Das Erbe der indischen Kultur - Kapitel 7 - Ein Abriss der Veden: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Ein Abriss der Veden ===
=== Ein Abriss der Veden ===


Bei unserer Untersuchung der Kultur sind uns die historischen Vorläufer aufgefallen, die auf die impliziten Ursachen für den Untergang von Kulturen und den Untergang von Imperien hinweisen. Außerdem konnten wir feststellen, dass die menschliche Geschichte von einer übernatürlichen Absicht durchdrungen ist, so als ob der Mensch nur das Werkzeug der Götter oder das Vehikel ist, durch das die Natur ihre Absichten erfüllt. Die Geschichtsphilosophie ist daher eine wesentliche Studie zum Verständnis der Bedeutung und Chronologie der menschlichen Geschichte.
Bei unserer Untersuchung der [[Kultur]] sind uns die historischen Vorläufer aufgefallen, die auf die impliziten Ursachen für den Untergang von Kulturen und den Untergang von Imperien hinweisen. Außerdem konnten wir feststellen, dass die menschliche Geschichte von einer [[übernatürlich]]en Absicht durchdrungen ist, so als ob der Mensch nur das Werkzeug der Götter oder das Vehikel ist, durch das die Natur ihre Absichten erfüllt. Die Geschichtsphilosophie ist daher eine wesentliche Studie zum [[Verständnis]] der Bedeutung und Chronologie der menschlichen Geschichte.


Die Kulturgeschichte eines Landes hat nicht nur mit den schwachen [[Individualität]]en der Menschen oder ihren empirischen [[Wünsche]]n und [[Erwartung]]en zu tun, sondern ist von einem höheren Ziel bestimmt, so dass die Geschichte zu einer kosmischen Motivation und nicht nur zu einer empirischen Abfolge wird. Dies waren einige der Ideen, die wir bisher in unseren Studien durchlaufen haben; Nach dieser einführenden Annäherung an das große Thema betraten wir den Bereich der indischen Kulturgeschichte, die, wie wir feststellten, auf dem Grundkonzept einer Integration der Werte des Lebens beruht, die gemeinhin als die [[Purusharthas]] oder die Ziele der menschlichen Existenz - dharma, artha, kama, moksha - bezeichnet werden, und deren praktische Umsetzung durch die Klassifizierung der Gesellschaft durch die [[Varnas]] und die Anordnung des Lebens des Einzelnen in einer aufsteigenden Ordnung mittels [[ashrama]] [[dharma]] versucht wird. Dann hatten wir die Gelegenheit, den Einfluss der Schriften auf die kulturelle Einstellung einer Nation festzustellen. Wir durchforsteten beiläufig die verschiedenen [[Schriften]] Indiens, vor allem die in Sanskrit verfassten. Die indische Kultur ist in erster Linie eine Sanskrit-Kultur, auch wenn sie die Nebenaspekte, die durch andere Formen der Weltanschauung, die durch die volkstümliche Literatur und bis zu einem gewissen Grad auch durch Sitten und Gebräuche hervorgerufen werden, in sich aufnimmt.


Die Kulturgeschichte eines Landes hat nicht nur mit den schwachen Individualitäten der Menschen oder ihren empirischen Wünschen und Erwartungen zu tun, sondern ist von einem höheren Ziel bestimmt, so dass die Geschichte zu einer kosmischen Motivation und nicht nur zu einer empirischen Abfolge wird. Dies waren einige der Ideen, die wir bisher in unseren Studien durchlaufen haben; Nach dieser einführenden Annäherung an das große Thema betraten wir den Bereich der indischen Kulturgeschichte, die, wie wir feststellten, auf dem Grundkonzept einer Integration der Werte des Lebens beruht, die gemeinhin als die Purusharthas oder die Ziele der menschlichen Existenz - dharma, artha, kama, moksha - bezeichnet werden, und deren praktische Umsetzung durch die Klassifizierung der Gesellschaft durch die Varnas und die Anordnung des Lebens des Einzelnen in einer aufsteigenden Ordnung mittels ashrama dharma versucht wird. Dann hatten wir die Gelegenheit, den Einfluss der Schriften auf die kulturelle Einstellung einer Nation festzustellen. Wir überflogen beiläufig 
Die grundlegende Schrift Indiens ist der [[Veda]], geheiligt als Wissen, das eine verkörperte Form göttlicher Weisheit ist, die sich mit der Offenbarung von Wirklichkeiten befasst, die den menschlichen Sinnen und dem menschlichen Verstand unzugänglich sind. Es ist daher apaurusheya - nicht von Menschenhand geschrieben. Der Mensch kann kein Buch über Dinge schreiben, die er nicht verstehen kann und die jenseits der Reichweite seiner Wahrnehmung liegen. Es ist unmöglich zu glauben, dass ein Mensch den Veda geschrieben haben könnte, denn wenn es sich um einen Text mit menschlicher  
durch die verschiedenen Schriften Indiens, insbesondere durch die in Sanskrit verfassten. Die indische Kultur ist in erster Linie eine Sanskrit-Kultur, auch wenn sie die Nebenaspekte, die durch andere Formen der
Weltanschauung, die durch die volkstümliche Literatur und bis zu einem gewissen Grad auch durch Sitten und Gebräuche hervorgerufen werden, in sich aufnimmt.
 
