Vijnana Bhairava Tantra: Unterschied zwischen den Versionen
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Aber selbst jetzt haben sich meine Zweifel nicht zerstreut, Höchster Herr. Was ist deine wahre Form, o Gott? Bestehst du aus den Energien, die in der Vielzahl der Klänge enthalten sind? | Aber selbst jetzt haben sich meine Zweifel nicht zerstreut, Höchster Herr. Was ist deine wahre Form, o Gott? Bestehst du aus den Energien, die in der Vielzahl der Klänge enthalten sind? | ||
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''kiṁ vā navātmabhedena bhairave bhairavākåtau I triśirobhedabhinnaṁ vā kiṁ vā śaktitrayātmakam II 3 II'' | |||
Ist die wahre Form von Bhairava in der neunfachen Unterteilung zu finden, wie sie im Bhairava Yantra beschrieben wird? Unterscheidet sie sich von den Unterteilungen, die im Yrishira Bhairava Yantra aufgezählt werden? Oder ist sie in den drei Shaktis enthalten? | |||
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''nādabindumayaṁ vāpi kiṁ candrārdhanirodhikāḥ I''<br> | |||
''cakrārūòhaamanackaṁ vākiṁ vā śaktisvarūpakam II 4 II'' | |||
Liegt es an den inneren Klängen und Tropfen? Oder sind es die Zustände, die als "der Hindernde" und "der Halbmond" bekannt sind? Erhebt es sich durch die Kakras oder die Ungestimmten, oder ist es die wahre Natur der Shakti? | |||
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''parāparāyāḥ sakalam aparāyāśca vā punaḥ I''<br> | |||
''parāyā yadi tadvatsyāt paratvaṁ tadvirudhyate II 5 II'' | |||
Ist es sowohl transzendent als auch imminent? Oder ist es immanent und aus Teilen zusammengesetzt? Wenn das Transzendente so existiert, dann würde es der Idee der Transzendenz widersprechen. | |||
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''na hi varṇavibhedena dehabhedena vā bhavet I''<br> | |||
''paratvaṁ nixkalatvena sakalatve na tadbhavet II 6 II'' | |||
Die Transzendenz kann nicht in Klassen oder Erscheinungen unterteilt werden. Weil die Transzendenz unteilbar ist, kann sie nicht das sein, was Teile hat. | |||
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''prasādaṁ kuru me nāthaniḥśexaṁ chindhi saṁśayam I bhairava uvāca | |||
sādhu sādhu tvayā påxṭaṁ tantrasāramidaṁ priye II 7 II'' | |||
Oh Herr, begünstige mich mit deiner Gnade und beseitige jeden einzelnen Zweifel. | |||
Bhairava sagte: Du hast recht, meine Liebe. Diese deine Frage ist der Kern des Tantra. | |||
==Siehe auch== | ==Siehe auch== | ||
Version vom 28. Juni 2025, 14:19 Uhr
Vijnana Bhairava Tantra (Sanskrit: विज्ञानभैरवतन्त्र vijñāna-bhairava-tantra n.) ist philosophisch-pragmatischer Lehrtext des kaschmirischen tantrischen Schivaismus. Hier findest du einige Informationen zu diesem Text sowie den vollständigen Text auf Sanskrit und Deutsch.
Bedeutung und Inhalt des Vijnana Bhairava Tantra
Das Vijnana Bhairava Tantra ist einer der als Tantra bezeichneten Haupttexte einer Form des Schivaismus, die sich im Raum Kaschmir herausgebildet hat und dort im 10. und 11. Jh. mit ihren literarischen Vertretern Abhinavagupta und Kshemaraja ihre Blütezeit hatte.
Der Text, dessen Verfasser nicht bekannt ist, wird traditionell als von Shiva gelehrt betrachtet. Er hat die Form eines Gesprächs zwischen Shiva und Devi, d.h. Shakti. Letztere stellt Shiva am Anfang des Tantra eine Reihe von Fragen, die die philosophischen Aspekte dieser Schule betreffen. Shiva nimmt diese Fragen, die Devi zum Nutzen und zur Belehrung der Schüler dieses Geheimwissens stellt, zum Anlass, eingehend über insgesamt 112 praktische Methoden (sogenannte Dharanas) zu sprechen, mit denen der Praktizierende den göttlichen Zustand (bhairava bhāva) in sich selbst verwirklichen kann.
