Zorn: Unterschied zwischen den Versionen
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Nehmen wir als Beispiel, daß ein Mann ein Mädchen | Nehmen wir als Beispiel, daß ein Mann ein Mädchen | ||
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Übel ist. Nur Zorn, der aus Gier oder selbstsüchtigen Motiven | Übel ist. Nur Zorn, der aus [[Gier]] oder selbstsüchtigen Motiven | ||
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Liebe, Erbarmen und Opfergeist entwickelt. Zorn, den man | [[Liebe]], Erbarmen und Opfergeist entwickelt. Zorn, den man | ||
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imstande ist, das Weltall zu bewegen. Er wird zur höchsten | imstande ist, das Weltall zu bewegen. Er wird zur höchsten | ||
Form der Energie (ojas), ebenso wie Wärme oder Licht sich | Form der Energie ([[ojas]]), ebenso wie Wärme oder Licht sich | ||
in eine andere Art von Energie verwandeln können. Hat ein | in eine andere Art von Energie verwandeln können. Hat ein | ||
Schüler seinen Zorn vollkommen in der Hand, so hat er die | Schüler seinen Zorn vollkommen in der Hand, so hat er die | ||
Hälfte seines sadhana erreicht. Beherrschung des Zorns bedeutet | Hälfte seines [[sadhana]] erreicht. Beherrschung des Zorns bedeutet | ||
auch Beherrschung der schlechten Eigenschaften und | auch Beherrschung der schlechten Eigenschaften und | ||
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wird. Häufiger Samenverlust ist oft die Ursache für Erregbarkeit | wird. Häufiger Samenverlust ist oft die Ursache für Erregbarkeit | ||
und Zorn. Da die Wurzel des Zorns im Egoismus | und Zorn. Da die Wurzel des Zorns im [[Egoismus]] | ||
liegt, sollte die Selbstsucht durch Unterscheidung (viehara) | liegt, sollte die Selbstsucht durch Unterscheidung (viehara) | ||
aufgelöst und damit der Zorn mit seiner Wurzel ausgerissen | aufgelöst und damit der Zorn mit seiner Wurzel ausgerissen | ||
werden. Durch Entwicklung entgegengesetzter Eigenschaften | werden. Durch Entwicklung entgegengesetzter Eigenschaften | ||
wie Nachsicht (ksharna), Liebe, Frieden (shanti), Mitleid | wie Nachsicht ([[ksharna]]), Liebe, [[Frieden]] (shanti), Mitleid | ||
(karuna) und Freundschaft kann man bis zu einem gewissen | (karuna) und Freundschaft kann man bis zu einem gewissen | ||
Grad den Zorn beherrschen lernen. Doch nur wahre Erkenntnis | Grad den Zorn beherrschen lernen. Doch nur wahre Erkenntnis | ||
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Nimmt der Zorn eine heftige Form an, ist es schwer, ihn zu | Nimmt der Zorn eine heftige Form an, ist es schwer, ihn zu | ||
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zu beherrschen, solange nur eine kleine Unruhe im Unbewußten | zu beherrschen, solange nur eine kleine Unruhe im Unbewußten | ||
besteht. | besteht. | ||
Ein zorniger Mensch wird alle Kontrolle über sich verlieren. | Ein zorniger Mensch wird alle Kontrolle über sich verlieren. | ||
Durch Wiederholung verstärkt sich der Zorn noch | Durch Wiederholung verstärkt sich der Zorn noch | ||
mehr. Gelingt es, ihn zu zügeln, wird man allmählich seine | mehr. Gelingt es, ihn zu zügeln, wird man allmählich seine | ||
Willenskraft zurückgewinnen . Deshalb sollte der Schüler alle | Willenskraft zurückgewinnen. Deshalb sollte der Schüler alle | ||
Aufmerksamkeit auf die Beherrschung dieses mächtigen | [[Aufmerksamkeit]] auf die Beherrschung dieses mächtigen | ||
Feindes richten. Sattva-haltige Nahrung, | Feindes richten. Sattva-haltige Nahrung, [[Japa]]m, [https://www.yoga-vidya.de/meditation/ Meditation], | ||
Gebet, Umgang mit Weisen (satsanga), Unterscheidung (vichara), | [[Gebet]], Umgang mit Weisen (satsanga), Unterscheidung (vichara), | ||
Opfer, fromme Zusammenkünfte ( | Opfer, fromme Zusammenkünfte ([[kirtan]]as), Keuschheit | ||