 
Die grundlegende Schrift Indiens ist der Veda, geheiligt als Wissen, das eine verkörperte Form göttlicher Weisheit ist, die sich mit der Offenbarung von Wirklichkeiten befasst, die den menschlichen Sinnen und dem menschlichen Verstand unzugänglich sind. Es ist daher apaurusheya - nicht von Menschenhand geschrieben. Der Mensch kann kein Buch über Dinge schreiben, die er nicht verstehen kann und die jenseits der Reichweite seiner Wahrnehmung liegen. Es ist unmöglich zu glauben, dass ein Mensch den Veda geschrieben haben könnte, denn wenn es sich um einen Text mit menschlicher  
Urheberschaft handelte, würde er sich nur auf empirisches Wissen beschränken und könnte uns kein Wissen vermitteln, das offenbarend, spirituell, transzendent und göttlich ist, jenseits des menschlichen Verständnisses. Der Veda ist nicht geschrieben; er ist kein gedrucktes Buch. Er ist überhaupt kein Buch im modernen Sinn des Wortes. Er ist ein Korpus von Offenbarungen, die als Sruti überliefert wurden, oder das, was auf heilige Weise von Guru zu Schüler gehört wird. Der Veda ist als Sruti bekannt. Es ist das, was gehört wird, und nicht das, was in einer Bibliothek gelesen wird, wie wir es heutzutage tun. Er ist heilig, geheiligt, göttlich und wird als Verkörperung des göttlichen Wissens verehrt und angebetet.
Urheberschaft handelte, würde er sich nur auf empirisches Wissen beschränken und könnte uns kein Wissen vermitteln, das offenbarend, spirituell, transzendent und göttlich ist, jenseits des menschlichen Verständnisses. Der Veda ist nicht geschrieben; er ist kein gedrucktes Buch. Er ist überhaupt kein Buch im modernen Sinn des Wortes. Er ist ein Korpus von Offenbarungen, die als Sruti überliefert wurden, oder das, was auf heilige Weise von Guru zu Schüler gehört wird. Der Veda ist als Sruti bekannt. Es ist das, was gehört wird, und nicht das, was in einer Bibliothek gelesen wird, wie wir es heutzutage tun. Er ist heilig, geheiligt, göttlich und wird als Verkörperung des göttlichen Wissens verehrt und angebetet.


