Spiritualität: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Spiritualität''' (von [[Latein|lateinisch]] ''spiritus'' = [[Geist]], Hauch bzw. ''spiro'' = ich atme – wie altgriechisch ψύχω bzw. ψυχή) bedeutet im weitesten Sinn Geistigkeit und kann eine auf Geistiges aller Art oder im engeren Sinn auf ''Geistliches'' in  [[Religion|religiösem Sinn]] ausgerichtete Haltung meinen. Das steht  auch  für eine geistige Verbindung zum [[Transzendent]]en, dem [[ewiges Leben|Jenseits]] oder der [[Unendlichkeit]]: ''"[[Heiliger Geist]] (...) Fülle, Ganzheit, Totalität, Integration, Harmonie"... ''.
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'''Spiritualität (von ''spiritus'' = Geist) ist der Weg des geistigen Übens mit dem Ziel der Verbindung mit einer höheren Wirklichkeit (Gott, Transzendenz, inneres Glück).'''


== Begriff ==
== Begriff ==
Ausprägungen der ''Spiritualität'' unterscheiden sich. Es erschwert noch das Verständnis, dass die Begriffe [[Religion|Religiosität]] und ''Spiritualität'' insbesondere im englischsprachigen Schrifttum oft synonym gebraucht wurden, obwohl ihnen unterschiedliche Vorstellungen zugrunde liegen.
Ausprägungen der ''Spiritualität'' unterscheiden sich. Der Psychologe Rudolf Sponsel definiert ''Spiritualität'' als mehr oder minder bewusste Beschäftigung „mit Sinn- und Wertfragen des Daseins, der Welt und der Menschen und besonders der eigenen Existenz und seiner Selbstverwirklichung im Leben“. ([http://www.sgipt.org/wisms/gb/spirit0.htm Rudolf Sponsel: „Spiritualität – Eine psychologische Untersuchung“]) So umfasst ''Spiritualität'' auch eine besondere, nicht notwendig im konfessionellen Sinne verstandene religiöse Lebenseinstellung eines Menschen, der sich auf das transzendente göttliche Sein konzentriert bzw. auf das Prinzip der transzendenten, nicht-personalen letzten Wahrheit oder höchsten Wirklichkeit.
 
Das 1936 erschienene Oestergaards Lexikon beschreibt spirituell als „geistig, geistreich, auch geistlich, kirchlich“ und den Begriff ''Spiritualität'' als „Geistigkeit, geistiges Wesen“, die im Gegensatz zur Materialität steht. Das dtv Brockhaus Lexikon von 1962 sieht ''Spiritualität'' anscheinend als Domäne der katholischen Konfession an: „kath. Kirche: die christliche [[Frömmigkeit]], insofern sie als Werk des Geistes Gottes unter Mitwirkung des Menschen verstanden wird; auch personale Aneignung der Heilsbotschaft“.
 
Aktuelle Nachschlagewerke setzen ''Spiritualität'' mit Frömmigkeit gleich („heute weitgehend gleichbedeutend mit Frömmigkeit“ (Brockhaus Religionen, 2004); „Frömmigkeit, eine vom Glauben getragene geistige Orientierung und Lebensform“ (Lexikon der Psychologie, 2000-2002), während der Duden (1999-2004) die alten Definitionen beibehalten hat: „Geistigkeit; inneres Leben, geistiges Wesen“.
 
