Ashvamedha: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Ashvamedha''': ([[Sanskrit]]: अश्वमेध aśvamedha ''m.'') Pferdeopfer, Roßopfer. Es diente der Legitimation des Machtbereichs eines neuen Königs durch die göttliche Macht. Ein geweihtes Pferd ([[Ashva]]) wurde frei gelassen. Sobald es ein anderes Königreich betrat, mußte entweder gekämpft werden oder die Oberherrschaft des Königs, der das Pferd freigelassen hat, anerkannt werden. Nach Ablauf eines Jahres wurde das Pferd rituell geschlachtet. Das Ashvamedha diente in vedischer Zeit auch dem Erlangen männlicher Nachkommen. Dabei opferte ein sohnloser König sein bestes Pferd, dessen Geist bzw. Seele nachts in die Gattin(nen) des Königs fahren sollte. Auf diese Weise der übernatürlichen Zeugung geht auch die im Epos [[Ramayana]] beschriebene mythische Geburt [[Rama]]s und seiner Brüder [[Bharata]], [[Lakshmana]] und [[Shatrughna]] als Söhne König [[Dasharatha]]s zurück. Das [[Mahabharata]] schildert im [[Ashvamedhika Parva]] genannten Buch ebenfalls ein Ashvamedha, das König [[Yudhishthira]] durchführen ließ.
'''Ashvamedha''': ([[Sanskrit]]: अश्वमेध aśvamedha ''m.'') Pferdeopfer, Rossopfer. Es diente der Legitimation des [[Macht]]bereichs eines neuen [[König]]s durch die göttliche [[Macht]]. Ein geweihtes Pferd ([[Ashva]]) wurde frei gelassen. Sobald es ein anderes Königreich betrat, musste entweder gekämpft werden oder die Oberherrschaft des Königs, der das Pferd freigelassen hat, anerkannt werden. Nach Ablauf eines Jahres wurde das Pferd rituell geschlachtet.  
 
Das Ashvamedha diente in vedischer [[Zeit]] auch dem Erlangen männlicher Nachkommen. Dabei opferte ein sohnloser König sein bestes Pferd, dessen [[Geist]] bzw. [[Seele]] nachts in die Gattin(nen) des Königs fahren sollte. Auf diese Weise der übernatürlichen Zeugung geht auch die im Epos [[Ramayana]] beschriebene mythische Geburt [[Rama]]s und seiner Brüder [[Bharata]], [[Lakshmana]] und [[Shatrughna]] als Söhne König [[Dasharatha]]s zurück. Das [[Mahabharata]] schildert im [[Ashvamedhika Parva]] genannten Buch ebenfalls ein Ashvamedha, das König [[Yudhishthira]] durchführen ließ.
 
==Sukadev über Ashvamedha==
'''Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Ashvamedha'''
       
Ashvamedha ist das Pferdeopfer. Ashvamedha, ein Sanskrit-Wort, besteht aus "Ashva", das heißt Pferd, und "Medha" heißt Opfer. Ashvamedha ist also das Pferdeopfer. Ashvamedha beschreibt eine dunkle Seite der vedischen [[Kultur]]. Dort gab es tatsächlich Tieropfer. Westliche Aspiranten überlesen das manchmal, wenn dort irgendwo steht, dass da ein Opferritual war, ein Pferdeopfer, da wurden tatsächlich Pferde geopfert. Und ich sage bewusst, dunkle Seite, nicht alles, was in den indischen [[Schriften]] steht, ist ein leuchtendes Beispiel. Es gab dann glücklicherweise mehrere Perioden, wo indische [[Meister]] gesagt haben, man sollte keine Tiere opfern. [[Buddha]] war dort besonders herausragend, später, Shankaracharya war derjenige, der mindestens aus der Mainstream-Religion und -Spiritualität Tieropfer gänzlich abgeschafft hat.
 
Es gibt sogar den Ausdruck "Ashvamedha". Da wird das Opferpferd losgelassen. Das wird gemacht vor einer Kaiserzeremonie. Dort wird ein Pferd losgelassen und das wird geschmückt und dann, die umliegenden Könige sehen das Pferd und müssen es dann weiterführen auf das nächste Königreich. Und da, wo das Pferd hingeht, dort erkennen die Könige die Oberherrschaft des Oberkönigs, des Großkönigs, des Kaisers an. Und zum Schluss, also wenn irgendjemand das Pferd unterwegs raubt, dann muss derjenige, der zum Großkönig werden will, einen Krieg anfangen mit diesem anderen Herrscher. Und wenn die Herrscher das Pferd durchlassen, erkennen alle die Oberherrschaft des Kaisers an. Dann wird nachher das Pferd in einem feierlichen Opferritual umgebracht.
 
