Heil: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Christen finden das Heil in der Nachfolge von [[Jesus von Nazareth]].
Die Christen finden das Heil in der Nachfolge von [[Jesus von Nazareth]].
== Heil als Grußformel ==
Die Grußformel ''Heil!'' ist grammatikalisch eine [[Interjektion]] und  [[Etymologie|etymologisch]] mit dem ähnlich klingenden englischsprachigen Begriff ''Hail!'' verwandt, die soviel wie ''Grüß dich!'' oder ''Glück dir!'' bedeutet<ref>Eintrag ''hail'' in: ''[http://dict.leo.org/?lp=ende&lp=frde&lp=esde&search=hail&searchLoc=0&relink=on&spellToler=standard&cmpType=relaxed http://dict.leo.org]''</ref>. Die beiden Ausdrücke werden auch üblicherweise ineinander übersetzt. Beispiel: ''All hail, Macbeth!'' als ''Heil dir, Macbeth!''<ref>William Shakespeare, ''[[Macbeth (Shakespeare)|Macbeth]]''. Akt I, Szene III. Übersetzung nach [[Friedrich Schiller]] u. a.</ref>.
In Teilen [[Österreich]]s ([[Tirol (Bundesland)|Tirol]], [[Vorarlbergerisch#Begrüßung|Vorarlberg]], [[Pinzgau]]) wird ''Heil!'' (bzw. ''Heile!'')  noch heutzutage <!-- Quelle? --> als Gruß unter Freunden verwendet, so wie in Bayern das ''[[Servus]]!''. Das  „Heil“ wurde dort schon vor der Zeit des [[Nationalsozialismus]] als Grußformel verwendet und hat sich bis heute gehalten. Das in der Deutschschweiz, in Schwaben und in Südtirol gebräuchliche ''Hoi!'' als Begrüßung gegenüber einer Person, die man duzt, hat denselben Ursprung.
=== Jäger, Angler und andere ===
Traditionell grüßen sich [[Jagd|Jäger]] mit den Worten ''Waidmanns Heil!'' und [[Angeln (Fischfang)|Angler]] mit ''[[Simon Petrus|Petri]] Heil!''. Die entsprechende Antwort lautet dann ''Waidmanns Dank!'' bzw. ''Petri Dank!''. <br>''Waidmanns Dank!'' wird nur gesagt, wenn jemandem mit dem Gruß zu einem Jagderfolg gratuliert worden ist oder der Gruß von einem „Nicht-Jäger“ an einen Jäger gerichtet war.
Unter [[Bergsteigen|Bergsteigern]] in den deutschsprachigen Ostalpen ist die Formel ''Berg Heil!'' geläufig, die insbesondere dann angewandt wird, wenn Bergsteiger einen Gipfel erklommen haben; in der Deutschschweiz ist dieser Gipfelgruß kaum bekannt. Dieser Gruß kommt gelegentlich auch bei Sektionsveranstaltungen der [[Alpenverein]]e vor: ''Berg - Heil!!''.
Unter [[Schützenverein|Schützen]] gibt es den Gruß ''Schützen Heil!'', unter [[Ski]]fahrern (auch Amateuren) ''Ski Heil!''. <br>Turner wünschen sich seit 1817, bevor sie sich an ein Gerät begeben, ''Gut Heil!'' und drücken dadurch aus, dass sie dem Turnenden eine verletzungsfreie Übung wünschen. Die Grussformel der [[Gewichtheben|Gewichtheber]] lautet ''Kraft Heil!''.
Vor dem Aufkommen des Nationalsozialismus war der Gruß auch in der [[Jugendbewegung]] verbreitet.
=== Kampf- und Grußformel im [[Nationalsozialismus]] ===
Der Zuruf ''Heil!'' war schon vor 1918 – an Stelle des kaisertreuen ''Hoch!''&nbsp;– in bestimmten politischen Gruppierungen in [[Österreich-Ungarn]] und dem [[Deutsches Reich|Deutschen Reich]]&nbsp;– ein Kennzeichen der Opposition, welche die ''[[kleindeutsche Lösung]]'' (die Auflösung des Deutschen Bundes zu Gunsten des neuen Deutschen Reiches) von 1866 ablehnte und alle Deutschen zusammenführen wollte (die ''[[großdeutsche Lösung]]'').
In der [[Zeit des Nationalsozialismus]] wurde der [[Hitlergruß]] ''Heil Hitler!'' allgemein üblich. Wer auf herkömmliche Weise mit ''Guten Tag!'' oder ''Grüß Gott!'' grüßte, dem wurde unterstellt, ein Gegner des Führers zu sein. Auch für Briefe wurde die Schlusszeile „Heil Hitler!“ vor der Unterschrift allgemein üblich. Wer diesen Brauch nicht mitmachen wollte, konnte allenfalls auf die Formel ''Mit deutschem Gruß'' ausweichen, wenn er nicht [[Unterdrückung|Repressionen]] riskieren wollte. Die herkömmlichen Grußformeln (''mit freundlichen Grüßen'' oder ''Hochachtungsvoll'') ‚entlarvten‘ ihre Anwender&nbsp;– in den Augen der damaligen Machthaber&nbsp;– als ‚ewig Gestrige‘.
Auf den Gruß „Heil Hitler!“ zu antworten: „Heil du ihn doch!“, zeigte deutliche Abkehr vom Führer und war als [[politischer Witz]] lebensgefährlich.
An die Stelle des dreifachen ''[[Hurra]]!'' früherer Epochen zum Schluss öffentlicher Kundgebungen trat die Aufforderung zum dreifachen ''Sieg Heil!''. Im gewöhnlichen Umgang musste ''Sieg Heil'' auf sehr ernste Gelegenheiten beschränkt bleiben, wenn es nicht ironisch klingen sollte.
Mit der Niederwerfung des [[Zeit des Nationalsozialismus|Dritten Reichs]] geriet dieser Gruß 1945 schlagartig außer Gebrauch. In der Bundesrepublik Deutschland stellt die Verwendung des Hitlergrußes (auch des „Sieg Heil“) eine Straftat dar ({{§|86a|stgb|juris}}[[Strafgesetzbuch (Deutschland)|StGB]] Abs. 2).
=== Weitere Entwicklung  ===
In den 1970er Jahren versuchte die Feministin [[Hannelore Mabry]] eine Umdeutung und positive Neubesetzung der Grußformel als ''Heil Kind!''. Hintergrund war hier die Konzentration auf Kinder, für deren Heil alle zuständig seien. Die dabei oft empfundene Provokation war beabsichtigt, die Formel hat sich nicht durchgesetzt.
=== Metal-Fans/„Metaller“ ===
In den extremen Spielarten des [[Metal]], insbesondere im [[Black Metal]] oder [[Pagan Metal]], wird inzwischen auch in Deutschland die Grußformel ''Heil!'' verwendet, nach Eigenaussagen, um seine Achtung vor dem Angesprochenen auszudrücken. Im englischen Sprachraum ist ähnlich ''Hail!'' gebräuchlich. Von Kritikern wird dies als [[Neonazismus]] in Verbindung zum [[National Socialist Black Metal|NS-Black-Metal]] gebracht, was jedoch innerhalb der deutschen Szene nicht immer so gesehen wird.<ref>Panorama-Reportage über NS Black Metal auf ZDF: ''[http://de.youtube.com/watch?v=QiIWsNPyx1o YouTube]''</ref>
== Siehe auch ==
* [[Heiland]], [[heilig]], [[Heilsarmee]], [[Heilsgeschichte]], [[Eschatologie]]
* [[Heiliges Römisches Reich]], [[Heilige Lanze]]
* [[Medizin|Heilkunst]], [[Heilung]]
* [[Hitlergruß]]
* [[Salve]]
* [[Seligkeit]]
== Literatur ==
* Cornelia Schmitz-Berning: ''Vokabular des Nationalsozialismus'', Berlin/New York 1998. ISBN 3-11-016888-X, S. 299–301. – Dort ein Abriss der Entwicklung des „Heil“-Grußes sowie seiner Verwendung und Bedeutung im Nationalsozialismus
== Einzelnachweise ==
<references/>
[[Kategorie:Religion]]
[[Kategorie:Volkskunde]]
[[Kategorie:Grußhandlung]]