Meyers Taschenlexikon (2003) betont ebenso wie das „Lexikon der Psychologie“, dass Spiritualität Auswirkungen auf die Ausgestaltung des individuellen Lebens hat: [''Spiritualität'' ist] „die durch seinen Glauben begründete und durch seine konkreten Lebensbedingungen ausgeformte geistig-geistliche Orientierung und Lebenspraxis eines Menschen“.<ref name="Arndt Büssing: VAS-Verlag für Akademische Schriften (2006)"/>
 
Der Begriff ''Spiritualität'' stand bereits in „Meyers Großes Konversations-Lexikon“, 1902-1909, sechste Auflg., Bd. 18. Im Brockhaus von 1973 heißt es:<ref name="Alois Wolkinger: Universität Graz (2006/07)"> [http://www-theol.uni-graz.at/cms/dokumente/10001252/8704b29a/spir.text.pdf Alois Wolkinger: „SPIRITUALITÄT und SPIRITUELLE THEOLOGIE als DISZIPLIN“] – Universität Graz (2006/07)</ref> „Heute ist Spirituelles darüber hinaus zu einem vielfach verschwommenen Modewort geworden, läuft unter den Oberbegriffen [[Esoterik]] und [[Lebenshilfe]] und ist auch bereits in nahezu allen [[profan]]en Bereichen präsent.“<ref name="Alois Wolkinger: Universität Graz (2006/07)"/> Aktuell ist  ''Spiritualität'' auch ein Schlagwort im Zusammenhang mit ''[[New Age]]'' und alternativer [[Heilkunde]], und auch politisch im Programm und der Bezeichnung einer Kleinpartei wie „[[Die Violetten – für spirituelle Politik]]“.
 
Der Psychologe [[Rudolf Sponsel]] definiert ''Spiritualität'' als mehr oder minder bewusste Beschäftigung „mit Sinn- und Wertfragen des Daseins, der Welt und der Menschen und besonders der eigenen Existenz und seiner Selbstverwirklichung im Leben“.<ref name="Rudolf Sponsel: 26. Sep. 2006">[http://www.sgipt.org/wisms/gb/spirit0.htm Rudolf Sponsel: „Spiritualität – Eine psychologische Untersuchung“] – (26. Sep. 2006)<!--
--></ref> So umfasst ''Spiritualität'' auch eine besondere, nicht notwendig im konfessionellen Sinne verstandene religiöse Lebenseinstellung eines [[Menschen]], der sich auf das [[Transzendenz|transzendente]] oder [[Immanenz|immanente]] göttliche Sein konzentriert bzw. auf das Prinzip der transzendenten, nicht-personalen letzten Wahrheit oder höchsten Wirklichkeit.


Die Bedeutungsinhalte der ''Spiritualität'' hängen nach Untersuchungen von Büssing et al. (2006) vom weltanschaulichen Kontext ab, und beziehen sich immer auf eine immaterielle, nicht sinnlich fassbare Wirklichkeit (Gott, Wesenheiten, [[Energie (Esoterik)|Kräfte]]), die dennoch erfahr- oder erahnbar ist (Erwachen, Einsicht, Erkennen) und die in der Lebensgestaltung orientiert. Zu unterscheiden sind hier eine suchende Haltung von einer glaubend annehmenden bzw. einer wissend erkennenden.
Die Bedeutungsinhalte der ''Spiritualität'' hängen nach Untersuchungen von Büssing et al. (2006) vom weltanschaulichen Kontext ab, und beziehen sich immer auf eine immaterielle, nicht sinnlich fassbare Wirklichkeit (Gott, Wesenheiten, [[Energie (Esoterik)|Kräfte]]), die dennoch erfahr- oder erahnbar ist (Erwachen, Einsicht, Erkennen) und die in der Lebensgestaltung orientiert. Zu unterscheiden sind hier eine suchende Haltung von einer glaubend annehmenden bzw. einer wissend erkennenden.