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Ich erwähnte, dass Shiksha eines der angas oder Glieder des Veda ist, das sich mit der Phonetik oder der Intonation beschäftigt, mit der die Mantras rezitiert werden sollen. Es gibt fünf weitere Hilfsmittel für das Studium des Veda - fünf weitere angas oder Glieder, wie sie genannt werden. Die Grammatik, oder Vyakarana, ist eines der Glieder des Veda. Wenn die grammatikalische Struktur der Worte des Mantras nicht bekannt ist 
Ich erwähnte, dass Shiksha eines der angas oder Glieder des Veda ist, das sich mit der Phonetik oder der Intonation beschäftigt, mit der die Mantras rezitiert werden sollen. Es gibt fünf weitere Hilfsmittel für das Studium des Veda - fünf weitere angas oder Glieder, wie sie genannt werden. Die Grammatik, oder Vyakarana, ist eines der Glieder des Veda. Wenn die grammatikalische Struktur der Worte des Mantras nicht bekannt ist 
klar ist, wird seine Bedeutung nicht verstanden werden. Panini ist als der führende Grammatiker unter vielen anderen anerkannt worden. Er war nicht der einzige Grammatiker Indiens. Es wird angenommen, dass es vor ihm mindestens acht Grammatiker gab; er war vielleicht der letzte und bedeutendste und gilt als das letzte Wort in der Sanskrit-Grammatik. In seinem großen Werk, dem Ashtadhyayi, teilt Panini das vedische Sanskrit und das klassische Sanskrit in zwei Gruppen ein, so dass es eine vedische und eine klassische Sanskrit-Grammatik gibt. Die vedische Grammatik wird heute meist nicht mehr studiert; Sanskrit-Studenten beschränken sich auf die klassische Grammatik. Das Studium der Grammatik ist jedoch sehr wichtig, um die Bedeutung der Mantras des Veda zu verstehen, denn sie sind in einem sehr archaischen Stil des Sanskrit geschrieben, nicht in dem modernen Sanskrit, das die Menschen sprechen und studieren. Daher ist Vyakarana ein wesentlicher Bestandteil des Studiums des Veda, denn ohne sie kann man seine Bedeutung nicht kennen.
klar ist, wird seine Bedeutung nicht verstanden werden. Panini ist als der führende Grammatiker unter vielen anderen anerkannt worden. Er war nicht der einzige Grammatiker Indiens. Es wird angenommen, dass es vor ihm mindestens acht Grammatiker gab; er war vielleicht der letzte und bedeutendste und gilt als das letzte Wort in der Sanskrit-Grammatik. In seinem großen Werk, dem Ashtadhyayi, teilt Panini das vedische Sanskrit und das klassische Sanskrit in zwei Gruppen ein, so dass es eine vedische und eine klassische Sanskrit-Grammatik gibt. Die vedische Grammatik wird heute meist nicht mehr studiert; Sanskrit-Studenten beschränken sich auf die klassische Grammatik. Das Studium der Grammatik ist jedoch sehr wichtig, um die Bedeutung der Mantras des Veda zu verstehen, denn sie sind in einem sehr archaischen Stil des Sanskrit geschrieben, nicht in dem modernen Sanskrit, das die Menschen sprechen und studieren. Daher ist Vyakarana ein wesentlicher Bestandteil des Studiums des Veda, denn ohne sie kann man seine Bedeutung nicht kennen.
Das dritte Glied oder anga ist das Chandas, das Metrum. Das Metrum ist die Art und Weise, in der das Mantra komponiert ist, wie in einem Gedicht. Die Besonderheit des Metrums eines Veda-Mantras besteht darin, dass ein bestimmtes Metrum nicht nur als eine Art der Aneinanderreihung der Buchstaben des Mantras betrachtet wird, sondern als eine Kraft, die dem Mantra als kohäsive Kraft zugeführt wird. Das Metrum erzeugt eine bestimmte Wirkung - und nicht eine andere Wirkung -, so wie eine bestimmte Intonation eine bestimmte Wirkung erzeugt. So hängt die Bedeutung oder die Wirkung, die durch das Singen des Mantras hervorgerufen wird, nicht nur von den Worten und ihrer grammatikalischen Bedeutung ab, sondern auch von der Intonation und dem Metrum, in dem es verfasst ist. Dies ist in der Tat etwas sehr Wunderbares. 
Ein weiteres anga oder Glied des Veda ist Nirukta oder die Etymologie, das Lexikon - oder das, was wir in der modernen Sprache als Wörterbuch bezeichnen würden. Die etymologische Bedeutung der Wortwurzeln des Veda ist in einem Literaturwerk enthalten, das Nirukta genannt wird. Das berühmteste der Niruktas stammt von Yaska, dem großen Rishi, der die etymologischen Ableitungen jedes Wortes oder zumindest der wichtigsten Wörter, die in den Mantras des Veda vorkommen, erklärt.