Diese 112 Methoden umfassen das gesamte Spektrum menschlicher Wahrnehmung, von Gefühlen wie Liebe und Hass, Freude und Angst über körperliche Phänomene wie Hunger, Durst oder das Niesen bis hin zu meditativen Techniken wie Atemachtsamkeit und Visualisierung. All dies lernt der Übende als Ausdrucksformen der als Shakti bezeichneten göttlichen Energie begreifen und sich auf diese Weise mit dem höchsten Bewusstsein in ihm, welches mit Shiva identisch ist, zu verbinden bzw. zu erfahren, dass er selbst essentiell Shiva ist.
Stellvertretend sei hier Vers 118 des Vijnana Bhairava Tantra zitiert:
क्षुताद्यन्ते भये शोके गह्वरे वा रणाद्द्रुते |
कुतूहले क्षुधाद्यन्ते ब्रह्मसत्तामयी दशा || 118 ||
kṣutādyante bhaye śoke gahvare vā raṇād drute |
kutūhale kṣudhādyante brahmasattāmayī daśā || 118 ||
Am Anfang (Adi) und am Ende (Anta) des Niesens (Kshuta), im Zustand der Angst (Bhaya) oder der Trauer (Shoka), am Rande eines Abgrunds (Gahvara), oder wenn man von einem Schlachtfeld (Rana) flieht, im Zustand intensiver Neugier (Kutuhala), am Anfang oder am Ende des Hungers (Kshudh) - all diese Zustände (Dasha) haben Anteil an der absoluten Realität (Brahma-Satta).
Vollständiger Text des Vijnana Bhairava Tantra
1
śrutaṁ deva mayā sarvaṁ rudrayāmalasambhavam I
trikabhedamaśexeṇa sārātsāravibhāgaśaḥ II 1 II
Die glorreiche Göttin sprach:
O Gott, ich habe die Gesamtheit der Lehre über die Dreiteilung der Shakti (in transzendente, intermediäre und unmittelbare Manifestationen) gehört, die Quintessenz von allem, was Rudra und seine Gefährtin (das Rudrayamala Yantra) hervorgebracht hat.
2
adyāpi na nivåtto me saṁśayaḥ parameśvaraI
kiṁ rūpaṁ tattvato deva śabdarāśikalāmayam II 2 II
Aber selbst jetzt haben sich meine Zweifel nicht zerstreut, Höchster Herr. Was ist deine wahre Form, o Gott? Bestehst du aus den Energien, die in der Vielzahl der Klänge enthalten sind?
3
kiṁ vā navātmabhedena bhairave bhairavākåtau I triśirobhedabhinnaṁ vā kiṁ vā śaktitrayātmakam II 3 II
Ist die wahre Form von Bhairava in der neunfachen Unterteilung zu finden, wie sie im Bhairava Yantra beschrieben wird? Unterscheidet sie sich von den Unterteilungen, die im Yrishira Bhairava Yantra aufgezählt werden? Oder ist sie in den drei Shaktis enthalten?
4
nādabindumayaṁ vāpi kiṁ candrārdhanirodhikāḥ I
cakrārūòhaamanackaṁ vākiṁ vā śaktisvarūpakam II 4 II
Liegt es an den inneren Klängen und Tropfen? Oder sind es die Zustände, die als "der Hindernde" und "der Halbmond" bekannt sind? Erhebt es sich durch die Kakras oder die Ungestimmten, oder ist es die wahre Natur der Shakti?
5
parāparāyāḥ sakalam aparāyāśca vā punaḥ I
parāyā yadi tadvatsyāt paratvaṁ tadvirudhyate II 5 II
Ist es sowohl transzendent als auch imminent? Oder ist es immanent und aus Teilen zusammengesetzt? Wenn das Transzendente so existiert, dann würde es der Idee der Transzendenz widersprechen.
6
na hi varṇavibhedena dehabhedena vā bhavet I
paratvaṁ nixkalatvena sakalatve na tadbhavet II 6 II
Die Transzendenz kann nicht in Klassen oder Erscheinungen unterteilt werden. Weil die Transzendenz unteilbar ist, kann sie nicht das sein, was Teile hat.
7
prasādaṁ kuru me nāthaniḥśexaṁ chindhi saṁśayam I bhairava uvāca
sādhu sādhu tvayā påxṭaṁ tantrasāramidaṁ priye II 7 II
Oh Herr, begünstige mich mit deiner Gnade und beseitige jeden einzelnen Zweifel. Bhairava sagte: Du hast recht, meine Liebe. Diese deine Frage ist der Kern des Tantra.
Siehe auch
- Vijnana
- Bhairava
- Tantra
- Panchatantra
- Bindutantra
- Spandakarika
- HYP Jahresgruppe
- Sanskrit Kurs Lektion 1
Seminare
Sanskrit und Devanagari
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