Als Ausdrucksformen der Spiritualität konnten mit Hilfe von Fragebogenkonstrukten mindestens sieben Faktoren differenziert werden:<ref name="Arndt Büssing: VAS-Verlag für Akademische Schriften (2006)"/>
Als Ausdrucksformen der Spiritualität konnten mit Hilfe von Fragebogenkonstrukten mindestens sieben Faktoren differenziert werden:(Arndt Büssing: VAS-Verlag für Akademische Schriften (2006)")
* 1. [[Gebet]], Gottvertrauen und Geborgenheit  
* 1. Gebet, Gottvertrauen und Geborgenheit  
* 2. [[Erkenntnis]], [[Weisheit]] und [[Einsicht]]
* 2. Erkenntnis, Weisheit und Einsicht
* 3. [[Transzendenz]]-Überzeugung
* 3. Transzendenz-Überzeugung
* 4. [[Mitgefühl]], Großzügigkeit und [[Toleranz]]
* 4. Mitgefühl, Großzügigkeit und Toleranz
* 5. Bewusster Umgang mit anderen, sich selbst und der Umwelt
* 5. Bewusster Umgang mit anderen, sich selbst und der Umwelt
* 6. [[Ehrfurcht]] und [[Dankbarkeit]]
* 6. Ehrfurcht und Dankbarkeit
* 7. [[Gleichmut]] und [[Meditation]].
* 7. Gleichmut und [[Meditation]].
 
Von Büssing: „Mit dem Begriff Spiritualität wird eine nach Sinn und Bedeutung suchende Lebenseinstellung bezeichnet, bei der sich der/die Suchende ihres ‚göttlichen‘ Ursprungs bewusst ist (wobei sowohl ein transzendentes als auch ein immanentes göttliches Sein gemeint sein kann, z.B. Gott, Allah, JHWH, Tao, Brahman, Prajna, All-Eines u.a.) und eine Verbundenheit mit anderen, mit der Natur, mit dem Göttlichen usw. spürt. Aus diesem Bewusstsein heraus bemüht er/sie sich um die konkrete Verwirklichung der Lehren, Erfahrungen oder Einsichten im Sinne einer individuell gelebten Spiritualität, die durchaus auch nicht-konfessionell sein kann. Dies hat unmittelbare Auswirkungen auf die Lebensführung und die ethischen Vorstellungen.“<ref name="Arndt Büssing: VAS-Verlag für Akademische Schriften (2006)"/>
 
Auch der Religionspsychologe Kenneth Pargament (1999) stellt das „Suchen nach dem Heiligen“ in den Vordergrund seiner Definition der Spiritualität. Die Grundhaltung ist also keine Ego-zentrierte, der „Blickwinkel“ ist eindeutig auf ein transzendentes „Zentrum“ gerichtet.
 
Die transpersonale Psychologie versteht Spiritualität als die Wahrnehmung der Einheit von Wirklichkeit und das Anerkennen des Geistigen als Realität.
 
Ein [[spiritueller Name]] kann hinzu kommen.


== Religionen ==
== Religionen ==
 
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Die Religionen brachten unterscheidbare spirituelle Strömungen hervor. Dies hat zunächst mit der verschiedenen Erfahrung, Beschreibung und Benennung der höheren Instanz oder Wirklichkeit in den religiösen Traditionen zu tun: [[Gott]] (im Islam: Allah), eine Gottheit, [[Tao]], [[Brahma]]n, Maha-[[Atman]], [[Shunyata]] u.a. Vielfach ist eine Laienspiritualität aus einer klösterlichen oder mönchischen hervorgegangen, hat diese dann aber spezifisch umgeformt.
Die Religionen und [[Konfession]]en brachten unterscheidbare spirituelle Strömungen hervor. Dies hat zunächst mit der verschiedenen Erfahrung, Beschreibung und Benennung der höheren Instanz oder Wirklichkeit in den religiösen Traditionen zu tun: [[Gott]] (arabisch/im Islam: [[Allah]]), eine Gottheit, [[Tao]], [[Brahma]]n, Maha-[[Atman]], [[Shunyata]], Großer Geist, [[Pneuma]], [[Prajna]], Maha-[[Purusha]], Sugmad, das Eine in Einheit oder das Eine in Vielheit u.a.
 