Version vom 26. April 2010, 15:47 Uhr

Heil drückt Begnadung, Erfolg, Ganzheit oder Gesundheit oder aber in religiöser Bedeutung Erlösung aus.

Abwandlungen des Wortes finden sich in sehr unterschiedlichen Zusammenhängen, z. B.: heil, heilig, heilsam oder heilbar; das Antonym dazu ist heillos, zum Heil das Unheil („Pech“, „Verderben“, „Unglück“).

Wortgeschichte

Sprachgeschichtlich mit dem Adjektiv heil verwandte Wörter sind in allen germanischen Sprachen belegt mit der Bedeutung „ganz, gesund, unversehrt“, z. B. englisch whole „ganz“ und hale „frisch, ungeschwächt“. In Lautfolge und Bedeutung verwandte Wörter gibt es auch in keltischen und baltoslawischen Sprachen. Das Substantiv Heil wird in ähnlicher Bedeutung gemeingermanisch verwendet (alt- und mittelhochdeutsch heil „Glück, glücklicher Zufall“, altenglisch hael „günstiges Vorzeichen“). Das Verb heilen bedeutet transitiv „heil machen“ (etwa in „Wer heilt, hat recht“) und intransitiv „heil werden“ („die Wunde heilt“).

Religiöse Vorstellungen von Heil

Germanische Vorstellung von Heil

Heil bezeichnete ursprünglich eine gemeingermanische volksreligiöse Vorstellung, welche die persönliche Eigenschaft bezeichnete, allgemein eine glückliche Hand bei Allem zu haben oder speziell z. B. Königsheil oder Ernteheil (heute: einen grünen Daumen) zu haben, kurz: „Glück“ über eine bloße Glückssträhne hinaus. „Heil“ zu haben, war nicht damit identisch, tüchtig oder tapfer zu sein – vgl. dazu ähnlich magisch besetzte Begriffe wie Tyche, Fortuna („Fortüne“), Schicksal. Man konnte sein „Heil“ auch einbüßen. Der dänische Religions- und Sozialwissenschaftler Vilhelm Grønbech (Geist der Germanen) erforschte diese Vorstellungen erstmals gründlich.

Frühmittelalterliche Königssippen (stirps regia), allen voran die fränkischen Merowinger, beriefen sich noch zur Legitimation der Vormachtstellung ihrer Sippe auf das ihnen innewohnende Königsheil. Ein für Zeitgenossen deutlich erkennbares Ausbleiben von Erfolg konnte als Verlust dieses Heils gewertet werden und zu einem Machtwechsel führen.

Christentum

Der christliche Sinn von Heil liegt im Sinne von „heilsam“ oder „heilig“, auch in den Vorstellungen von Erlösung (vom „Ewigen Heil“), wie im Ausdruck Heiland.

Die Formel Heil und Segen macht darauf aufmerksam, dass zwischen Glück und Segen ursprünglich ein Unterschied gesehen wurde: Glück ohne Gottes Segen war nichts wert.

Die Christen finden das Heil in der Nachfolge von Jesus von Nazareth.