Da habe ich meine großen Schwierigkeiten damit. Letztlich hatte auch [[Krishna]] damit seine Schwierigkeiten. In der [[Bhagavad Gita]] hat er mehrmals gesagt, ein Opfer ist eben nicht ein Opfer von Tieren, sondern ein Opfer ist, etwas Gott darzubringen, ein Opfer ist jedes [[Ritual]], das man tut, und letztlich geht es darum, über spirituelle Handlungen, über rituelle Handlungen, Gott zu erfahren, und nicht darum, irgendjemanden umzubringen. Es gilt, sich bewusst zu sein, im Altertum war die verbreitetste spirituelle Praxis ein Opfer von [[Pflanze]]n wie auch ein Opfer von Tieren.
 
Im Alten Testament, da findest du jede Menge Tieropfer, und dort findest du sogar die Aussage, dass [[Gott]] von [[Abraham]] z.B. ein Menschenopfer verlangt hat. Glücklicherweise ist dann Gott noch eingeschritten und hat das dann verhindert. Aber es gab Tieropfer, es gab Menschenopfer. Bei den alten Lateinern, Römern, Griechen gab es Tieropfer. Auch in China gab es Tieropfer und auch in Indien. Glücklicherweise sind diese Tieropfer schrittweise außer Mode gekommen. Und so ist Ashvamedha, das Pferdeopfer, in Indien glücklicherweise seit vielen hundert Jahren nicht mehr da, wahrscheinlich seit über 2000 Jahren.
 
Auf eine gewisse Weise wird heute spirituell Ashvamedha als ein Opfer der [[Sinne]] betrachtet. Und wenn du zum Großkönig werden willst, also zum [[Raja]], dann gilt es auch, deine Sinne, deine Ashvas zu beherrschen. Und dann ist auch ein Ashvamedha, ein Pferdeopfer, mal vorübergehend deine Sinne ihrer Lieblingsfreuden zu berauben. Das heißt, mal einen [[Tag]] zu fasten. Das heißt, mal ein einfaches Leben zu führen. Das ist alles moderne Ashvamedha, also Pferdeopfer, im Sinne von, deine Sinne zu kontrollieren, denn die Sinne gelten auch als Ashvas, als Pferde. Und Ashvamedha heißt auch mal, bewusst Verzicht zu üben. Das heißt nicht, dass du dauerhaft Verzicht üben musst, denn Gott ist auch in der [[Schönheit]] zu erfahren. Gott ist zu erfahren im Geschmack der Speisen, wie Krishna sagt. Gott ist erfahrbar in der Schönheit der Berge und der [[Natur]]. Gott ist erfahrbar in Wohlgerüchen. Gott ist erfahrbar in schönen [[Klang|Klängen]]. Gott ist erfahrbar in angenehmen Gerüchen.
 
In diesem Sinne können die Sinne, und damit auch die Pferde, die Ashvas, dich zu Gotteserfahrungen führen. Aber du solltest nicht Sklave der Ashvas werden, der Pferde, sondern du willst Raja werden, zum [[König]], und das bringst du damit zum Ausdruck, dass du ab und zu mal deine Ashvas beherrscht. Du kannst aktives Ashvamedha üben, also aktiv [[Tapas]] üben, [[Askese]], oder du kannst auch das Leben nehmen, so wie es kommt, und dir bewusst sein, manchmal wird das Leben Ashvamedha für dich sein, also auch mal dir das wegnehmen, was du gerne hättest.
 
In der heutigen [[Spiritualität]] ist mindestens die wörtliche Bedeutung von Ashvamedha nicht mehr üblich. Es gibt übrigens in [[Varanasi]] einen bekannten [[Ghat]], wo in früherer [[Zeit]] höchstwahrscheinlich Pferdeopfer tatsächlich dargebracht wurden, heutzutage ist das einer der Verbrennungs-Ghats und gilt als ein heiliger Ghat, wo Menschen, die gestorben sind, feierlich verbrannt werden.
 
