Sanskrit Kurs Lektion 41: Unterschied zwischen den Versionen

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*Das gemeinsame '''logische Subjekt''' bzw. der Agens ([[Kartri]]) der finiten Verbalhandlung ([[Mukhya Kriya|Haupthandlung]]) und der drei [[Absolutivum|Absolutiva]] ([[Guna Kriya|Nebenhandlung]]) dieses Satzes ist nicht ausdrücklich genannt. Es ergibt sich aus dem Kontext, das der praktizierende Yogi gemeint ist. Rein syntaktisch kommt auch der Nominativ ([[Prathama]]) '''sa naraḥ''' ("ein solcher Mann") in Frage, der sich im vorangehenden Vers (4.15) befindet.  
*Das gemeinsame '''logische Subjekt''' bzw. der Agens ([[Kartri]]) der finiten Verbalhandlung ([[Mukhya Kriya|Haupthandlung]]) und der drei [[Absolutivum|Absolutiva]] ([[Guna Kriya|Nebenhandlung]]) dieses Satzes ist nicht ausdrücklich genannt. Es ergibt sich aus dem Kontext, dass der praktizierende Yogi gemeint ist. Rein syntaktisch kommt auch der Nominativ ([[Prathama]]) '''sa naraḥ''' ("ein solcher Mann") in Frage, der sich im vorangehenden Vers (4.15) befindet.  


*Das [[Absolutivum]] '''jñātvā''' bezeichnet eine '''Nebenhandlung''' ([[Guna Kriya]]), die vor der '''Haupthandlung''' ('''nirodhayet''') erfolgt, und mit dieser dasselbe '''logische Subjekt''' (hier das mitzudenkende '''yogī''') hat. Die Form '''jñātvā''' bezieht sich auf den Akkusativ '''suṣumṇā-sad-bhedam''' und ist von der Wurzel '''[[jna|jñā]]''' "wissen, erkennen, kennenlernen" abgeleitet.
*Das [[Absolutivum]] '''jñātvā''' bezeichnet eine '''Nebenhandlung''' ([[Guna Kriya]]), die vor der '''Haupthandlung''' ('''nirodhayet''') erfolgt, und mit dieser dasselbe '''logische Subjekt''' (hier das mitzudenkende '''yogī''') hat. Die Form '''jñātvā''' bezieht sich auf den Akkusativ '''suṣumṇā-sad-bhedam''' und ist von der Wurzel '''[[jna|jñā]]''' "wissen, erkennen, kennenlernen" abgeleitet.

Version vom 17. Februar 2016, 19:06 Uhr

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Das Absolutivum (3)

In Lektion 39 und 40 haben wir die Verwendung des Absolutivums betrachtet. Der folgende Beispielvers enthält drei Formen des Absolutivums.


Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika

Die gesamte Hatha Yoga Pradipika besteht aus Versen, deren häufigstes Versmaß (Chhandas) der Shloka (Anushtubh) ist. Hier folgt ein Vers aus dem vierten Kapitel (Upadesha), das der Praxis der Meditation und Versenkung (Samadhi) gewidmet ist. Der 16. Vers beschreibt den Vorgang der Auflösung des Atems im Brahmarandhra:

Die drei Absolutiva sind jñātvā ("erlernt, kennengelernt habend", jñā), kṛtvā ("gemacht habend", kṛ) und sthitvā ("sich aufhaltend, bleibend", sthā).


ज्ञात्वा सुषुम्णासद्भेदं कृत्वा वायुं च मध्यगम् |
स्थित्वा सदैव सुस्थाने ब्रह्मरन्ध्रे निरोधयेत् || ४.१६ ||


  • wissenschaftliche Transliteration:
jñātvā suṣumṇāsadbhedaṃ kṛtvā vāyuṃ ca madhyagam |
sthitvā sadaiva susthāne brahmarandhre nirodhayet || 4.16 ||


  • vereinfachte Transkription:
jnatva sushumnasadbhedam kritva vayum cha madhyagam |
sthitva sadaiva susthane brahmarandhre nirodhayet || 4.16 ||


