Sankhyasutra
Sankhyasutra (Sanskrit: साङ्ख्यसूत्र sānkhyasūtra n.) Name eines Grundtextes der Sankhyaphilosphie, der dem Weisen Kapila zugeschrieben wird. Weitere Bezeichnungen dieses Textes sind Sankhyapravachana Sutra und Sankhyadarshana.
Das Sankhya Sutra von Kapila
Entstehung und Inhalt
Das Sankhya Sutra, der "Leidfaden (Sutra) der Sankhyaphilosophie", fasst die Lehren des zu den sechs orthodoxen philosophischen Systemen (Shaddarshana) gehörenden Sankhya in extremer Kürze zusammen. Es besteht aus 6 Kapiteln (Adhyaya) und umfasst, je nach Zählweise, ca. 526 Sutras.
Die Entstehungszeit des Sankhya Sutra wird auf das 14. Jahrhundert datiert, genauere Angaben über den Verfasser und die Entstehungszeit sind nicht bekannt. Damit liegen zwischen der Entstehungszeit der Sankhya Karika (ca. 4. Jh. n. Chr.) und der des Sankhya Sutra etwa 1000 Jahre, in denen eine lebhafte Debatte zwischen den einzelnen indischen philosophischen Systemen (Darshana) stattgefunden hat, was sich nicht zuletzt in der umfangreichen Kommentarliteratur wiederspiegelt.
So stellt, neben der Darlegung des eigenen Systems, gerade die Begründung des eigenen philosophischen Standpunktes und die Widerlegung anderer Meinungen mit den Mitteln der Logik (Yukti) einen wesentlichen Teil des Inhalts des Sankhya Sutra dar. Dies geschieht, insbesondere im 4. Adhyaya, durch beispielhafte Gleichnisse und Anekdoten (Akhyayika).
Das erste Sutra
Das erste Sutra der Sankhyakarika thematisiert das Ziel der Philosophie des Sankhya, d.h. die endgültige Erlösung von allem Leiden:
अथ त्रिविधदुःखात्यन्तनिवृत्तिरत्यन्तपुरुषार्थः || 1.1 ||
atha trividha-duḥkhātyanta-nivṛttiḥ atyanta-puruṣārthaḥ || 1.1 ||
"Nun, das höchste menschliche Ziel (Purushartha) besteht im endgültigen (Atyanta) Aufhören (Nivritti) des dreifachen (Trividha) Leids (Duhkha)."
Kommentarliteratur
Wichtige Kommentare zum Sankhya Sutra sind Vijnana Bhikshus Sankhyapravachanabhashya (16. Jh.), Aniruddhas Kapilasankhyapravachanasutravritti (15. Jh.), Vedanti Mahadevas Sankhyapravachanasutravrittisara und Nageshas Laghusankhyasutravritti (ca. 16. Jh.).