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Version vom 23. Oktober 2014, 11:35 Uhr
Raga (Sanskrit: राग rāga m.), Raginis f: Das Färben, Farbe, Röte; Entzündung; Nasalierung; Reiz, Lieblichkeit; Leidenschaft, hefiges Verlangen, Sympatie, Zuneigung, Liebe, Freude, Mögen; Melodie; Farbe; Gefühl, Emotion; Würze; einer der fünf Kleshas (Ursachen des Leidens). Die Ragas sind die sechs personifizierten Melodien und die Raginis sind ihre Gattinnen.
Wenn wir uns mit etwas identifizieren, halten wir etwas Bestimmtes für wünschenswert. Diese bestimmte Sache bringt uns unserer Meinung nach Vergnügen. Und was Vergnügen bringt, das wollen wir haben.
Raja Yoga Sutras von Patanjali
सुखानुशयी रागः || 2.7 ||
sukhānuśayī rāgaḥ || 2.7 ||
Zuneigung (Raga) ist das, was am Vergnügen (Sukha) haftet.
Worte von Swami Sivananda
Raga ist Mögen, Zuneigung, Verhaftung, Liebe. Dvesha ist Widerwillen, Abneigung, Haß. Raga und Dvesha sind zwei Vrittis, die dem Geist entspringen. Beide sind Unwissenheit oder Nichtwissen. Sie sind Produkte von Avidya. Dieses geheimnisvolle Samsara wird durch Raga Dvwesha aufrechterhalten. Raga und Dvesha sind starke Waffen von Maya. Die individuelle Seele ist mit dem starken Seil von Raga Dvesha an diese Welt gebunden. Überall wo Vergnügen ist, ist Raga, überall wo Leid ist, ist Dvesha. Der Mensch möchte immer engen Kontakt mit Dingen haben, die ihm Freude schenken. Er scheut Dinge, die ihm Schmerz verursachen. Wenn die Schmerz verursachenden Objekte auch weit weg sind, läßt doch die Erinnerung an die Dinge Schmerz entstehen. Nur die Beseitigung des Stromes von Dvesha kann Glück bringen. Die Vritti oder Gedankenwelle verursacht den Schmerz, nicht das Objekt selbst. Daher versuche, die Ströme von Dvesha, durch Entwicklung universeller Liebe und Brahmabhavana oder Ishvarabhavana zu allen Dingen zu zerstören. Dann wird dir die ganze Welt als der manifestierte Herr erscheinen. Die Welt oder die Dinge der Welt sind weder gut noch schlecht, sondern es ist der niedere instinktive Geist, der sie gut oder schlecht empfindet. Bedenke stets diesen Punkt. Suche den Fehler nicht in der Welt oder den Dingen. Suche den Fehler in deinem Geist. Zerstörung von Raga Dvesha bedeutet Zerstörung der Unwissenheit (Avidya)und des Geistes und der Vorstellung von der Welt. Nur die Pflege von Tugenden wie Maitri (Freundschaft), Karuna (Mitgefühl), Mudita (in sich selbst zufrieden sein) und Upeksha (Gleichgültigkeit) kann Raga und Dvesha schwächen oder vermindern. Das ist die Pratipaksha Bhavana Methode der Raja Yogis, die Pflege der entgegengesetzten positiven Eigenschaften. Zerstörung von Avidya führt zur Zerstörung von Raga Dvesha. Raga und Dvesha sind die Erscheinungsformen oder Auswirkungen von Avidya, Unwissenheit. Auch das Feuer der Hingabe kann Raga und Dvesha vollständig verbrennen. Die Praxis von Nishkamya Karma Yoga, uneigennütziges, selbstloses Dienen, kann Raga und Dvesha in sehr hohem Maße schwächen. Töte Raga (Verhaftung) mit dem Schwert von Vairagya (Nichtverhaftung), Leidenschaftslosigkeit oder Gleichgültigkeit gegenüber Sinnesobjekten, und Dvesha durch Entwicklung kosmischer Liebe.
Der Geist wirkt verwüstend durch die Wünsche. Sobald sich ein Wunsch erhebt, denkt man, dass durch seine Verwirklichung die erhoffte Glückseligkeit erreicht wird, doch sobald man im Besitz des Objektes ist und sich für eine gewisse Zeit dessen erfreut hat, wird der Geist wieder ruhelos und wünscht sich neue Abwechslung. Ekel und Widerwille stellen sich alsbald ein und drängen den Geist nach neuen Objekten. Wünsche sind zahllos, unersättlich und unbesiegbar. Sich ihrer zu erfreuen, bringt keine wirkliche Befriedigung, vielmehr schürt ihre Erfüllung weiteres Wunschfeuer an und stärkt das Verlangen nach weiteren vergänglichen Freuden. Die Wünsche sollten im Augenblick ihrer Auferstehung durch die Kraft der Unterscheidung und unermüdlicher Bemühung entwurzelt werden. Viveka (Kraft der Unterscheidung) wird Dich sofort darauf hinweisen, dass Wünsche stets vom Leid begleitet werden, das der augenblicklichen Freude auf dem Fuße folgt. Wünsche sind lediglich vorübergehende Versuchungen des Geistes, denn wirkliche Zufriedenheit und Frieden können nur durch Vairagya (Leidenschaftslosigkeit) und Tyaga (Entsagung) erreicht werden. Denke immer wieder darüber nach, was Dir ein neuer Wunsch wirklich bringt, mehr Freude oder mehr spirituellen Gewinn?
Siehe auch
Literatur
- Dowson, John: A Classical Dictionary of Hindu Mythology and Religion – Geography, History and Religion; D.K.Printworld Ltd., New Delhi, India, 2005