Und weil Varanasi als heiliger Ort gilt, heißt es auch, wer gerade am Ashvamedha-Ghat verbrannt wird, der kann in die höheren [[Ebene]]n aufsteigen. Was auch durchaus heißt, wenn du vor deinem [[Tod]] deine Sinne beherrscht hast, also praktisch Ashvamedha geübt hast, dann wirst du nach dem Tod die höchsten Ebenen erfahren. 
 
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==Siehe auch==   
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== Literatur ==  
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*Dowson, John: A Classical Dictionary of Hindu Mythology and Religion – Geography, History and Religion; D.K.Printworld Ltd., New Delhi, India, 2005  
*Dowson, John: A Classical Dictionary of Hindu Mythology and Religion – Geography, History and Religion; D.K.Printworld Ltd., New Delhi, India, 2005  


[[Kategorie:Indische Mythologie]]
[[Kategorie:Indische Mythologie]]
[[Kategorie:Glossar]]
[[Kategorie:Glossar]]
[[Kategorie:Sanskrit]]
[[Kategorie:Sanskrit]]

Version vom 21. Mai 2015, 14:47 Uhr

Ashvamedha: (Sanskrit: अश्वमेध aśvamedha m.) Pferdeopfer, Rossopfer. Es diente der Legitimation des Machtbereichs eines neuen Königs durch die göttliche Macht. Ein geweihtes Pferd (Ashva) wurde frei gelassen. Sobald es ein anderes Königreich betrat, musste entweder gekämpft werden oder die Oberherrschaft des Königs, der das Pferd freigelassen hat, anerkannt werden. Nach Ablauf eines Jahres wurde das Pferd rituell geschlachtet.

Das Ashvamedha diente in vedischer Zeit auch dem Erlangen männlicher Nachkommen. Dabei opferte ein sohnloser König sein bestes Pferd, dessen Geist bzw. Seele nachts in die Gattin(nen) des Königs fahren sollte. Auf diese Weise der übernatürlichen Zeugung geht auch die im Epos Ramayana beschriebene mythische Geburt Ramas und seiner Brüder Bharata, Lakshmana und Shatrughna als Söhne König Dasharathas zurück. Das Mahabharata schildert im Ashvamedhika Parva genannten Buch ebenfalls ein Ashvamedha, das König Yudhishthira durchführen ließ.

Sukadev über Ashvamedha

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Ashvamedha

Ashvamedha ist das Pferdeopfer. Ashvamedha, ein Sanskrit-Wort, besteht aus "Ashva", das heißt Pferd, und "Medha" heißt Opfer. Ashvamedha ist also das Pferdeopfer. Ashvamedha beschreibt eine dunkle Seite der vedischen Kultur. Dort gab es tatsächlich Tieropfer. Westliche Aspiranten überlesen das manchmal, wenn dort irgendwo steht, dass da ein Opferritual war, ein Pferdeopfer, da wurden tatsächlich Pferde geopfert. Und ich sage bewusst, dunkle Seite, nicht alles, was in den indischen Schriften steht, ist ein leuchtendes Beispiel. Es gab dann glücklicherweise mehrere Perioden, wo indische Meister gesagt haben, man sollte keine Tiere opfern. Buddha war dort besonders herausragend, später, Shankaracharya war derjenige, der mindestens aus der Mainstream-Religion und -Spiritualität Tieropfer gänzlich abgeschafft hat.

Es gibt sogar den Ausdruck "Ashvamedha". Da wird das Opferpferd losgelassen. Das wird gemacht vor einer Kaiserzeremonie. Dort wird ein Pferd losgelassen und das wird geschmückt und dann, die umliegenden Könige sehen das Pferd und müssen es dann weiterführen auf das nächste Königreich. Und da, wo das Pferd hingeht, dort erkennen die Könige die Oberherrschaft des Oberkönigs, des Großkönigs, des Kaisers an. Und zum Schluss, also wenn irgendjemand das Pferd unterwegs raubt, dann muss derjenige, der zum Großkönig werden will, einen Krieg anfangen mit diesem anderen Herrscher. Und wenn die Herrscher das Pferd durchlassen, erkennen alle die Oberherrschaft des Kaisers an. Dann wird nachher das Pferd in einem feierlichen Opferritual umgebracht.