Gerade die großen Religionstraditionen und alten Konfessionen haben eine große Vielfalt von spirituellen Strömungen hervorgebracht und sind – in unterschiedlichem Maße – fähig, spirituelle Traditionen aus anderen Religionen aufzunehmen und zu adaptieren (zum Beispiel [[Zen]]). Sehr verschiedene Spiritualitäten müssen sich daher keineswegs widersprechen und können innerhalb einer Religionsgemeinschaft oder Kirche problemlos koexistieren. Wenn aber Einzelne oder Gruppen Elemente aus verschiedenen spirituellen Traditionen übernehmen und miteinander verbinden, dürfte es ab einem gewissen Punkt sinnvoll sein, von einer neuen Spiritualität zu sprechen. Häufig sind Spiritualitäten durch einzelne charismatische Figuren geprägt oder initiiert, manchmal auch nach diesen Personen benannt.
 
Interesse verdient auch das Verhältnis von Spiritualitäten, die sich im Zusammenhang von Klöstern, Priestergemeinschaften, Ordensbewegungen u.ä. entwickelt haben, zu „[[Laienbewegung|Laienspiritualitäten]]“, als Formen von Spiritualität, die von Menschen gelebt werden, die normalen Berufen nachgehen und weder als Mönch, Nonne, Priester o.ä. in engerem Sinn religiöse Aufgaben zu ihrem Lebensmittelpunkt gemacht haben. Vielfach ist eine Laienspiritualität aus einer klösterlichen oder mönchischen hervorgegangen, hat diese dann aber spezifisch umgeformt.


Die Ausprägung von Spiritualität ist immer individuell, da Lebens- und Erfahrungsgeschichte  jeden spirituell lebenden Menschen  prägen.
Die Ausprägung von Spiritualität ist immer individuell, da Lebens- und Erfahrungsgeschichte  jeden spirituell lebenden Menschen  prägen.


=== Christentum ===
==Christentum==


Unter '''christlicher Spiritualität''' versteht man jene spezifische Form von Spiritualität, in deren Mittelpunkt die persönliche Beziehung zu Jesus Christus steht. Sie ist immer auch biblische Spiritualität und rückgebunden an urchristlichen Praktiken. Dazu zählen je nach persönlich gelebter Frömmigkeit auch Askese und [[Mystik]]. Dabei weist sie über konfessionelle Grenzen und Besonderheiten hinaus. In der christlichen Spiritualität wird individuelle Vervollkommnung als nicht nur durch Techniken (Kontemplation, Lesen der Bibel, [[Gebet]], [[Nächstenliebe]], Exerzitien, Wallfahrt, Kirchenmusik) erreichbar angesehen, sondern insbesondere als [[Gnade]] erlebt. Christliche Spiritualität umfasst nicht nur religiöse Rituale, sondern drückt sich durch die Spiritualität im Alltag aus. Auch kleine Dinge können eine religiöse Bedeutung bekommen und so zur christlichen Umformung des Menschen beitragen.


== Islam ==


=== Islam ===
Die fünf Grundpfeiler des Islam sind [[Gebete]], rituelle Waschungen, [[Pilgerfahrt]], [[Fasten]] und [[Almosen]]. Den Weg der Spiritualität finden wir insbesondere im [[Sufismus]].


