita beschreibt durch den Mund Arjunas das kosmische Bewußtsein mit folgenden Worten: »Dein Riesenleib mit vielen Mündern, Augen, mit vielen Armen, vielen Schenkeln, Füßen, mit vielen Bäuchen, Rachen voller Zähne - es bebt die Welt, ihn schauend - auch ich bebe. Den Himmel rührend, strahlend, mannigfarbig, mit offnem Munde, großen Flammenaugen - schau ich dich so, dann zittert meine Seele.« (11, 23/24).
Der Franzose Bergson lehrte, daß die Intuition die Vernunft übersteigt, ohne ihr zu widersprechen. Diese neue Erfahrung vermittelt eine Erleuchtung, die auf eine neue Daseinsebene erhebt. Es ist ein unaussprechliches Gefühl der Freude und Seligkeit, es ist das Gefühl der Welteinheit, das Bewußtsein des Ewigen Lebens. Es ist nicht mehr eine einfache Überzeugung, sondern man erwirbt an diesem Punkt das »göttliche Auge«. Der Zustand der verkörperten Seele (jiva) hat nun sein Ende gefunden. Das kleine »Ich« ist aufgelöst. Das unterscheidende Bewußtsein, das die Dinge teilt, ist ausgelöscht. Alle Grenzen, Begriffe der Dualität, des Unterschiedes, der Trennung sind verschwunden. Es gibt weder Raum noch Zeit, nur noch Ewigkeit. Vorurteile der Kaste, des Glaubens und der Hautfarbe sind abgeschafft. Wer diese Ebene erreicht hat, empfindet die Verwirklichung all seiner Wünsche (apfakama). Nichts bleibt mehr zu erkennen. Er besitzt das vollkommene Bewußtsein der höheren Ebene der Erkenntnis und Intuition. Er kennt das Geheimnis der Schöpfung. Keine Furcht mehr, keine Wünsche, keine Gedanken, kein Begriff des »Ich« und des. »Mein«. Das Antlitz ist umstrahlt von dem Lichte Brahmas, befreit von Freude und Schmerz (harsha und shoka). Das sind einige der Zeichen, die den Aufstieg zum Zustand des Überbewußtseins anzeigen. Der sadhu schwebt in vollkommener Glückseligkeit. Es gibt für ihn keine Unruhe, keine Depression, keinen Pessimismus, keinen Kummer mehr. Seine Nähe vermittelt dem Schüler Erhebung, Freude und Frieden. Das kosmische Bewußtsein gibt die volle Empfindung vom Einssein des Lebens. Der Yogi fühlt, daß das Weltall von diesem einen Leben erfüllt ist. Er erkennt, daß es tatsächlich keine blinde Kraft oder tote Materie gibt, sondern daß alles Schwingung, Erkenntnis und Leben ist. Dies ist die gleiche Erfahrung, die der Wissenschaftler ]agadish Bose durch seine Experimente bewiesen hat. Wer dieses kosmische Bewußtsein besitzt, weiß, daß das Weltall »mein« ist. Er ist eins mit dem höchsten Gott, mit der Erkenntnis des Weltalls, mit dem Leben. Seine Freude, seine Seligkeit überschreiten jede Beschreibung, jedes Verständnis. Im Augenblick der Erleuchtung oder geistigen Weihe besitzt er die göttliche und kosmische Schau. Er ist sich bewußt der Allgegenwart Gottes und erblickt das leuchtende Antlitz des Herrn. Er erhebt sich über die bisherige Bewußtseinsebene und erreicht die höhere Ebene. Er empfangt den kosmischen universellen Geist, und seine menschliche Seele wird umgestaltet. Nun kümmern ihn nicht mehr Tod oder Zukunft noch das, was jenseits des Lebens in diesem Körper liegt. Er ist eins mit der Ewigkeit, Unendlichkeit und Unsterblichkeit. 340 Während der Erleuchtung öffnen sich die Schleusen der Freude. Eine unbeschreibliche Ekstase erfaßt den Yogi. Seligkeit, Unsterblichkeit, Ewigkeit, Wahrheit und göttliche Liebe sind zum Zentrum seines Lebens geworden, zum innersten Kern seines Lebens, zur einzig wahrnehmbaren Wirklichkeit. Er begreift, daß aus jedem Herzen eine tiefe, unerschöpfliche Quelle der Freude entspringt, daß das ewige Leben in allen Menschen west, daß die ewige, allesumarmende, allesumschließende Liebe jedes Teil, jedes Atom der Schöpfung trägt und ihm Richtung gibt. Sünde, Kummer und Tod sind für ihn nur noch leere Worte. Er fühlt, daß das Elixier des Lebens, der Nektar der Unsterblichkeit in seinen Adern fließt. Er empfindet kein Bedürfnis mehr nach Essen oder Schlaf. Er ist völlig frei von jeder Begierde. In seinem Aussehen und in seiner Haltung vollzieht sich eine große Veränderung. Seine Gestalt scheint gebadet in strahlendem Licht. Seine Augen glänzen wie Seen der Freude und Glückseligkeit. Er hat die Empfindung, daß die ganze Welt im Meer vollkommener Liebe versinkt, in der unsterblichen Seligkeit, die der Wesenskern des Lebens selbst ist. Die ganze Welt wird ihm zur Heimat. Nirgends fühlt er sich als Fremder. Ferne Berge und Länder scheinen ihm ebenso nah wie das väterliche Haus. Die ganze Welt wird ihm zum eigenen Körper. Alle Füße und Hände sind die seinen. Müdigkeit kennt er nicht. Seine Arbeit ist dem Spiel des Kindes gleich, glücklich und sorglos. Gott ist für ihn überall. Stuhl, Tisch und Baum empfangen kosmische Bedeutung. Manchmal hält sein Atem vollständig an, und er erfährt vollkommenen Frieden. Zeit und Raum vergehen. Das kosmische Bewußtsein ist allen Menschen als natürliche Fähigkeit eingeboren. Doch Schulung und Disziplin sind notwendig, um es zu erwecken. In dieser Richtung aber sind die meisten untätig, weil die Macht der Unwissenheit (avidya) stärker ist. 341 Möge der Schüler durch seine Reinheit, seine Liebe, seine Hingabe und seine Weisheit diesen Zustand des kosmischen Bewußtseins erreichen, der sein ihm zustehendes Erbteil ist, seine Mitte, sein Ideal und Ziel.