Dann gibt es noch ein anderes anga oder Glied des Veda, das als Jyotisha oder Astronomie bekannt ist. Die Grundlage der Astronomie in Indien wurde von den vedischen Sehern selbst gelegt, die es für notwendig erachteten, die Bewegung der Planeten und des gesamten Sternensystems zu verstehen, damit sie den Gottheiten oder Göttern zu einem günstigen Zeitpunkt Opfergaben, Gebete und Opfer darbringen konnten, die für das beabsichtigte Ergebnis des Gebetes oder des Opfers - das natürlich von der Konjunktion der Planeten abhängt - sehr förderlich sind. Der Grundstein für die Anfänge der Wissenschaft der Astronomie wurde also von großen Sehern wie Varahamihira, Aryabhata usw. gelegt, die diese Wissenschaft zu einer wunderbaren mathematischen Technik der astronomischen Beobachtungen weiterentwickelten.
Die praktische Seite der Ziele des Veda wird in einer Reihe von Schriften beschrieben, die als Kalpa-Sutras bekannt sind. Diese Sutras sind von vier Arten - Shulba Sutras, Shrauta Sutras, Grihya Sutras und Dharma Sutras. Heutzutage kennt niemand mehr ihre Namen, aber sie sind immer noch da, weil sie direkt mit der Durchführung der religiösen Zeremonien, Gebete und Opfer verbunden sind, die der Veda vorsieht, und mit der Art und Weise, wie man zu leben hat. 
sich im Leben zu verhalten, persönlich und gesellschaftlich. Die Shulba Sutras sind Aphorismen, die Regeln und Vorschriften für das Legen des Fundaments von
Opferaltären festlegen, bis hin zu den kleinsten Details wie der Länge des Garbhagriha, der Anzahl der Ziegelsteine, der Länge und Breite des Altars usw. Sie stehen in direktem
Zusammenhang mit der äußeren Ausführung der Opferriten. Während sich die Shulba Sutras mit der äußeren Natur befassen, befassen sich die Shrauta Sutras mit dem inneren Apparat des Opfers. Die Methodik, die Details, die zeitliche Abfolge und jede gesegnete Kleinigkeit bezüglich der Anwendung der Mantras im Opfer usw. werden in den Shrauta Sutras detailliert beschrieben, die in ihrer Übersicht sehr umfangreich sind. Die Grihya Sutras befassen sich mit den Riten und Zeremonien sowie den Regeln und Vorschriften, die ein Hausvater in seinem Leben beachten muss, um sein persönliches und familiäres Leben in ein wahres Opfer im religiösen Sinne zu verwandeln. Die Dharma Sutras bilden die Grundlage für das, was wir heute die Smritis oder Dharma Shastras nennen, die die regulativen, ethischen und moralischen Prinzipien der Gesellschaft und der Individuen in der Gesellschaft detailliert beschreiben. Das wichtigste unter den Dharma Shastras oder den Smritis, die aus diesen Dharma Sutras hervorgegangen sind, ist das Manava Dharma Shastra - oder das Manusmriti, wie es genannt wird - und viele andere Smritis sind später entstanden.
Shiksha, Vyakarana, Chanda, Nirukta, Jyotisha und Kalpa sind also die Vedangas, die wesentlichen Bestandteile oder das Zubehör des vedischen Wissens, das in den Samhitas, den Brahmanas, den Aranyakas und den
Upanishaden verkörpert ist. 
Die Veden sind vier, und jeder Veda ist in vier Abschnitte - oder, wie wir sagen können, vier Bücher - unterteilt, die als die Samhitas, die Brahmanas, die Aranyakas und die Upanishaden bekannt sind. Die Samhita ist eine Sammlung von Hymnen oder Gebeten, Gesängen und Beschwörungsformeln, die an die Götter und Gottheiten gerichtet werden, um sie für verschiedene Zwecke zu beschwören. Die Samhitas sind hauptsächlich vier - Rig, Yajur, Sama und Atharva. Im Yajurveda gibt es wiederum zwei Abschnitte - den Shukla und den Krishna. Der Krishna Yajurveda soll älter sein, und der Shukla kommt später und wird der Seherschaft des Yajnavalkya Rishi zugeschrieben. Die Samhitas sind also Gebete, die den Gottheiten dargebracht werden. Die Rigveda ist die wichtigste Samhita. Es handelt sich um einen metrischen Gesang, der sehr systematisch und wissenschaftlich ist. Die Yajurveda Samhita ist teilweise in Poesie und teilweise in Prosa verfasst, während die Rigveda Samhita ausschließlich aus Poesie besteht. Der Samaveda ist, mit Ausnahme von fünfundsiebzig Mantras, eine Wiederholung des gesamten Rigveda, nur in Form eines Gesangs vertont. Der Samaveda ist nicht nur eine poetische Rezitation wie der Rigveda, sondern eine musikalische Umgestaltung desselben. Der Atharvaveda ist ein sehr umfangreiches Sammelsurium verschiedener Themen, die praktischer Natur sind, einschließlich medizinischer Wissenschaft, Astronomie usw., sowie Beschwörungen, Verwünschungen und Anwendungen von Formeln und Beschwörungen verschiedener Art, sowohl irdisch als auch überirdisch.





