Kurma (Vishnu)
Kurma (Sanskrit: कूर्म Kūrma m. "Schildkröte") Inkarnation Vishnus in Gestalt einer Schildkröte.
Kurma (Vishnu) – Die Schildkröten-Inkarnation des Erhalters
Kurma ist die zweite Inkarnation Vishnus in der Reihe der Dashavatara, der zehn Haupt-Avatare des Gottes Vishnu. In dieser Gestalt stützt Vishnu als gewaltige Schildkröte den Göttern und Dämonen den Berg Mandara, damit sie den Ozean der Milch rühren konnten – ein zentrales Ereignis in der hinduistischen Kosmologie. Kurma symbolisiert Stabilität, Geduld, Ausdauer und die Unterstützung des Göttlichen in kosmischen Prozessen.
Bedeutung und Symbolik von Kurma
Das Wort Kurma bedeutet „Schildkröte“ und steht im Hinduismus für Beständigkeit, Standhaftigkeit und Schutz. Die Schildkröte, die sich in ihr Gehäuse zurückzieht, ist ein Sinnbild für den Rückzug der Sinne – ein zentrales Prinzip im Yoga (Pratyahara). Gleichzeitig trägt Kurma die Welt auf seinem Rücken, was ihn zu einem kosmischen Symbol für Stabilität macht.
Im Kontext der Avatare Vishnus steht Kurma für die zweite Stufe der Evolution: Nach der ersten Inkarnation Matsya (Fisch), die das Leben im Wasser repräsentiert, symbolisiert Kurma den Übergang vom Wasser zum Land – also die Entwicklung stabiler Lebensformen.
Die Legende von Kurma – Das Quirlen des Milchozeans
Die Geschichte von Kurma ist eine der bekanntesten kosmischen Mythen des Hinduismus und wird im Bhagavata Purana, Vishnu Purana und Mahabharata erzählt.
Einst verloren die Devas (Götter) ihre Kraft, weil sie von den Asuras (Dämonen) besiegt worden waren. Sie wandten sich an Vishnu, der ihnen riet, den Ozean der Milch (Kshira Sagara) zu quirlen, um das Amrita, den Nektar der Unsterblichkeit, zu gewinnen. Da diese Aufgabe nur gemeinsam zu bewältigen war, schlossen die Devas und Asuras einen zeitweiligen Frieden.
Als Rührstab diente der gewaltige Berg Mandara, als Seil die kosmische Schlange Vasuki. Doch der Berg drohte zu versinken, da es keine feste Grundlage gab. Da erschien Vishnu in seiner Kurma-Gestalt – als riesige Schildkröte – und legte sich unter den Berg, um ihn zu tragen. Auf seinem stabilen Panzer konnte der Berg ruhen, und das kosmische Rühren begann.
Während des Quirlens traten zahlreiche göttliche Wesen, Kostbarkeiten und Energien hervor, unter anderem:
- die Göttin Lakshmi, Gemahlin Vishnus,
- der mondgleiche Gott Chandra,
- das göttliche Pferd Uchchaihshravas,
- die Kalpavriksha, der Wunschbaum,
- und schließlich das Amrita, der Nektar der Unsterblichkeit.
Als die Dämonen das Amrita für sich beanspruchen wollten, nahm Vishnu eine weitere Gestalt an – Mohini, die bezaubernde Göttin –, um den Nektar den Göttern zukommen zu lassen. So rettete Vishnu erneut das Gleichgewicht im Universum.