[[Gebete]], rituelle Waschungen, [[Pilgerfahrt]], [[Fasten]], [[Almosen]]
== Buddhismus und Hinduismus ==
[[Datei:Gott2.jpg|thumb|400px]]
Das spirituelle Ziel im Buddhismus und im Hinduismus ist die Erleuchtung ([[Moksha]]). Der Weg der [[Erleuchtung]] besteht im Wesentlichen aus Gedankenarbeit (die fünf Eigenschaften innerer Frieden, umfassende Liebe, Weisheit, Selbstdisziplin und inneres Glück üben) und [[Meditation]]. Dann kommt der Geist zur Ruhe, das innere Glück erwacht und der Mensch ruht in seiner wahren Natur    ([[Patanjali]] Yogasutra).
[[Patanjali]] erklärt dazu in seinem [[Yogasutra]], dass Yoga im Zentrum Beruhigung der Gedanken ist. Inneres Glück entsteht durch den Dreischritt aus Konzentration, [[Meditation]] und [[Samadhi]]. Erst bringt man durch Konzentration seine Gedanken bewusst zur Ruhe. Dann beobachtet man die Gedanken nur, läßt sie frei fließen und sich von selbst im Laufe der Zeit weiter beruhigen. Irgendwann gibt es einen inneren Umschwung und man ist im Glück. Der Mensch ruht in [[Brahman]], im Sat-Chit-Ananda (Sein-Einheitsbewusstsein-Glückseligkeit).
Eine große Gefahr auf dem spirituellen Weg ist das formale Üben, bei dem man leere Rituale praktiziert, die einen spirituell nicht wirklich voranbringen. Buddha wandte sich gegen diese Form des spirituellen Übens. Er riet den Brahmanen statt äußerlich perfekter Rituale lieber die Erleuchtung (Vereinigung mit Brahma) zu verwirklichen. Ohne eine eigene Erleuchtungserfahrung (Brahma von Angesicht sehen) blieben alle ihre spirituellen Unterweisungen nur leeres Gerede.


''Siehe auch'': [[Sufismus]]
Dabei könne einem nur jemand helfen, der das spirituelle Ziel bereits kennt. Deshalb heben der tibetische Buddhismus und der hinduistische Yoga (Swami [[Sivananda]], [[Amritanandamayi]], [[Mutter Meera]]) die Bedeutung eines erleuchteten [[Guru|Meisters]] hervor. (Swami Sivananda: ''Göttliche Erkenntnis'', Seite 58.) Andererseits gibt es gerade im Hinduismus und manchmal auch im tibetischen Buddhismus kritikwürdige Gurus. Der [[Dalai Lama]] empfiehlt deshalb jeden Meister genau zu prüfen, bevor man sich auf den Weg mit ihm begibt. (Dalai Lama: ''Dzogchen.'' Seite 40.)


=== Buddhismus, Hinduismus, Taoismus und Jainismus ===
==Videos==
 
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Der Dalai Lama nennt als "Grundspiritualität" die grundlegenden menschlichen Qualitäten der Güte, der Freundlichkeit, des Mitgefühls und der liebevollen Zuwendung.
 
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[[Meditation]], [[Kontemplation]], [[Yoga]], [[Zen]], [[Tantra]]


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
 
* [[Erleuchtung]]
* [[Gebet]]
* [[Gebet]]
* (folgt)
* [[Gott]]
* [[Humor]]
* [[Gottesbeweis]]
* [[Atem]]
* [[Mystik]]
* [[Mystik]]
== Literatur ==
* [[Klaus Berger]]: Was ist biblische Spiritualität? (GTB 1456), ISBN 3-579-01456-0
* [[Anton A. Bucher]]: ''Psychologie der Spiritualität.'' Handbuch. Verlag: Beltz Psychologie Verlags Union; Auflage: 1 Februar 2007 ISBN 3-621-27615-7
* [[Arndt Büssing]], Thomas Ostermann, Michaela Glöckler, Peter F. Matthiessen: ''Spiritualität, Krankheit und Heilung – Bedeutung und Ausdrucksformen der Spiritualität in der Medizin'', VAS-Verlag für Akademische Schriften, 2006, ISBN 978-3-88864-421-4<ref name="Arndt Büssing: VAS-Verlag für Akademische Schriften (2006)">Siehe Abschnitt [[#Literatur|Literatur]] – Arndt Büssing, [[et al]].: VAS-Verlag für Akademische Schriften, 2006</ref>
* Bruno Martin: ''Das Lexikon der Spiritualität &nbsp;−&nbsp; Lehren, Meister, Traditionen'', Atmosphären Vlg., München 2005, 396 S., ISBN 3-86533-018-5
* R. M. Steinmann: ''Spiritualität - die vierte Dimension der Gesundheit''. LIT Verlag 2008, Reihe: ''Psychologie des Bewusstseins'', Bd 11.
* [[Ken Wilber]]: Integrale Spiritualität. Kösel, 2007, ISBN 3-466-34509-X