Version vom 31. Dezember 2023, 13:16 Uhr

Swami Krishnananda

Das Erbe der indischen Kultur - Kapitel 7 - Ein Abriss der Veden - Diese Vortragsreihe mit dem Titel Das Erbe der indischen Kultur wurde von Swami Krishnananda im Laufe von acht Sonntagabend-Satsangs im Jahr 1980 gehalten. Hier bringt Swami Krishnananda die Vision Indiens ans Licht, die die Gesamtheit der verschiedenen Manifestationen des Lebens sieht und das Eine in den vielen visualisiert, und wie dies für unser heutiges Leben von Bedeutung ist.

© Divine Life Society

Ein Abriss der Veden

Bei unserer Untersuchung der Kultur sind uns die historischen Vorläufer aufgefallen, die auf die impliziten Ursachen für den Untergang von Kulturen und den Untergang von Imperien hinweisen. Außerdem konnten wir feststellen, dass die menschliche Geschichte von einer übernatürlichen Absicht durchdrungen ist, so als ob der Mensch nur das Werkzeug der Götter oder das Vehikel ist, durch das die Natur ihre Absichten erfüllt. Die Geschichtsphilosophie ist daher eine wesentliche Studie zum Verständnis der Bedeutung und Chronologie der menschlichen Geschichte.

Die Kulturgeschichte eines Landes hat nicht nur mit den schwachen Individualitäten der Menschen oder ihren empirischen Wünschen und Erwartungen zu tun, sondern ist von einem höheren Ziel bestimmt, so dass die Geschichte zu einer kosmischen Motivation und nicht nur zu einer empirischen Abfolge wird. Dies waren einige der Ideen, die wir bisher in unseren Studien durchlaufen haben; Nach dieser einführenden Annäherung an das große Thema betraten wir den Bereich der indischen Kulturgeschichte, die, wie wir feststellten, auf dem Grundkonzept einer Integration der Werte des Lebens beruht, die gemeinhin als die Purusharthas oder die Ziele der menschlichen Existenz - dharma, artha, kama, moksha - bezeichnet werden, und deren praktische Umsetzung durch die Klassifizierung der Gesellschaft durch die Varnas und die Anordnung des Lebens des Einzelnen in einer aufsteigenden Ordnung mittels ashrama dharma versucht wird. Dann hatten wir die Gelegenheit, den Einfluss der Schriften auf die kulturelle Einstellung einer Nation festzustellen. Wir durchforsteten beiläufig die verschiedenen Schriften Indiens, vor allem die in Sanskrit verfassten. Die indische Kultur ist in erster Linie eine Sanskrit-Kultur, auch wenn sie die Nebenaspekte, die durch andere Formen der Weltanschauung, die durch die volkstümliche Literatur und bis zu einem gewissen Grad auch durch Sitten und Gebräuche hervorgerufen werden, in sich aufnimmt.

Die grundlegende Schrift Indiens ist der Veda, geheiligt als Wissen, das eine verkörperte Form göttlicher Weisheit ist, die sich mit der Offenbarung von Wirklichkeiten befasst, die den menschlichen Sinnen und dem menschlichen Verstand unzugänglich sind. Es ist daher apaurusheya - nicht von Menschenhand geschrieben. Der Mensch kann kein Buch über Dinge schreiben, die er nicht verstehen kann und die jenseits der Reichweite seiner Wahrnehmung liegen. Es ist unmöglich zu glauben, dass ein Mensch den Veda geschrieben haben könnte, denn wenn es sich um einen Text mit menschlicher Urheberschaft handelte, würde er sich nur auf empirisches Wissen beschränken und könnte uns kein Wissen vermitteln, das offenbarend, spirituell, transzendent und göttlich ist, jenseits des menschlichen Verständnisses. Der Veda ist nicht geschrieben; er ist kein gedrucktes Buch. Er ist überhaupt kein Buch im modernen Sinn des Wortes. Er ist ein Korpus von Offenbarungen, die als Sruti überliefert wurden, oder das, was auf heilige Weise von Guru zu Schüler gehört wird. Der Veda ist als Sruti bekannt. Es ist das, was gehört wird, und nicht das, was in einer Bibliothek gelesen wird, wie wir es heutzutage tun. Er ist heilig, geheiligt, göttlich und wird als Verkörperung des göttlichen Wissens verehrt und angebetet.


Die Veden sind ein sehr komplizierter Wissensbestand. Sie sind kein stereotyper, ausgetretener Pfad der Annäherung, sondern bestehen aus Schichten, die sich in der Akzentuierung und sogar im Inhalt ihres Wissens unterscheiden. Wir klassifizieren gewöhnlich  die Veden in vier - Rigveda, Yajurveda, Samaveda und Atharvaveda - unterteilt, wobei die älteste die Rigveda Samhita ist. Es wird gesagt, dass es mehr als tausend Versionen des Veda gibt, und jeder Version ist eine Upanishad beigefügt. Es müsste also eine so große Anzahl von Upanishaden geben, von denen die meisten heute nicht mehr verfügbar sind. Auch haben wir keinen Zugang zu diesen Überlieferungen, die so zahlreich sind. Im Grunde genommen sind nur einige wenige Übertragungen verfügbar, die sich in einigen wenigen Punkten der Phraseologie, Betonung, Intonation usw. voneinander unterscheiden, aber nicht wesentlich. Für unsere Zwecke können wir jedoch sagen, dass die Veden nur vier sind, unabhängig von diesen geringfügigen Details der Übertragungen usw.


