Zärtliche Liebe

Aus Yogawiki

Zärtliche Liebe ist eine sanfte Liebe. Zärtliche Liebe heißt subtile Liebe. Eine zärtliche Liebe kann heißen eine Liebe zwischen zwei Menschen, die viele Zärtlichkeiten austauschen. Eine zärtliche Liebe kann aber auch eine Liebe sein, die nicht so laut ist, die aber mit tiefem Gefühl verbunden ist.

Schäferhund schnuppert an Katze

Zärtliche Liebe, leidenschaftliche Liebe und emotionale Liebe

Es gibt verschiedene Liebesstile, nicht nur die sechs Liebesstile, die der kanadische Sozialpsychologe John Alan Lee beschrieben hat. Manche Menschen sind feinfühliger, sensibler. Diese neigen auch eher zu einer zärtlichen Liebe. Andere sind temperamentvoller, burschikoser. Diese neigen eher zu einer lauten Liebe, einer auch äußerlich leidenschaftliche Liebe. Zärtliche, leise Liebe und leidenschaftliche, eher laute Liebe, sind wie zwei Pole. Die zärtliche Liebe will eher im privaten Bereich bleiben. Für sie ist das Zuhause wichtig, ist gemeinsame Zeit zu zweit wichtig. Zärtliche Liebe ist auch romantische Liebe, aber eher die subtile romantische Liebe. Leidenschaftliche Liebe, oder auch heftiger emotionale Liebe, will sich etwas lauter ausdrücken.

Es gibt zwei Sprichwörter, die sich widersprechen scheinen:

Beide Sprichwörter gelten, wobei die Ähnlichkeit eine Beziehung harmonischer macht. Es ist sicherlich leichter, eine Liebesbeziehung zu haben mit einem Menschen, der in vielerlei Hinsicht ähnlich ist. Aber wachsen kann man mit der Herausforderung einer Beziehung mit jemandem, der in vielerlei Hinsicht anders ist, besonders gut. Ideal ist es, mit jemandem in vielerlei Hinsicht ähnlich zu sein, und in anderer Hinsicht gegensätzlich. So fühlt man sich mit dem anderen verbunden - und die Beziehung bleibt immer wieder anregend, aufregend und erfrischend.

Tipps für die Verbindung von zärtlicher und leidenschaftlicher Liebe

Oft ist es gut, in einer Beziehung zärtliche und leidenschaftliche Liebe zu verbinden. In mancher Beziehung ist ein Partner eher zärtlicher, der andere eher leidenschaftlicher, wilder. Die meisten Menschen haben beides in sich: Die Fähigkeit zur zärtlichen Liebe und zur leidenschaftlichen Liebe. Falls du und dein Partner hier unterschiedlich seid, hier ein paar Tipps:

  • Freue dich darauf, die Liebe deines Partners zu ergründen. Freue dich, dass du mit deinem Partner ein anderes Liebes-Universum erleben kannst.
  • Lass dich ein auf den Liebesstil deines Partners.
  • Sprecht darüber, dass ihr unterschiedlich in euren Liebesstilen seid.
  • Vereinbart, dass mal der Liebesstil des einen, mal der Liebesstil des anderen überwiegen kann

Tipps falls du mehr, dein Partner weniger zärtlich bist

Falls du eher zärtlich, der andere eher leidenschaftlich oder heftig ist: Mache dir bewusst, dass der andere nicht grobschlächtig ist, nicht unsensibel, rücksichtslos ist, oder dich nicht liebt. Mache dir bewusst: Er liebt einfach anders als du. Deshalb hast du dich vermutlich auch in ihn/sie verliebt. Lass dich ruhig darauf ein. Ziehe dich nicht einfach in dein Schneckenhaus zurück und wehre den anderen ab. Vielmehr öffne dich für die starke Emotionalität. Drücke aber auch klar aus, wenn dir etwas zu schnell geht. Erwarte nicht, dass der/die andere deine Gedanken und Wünsche telepathisch lesen kann. Vielmehr sage, was du willst. Lerne hier selbstbewusst auch deine Wünsche auszudrücken. Mach dem anderen dabei keine Vorwürfe. Vielmehr drücke deine Wünsche aus.

