Übung der Meditation: Unterschied zwischen den Versionen
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Denkfähigkeiten auf einen geeigneten und rechten Gegenstand | Denkfähigkeiten auf einen geeigneten und rechten Gegenstand | ||
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Du mußt die Übung der Meditation regelmäßig ausführen | Du mußt die Übung der Meditation regelmäßig ausführen |
Aktuelle Version vom 4. Juni 2017, 20:38 Uhr
Swami Sivananda schreibt über die Übung der Meditation
Artikel von Swami Sivananda
Diese Welt ist voller Elend und Leiden. Um sich von den Anfechtungen dieses Lebens (samsara) zu befreien, bedarf es der Meditationsübungen, die zur Selbsterkenntnis und damit zum ewigen Frieden und zur höchsten Glückseligkeit führen. Meditation ist die Vorbereitung für eine umfassende Erfahrung und eine unmittelbare, intuitive Erkenntnis. Sie schafft einen ununterbrochenen fluß der Gedanken zu Gott oder Atman hin. Sie ist der Pfad zum Göttlichen, der königliche Pfad zum Königreich Brahmas, die mystische Leiter, die von der Erde zum Himmel (vaikunthakailasha-Brahman), vom Irrtum zur Wahrheit, von der Dunkelheit zum Licht, von der Unruhe zum ewigen Frieden, vom Nichtwissen zur Weisheit, von der Sterblichkeit zur Unsterblichkeit führt. Wahrheit ist Brahma, ist Atman. Zur Wahrheit kann man nicht ohne Meditation gelangen, deren Art je nach dem gewählten Pfad verschieden ist. Ein Bhakta-Yogi, ein Mystiker, wird sich bei der Meditation auf das Bild seiner erwählten Gottheit (Ishta Devata) mit ihren Attributen (Saguna Dhyana) konzentrieren. Ein Hatha-Yogi, der auf dem Wege körperlicher Übungen vorgeht, meditiert über die Chakras, die Energiezentren. Ein Jnana-Yogi, der dem philosophischen Weg folgt, meditiert über sein wirkliches Selbst, die Übung des ahamgra upasana. Ein Raja-Yogi meditiert über die Weltseele (purusha), die unberührbar ist für Schmerz wie Begierde.
Das Bewußtsein nimmt die Form des Gegenstandes an, den es erfaßt. Nur so ist Wahrnehmung möglich. Ein Bhakta-Yogi meditiert unaufhörlich über die Gestalt seiner Schutz-Gottheit, seiner Ishta Devata. Seine Gedanken umfangen immer wieder diese Gestalt. Ist seine Meditation erfolgreich und erlangt er den Zustand höchster Hingabe (para bhakti), erblickt er in allem nur noch seine Ishta Devata. Namen und Formen schwinden. Der Anbeter Krishnas erblickt überall nur Krishna und erfährt den Zustand, der in der Gita beschrieben wird: "Vasudeva sarvam it; - Alles ist nur vasudeva (Krishna)." Ein Vedanta-Anhänger erblickt überall nichts als das eigene Selbst, Atman. Die Welt der Worte und Formen entschwindet seinem Blick. Er erfährt - wie es in den Upanishaden heißt - "sarvam kalvidam Brahma - Alles in der Tat ist Brahma."
Nur ein reines Bewußtsein vermag das Selbst zu erkennen. Hat es nicht alle Wünsche, Begierden, allen Kummer, Stolz, Täuschung und Lust, Bindung, Anziehung und Abstoßung von sich geworfen, kann es nicht in den Bereich des Höchsten Friedens, der Ungestörten Seligkeit, in die Ewige Heimat eingehen. Ein sinnlicher oder träger Mensch kann nicht Meditation üben. Wer aber seine Zunge und seine Organe beherrscht, wer einen durchdringenden Geist besitzt, wer mit Maß ißt, trinkt und schläft, wer Selbstsucht, Lust, Begierde und Ärger vernichtet hat, kann durch Meditation samadhi erlangen. Solange Zerstreuung und innere Unruhe (vikshepa) vorherrschen, vermag man nicht zu meditieren und den Frieden des Geistes zu erfahren. Solange wohnt Unruhe der Gedanken (rajas) neben der Begierde. Will man sie wirklich überwinden, muß man auch alle irdischen Wünsche und Begierden durch inneren Frieden und völlige Hingabe an Gott zerstören. Grünes Holz kann nicht brennen, während trockenes sofort Feuer fängt. Wer seine Gedanken nicht geläutert hat, wird das Feuer der Meditation nicht anzünden können. Während der Meditation wird er einschlafen, träumen oder Luftschlösser bauen. Wer aber durch Japam, durch Opfer, Erbarmen und Atemübungen alle Unreinheiten aus seinem Bewußtsein entfernt hat, wird, sobald er eine Stellung eingenommen hat, schnell in Meditation fallen. Das gereinigte, gereifte Bewußtsein wird im Augenblick vom Feuer der Meditation erfaßt.