Der Rigveda ist die Hauptbibel der indischen Kultur. Es ist eine Sammlung von Hymnen, die als Mantras bekannt sind. Es gibt einen Unterschied zwischen dem, was wir in Sanskrit als Sloka bezeichnen, und einem Mantra im religiösen Sprachgebrauch. Die Bhagavadgita, das Mahabharata, das Ramayana und die Schriften von Kalidasa beispielsweise sind in Slokas oder Versen verfasst. Die Veden sind in einem Stil verfasst, der zweifellos metrisch wie Verse ist, aber eine sakrosankte Zugehörigkeit hat, die sie als Mantra - eine göttliche Offenbarung und eine Kraft - und nicht nur als Ausdruck poetischer Fantasie gelten lässt. Der andere Unterschied zwischen einem Mantra und einem Sloka besteht darin, dass ein Sloka auf jede beliebige Weise gesungen werden kann, während ein Mantra nur auf eine Weise gesungen werden kann - wie ein Raga in der Musik. Man kann nicht verschiedene Herangehensweisen an einen einzigen Raga haben. Er ist stereotyp und festgelegt, und jeder muss einen bestimmten Raga nur auf diese Weise singen. Ähnlich verhält es sich mit dem metrischen Gesang, insbesondere bei den Mantras des Rigveda.


Daher folgen auch heute noch die Veda-Pathhalas, in denen Gurus ihren Schülern die Veda-Mantras beibringen, diesem wissenschaftlichen Ansatz, den Geist des Schülers systematisch an das Chanten des Mantras heranzuführen. Dies kann nicht durch Studium oder oberflächliches Lesen geschehen, so wie Musik nicht durch das Lesen eines Buches erlernt werden kann. Dazu braucht man einen Lehrer. Beim Studium der Mantras werden, wie ich bereits erwähnt habe, sehr komplizierte Systeme eingeführt, die nur ein Veda-Pathaka kennt. Der Schüler wird zunächst dazu gebracht, jede Silbe des Mantras dreimal zu wiederholen. Danach, wenn der Schüler daran gewöhnt ist, jede Silbe oder jedes Wort dreimal zu chanten, wird ein Viertel des Mantras dreimal in Gegenwart des Gurus gesungen. Dann muss er das gesamte Mantra dreimal chanten. Wenn er also zur vollständigen Rezitation eines Mantras kommt, rezitiert er es neunmal. Erst dann sollte er die Aussprache beherrschen, und nicht vorher. Dann muss er alle Mantras der Hymne auswendig wiederholen, mit der richtigen Intonation und Betonung, so oft wie nötig, bis er sie auswendig gelernt hat.


Dies ist eine große Wissenschaft, die in dem Glied des Veda verkörpert ist, das Shiksha Vedanga genannt wird. Es gibt sechs Glieder des Veda, die zum Studium der vedischen Schriften gehören. Einer von ihnen ist das phonetische System, das als Shiksha bekannt ist und in dem die Prinzipien des Gesangs, der Aussprache, der Intonation usw. niedergelegt sind. Wie wichtig die Art und Weise der Betonung und der Intonation während des Gesangs eines Mantras ist, wird deutlich, wenn man erfährt, dass bestimmte Rishis ungeachtet der korrekten Aussprache der Worte die Bedeutung und die Absicht des Gesangs durch eine  Sie änderten den Ton, als von ihnen erwartet wurde, dass sie einen Feind Indras hervorbringen, der ihn vernichten würde. Da die Rishis weder wünschten, dass eine solche Person durch das Opfer hervorgebracht werden sollte, noch wollten sie denjenigen verärgern, der sie zu diesem Zweck angestellt hatte, sprachen sie das Mantra, änderten aber die Melodie, und das gegenteilige Element erhob sich aus dem Opfer, das, anstatt Indra zu zerstören, von Indra zerstört wurde. Das ist die Bedeutung, die der Art der Intonation und der Methode des Gesangs beigemessen wird. So können wir die Bedeutung erkennen, die dem Chanten des Mantras auf eine bestimmte Art und Weise beigemessen wird - im Unterschied zu den Slokas, die auf verschiedene Arten rezitiert werden können, je nach den eigenen Vorlieben.


