Chin Mudra

Aus Yogawiki

1. Chin Mudra‏‎ in zwei Wörtern ist eine alternative Schreibweise zu Chinmudra.Chin Mudra ist ein Mudra, also die Geste des Wissens, des Bewusstseins. Chin kommt eigentlich von Chit. Und Chit heißt Bewusstsein oder auch Wissen, auch Weisheit. Und nach den Sandhi Regeln des Sanskrit wird aus dem T ein N wenn das vor dem M kommt. Dashalb Chin Mudra, die Mudra der Weisheit, die Mudra des Bewusstseins.

Chin Mudra‏‎ - Video, Audio, Erläuterung

2. Chin Mudra und die Bedeutung der einzelnen Finger im Vedanta und damit auch in der indischen Mythologie.

Chin Mudra

Chin Mudra heißt das du deinen Hand nimmst und dort Daumen und Zeigefinger berühren lässt, so daß dort wie ein Kreis entsteht. Und die drei anderen Finger sind typischerweise ausgestreckt und berühren sich. Oder es gibt auch die Variation wo die Finger leicht sich beugen. Chin Mudra hat eine besondere Bedeutung. Der Zeigefinger gild als Ego-Finger. Und man sagt ja auch man soll nicht mit dem Finger auf Menschen zeigen. Das ist das Ego. Und auch die Ermahnung geschieht über den Zeigefinger. Man soll den Zeigefinger beugen.

Und wenn der Zeigefinger sich beugt und mit dem Daumen sich berührt dann entsteht Einheit symbolisiert durch den Kreis. Daumen steht für Brahman das Absolute, das Göttliche. Die drei anderen Finger symbolisieren Sattva, dafür steht der Ringfinger. Tamas, dafür steht der Mittelfinger, und Rajas. Dafür steht der Kleine Finger.

Wenn du wissen willst was das alles heißt dann schau einfach in unserem Internet nach. Normalerweise verbindet sich das Ego mit den drei Gunas, wenn insbesondere auch mit Tamas, mit Sattva und mit Rajas. Wenn das Ego sich wegneigt von den Gunas, den Eigenschaften in der Natur, sich voller Demut verneigt erreicht es die Einheit mit Gott. Und so gilt Chin Mudra als eine gute Mudra für die Meditation. Chin Mudra ist eine gute Mudra auch um im Pranayama einen wachen Gemütszustand aufrecht zu erhalten. Man kann Chin Mudra mit einer Hand üben, oder auch mit beiden Händen.

Chin Mudra und die Bedeutung der Finger im Vedanta und in der indischen Mythologie