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Portal|Religion}}
*[http://de.wikipedia.org/wiki/Nahtod-Erfahrung Nahtod-Erfahrung (Wikipedia)]
{{Portal|Mythologie}}
*[http://en.wikipedia.org/wiki/Pam_Reynolds_(singer) Pam Reynolds (Engl. Wikipedia)]
{{Wikiquote|Spiritualität}}
*[http://www.yoga-vidya.de/Yoga--Artikel/Art-Artikel/art_gott.html Yoga-Vidya Artikel über Gott]
* [http://www.gehirnundgeist.de/artikel/862367 Übersichtsseite „Glaube und Wissenschaft“ mit einigen gut lesbaren Fachartikeln zum Thema Spiritualität (Quelle: Gehirn&Geist)]
*[http://knol.google.com/k/erleuchtung-gott-und-gottesbeweis Erleuchtung, Gott und Gottesbeweis]
 
== Einzelnachweise ==
<references/>


{{Deutsche Wikipedia|Spiritualität}}  
{{Deutsche Wikipedia|Spiritualität}}  


[[Kategorie:Spiritualität| ]]
[[Kategorie:Spiritualität| ]]

Version vom 1. September 2011, 19:43 Uhr

Gott3.jpg

Spiritualität (von spiritus = Geist) ist der Weg des geistigen Übens mit dem Ziel der Verbindung mit einer höheren Wirklichkeit (Gott, Transzendenz, inneres Glück).

Begriff

Ausprägungen der Spiritualität unterscheiden sich. Der Psychologe Rudolf Sponsel definiert Spiritualität als mehr oder minder bewusste Beschäftigung „mit Sinn- und Wertfragen des Daseins, der Welt und der Menschen und besonders der eigenen Existenz und seiner Selbstverwirklichung im Leben“. (Rudolf Sponsel: „Spiritualität – Eine psychologische Untersuchung“) So umfasst Spiritualität auch eine besondere, nicht notwendig im konfessionellen Sinne verstandene religiöse Lebenseinstellung eines Menschen, der sich auf das transzendente göttliche Sein konzentriert bzw. auf das Prinzip der transzendenten, nicht-personalen letzten Wahrheit oder höchsten Wirklichkeit.

Die Bedeutungsinhalte der Spiritualität hängen nach Untersuchungen von Büssing et al. (2006) vom weltanschaulichen Kontext ab, und beziehen sich immer auf eine immaterielle, nicht sinnlich fassbare Wirklichkeit (Gott, Wesenheiten, Kräfte), die dennoch erfahr- oder erahnbar ist (Erwachen, Einsicht, Erkennen) und die in der Lebensgestaltung orientiert. Zu unterscheiden sind hier eine suchende Haltung von einer glaubend annehmenden bzw. einer wissend erkennenden.

Als Ausdrucksformen der Spiritualität konnten mit Hilfe von Fragebogenkonstrukten mindestens sieben Faktoren differenziert werden:(Arndt Büssing: VAS-Verlag für Akademische Schriften (2006)")

  • 1. Gebet, Gottvertrauen und Geborgenheit
  • 2. Erkenntnis, Weisheit und Einsicht
  • 3. Transzendenz-Überzeugung
  • 4. Mitgefühl, Großzügigkeit und Toleranz
  • 5. Bewusster Umgang mit anderen, sich selbst und der Umwelt
  • 6. Ehrfurcht und Dankbarkeit
  • 7. Gleichmut und Meditation.

Religionen

Gottvater.jpg

Die Religionen brachten unterscheidbare spirituelle Strömungen hervor. Dies hat zunächst mit der verschiedenen Erfahrung, Beschreibung und Benennung der höheren Instanz oder Wirklichkeit in den religiösen Traditionen zu tun: Gott (im Islam: Allah), eine Gottheit, Tao, Brahman, Maha-Atman, Shunyata u.a. Vielfach ist eine Laienspiritualität aus einer klösterlichen oder mönchischen hervorgegangen, hat diese dann aber spezifisch umgeformt.