Die akribische Sorgfalt, mit der die alten Meister den Veda bewahrt haben, wird deutlich, wenn wir wissen, dass sich nicht ein einziger Buchstabe des Veda verändert hat, noch hat sich der Veda im Laufe der Zeitalter oder Jahrhunderte auch nur um einen Buchstaben vergrößert oder verringert. Das Verdienst gebührt den großen Panditas des Veda, die durch die Methoden von Pada, Krama, Jata usw. diese Präzision des Gesangs und der Wortbildung in einem solchen Ausmaß aufrechterhielten, dass es ein Wunder ist, wie die heilige Überlieferung bewahrt wurde, die in der Religionsgeschichte der Welt ohne Beispiel ist.


Ich erwähnte, dass Shiksha eines der angas oder Glieder des Veda ist, das sich mit der Phonetik oder der Intonation beschäftigt, mit der die Mantras rezitiert werden sollen. Es gibt fünf weitere Hilfsmittel für das Studium des Veda - fünf weitere angas oder Glieder, wie sie genannt werden. Die Grammatik, oder Vyakarana, ist eines der Glieder des Veda. Wenn die grammatikalische Struktur der Worte des Mantras nicht bekannt ist  klar ist, wird seine Bedeutung nicht verstanden werden. Panini ist als der führende Grammatiker unter vielen anderen anerkannt worden. Er war nicht der einzige Grammatiker Indiens. Es wird angenommen, dass es vor ihm mindestens acht Grammatiker gab; er war vielleicht der letzte und bedeutendste und gilt als das letzte Wort in der Sanskrit-Grammatik. In seinem großen Werk, dem Ashtadhyayi, teilt Panini das vedische Sanskrit und das klassische Sanskrit in zwei Gruppen ein, so dass es eine vedische und eine klassische Sanskrit-Grammatik gibt. Die vedische Grammatik wird heute meist nicht mehr studiert; Sanskrit-Studenten beschränken sich auf die klassische Grammatik. Das Studium der Grammatik ist jedoch sehr wichtig, um die Bedeutung der Mantras des Veda zu verstehen, denn sie sind in einem sehr archaischen Stil des Sanskrit geschrieben, nicht in dem modernen Sanskrit, das die Menschen sprechen und studieren. Daher ist Vyakarana ein wesentlicher Bestandteil des Studiums des Veda, denn ohne sie kann man seine Bedeutung nicht kennen.


Das dritte Glied oder anga ist das Chandas, das Metrum. Das Metrum ist die Art und Weise, in der das Mantra komponiert ist, wie in einem Gedicht. Die Besonderheit des Metrums eines Veda-Mantras besteht darin, dass ein bestimmtes Metrum nicht nur als eine Art der Aneinanderreihung der Buchstaben des Mantras betrachtet wird, sondern als eine Kraft, die dem Mantra als kohäsive Kraft zugeführt wird. Das Metrum erzeugt eine bestimmte Wirkung - und nicht eine andere Wirkung -, so wie eine bestimmte Intonation eine bestimmte Wirkung erzeugt. So hängt die Bedeutung oder die Wirkung, die durch das Singen des Mantras hervorgerufen wird, nicht nur von den Worten und ihrer grammatikalischen Bedeutung ab, sondern auch von der Intonation und dem Metrum, in dem es verfasst ist. Dies ist in der Tat etwas sehr Wunderbares. 

Ein weiteres anga oder Glied des Veda ist Nirukta oder die Etymologie, das Lexikon - oder das, was wir in der modernen Sprache als Wörterbuch bezeichnen würden. Die etymologische Bedeutung der Wortwurzeln des Veda ist in einem Literaturwerk enthalten, das Nirukta genannt wird. Das berühmteste der Niruktas stammt von Yaska, dem großen Rishi, der die etymologischen Ableitungen jedes Wortes oder zumindest der wichtigsten Wörter, die in den Mantras des Veda vorkommen, erklärt.

Dann gibt es noch ein anderes anga oder Glied des Veda, das als Jyotisha oder Astronomie bekannt ist. Die Grundlage der Astronomie in Indien wurde von den vedischen Sehern selbst gelegt, die es für notwendig erachteten, die Bewegung der Planeten und des gesamten Sternensystems zu verstehen, damit sie den Gottheiten oder Göttern zu einem günstigen Zeitpunkt Opfergaben, Gebete und Opfer darbringen konnten, die für das beabsichtigte Ergebnis des Gebetes oder des Opfers - das natürlich von der Konjunktion der Planeten abhängt - sehr förderlich sind. Der Grundstein für die Anfänge der Wissenschaft der Astronomie wurde also von großen Sehern wie Varahamihira, Aryabhata usw. gelegt, die diese Wissenschaft zu einer wunderbaren mathematischen Technik der astronomischen Beobachtungen weiterentwickelten.