Ich erzähle eine uralte Geschichte, die Geschichte der 4 Kumaras und Dakshinamurti. Es einmal vor langer langer Zeit. Am Beginn der Schöpfung war Brahma der Schöpfer. Und Brahma der Schöpfer hatte schon die Welt geschaffen in der Kausalwelt, der Astralwelt, die physische Welt. Er hatte die Erde geschaffen und jetzt wollte er auch Menschen schaffen und die Menschen sollten ihm helfen bei der Schöpfung. Und so schuf er aus seinem Geist heraus die 4 Urmenschen, die 4 Kumaras. Und diese 4 Kumaras, Sanat Kumara war der Bedeutendste davon, sollten ihm helfen, weiter voran zu kommen, eine menschliche Gesellschaft zu etablieren usw. Aber die 4 Kumaras fragten sich: „Warum sollen wir in die Welt hinein gehen, warum sollen wir etwas schöpfen? Viel wichtiger wäre die Frage: wer bin ich überhaupt? Woher komme ich? Was ist der Sinn des Lebens? Gibt es eine höhere Wirklichkeit? Wie kann ich diese erfahren? Welt ist geschaffen worden – was war vor der Welt? Welt wird sich auflösen – was ist nach der Welt? Was soll das Ganze?“ Diese Fragen haben die 4 Kumaras umgetrieben. Nun gibt es die uralte Aussage: Ist der Schüler bereit, ist der Meister nicht weit. Zwar waren die 4 Kumaras die ersten und damit die einzigen Menschen, aber ist ein Schüler bereit, muss der Meister sich manifestieren. Und so nahm Shiva die Gestalt eines Gurus an, des Ur-Gurus. Dakshinamurti - die Verkörperung der Gabe, die Verkörperung der Einweihung, das Urbild der Einweihung. Und die 4 Kumaras sahen Dakshinamurti sitzend unter einem großen Baum. Sie gingen zu ihm und lautlos stellten sie ihm die Fragen von ihrem ganzen Herzen in ganzer Sehnsucht. Dakshinamurti schaute sie lächelnd und mitfühlend an. Er hob die rechte Hand. Eine Weile hielt er die Hand in dieser Geste. Dann beugte er den Zeigefinger. Zeigefinger und Daumen berührten sich. Die 4 Kumaras schauten das schweigend an. Sie ließen diese Geste auf sich wirken. Sie schlossen ihre Augen, meditierten darüber und erreichten Samadhi – das Überbewusstsein. Wie konnten die 4 Kumaras das Überbewusstsein erreichen allein durch diese Geste? Natürlich kann man sagen hier war Shiva als Dakshinamurti Segensenergie, spirituelle Kraft. Aber es gab auch eine Symbolik. Und so kommen wir zur Bedeutung der 5 Finger im Vedanta und oft auch in der indischen Mythologie: • Daumen symbolisiert Brahman • Zeigefinger symbolisiert Ego • Mittelfinger symbolisiert Tamas • Ringfinger bedeutet Sattva • Kleiner Finger bedeutet Rajas Diese 3 Finger symbolisieren die 3 Gunas, die drei Eigenschaften: Sattva, Rajas und Tamas. Der Zeigefinger ist der Egofinger und dieser ist normalerweise in Verbindung mit den 3 Gunas und identifiziert sich. Er identifiziert sich mit der Trägheit (Tamas), identifiziert sich mit der Reinheit (Sattva) und sagt „oh es soll mir doch gut gehen und ich möchte Freude und Spaß haben“, und identifiziert sich mit Rajas (Unruhe), „ich will das andere mich anerkennen, Menschen müssen mich gut behandeln, ich will Erfolg haben, ich will dies erreichen und das erreichen , ich muss besser sein als andere…“ – Rajas. So lange der Zeigefinger in Verbindung ist mit den 3 Gunas, solange gibt es Probleme. Solange ist man in der Dualität, solange ist man Angst, Ärger und Niedergeschlagenheit unterworfen. Aber wenn sich der Zeigefinger verbeugt, sich abwendet vom Spiel der 3 Gunas, wenn das Ego sich abwendet von der Identifikation mit den 3 Gunas, sich verneigt voller Demut, sich Brahman und damit Gott hinwendet – dann irgendwann berührt das Ego Brahman und dann ist Einheit da, symbolisiert durch den Kreis. Diese Einheit ist dann Nirvana – Moksha, Atma, Sakshatkara – Gottverwirklichung, Erleuchtung, vollständiges Aufwachen. Es gibt immer noch die 3 Gunas. Und solange man nur im Bewusstsein der Fingerspitzen ist, erscheint es wie Getrenntheit. Angenommen man würde nur oberhalb der Handfläche die 5 Finger sehen, dann sind sie alle getrennt. Der Daumen ist der Kleinste, den sieht man gar nicht. Der Zeigefinger als Ego manifestiert sich, die 4 Finger interagieren mit einander. Wenn man aber tiefer blickt, sieht man Gott. Zunächst erscheint Gott als jemand äußeres. Und man kann sich mit Gott auseinandersetzen und kann Gott verehren. Man kann sich jetzt Gott zuneigen. Aber interessant ist, alle 5 Finger sind ja immer eins, das heißt es war niemals Vieles, es gibt immer nur Eins. Eigentlich in der Tiefe sind alle eins, egal ob Rajas, Sattva oder Tamas, ob Ego oder Brahman, es gibt nur ein unendliches Ganzes. Und wenn die Spitzen der Finger von Ego und Brahman eins sind, dann weiß man auch im Bewusstsein: Ich bin Eins, was ich immer schon war. Das war die Geschichte von Chin Mudra und Dakshinamurti, der 4 Kumaras und letztlich der Beginn der Schöpfung. In der Geschichte geht es übrigens noch weiter. Brahma war nicht so zufrieden, dass die 4 Kumaras aufgehört haben, in der Welt weiter sein zu wollen, sie haben nämlich weiter nur noch meditiert. Brahma hat nochmals neue Menschen geschaffen und hat sie jetzt als Mann und Frau geschaffen und gedacht, so werden sie genügend miteinander zu tun haben und dann wird es etwas länger dauern, bis sie die Gottverwirklichung erreichen. Und im Mythos heißt es auch, dass bis heute die 4 Kumaras sich immer wieder manifestieren und Menschen inspirieren. Es gibt einige Guru-Linien in Indien. Dort sind alle Guru-Linien bezogen auf einen Aspekt Gottes, z.B. unsere eigene Guru-Linie bei Yoga Vidya, die Shivananda Tradition beginnt mit Vishnu selbst. Es gibt andere, die beziehen sich auf die 4 Kumaras und damit Dakshinamurti, es gibt andere Guru-Linien, die beginnen mit Shakti, der kosmischen Energie, z.B. als Parvati, und es gibt wiederum andere Guru-Linien, die beginnen auch mit Dattatreya.