  • Wort-für-Wort-Übersetzung:
jñātvā : nachdem er erlernt ("kennengelernt") hat (jñā, Absolutivum)
suṣumṇā-sad-bhedam : die richtige ("gute", Sat) (Methode zum) Öffnen ("Aufbrechen", Bheda) der Sushumna
kṛtvā : nachdem er veranlasst hat (kṛ, Absolutivum)
vāyum : den Atem, Prana ("Wind", Vayu, Akk. Sg. m.)
ca : und (Cha, Partikel)
madhya-gam : im mittleren (Madhya Kanal) zu fließen ("gehen", Ga, Akk. Sg. m.)
sthitvā : weilend, sich aufhaltend ("bleibend", sthā, Absolutivum)
sadā : immer, stets (Sada, Adverb)
eva : wahrlich (Eva, Partikel)
su-sthāne : an einem geeigneten ("guten", Su) Ort (Sthana)
brahma-randhre : (den Atem, Prana) im Brahmarandhra (der "Öffnung Brahmans", Lok. Sg. n.)
nirodhayet : er lasse verschwinden ("schließe ein", ni + rudh, Verb‏‎)


  • Übersetzung:
Nachdem er, sich stets an einem geeigneten Ort aufhaltend, die richtige (Methode zum) Öffnen der Sushumna erlernt hat, und nachdem er den Atem im mittleren (Kanal) zu fließen veranlasst hat, lasse er (den Atem) im Brahmarandhra verschwinden.


Erläuterungen

  • Das gemeinsame logische Subjekt bzw. der Agens (Kartri) der finiten Verbalhandlung (Haupthandlung) und der drei Absolutiva (Nebenhandlung) dieses Satzes ist nicht ausdrücklich genannt. Es ergibt sich aus dem Kontext, dass der praktizierende Yogi gemeint ist. Rein syntaktisch kommt auch der Nominativ (Prathama) sa naraḥ ("ein solcher Mann") in Frage, der sich im vorangehenden Vers (4.15) befindet.
  • Das Absolutivum jñātvā bezeichnet eine Nebenhandlung (Guna Kriya), die vor der Haupthandlung (nirodhayet) erfolgt, und mit dieser dasselbe logische Subjekt (hier das mitzudenkende yogī) hat. Die Form jñātvā bezieht sich auf den Akkusativ suṣumṇā-sad-bhedam und ist von der Wurzel jñā "wissen, erkennen, kennenlernen" abgeleitet.
  • Das Absolutivum kṛtvā bezeichnet eine weitere Nebenhandlung, die vor der Haupthandlung (nirodhayet) erfolgt, und mit dieser dasselbe logische Subjekt (hier: yogī) hat. Die Form kṛtvā bezieht sich auf den Akkusativ vāyum und ist von der Wurzel kṛ "machen, tun" abgeleitet.
  • Der Akkusativ vāyum ist das logische Objekt des Absolutivums kṛtvā.
  • Das Adjektiv‏‎ madhya-gam ist ebenfalls ein Kompositum vom Typ Tatpurusha. Es dient als nähere Bestimmung (Visheshana) zu vāyum und steht daher auch im Akkusativ Singular Maskulinum.
  • Das Absolutivum sthitvā bezeichnet eine weitere Nebenhandlung, die vor der Haupthandlung (nirodhayet) erfolgt, und mit dieser dasselbe logische Subjekt (hier: yogī) hat. Die Form sthitvā ist von der Wurzel sthā "stehen, bleiben, verweilen" abgeleitet.
  • Das Kompositum su-sthāne steht im Lokativ (Saptami). Es bezieht sich auf das Absolutivum sthitvā und gehört gleichfalls zum Typ Tatpurusha.
  • Das Kompositum brahma-randhre steht im Lokativ (Saptami) und bezeichnet den Ort (Adhikarana) der Handlung näher. Es bezieht sich auf das Verb nirodhayet und gehört gleichfalls zum Typ Tatpurusha.
  • Sandhi: Das auslautende stimmlose t von sat im Kompositum suṣumṇā-sad-bhedam wird vor stimmhaften Konsonanten (hier: bh) selbst stimmhaft und damit zu (d). Die Endung m von °bhedam und vāyum geht vor folgendem Konsonanten (Vyanjana) in Anusvara () über, welcher vereinfachend wie m ausgesprochen werden kann. In streng traditioneller Rezitation wird Anusvara jedoch, abhängig vom folgenden Konsonanten, als dessen Klassennasal ausgesprochen: °bhedaṃ kṛtvā, sprich: °bhedaṅ kṛtvā und vāyuṃ ca, sprich: vāyuñ ca. Das auslautende ā in sadā verschmilzt mit dem anlautenden e in eva zu ai: sadaiva.

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Dr. phil. Oliver Hahn

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