Das Bewußtsein ist einem Garten zu vergleichen. Wie durch Pflügen und Düngen, durch Unkraut jäten und Bewässerung schöne Blumen und Früchte gezogen werden können, so kann auch im Garten des Bewußtsteins die Blume der Hingabe blühen, wenn die Unreinheiten des Denkens, wenn Lust, Ärger, Begierde, Täuschung, Stolz usw. ausgerissen wurden und der Garten mit göttlichen Gedanken begossen wird. Der Samen von Unkraut und Dornen aber bleibt weiter in der Erde, um wieder aufzugehen, wenn er nicht bekämpft wird. Ebenso werden Gedankenformen (vrittis) einmal an die Oberfläche des Bewußtseins steigen, dann wieder verschwinden, aber immer als feinste Keime (samskara) im Unterbewußten wirksam bleiben. Wenn sie von außen oder innen angeregt sind, werden sie wieder zu (vrittis) Gedankenwellen. Ist der Garten gesäubert, frei von Unkraut und Dornen, können gute Früchte geerntet werden. Ist das Bewußtsein rein, bringt die Meditation guten Erfolg. Darum müssen die Gedanken zuerst von allen Unreinheiten befreit werden, damit der Strom der Meditation von selbst fließen kann. Soll der Garten auf lange Zeit sauber bleiben, muß man nicht nur Unkraut und Dornen entfernen, sondern auch den Sam~n, der unter der Erde liegt und immer erneut, lange Jahre hindurch, Unkraut hervorbringt. So muß auch der Schüler nicht nur die starken Wellen unruhiger Gedanken (vrittis), sondern auch die unterbewußten Eindrücke (samskaras) zerstören, den Samen für Tod und Wiedergeburt, der unaufhörlich neue Gedanken und Wellen (vrittis) entstehen läßt, wenn er den Zustand des samadhi, das heißt Befreiung und vollkommene Freiheit erlangen will.
Ohne Meditation ist Selbsterkenntnis nicht möglich, ohne sie kann man sich von den geistigen Begrenzungen nicht befreien, den göttlichen Zustand nicht erreichen, der Unsterblichkeit gewährt. Ohne Meditation bleibt die strahlende Schönheit, die unvergängliche Herrlichkeit Atmans vor den Augen des Schülers verborgen, ohne sie kann er die Schleier, die die Seele verdecken, kann er die fünf Hüllen (koshas), die Atman umschließen, nicht zerreißen, und das Leben der Seligen erlangen.
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Übungen der Meditation
Von Swami Sivananda
Konzentration ist das Festlegen der Gedanken auf einen Punkt. In der Yoga-Philosophie heißt dies Dharana. Konzentration ist Sammlung der Gedanken. Dieser Zustand, der die Kraft hat, die Denkfähigkeiten auf einen geeigneten und rechten Gegenstand zu lenken, ohne daß sie umherwandern und schweifen, heißt Konzentration. Die Meditation folgt der Konzentration. Bei ihr ist nur ein Gedanke in ständigem Fluß.
Du mußt die Übung der Meditation regelmäßig ausführen und dich täglich am Morgen und Abend zur gleichen Stunde' hinsetzen . Die Stimmung der Meditation oder das sattvahafte Bhava wird sich von allein einstellen, ohne daß besondere Anstrengung gefordert wird. Du mußt immer am gleichen Ort, im gleichen Zimmer sitzen. Ohne Regelmäßigkeit ist Meditation nicht möglich. Sie kann zu schnellem Fortschritt und großem Erfolg fUhren. Aber auch wenn du keinen greifbaren Erfolg siehst, mußt du mit Ernst, Geduld und Ausdauer weiter in dieser Übung fortfahren. Nach einiger Zeit wird dich starker Erfolg krönen. Dies ist ohne Zweifel. Du darfst unter keinen Umständen, selbst nicht bei Krankheit, auch nur einen Tag aufhören.
Meditation ist das beste Stärkungsmittel. Die Meditationswellen werden alle Arten von Krankheiten fortziehen und geistige Kraft, neue Lebensenergie und Vitalität einflößen. Meditation erneuert und überholt den Organismus und die körperliche Beschaffenheit. Sie bringt den Körper in wahre Ruhe. Wenn sich die meditative Stimmung zeigt, dann höre sofort mit jeder Arbeit auf und beginne mit Aufrichtigkeit und Ernst zu meditieren.
Wer das innere astrale Licht besitzt, kann deutlich einen dünnen Lichtstrahl zwischen Schüler und Meister sehen, der durch die Bewegung der sattvahaften Gedankenschwingungen im Meer des Chitta (mentale Substanz) entsteht. Wenn du aus dem höheren geistigen Bereich auf die Erde blickst, wirst du die Welt deutlich sehen. In diesem höchsten kosmischen Bewußtsein wirst du das ganze Universum erkennen.
Dies beschreibt Arjuna in der Gita:
- Wie Schmetterlinge in ein flammend Feuer
- In voller Hast zum Untergang eilen,
- So eilen auch die Menschen zum Untergang
- In voller Hast hinein in deine Rachen.
- Du leckst und züngelst ringsumher, verschlingend
- Die Menschen alle mit dem Flammenrachen;
- Die ganze Welt mit ihrem Glanz erfüllend
- Glühn deine fürchterlichen Strahlen, Vishnu!
- (Bhagavad Gita Kap. 11, 29 u. 30)
So wie Insekten oder kleine Fische in Tümpeln sich tummeln oder Ameisen auf einer Hauswand klettern, so bewegen sich diese kleinen menschlichen Wesen im Körper Gottes hin und her. Diese Vision ist ergreifend und furchterregend. Du siehst Millionen unentwickelter Seelen mit zahllosen selbstsüchtigen Begierden herumlaufen ähnlich Leukozyten und roten Blutkörperchen, die - unter dem Mikroskop betrachtet - in frischem Blut sich bewegen.
Unter dieser Menge unwissender, nicht entwickelter menschlicher Wesen findest du einige wenige vollkommen entwickelte Jivanmuktas oder Yogis verstreut in verschiedenen Teilen der Welt , die wie große heilige Flammen oder Lichter herausragen, um die unwissenden Babyseelen und Schüler zu leiten. Du wirst auch einige ernsthafte, halb entwickelte Schüler auf dem Weg des Fortschritts finden, die eine kleine göttliche Flamme ausstrahlen. Sie glitzert wie die Sterne in einer Neumondnacht.