Film
Film, Leinwand und Handlung
Eine moderne Analogie ist die des Kinofilms. Wenn wir ins Kino gehen, gibt es nur eine Wirklichkeit, nur etwas, was wirklich da ist. Was nämlich? Die Leinwand. Es scheint aber, dass dort eine ganze Welt entsteht, mit Menschen, mit Dramen, mit Liebesbeziehungen, Verwicklungen, oder mit Verfolgungen und Gewalt usw. Es wird eine Illusion geschaffen. Sie entspricht Jagat, der Welt. Und was führt dazu, dass die Filmhandlung wahrgenommen wird? Die Filmrolle – Māyā. Die Filmrolle nimmt einen Teil des Lichtes weg und deshalb entstehen dort verschiedene Farben und Formen und es scheint so, als fliege zum Beispiel ein Raumschiff durch das Universum.
Da spielt sich jetzt aber nicht nur ein sinnloses Farbspiel ab, sondern das Ganze hat ja eine Logik, ein System, eine Handlung. Und diese Logik stammt letztlich vom Regisseur oder vom Autor der Handlung, der Ishwara, dem persönlichen Gott, entspricht. Und wir, die wir im Kino sind, wir vergessen, dass wir eigentlich da sitzen und dass wir heute Probleme hatten – deshalb geht man ja ins Kino, um alles zu vergessen – , wir gehen also ins Kino für Avidya, um in Unwissenheit zu kommen. Wir wollen nicht wissen, was uns normalerweise bedrückt. Und dann identifizieren wir uns womit? - Mit der Hauptperson im Film, nicht mit dem ganzen Film, sondern typischerweise mit der Hauptperson oder einer der Hauptpersonen – und das kann sogar ein Verbrecher sein. Wir würden das niemals im Leben tun oder gutheißen, was diese Person im Film macht, aber die Person, über die wir am meisten wissen, mit der identifizieren wir uns.
So entsteht ein Jiva, ein individuelles Bewusstsein. Wir fühlen uns als diese Person, bangen mit ihr und hoffen, dass sie alle Schwierigkeiten gut übersteht usw. Und so ist es auch mit der ganzen Welt. Es gibt nur ein allumfassendes Bewusstsein, Brahman. Māyā, die Täuschung, blendet einen Teil des Bewusstseins aus und lässt es über Zeit und Raum abspielen. Und so erscheint es, als ob es Jagat, die Welt, gäbe.