Die Ausprägung von Spiritualität ist immer individuell, da Lebens- und Erfahrungsgeschichte jeden spirituell lebenden Menschen prägen.

Christentum

Unter christlicher Spiritualität versteht man jene spezifische Form von Spiritualität, in deren Mittelpunkt die persönliche Beziehung zu Jesus Christus steht. Sie ist immer auch biblische Spiritualität und rückgebunden an urchristlichen Praktiken. Dazu zählen je nach persönlich gelebter Frömmigkeit auch Askese und Mystik. Dabei weist sie über konfessionelle Grenzen und Besonderheiten hinaus. In der christlichen Spiritualität wird individuelle Vervollkommnung als nicht nur durch Techniken (Kontemplation, Lesen der Bibel, Gebet, Nächstenliebe, Exerzitien, Wallfahrt, Kirchenmusik) erreichbar angesehen, sondern insbesondere als Gnade erlebt. Christliche Spiritualität umfasst nicht nur religiöse Rituale, sondern drückt sich durch die Spiritualität im Alltag aus. Auch kleine Dinge können eine religiöse Bedeutung bekommen und so zur christlichen Umformung des Menschen beitragen.

Islam

Die fünf Grundpfeiler des Islam sind Gebete, rituelle Waschungen, Pilgerfahrt, Fasten und Almosen. Den Weg der Spiritualität finden wir insbesondere im Sufismus.

Buddhismus und Hinduismus

Gott2.jpg

Das spirituelle Ziel im Buddhismus und im Hinduismus ist die Erleuchtung (Moksha). Der Weg der Erleuchtung besteht im Wesentlichen aus Gedankenarbeit (die fünf Eigenschaften innerer Frieden, umfassende Liebe, Weisheit, Selbstdisziplin und inneres Glück üben) und Meditation. Dann kommt der Geist zur Ruhe, das innere Glück erwacht und der Mensch ruht in seiner wahren Natur (Patanjali Yogasutra).

Patanjali erklärt dazu in seinem Yogasutra, dass Yoga im Zentrum Beruhigung der Gedanken ist. Inneres Glück entsteht durch den Dreischritt aus Konzentration, Meditation und Samadhi. Erst bringt man durch Konzentration seine Gedanken bewusst zur Ruhe. Dann beobachtet man die Gedanken nur, läßt sie frei fließen und sich von selbst im Laufe der Zeit weiter beruhigen. Irgendwann gibt es einen inneren Umschwung und man ist im Glück. Der Mensch ruht in Brahman, im Sat-Chit-Ananda (Sein-Einheitsbewusstsein-Glückseligkeit).

Eine große Gefahr auf dem spirituellen Weg ist das formale Üben, bei dem man leere Rituale praktiziert, die einen spirituell nicht wirklich voranbringen. Buddha wandte sich gegen diese Form des spirituellen Übens. Er riet den Brahmanen statt äußerlich perfekter Rituale lieber die Erleuchtung (Vereinigung mit Brahma) zu verwirklichen. Ohne eine eigene Erleuchtungserfahrung (Brahma von Angesicht sehen) blieben alle ihre spirituellen Unterweisungen nur leeres Gerede.

Dabei könne einem nur jemand helfen, der das spirituelle Ziel bereits kennt. Deshalb heben der tibetische Buddhismus und der hinduistische Yoga (Swami Sivananda, Amritanandamayi, Mutter Meera) die Bedeutung eines erleuchteten Meisters hervor. (Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis, Seite 58.) Andererseits gibt es gerade im Hinduismus und manchmal auch im tibetischen Buddhismus kritikwürdige Gurus. Der Dalai Lama empfiehlt deshalb jeden Meister genau zu prüfen, bevor man sich auf den Weg mit ihm begibt. (Dalai Lama: Dzogchen. Seite 40.)

Videos

Siehe auch

Weblinks