Die praktische Seite der Ziele des Veda wird in einer Reihe von Schriften beschrieben, die als Kalpa-Sutras bekannt sind. Diese Sutras sind von vier Arten - Shulba Sutras, Shrauta Sutras, Grihya Sutras und Dharma Sutras. Heutzutage kennt niemand mehr ihre Namen, aber sie sind immer noch da, weil sie direkt mit der Durchführung der religiösen Zeremonien, Gebete und Opfer verbunden sind, die der Veda vorsieht, und mit der Art und Weise, wie man zu leben hat.  sich im Leben zu verhalten, persönlich und gesellschaftlich. Die Shulba Sutras sind Aphorismen, die Regeln und Vorschriften für das Legen des Fundaments von Opferaltären festlegen, bis hin zu den kleinsten Details wie der Länge des Garbhagriha, der Anzahl der Ziegelsteine, der Länge und Breite des Altars usw. Sie stehen in direktem Zusammenhang mit der äußeren Ausführung der Opferriten. Während sich die Shulba Sutras mit der äußeren Natur befassen, befassen sich die Shrauta Sutras mit dem inneren Apparat des Opfers. Die Methodik, die Details, die zeitliche Abfolge und jede gesegnete Kleinigkeit bezüglich der Anwendung der Mantras im Opfer usw. werden in den Shrauta Sutras detailliert beschrieben, die in ihrer Übersicht sehr umfangreich sind. Die Grihya Sutras befassen sich mit den Riten und Zeremonien sowie den Regeln und Vorschriften, die ein Hausvater in seinem Leben beachten muss, um sein persönliches und familiäres Leben in ein wahres Opfer im religiösen Sinne zu verwandeln. Die Dharma Sutras bilden die Grundlage für das, was wir heute die Smritis oder Dharma Shastras nennen, die die regulativen, ethischen und moralischen Prinzipien der Gesellschaft und der Individuen in der Gesellschaft detailliert beschreiben. Das wichtigste unter den Dharma Shastras oder den Smritis, die aus diesen Dharma Sutras hervorgegangen sind, ist das Manava Dharma Shastra - oder das Manusmriti, wie es genannt wird - und viele andere Smritis sind später entstanden.

Shiksha, Vyakarana, Chanda, Nirukta, Jyotisha und Kalpa sind also die Vedangas, die wesentlichen Bestandteile oder das Zubehör des vedischen Wissens, das in den Samhitas, den Brahmanas, den Aranyakas und den Upanishaden verkörpert ist. 

Die Veden sind vier, und jeder Veda ist in vier Abschnitte - oder, wie wir sagen können, vier Bücher - unterteilt, die als die Samhitas, die Brahmanas, die Aranyakas und die Upanishaden bekannt sind. Die Samhita ist eine Sammlung von Hymnen oder Gebeten, Gesängen und Beschwörungsformeln, die an die Götter und Gottheiten gerichtet werden, um sie für verschiedene Zwecke zu beschwören. Die Samhitas sind hauptsächlich vier - Rig, Yajur, Sama und Atharva. Im Yajurveda gibt es wiederum zwei Abschnitte - den Shukla und den Krishna. Der Krishna Yajurveda soll älter sein, und der Shukla kommt später und wird der Seherschaft des Yajnavalkya Rishi zugeschrieben. Die Samhitas sind also Gebete, die den Gottheiten dargebracht werden. Die Rigveda ist die wichtigste Samhita. Es handelt sich um einen metrischen Gesang, der sehr systematisch und wissenschaftlich ist. Die Yajurveda Samhita ist teilweise in Poesie und teilweise in Prosa verfasst, während die Rigveda Samhita ausschließlich aus Poesie besteht. Der Samaveda ist, mit Ausnahme von fünfundsiebzig Mantras, eine Wiederholung des gesamten Rigveda, nur in Form eines Gesangs vertont. Der Samaveda ist nicht nur eine poetische Rezitation wie der Rigveda, sondern eine musikalische Umgestaltung desselben. Der Atharvaveda ist ein sehr umfangreiches Sammelsurium verschiedener Themen, die praktischer Natur sind, einschließlich medizinischer Wissenschaft, Astronomie usw., sowie Beschwörungen, Verwünschungen und Anwendungen von Formeln und Beschwörungen verschiedener Art, sowohl irdisch als auch überirdisch.



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Siehe auch

Literatur

Seminare

Vedanta

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Sattva, rajas und tamas sind die drei Energien, aus denen die Welt besteht. Sie finden sich in allem was dich umgibt: die wunderschöne Intelligenz in einer Sonnenblume (sattva), die transformierende…
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26.07.2024 - 04.08.2024 Yogalehrer Weiterbildung Intensiv A5 - Atma Bodha - die Erkenntnis des Selbst
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