Bedeutung der Finger im Hinduismus und der indischen Mythologie

Ich hatte erwähnt, dass die Finger auch eine Bedeutung haben im Hinduismus und damit in der indischen Mythologie. Weil diese Finger verschiedene Bedeutungen haben, heißt das, dass manchmal auch im indischen Alltag oder bei Ritualen bestimmte Finger nicht verwendet werden. Wobei das nicht immer einfach durchzuhalten ist. Die heiligen Finger sind in jedem Fall der Brahman-Finger/der Daumen, und der Ringfinger/der sattvige Finger, weshalb wir z.B. die Wechselatmung auch mit Daumen und Ringfinger machen, das nennt sich auch Vishnu-Mudra. Vishnu ist der sattvige Aspekt von Brahman, und so nutzen wir den Ringfinger und den Brahman–Finger. Im indischen Alltag wird oft versucht, den Ego-Finger zu vermeiden, weil man kein Ego haben will. Wenn man also etwas darbringt bei einer Puja z.B. würde man idealer weise Daumen und Ringfinger verwenden. Das wird nicht immer durchgehalten, aber von der Theorie her vermeidet man den Ego-Finger und den Tamas-Finger. Man zeigt auch nicht mit dem Zeigefinger auf einen Menschen, denn man will nicht das Ego dort zeigen. Und man zeigt erst recht nicht mit dem Mittelfinger, sondern eher mit der ganzen Hand, was auch ein Symbol der Ganzheit ist. So wird also die unterschiedliche Bedeutung der 5 Finger durch diese Geschichte erläutert.

Verwendung von Chin Mudra

Ich möchte noch etwas erwähnen über die Verwendung von Chin Mudra. Chin Mudra kann man auch verwenden z.B. in der Meditation, in dem man beide Hände in Chin Mudra gibt, den Handrücken auf die Knie, Daumen und Zeigefinger berühren sich. Man kann dabei die Finger angespannt halten, das ist dann Chin Mudra. Wenn man die Finger entspannt hält, wird es manchmal auch bezeichnet als Jnana Mudra, manchmal auch geschrieben Gyana Mudra, das wäre der Hindi-Ausdruck, Jnana Mudra im Sanskrit. Also ausgestreckt wäre Chin Mudra, gebeugt wird manchmal als Variation von Chin Mudra bezeichnet, wird dann als Jnana Mudra bezeichnet. Man kann dabei die Handrücken auf den Knien halten oder auf den Oberschenkeln. Eine weitere Möglichkeit wenn man etwas müde ist, kann man eine Hand so heben und eine Weile so bleiben. Und zu Beginn der Meditation die Hand so halten und vielleicht magst du das jetzt gleich machen, die Augen dabei eventuell schließen (gut vielleicht nicht während du das Video anschaust), und du kannst dir dabei vorstellen: Ich neige mich weg von allen Eigenschaften der Natur. Ich verneige mich vor Gott. Möge ich Einheit mit Gott erfahren.“ Spüre dabei deine Handflächen, spüre deine Finger und spüre die Energie zwischen Zeigefinger und Daumen. Spüre das Zirkulieren, fühle die Energie. Und sage dir nochmals: Ich löse mich von allem sich Verändernden. Ich neige mich dem Ewigen zu. Möge ich Einheit erfahren.“ Halte entweder die Hand oben oder senke sie und verharre ein paar Momente in stiller Meditation. Wir schließen diese kurze Meditation mit Om. Om – Om – Om Sat – Chid – Anana, Swarupo Ham, meine wahre Natur ist Sein – Wissen und Glückseligkeit. Om Shanti Shanti Shanti Om Bolo Sadguru Shivananda Maharaj Ki Jay Om Bolo Shri Guru Vishnu-devananda Maharaj Ki Jay Das war also Chin Mudra, Mythologie um Chin Mudra, die Bedeutung der Finger im Vedanta und der indischen Mythologie und eine praktische Anwendung von Chin Mudra. Es wird noch eine Kurzanleitung geben für Chin Mudra zur Einleitung der Meditation und es wird noch viele weitere Videos geben zu den verschiedenen Bedeutungen der Finger und die Anwendung der Mudras.

Chin Mudra‏‎ - Video und Audio

Zwei Videos über Chin Mudra‏‎:

Einige Informationen zum Thema Chin Mudra‏‎ in diesem Spontan-Vortragsvideo. Der Yogalehrer Sukadev behandelt hier das Wort, den Ausdruck, Chin Mudra‏‎ von Gesichtspunkten des klassischen Yoga aus.

Mehr über Chin Mudra erfährst du übrigens im Hauptstichwort Chinmudra.

Chin Mudra‏‎ Audio Vortrag

Hier findest du die Tonspur des oberen Videos, also einen Audio Vortrag über Chin Mudra‏‎:

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Siehe auch

Weitere Begriffe im Kontext mit Chin Mudra‏‎

Einige Begriffe, die vielleicht nicht direkt zu tun haben mit Chin Mudra‏‎, aber vielleicht doch interessant sein können, sind z.B. Chandra Nadi‏‎, Brahmastra‏‎, Bhakti Sutra‏‎, Das Absolute, Einkehr‏‎, Ekadanta‏‎.

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Chin Mudra‏‎ - weitere Informationen

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Zusammenfassung

Der Ausdruck Chin Mudra‏‎ kann gesehen werden im Kontext von Hatha Yoga, Mudra, Vedanta.