Da habe ich meine großen Schwierigkeiten damit. Letztlich hatte auch Krishna damit seine Schwierigkeiten. In der Bhagavad Gita hat er mehrmals gesagt, ein Opfer ist eben nicht ein Opfer von Tieren, sondern ein Opfer ist, etwas Gott darzubringen, ein Opfer ist jedes Ritual, das man tut, und letztlich geht es darum, über spirituelle Handlungen, über rituelle Handlungen, Gott zu erfahren, und nicht darum, irgendjemanden umzubringen. Es gilt, sich bewusst zu sein, im Altertum war die verbreitetste spirituelle Praxis ein Opfer von Pflanzen wie auch ein Opfer von Tieren.

Im Alten Testament, da findest du jede Menge Tieropfer, und dort findest du sogar die Aussage, dass Gott von Abraham z.B. ein Menschenopfer verlangt hat. Glücklicherweise ist dann Gott noch eingeschritten und hat das dann verhindert. Aber es gab Tieropfer, es gab Menschenopfer. Bei den alten Lateinern, Römern, Griechen gab es Tieropfer. Auch in China gab es Tieropfer und auch in Indien. Glücklicherweise sind diese Tieropfer schrittweise außer Mode gekommen. Und so ist Ashvamedha, das Pferdeopfer, in Indien glücklicherweise seit vielen hundert Jahren nicht mehr da, wahrscheinlich seit über 2000 Jahren.

Auf eine gewisse Weise wird heute spirituell Ashvamedha als ein Opfer der Sinne betrachtet. Und wenn du zum Großkönig werden willst, also zum Raja, dann gilt es auch, deine Sinne, deine Ashvas zu beherrschen. Und dann ist auch ein Ashvamedha, ein Pferdeopfer, mal vorübergehend deine Sinne ihrer Lieblingsfreuden zu berauben. Das heißt, mal einen Tag zu fasten. Das heißt, mal ein einfaches Leben zu führen. Das ist alles moderne Ashvamedha, also Pferdeopfer, im Sinne von, deine Sinne zu kontrollieren, denn die Sinne gelten auch als Ashvas, als Pferde. Und Ashvamedha heißt auch mal, bewusst Verzicht zu üben. Das heißt nicht, dass du dauerhaft Verzicht üben musst, denn Gott ist auch in der Schönheit zu erfahren. Gott ist zu erfahren im Geschmack der Speisen, wie Krishna sagt. Gott ist erfahrbar in der Schönheit der Berge und der Natur. Gott ist erfahrbar in Wohlgerüchen. Gott ist erfahrbar in schönen Klängen. Gott ist erfahrbar in angenehmen Gerüchen.

In diesem Sinne können die Sinne, und damit auch die Pferde, die Ashvas, dich zu Gotteserfahrungen führen. Aber du solltest nicht Sklave der Ashvas werden, der Pferde, sondern du willst Raja werden, zum König, und das bringst du damit zum Ausdruck, dass du ab und zu mal deine Ashvas beherrscht. Du kannst aktives Ashvamedha üben, also aktiv Tapas üben, Askese, oder du kannst auch das Leben nehmen, so wie es kommt, und dir bewusst sein, manchmal wird das Leben Ashvamedha für dich sein, also auch mal dir das wegnehmen, was du gerne hättest.

In der heutigen Spiritualität ist mindestens die wörtliche Bedeutung von Ashvamedha nicht mehr üblich. Es gibt übrigens in Varanasi einen bekannten Ghat, wo in früherer Zeit höchstwahrscheinlich Pferdeopfer tatsächlich dargebracht wurden, heutzutage ist das einer der Verbrennungs-Ghats und gilt als ein heiliger Ghat, wo Menschen, die gestorben sind, feierlich verbrannt werden.

Und weil Varanasi als heiliger Ort gilt, heißt es auch, wer gerade am Ashvamedha-Ghat verbrannt wird, der kann in die höheren Ebenen aufsteigen. Was auch durchaus heißt, wenn du vor deinem Tod deine Sinne beherrscht hast, also praktisch Ashvamedha geübt hast, dann wirst du nach dem Tod die höchsten Ebenen erfahren.

Siehe auch

Literatur

  • Dowson, John: A Classical Dictionary of Hindu Mythology and Religion – Geography, History and Religion; D.K.Printworld Ltd., New Delhi, India, 2005