Lingayatas
Von den Shaiva-Sekten in Südindien haben sowohl die Lingayatas, auch Viashaivas genannt, einen hohen Bekanntheitsgrad. Ihre Philosophie wurde sowohl von den Lehren Shankaras, als auch von denen Ramanujas beeinflusst. Die Anhänger dieser Glaubensrichtung messen dem Lingam und Nandi große Bedeutung zu. Bijjala (in der Zeit um 1156) führte diese Sekte zum Erfolg. Er legte großen Wert auf Bhakti im Sinne von Liebe, Wahrheit und Selbstaufgabe, Moral und Reinheit. Statt eines Yajnopavita (heiliger Faden) benutzen sie ein Seidentuch, um den Lingam zu schmücken, was das Gayatri Mantra ersetzt. Die Lingayatas erachten Shiva als die höchste Gottheit und nur ihm dürfen ihre Ehrerbietungen gelten. Daher kommt auch ihr Beiname "Vira Shaivas", oder Anhänger Shaivas.
Die Anhänger müssen jeden als ihren Guru verehren. Sie erweisen den 63 Nayanaras des Tamil-Gebiets großen Respekt und betrachten diese als Stammesälteste, oder Puratanas. Sie verehren zudem 770 verstorbene Heilige, darunter Basava und führende Schüler von ihm. Laut Siva Jnana Bodham von Meykanda Devar (erste Hälfte des 13. Jahrhunderts) geht die Welt, ob leblos oder belebt, durch einen Zyklus von drei Phasen. Diese drei können als Evolution, Erhaltung und Auflösung zusammengefasst werden. Von diesen drei Phasen ist die Auflösung die grundlegendste, denn jede Entwicklung ist die Manifestation des innewohnenden Potentials von Ungelöstem oder Aufgelöstem. Der Zweck der periodischen Reproduktion ist das Erlösen der Seelen von Anava, d.h. von der Unreinheit, die der Seele durch die Geburt anhaftet - jene Dunkelheit des Bewusstseins, die seit ewigen Zeiten die Seelen umgibt.