Gewahrsein
Gewahrsein - ist das reine, unveränderliche Bewusstsein hinter allen Erfahrungen – der Zustand, in dem wir erkennen, dass wir nicht unsere Gedanken oder Handlungen sind, sondern das beobachtende Selbst.
Gewahrsein – Das wache Erkennen des Selbst
Was ist Gewahrsein aus vedantischer Sicht?
Im Vedanta – wie es etwa James Swartz in Yoga der Liebe und Yoga der drei Energien lehrt – ist Gewahrsein (Awareness) das ewige, unveränderliche Subjekt, das allem zugrunde liegt. Es ist nicht Energie oder Materie, sondern das Prinzip, durch das alles erfahren wird.
- „Bewusstsein ist kein Phänomen, sondern die Grundlage, auf der alle Phänomene erscheinen.“
Gewahrsein ist also nicht etwas, das wir erlangen, sondern das, was wir sind – immer präsent, unabhängig von Körper, Gedanken oder Emotionen. Im vedantischen Verständnis ist es reines Sein (Sat), Bewusstsein (Chit) und Wonne (Ananda).
Gewahrsein in der Lehre des Yoga der drei Energien
James Swartz beschreibt in Yoga der drei Energien, dass die materielle Realität durch drei Energien – Sattva (Klarheit), Rajas (Aktivität) und Tamas (Trägheit) – bestimmt wird. Solange unser Geist unter dem Einfluss dieser Energien steht, sind wir von unserer wahren Natur, dem freien Bewusstsein, getrennt. Erst wenn wir lernen, zwischen Subjekt (dem Gewahrsein) und Objekt (Körper, Gedanken, Emotionen) zu unterscheiden, transzendieren wir diese Kräfte und erfahren Befreiung.
Das Ziel ist also, zu erkennen:
- „Ich bin nicht die Person oder das Denken – ich bin das Bewusstsein, in dem Denken geschieht.“
Wie lebt man Gewahrsein im Alltag?
Im Yoga und Vedanta geht es nicht darum, ein neues Bewusstsein zu schaffen, sondern das bereits vorhandene Gewahrsein zu erkennen und zu verkörpern. Dazu gilt es, Achtsamkeit, Unterscheidungsvermögen (Viveka) und innere Ruhe (Sattva) zu kultivieren.
Praktische Wege:
- 1. Beobachte ohne zu bewerten:
- Nimm Gedanken, Emotionen und Sinneseindrücke wahr, ohne dich mit ihnen zu identifizieren.
- Erkenne: „Ich bin der Beobachter, nicht das Beobachtete.“
- 2. Karma Yoga – Handeln ohne Anhaftung:
- Tue, was getan werden muss, aber ohne das Bedürfnis nach Kontrolle über das Ergebnis.
- So wird der Geist ruhig und klar – eine Voraussetzung für Gewahrsein.
- 3. Meditation über das Selbst:
- Frage dich: „Wer bin ich?“ – und erkenne, dass du der unveränderliche Zeuge hinter allen Erfahrungen bist.
- 4. Pranayama und Selbstreflexion:
- Atemübungen helfen, Rajas und Tamas auszugleichen – sie machen den Geist ruhig, sattvig und empfänglich für Gewahrsein.
Wo kann man Einfluss nehmen, um Gewahr zu werden?
Der Weg zum Gewahrsein beginnt damit, den eigenen Geist als Werkzeug zu verstehen – ein Spiegel, der das Licht des Bewusstseins reflektiert.
Einfluss nehmen kann man auf:
- Gedanken: durch Unterscheidung zwischen hilfreichen und hinderlichen Mustern.
- Emotionen: durch sattvige Geisteshaltung – Dankbarkeit, Mitgefühl, Gleichmut.
- Handlungen: durch bewusstes, selbstloses Tun.
- Umgebung: durch Reinheit, Harmonie und Achtsamkeit im täglichen Leben.
So entsteht mit der Zeit ein klarer Geist, der das reine Gewahrsein unverfälscht widerspiegelt.
Gewahrsein und Befreiung
Die Lehren des Vedanta beschreiben, dass der Mensch erst dann wirklich frei wird, wenn er erkennt:
- „Ich bin das Gewahrsein selbst, nicht das, was in ihm erscheint.“
Diese Erkenntnis – Atma Jnana – ist kein intellektuelles Konzept, sondern eine lebendige Erfahrung der Einheit mit allem, jenseits von Körper, Zeit und Raum.
Gewahrsein ist das, was bleibt, wenn alle Gedanken zur Ruhe gekommen sind – reines Sein, reine Präsenz, reine Liebe.
Fazit
Gewahrsein ist die Essenz des Selbst, das in allen Wesen wohnt. Es kann weder verloren noch gewonnen werden – nur erkannt. Indem wir uns von Gedanken, Rollen und Identifikationen lösen, treten wir ein in das bewusste Erkennen dessen, was immer schon da war: das unendliche, stille Licht des Bewusstseins.
_ „Sei dir deiner selbst bewusst – dann bist du frei.“