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beitragen, diese schreckliche Krankheit zu entwurzeln. Man | beitragen, diese schreckliche Krankheit zu entwurzeln. Man | ||
sollte auf verschiedene Weise den Kampf führen. Verletzt | sollte auf verschiedene Weise den Kampf führen. Verletzt | ||
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(rnadhura und rnrida) zu sprechen. Die Worte sollten sanft, die | (rnadhura und rnrida) zu sprechen. Die Worte sollten sanft, die | ||
Argumente scharf sein, denn harte Worte bringen Zwiespalt. | Argumente scharf sein, denn harte Worte bringen Zwiespalt. | ||
Ist es | Ist es schwer, den Zorn zu beherrschen, sollte man sofort | ||
aufbrechen und einen kleinen Spaziergang machen. Man | aufbrechen und einen kleinen Spaziergang machen. Man | ||
sollte etwas kaltes Wasser trinken und laut zehn Minuten lang | sollte etwas kaltes Wasser trinken und laut zehn Minuten lang | ||
die Silbe [[OM]] singen. Rauchen, Fleischessen und Alkohol | |||
die Silbe OM singen. Rauchen, Fleischessen und Alkohol | |||
machen das Herz reizbar und sind vollkommen zu vermeiden. | machen das Herz reizbar und sind vollkommen zu vermeiden. | ||
Tabak schafft | Tabak schafft [[Herzkrankheit]]en, die »Tabakkrankheit | ||
des Herzens«, die leicht zu Reizbarkeit führt. | des Herzens«, die leicht zu Reizbarkeit führt. | ||
Man sollte in der Auswahl seiner Umgebung vorsichtig | Man sollte in der Auswahl seiner Umgebung vorsichtig | ||
sein, wenig reden und sich wenig unter Menschen mischen. | sein, wenig reden und sich wenig unter Menschen mischen. | ||
Geistiges sadhana und die Vorstellung, daß der Kosmos ein | Geistiges [[sadhana]] und die Vorstellung, daß der Kosmos ein | ||
langer Traum und die irdische Welt nur Lüge ist (mithya), | langer Traum und die irdische Welt nur Lüge ist ([[mithya]]), | ||
bewahren vor Zorn. | bewahren vor Zorn. Mit Unterscheidungskraft (viehara) argumentiere: | ||
Was ist eine Beleidigung? Was erreiche ich | |||
durch Zorn? Beides ist nichts weiter als eine Vergeudung von | durch Zorn? Beides ist nichts weiter als eine Vergeudung von | ||
Energie und Zeit. Ich bin nicht der Körper. Die Weltseele | Energie und Zeit. Ich bin nicht der Körper. Die Weltseele | ||
(atman) ist die gleiche in uns allen.« Solche Überlegungen | ([[atman]]) ist die gleiche in uns allen.« Solche Überlegungen | ||
werden den Menschen freimachen vom Zorn, der sein Blut | werden den Menschen freimachen vom Zorn, der sein Blut | ||
verändert und vergiftet. Man hat Beispiele von Frauen angeführt, | verändert und vergiftet. Man hat Beispiele von Frauen angeführt, | ||
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Herzkrankheiten, Rheumatismus und nervöse Krankheiten. | Herzkrankheiten, Rheumatismus und nervöse Krankheiten. | ||
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==Siehe auch== | ==Siehe auch== |
Version vom 10. April 2013, 14:03 Uhr
Swami Sivananda über Zorn
Zorn ist das Tor zur Hölle, denn er zerstört die Erkenntnis des Selbst. Aus rajas (Unruhe) geboren, vernichtet und verunreinigt er alles. Er ist der große Feind des Friedens, ein anderer Aspekt der Begehrlichkeit. Wie frische Milch sauer wird, so wandeln sich Begehrlichkeit oder Begierde in Zorn, wenn sie nicht befriedigt werden. Die Gedanken verwirren sich und der Mensch verliert Gedächtnis und Intelligenz. Ein zorniger Mensch ist in der Verfassung, irgend etwas zu sagen und irgend etwas zu tun, selbst einen Mord zu begehen. Ein einziges lebhaftes Wort kann zu Kampf und Totschlag führen. Er ist wie berauscht und weiß nicht, was er tut. Er ist die Beute seines Zorns, der zu einer wahrhaft kosmischen Kraft (shakti oder devi) wird. In den chandipat steht:
- Ya devi sarva bhuteshu
- Krodha rtlpena samstitha
- Namastasyai namastasyai
- Namastasyai namo namaha.
(Ich verneige mich vor dieser Göttin, die unter der Gestalt des Zorns in allen Wesen lebt).