Tipps falls dein Partner mehr, du weniger zärtlich bist

Falls du eher zu einem sehr ausdrucksstarken Liebesstil neigst, dann mache dir bewusst, dass der andere/die andere nicht eine Mimose ist, keine Schnecke, die sich schnell zurückzieht. Vielmehr hat er/sie einen anderen Liebesstil. Gehe, insbesondere zu Anfang wenn ihr zusammen seid, auf die Bedürfnisse des anderen ein. Halte deine Stürmischkeit etwas zurück, damit der/die andere nicht in sein/ihr Schneckenhaus sich zurück zieht. Sei erst mal zärtlich. Finde heraus, wie das Herz des anderen sich öffnen kann, was der/die andere braucht, um das Herz sprechen zu lassen, sich ganz zu entspannen, hinzugeben. Frage den/die andere, was er/sie möchte. Du wirst öfter die Führung in der Beziehung übernehmen - aber überrumple den anderen nicht. Auch wenn der sensiblere Partner öfter nichts sagt, möchte er nicht in die Ecke gedrängt werden in der Beziehung.

Beide Liebesstile leben

Die meisten Menschen lieben mal die zärtlichere, mal die heftigere Liebe. Für eine gute Beziehung kann es für die Lebendigkeit hilfreich sein, mal zärtlicher, mal spontaner, mal intensiver, mal sachlicher miteinander umzugehen. Ihr könnt auch erkunden, was heute gerade dran ist. Das betrifft nicht nur Sexualität und körperliche Liebe. Auch wenn ihr zusammen spazieren geht, gemeinsame Mahlzeiten zu euch nehmt, zusammen Hausarbeiten erledigt, zusammen Yoga macht: Der Umgang kann immer zärtlicher oder direkter, sanfter oder offener, ruhiger oder herzlicher sein. Manchmal hilft es, zu fragen wie man miteinander umgehen will. Manchmal kann man Signale ausmachen, manchmal versuchen, sich aufeinander wortlos einzustimmen.

Zärtliche Liebe als beginnende Liebe

Manchmal ist zärtliche Liebe eine beginnende Liebe. Ähnlich wie eine Tulpe sehr zärtlich aus der Erde kommt, die ersten Sprossen zart sind, so ähnlich ist oft eine beginnende Liebe eine zärtliche Liebe. Zärtliche Liebe will sanft gepflegt werden. Das betrifft nicht nur die Liebesbeziehung zu einem Partner. Zärtliche Liebe kann es auch geben zum Yoga, zu einer Musikrichtung, zu einem Kunststil.

Zärtliche Liebe in der Gottesliebe

Auch in der Gottesliebe gibt es unterschiedliche Liebesstile. Manche Menschen haben eine sehr zarte Liebe zu Gott. Ihre Gottesliebe ist sehr subtil, sehr fein. Sie sprechen auch nicht so viel über ihre Liebe zu Gott. Sie spüren aber diese Liebe, fühlen Gottes Gegenwart, beten, widmen ihre Handlungen Gott. Andere sind da etwas heftiger, ausdrucksstarker in ihrer Liebe: Sie singen lauter, sie lieben eher ausdrucksstarke spirituelle Lieder wie Gospellieder oder schnellere Kirtans mit Trommeln und Klatschen. Sie sprechen gerne über Gott und auch über ihre spirituelle Praktiken.

Es ist wichtig zu verstehen: wer zärtliche Gottesliebe hat, ist nicht verklemmt, schüchtern und erst recht nicht ohne Hingabe - auch wenn er seine Liebe zu Gott nicht ausdrückt. Umgekehrt: Der Extravertierte, der seine Gottesliebe ausdrucksstark lebt, ist kein Schauspieler, ist nicht oberflächlich, larmoyant oder gar ein Angeber. Er ist halt anders, als der Sensible, meist Introvertierte, der auch in seiner Gottesliebe eher zärtlich ist. Finde heraus, wie du die Liebe zu Gott, zur göttlichen Mutter, zur Natur, empfindest und ausdrücken möchtest. Finde heraus, wie du deine Bhakti, deine Gottesliebe, vertiefen und kultivieren kannst. Sei dabei auch offen dafür, dass sich auch in dir die Gottesliebe auf unterschiedliche Weise ausdrücken möchte. Reduziere dich nicht auf einen Liebesstil, auch nicht in der Gottesliebe. Habe Wertschätzung und Hochachtung für die Art und Weise, wie andere ihre Liebe zu einer höheren Wirklichkeit empfinden, leben, ausdrücken, kultivieren. Entwickle echtes Interesse für das Liebesuniversum der anderen Menschen.

Siehe auch

Literatur

  • Swami Sivananda, Die Kraft der Gedanken (2012)
  • Swami Sivananda, Götter und Göttinnen im Hinduismus (2008)
  • Swami Sivananda, Bhakti und Sankirtan, Hrsg.: The Divine Life Society, 2007
  • Swami Sivananda, Inspirierende Geschichten (2005)
  • Swami Sivananda, Japa Yoga (2003)
  • Swami Sivananda, Göttliche Erkenntnis (2001)

Weblinks

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