Sanskrit Kurs Lektion 63: Unterschied zwischen den Versionen

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:'''sarva-cintām''' : alle ([[Sarva) Gedanken ([[Chinta]], Akk. Sg. f.)
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:'''parityajya''' : aufgebend ("aufgegeben habend", pari + [[tyaj]], Absolutivum)
:'''parityajya''' : aufgebend ("aufgegeben habend", pari + [[tyaj]], Absolutivum)
:'''sāvadhānena''' : mit konzentriertem ([[Savadhana]], Instr. Sg. n.)
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===Erläuterungen===
===Erläuterungen===
*Der Akkusativ ([[Dvitiya]]) '''sarva-cintām''' ist das '''logische Objekt''' ([[Karman]]) des Absolutivums '''parityajya''' und ein Kompositum ([[Samasa]]) vom Typ [[Karmadharaya]].
*Das [[Absolutivum]] '''parityajya''' bezeichnet eine '''Nebenhandlung''' ([[Guna Kriya]]), die (in der Regel) vor der eigentlichen '''Haupthandlung''' ([[Mukhya Kriya]], hier dem Gerundivum '''anusandheyaḥ''') erfolgt, und mit dieser dasselbe '''logische Subjekt''' (hier: der nicht ausdrücklich erwähnte'''yogī''') hat. Die Form '''parityajya''' ist von der Wurzel '''[[tyaj]]''' "verlassen, aufgeben" abgeleitet, die in Verbindung mit dem [[Upasarga|Verbalpräfix]] '''pari''' ebenfalls "aufgeben" bedeutet.
*Der [[Sanskrit Adjektiv|Adjektiv]] '''sāvadhānena''' bezieht sich auf das Substantiv '''cetasā''' und steht somit gleichfalls im Instrumental Singular Neutrum.
*Der Instrumental ([[Tritiya]]) '''cetasā''' bezeichnet das '''Instrument der Handlung''' ([[Karana]]).
*Der Nominativ '''nādaḥ''' ist '''logisches Objekt''' ([[Karman]]) der als Gerundivum erscheinenden Verbalhandlung '''anusandheyaḥ'''. Im Sanskrit liegt hier eine passive Konstruktion ([[Karmani Prayoga]]) zugrunde, wörtl.: "der Klang soll meditiert werden".
*Das [[Gerundivum]] '''anusandheyaḥ''' bezieht sich als [[Verbaladjektiv]] auf '''nādaḥ''' und steht daher auch im Nominativ Singular Maskulinum. Es erfordert eine passive Konstruktion, bei der das logische Objekt im Nominativ steht (s.o.). Das Gerundivum '''anusandheyaḥ''' ist von der Wurzel [[dha|dhā]] "setzen, stellen, legen" abgeleitet, die in Verbindung mit den [[Upasarga|Verbalpräfix]] '''anu''' und '''sam''' "seine Aufmerksamkeit richten, beobachten, nachforschen" bedeutet.


==Seminare==
==Seminare==

Version vom 8. Februar 2017, 16:26 Uhr

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Der Partizip Präsens Aktiv (3)

In Lektion 61 und 62 haben wir die Bildung und Verwendung des Partizip Präsens Aktiv betrachtet. Der folgende Beispielvers enthält ein solches Partizip.

Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika

Die gesamte Hatha Yoga Pradipika besteht aus Versen, deren häufigstes Versmaß (Chhandas) der Shloka (Anushtubh) ist. Hier folgt ein Vers aus dem vierten Kapitel (Upadesha), das der Praxis der Meditation und Versenkung (Samadhi) gewidmet ist. Der 93. Vers steht im Kontext der Meditation auf den inneren Ton (Nada).


सर्वचिन्तां परित्यज्य सावधानेन चेतसा |
नाद एवानुसन्धेयो योगसाम्राज्यमिच्छता || ४.९३ ||


  • wissenschaftliche Transliteration:
sarvacintāṃ parityajya sāvadhānena cetasā |
nāda evānusandheyo yogasāmrājyam icchatā || 4.93 ||


  • vereinfachte Transkription:
sarvachintam parityajya savadhanena chetasa |
nada evanusandheyo yogasamrajyam ichchhata || 4.93 ||


  • Wort-für-Wort-Übersetzung:
sarva-cintām : alle (Sarva) Gedanken (Chinta, Akk. Sg. f.)
parityajya : aufgebend ("aufgegeben habend", pari + tyaj, Absolutivum)
sāvadhānena : mit konzentriertem (Savadhana, Instr. Sg. n.)
cetasā : Geist (Chetas, Instr. Sg. n.)
nādaḥ : (der unangeschlagene) Klang, Ton (Nada, Nom. Sg. m.)
eva : nur, allein (Eva, Partikel)
anusandheyaḥ : soll im Fokus der Aufmerksamkeit sein (Anusandheya, Nom. Sg. m.)
yoga-sāmrājyam : nach uneingeschränkter Beherrschung (Samrajya, Akk. Sg. n.) des Yoga (m.)
icchatā : (eines Yogi) mit dem Wunsch ("wünschend", iṣ, Instr. Sg. m.)


  • Übersetzung:
Einer, der sich die uneingeschränkte Beherrschung des Yoga wünscht, soll alle Gedanken aufgeben und mit konzentriertem Geist seine Aufmerksamkeit nur auf den unangeschlagenen Ton ausrichten.


Erläuterungen

  • Das Absolutivum parityajya bezeichnet eine Nebenhandlung (Guna Kriya), die (in der Regel) vor der eigentlichen Haupthandlung (Mukhya Kriya, hier dem Gerundivum anusandheyaḥ) erfolgt, und mit dieser dasselbe logische Subjekt (hier: der nicht ausdrücklich erwähnteyogī) hat. Die Form parityajya ist von der Wurzel tyaj "verlassen, aufgeben" abgeleitet, die in Verbindung mit dem Verbalpräfix pari ebenfalls "aufgeben" bedeutet.
  • Der Adjektiv sāvadhānena bezieht sich auf das Substantiv cetasā und steht somit gleichfalls im Instrumental Singular Neutrum.
  • Der Instrumental (Tritiya) cetasā bezeichnet das Instrument der Handlung (Karana).
  • Der Nominativ nādaḥ ist logisches Objekt (Karman) der als Gerundivum erscheinenden Verbalhandlung anusandheyaḥ. Im Sanskrit liegt hier eine passive Konstruktion (Karmani Prayoga) zugrunde, wörtl.: "der Klang soll meditiert werden".
  • Das Gerundivum anusandheyaḥ bezieht sich als Verbaladjektiv auf nādaḥ und steht daher auch im Nominativ Singular Maskulinum. Es erfordert eine passive Konstruktion, bei der das logische Objekt im Nominativ steht (s.o.). Das Gerundivum anusandheyaḥ ist von der Wurzel dhā "setzen, stellen, legen" abgeleitet, die in Verbindung mit den Verbalpräfix anu und sam "seine Aufmerksamkeit richten, beobachten, nachforschen" bedeutet.


Seminare

Sanskrit und Devanagari

10.11.2017 - 12.11.2017 - Sanskrit

Erlernen der Devanagari-Schrift zum korrekten Aussprechen der Mantras.

Dr. phil. Oliver Hahn


Siehe auch