Ressentiment, Empörung, Wut, Verwirrung sind verschiedene Arten des Zorns, je nach seinem Grad und seiner Intensität. Will ein Mensch einen anderen erziehen und leichten Zorn selbstlos als Kraft einsetzen, um ihn zu strafen und zu bessern, dann spricht man von »religiösem Zorn«. Nehmen wir als Beispiel, daß ein Mann ein Mädchen belästigt und schmäht und ein Zeuge über ihn zornig wird, dann nennt man dies »gerechte Empörung«, die nicht von Übel ist. Nur Zorn, der aus Gier oder selbstsüchtigen Motiven entsteht, ist von Übel. Wenn ein religiöser Lehrer ein wenig Zorn nach außen zeigt, um seinen Schüler zurechtzuweisen, so ist dies notwendig und kein Fehler. Aber er muß im Innern kaltblütig bleiben und nur nach außen hitzig und heftig wirken. Sein Zorn darf in seinem Innern nicht tiefe Wurzeln schlagen (antakarana), und die Stimmung muß wie eine Meereswoge bald vorübergehen. Wenn sich ein Mensch oft wegen Kleinigkeiten beunruhigt, ist dies ein sicheres Zeichen von seelischer Schwäche. Jeder müßte seine Unruhe beherrschen können, indem er Geduld, Unterscheidung (viehara), Nachsicht (kshama), Liebe, Erbarmen und Opfergeist entwickelt. Zorn, den man in der Gewalt hat, kann sich in eine Kraft verwandeln, die imstande ist, das Weltall zu bewegen. Er wird zur höchsten Form der Energie (ojas), ebenso wie Wärme oder Licht sich in eine andere Art von Energie verwandeln können. Hat ein Schüler seinen Zorn vollkommen in der Hand, so hat er die Hälfte seines sadhana erreicht. Beherrschung des Zorns bedeutet auch Beherrschung der schlechten Eigenschaften und fehlerhaften Handlungen, der Wünsche und Begierden, die Ursprung aller Laster sind. Wer seinen Zorn beherrscht hat, wird immer gerecht sein, während ein leicht erregbarer Mensch meist ungerecht ist und von Impulsen und Erregungen hin- und hergetrieben wird. Häufiger Samenverlust ist oft die Ursache für Erregbarkeit und Zorn. Da die Wurzel des Zorns im Egoismus liegt, sollte die Selbstsucht durch Unterscheidung (viehara) aufgelöst und damit der Zorn mit seiner Wurzel ausgerissen werden. Durch Entwicklung entgegengesetzter Eigenschaften wie Nachsicht (ksharna), Liebe, Frieden (shanti), Mitleid (karuna) und Freundschaft kann man bis zu einem gewissen Grad den Zorn beherrschen lernen. Doch nur wahre Erkenntnis (jnana) ermöglicht vollkommene Befreiung von den unbewußten Eindrücken (samskaras). Übung des Schweigens (mauna) wird hierbei von großer Hilfe sein. Nimmt der Zorn eine heftige Form an, ist es schwer, ihn zu beherrschen. Man sollte sich sorgfältig beobachten, umjedes Anzeichen von Reizbarkeit wahrzunehmen. Es ist leicht, sich zu beherrschen, solange nur eine kleine Unruhe im Unbewußten besteht.
Ein zorniger Mensch wird alle Kontrolle über sich verlieren. Durch Wiederholung verstärkt sich der Zorn noch mehr. Gelingt es, ihn zu zügeln, wird man allmählich seine Willenskraft zurückgewinnen. Deshalb sollte der Schüler alle Aufmerksamkeit auf die Beherrschung dieses mächtigen Feindes richten. Sattva-haltige Nahrung, Japam, Meditation, Gebet, Umgang mit Weisen (satsanga), Unterscheidung (vichara), Opfer, fromme Zusammenkünfte (kirtanas), Keuschheit (brahmacharya) und pranayama werden vor allem dazu beitragen, diese schreckliche Krankheit zu entwurzeln. Man sollte auf verschiedene Weise den Kampf führen. Verletzt dich ein Mensch, bemühe dich, ruhig zu bleiben, und ertrage die Beleidigung. Es wird dich stark machen. Vor allem muß man Impulse und Erregbarkeit zügeln. Droht ein Zornesausbruch während einer Unterhaltung oder Debatte, soll man zu reden aufhören oder versuchen, liebenswürdig und leise (rnadhura und rnrida) zu sprechen. Die Worte sollten sanft, die Argumente scharf sein, denn harte Worte bringen Zwiespalt. Ist es schwer, den Zorn zu beherrschen, sollte man sofort aufbrechen und einen kleinen Spaziergang machen. Man sollte etwas kaltes Wasser trinken und laut zehn Minuten lang die Silbe OM singen. Rauchen, Fleischessen und Alkohol machen das Herz reizbar und sind vollkommen zu vermeiden. Tabak schafft Herzkrankheiten, die »Tabakkrankheit des Herzens«, die leicht zu Reizbarkeit führt.
Man sollte in der Auswahl seiner Umgebung vorsichtig sein, wenig reden und sich wenig unter Menschen mischen. Geistiges sadhana und die Vorstellung, daß der Kosmos ein langer Traum und die irdische Welt nur Lüge ist (mithya), bewahren vor Zorn. Mit Unterscheidungskraft (viehara) argumentiere: Was ist eine Beleidigung? Was erreiche ich durch Zorn? Beides ist nichts weiter als eine Vergeudung von Energie und Zeit. Ich bin nicht der Körper. Die Weltseele (atman) ist die gleiche in uns allen.« Solche Überlegungen werden den Menschen freimachen vom Zorn, der sein Blut verändert und vergiftet. Man hat Beispiele von Frauen angeführt, deren Kinder an der Milch ihrer Brust starben, weil diese durch Zorn vergiftet war. Im Licht der heutigen Psychologie entspringen alle Krankheiten dem Zorn, vor allem Herzkrankheiten, Rheumatismus und nervöse Krankheiten.
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