Khechari Mudra
Khechari Mudra (Sanskrit: खेचरी मुद्रा khecarī mudrā f.) wörtl.: "das Siegel (Mudra) der im Luftraum (Kha) Wandelnden" repräsentiert im westlichen Yogaunterricht das Zurückbiegen der Zunge um sie dann an den Gaumen zu pressen. Laut der Hatha Pradipika wird dieses Mudra durch einen physiologischen Eingriff perfektioniert und aus diesem Grund von nur wenigen vollständig durchgeführt. Über eine Zeitspanne von Monaten oder Jahren wird die Zunge nach einer bestimmten Vorgehensweise gedehnt, nachdem am Zungenbändchen Schnitte vorgenommen wurden. Ziel ist es mit der Zunge den Punkt zwischen den Augenbrauen (Ajna Chakra) zu erreichen, wonach sie rückwärts in den Raum der Nase und des Rachens geführt wird. Dies soll zu einer außerordentlichen Kundalinierfahrung führen, in der man wie Shiva selbst befreit werden indem man den "Nektar (Amrita) trinken" würde.
Varationen
Einfache Variation: Kopf leicht oder stärker nach hinten legen. So wenig Luft wie möglich ein- und ausatmen (Kevala Kumbhaka). Zunge nach hinten falten, Zungenspitze den Gaumen entlang so weit nach hinten geben wie möglich. Bei geschlossenen Augen oder leicht geöffneten Augen durch den Punkt zwischen den Augenbrauen senkrecht nach oben schauen. “Khechari” = Wandern im Himmel.
Einfache Variation (ausführlich): Lehne den Kopf nach hinten, so weit wie es für dich angenehm ist. Du kannst den Kopf entweder leicht nach hinten geben oder den Kopf wirklich in den Nacken hineinbringen, so wie es für dich angenehm ist. Gib die Zungenspitze nach hinten an den weichen Teil des Gaumens so nah zur Kehle wie es geht. Wenn du eine Dehnung im Zungenband spürst, am unteren Teil der Zunge ist dies ein gutes Zeichen. Das weite nach hinten geben der Zunge ist der wichtigste Teil dieser Übung. Schaue zum Punkt zwischen den Augenbrauen und halte die Augen auf diesen Punkt gerichtet. Reduziere deine Atmung zur meditativen Atmung, Kevala Kumbhaka. Atme sehr wenig Luft ein, atme sehr wenig Luft aus. Konzentriere dich auf den Raum, den du spürst. Kechari heißt wandern im Raum, ausdehnen zum Himmel. Während du den Kopf nach hinten hältst, die Zungenspitze hinten an der Kehle hältst, zum Punkt zwischen den Augenbrauen schaust und den Atem ganz ruhig lässt, spüre, wie dein Geist sich ausdehnt in die Unendlichkeit des Raumes.
Sehr fortgeschrittene Variation
Diese Mudra kann nur von jemandem ausgeführt werden, der sich darauf physisch vorbereitet hat. Die Vorbereitung muss unter der Anleitung eine(s) Gurus gemacht werden, der/die selbst Khechari Mudra praktiziert. Als Vorbereitung für diese Mudra wird die Zunge soweit verlängert, dass die Zungenspitze den Punkt zwischen Augenbrauen berühren kann. Der Meister trennt mit einer sehr scharfen, sauberen Klinge das unterste Zungenbändchen des Schülers durch. Das geschieht in sehr langsamen Schritten, Woche für Woche wird der Einschnitt ein klein wenig vergrößert.
Indem die Ränder des Einschnittes mit Salz und Gelbwurzel eingerieben werden, wachsen sie nicht wieder zusammen. Reibe die Zunge mit frischer Butter ein, und lass sie trocknen. Halte die Zunge mit den Fingern fest, und bewege sie hin und her. Du kannst auch die Zunge langziehen, ähnlich wie das Euter einer Kuh beim Melken langgezogen wird.
Die schrittweise Durchtrennung des untersten Zungenbändchens soll regelmäßig einmal in der Woche ausgeführt werden, über ein Zeitraum, das von sechs Monaten bis hin zu einem Jahr variieren kann. Durch die beschriebenen Techniken kannst du die Zunge soweit verlängern, dass du schließlich damit die Stirn berühren kannst.
Danach kannst du mit der eigentlichen Übung beginnen. Setze dich in Siddhasana. Strecke die Zunge den Gaumen entlang nach oben und nach hinten, und verschließe damit die hinteren Naseneingänge. Fixiere den Blick auf den Punkt zwischen den Augenbrauen. Der Atem kommt zum Stillstand.
Die Zunge berührt die Quelle des Nektars. Das ist Kechari Mudra. Die Praxis dieser Mudra befreit den Yogi von Ohnmachtsanfällen, Hunger, Durst und Trägheit. Er wird frei von Krankheiten, Verfall, Alter und Tod. Er wird zu einem Urdhvareto (Ein Yogi, der die Sublimierung der Geschlechtsenergie in Ojas Shakti gemeistert hat.) Da sein Körper vollständig mit Nektar gefüllt wird, können nicht einmal tödliche Gifte ihm etwas anhaben.
Siehe auch
Literatur
- Asana Pranayama Mudra Bandha von Swami Satyananda Saraswati
- Kundalini Yoga, Swami Sivananda
- André van Lysebeth, Die große Kraft des Atems
Weblinks
Seminare
Atem-Praxis
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