Harmonium
Das Harmonium gehört zu den Aerophonen. Ein Harmonium ist ein Tasteninstrument und ist stark verwand mit dem Akkordeon, aber auch mit der Orgel. Harmonium wurde traditionell vornehmlich in Mitteleuropa gespielt, wo es beispielsweise als Ersatz für die Orgel diente oder in der Hausmusik genutzt wurde. 1848 wurde Francois Debain, ein Instrumentenbauer, Inhaber des Patents für das Harmonium.
Daher wird das Harmonium zu den jüngsten historischen Instrumenten gezählt. Erst durch die Reisen britischer Missionare in Indien wurde das Harmonium in die traditionelle indische Musik integriert. Im Laufe der Jahre haben sich verschiedene Techniken im Instrumentenbau entwickelt. So hat sich neben dem Druckwindharmonium in England das Saugwindharmonium etabliert und in Indien das indische Harmonium.
Funktionsweise
Bei dem europäischen Harmonium handelt es sich um ein Instrument, das der Leihe sicherlich schnell mit einem Klavier verwechseln würde. Allerdings unterscheiden sich Harmonium und Klavier von der Spielweise sehr. Durch zwei Pedale wird Luft über zwei Schöpfbälge in das Harmonium geblasen und durch das Anschlagen einer Taste wird im Inneren ein Loch geöffnet durch das die Luft an Metallzungen entlang entweichen kann. Diese geraten durch die Luft ins Schwingen und erzeugen einen Ton, der, anders als beim Klavier, beliebig lang gehalten werden kann. Der Harmonist sitzt beim Spielen auf einem Stuhl vor dem Harmonium. Er bedient die Pedale mit den Füßen und spielt beidhändig auf der Klaviatur des Harmoniums.
Das indische Harmonium hat sich über die Jahre vom Aussehen und Spielweise an die indische Kultur angepasst. Hier sitzt der Musiker auf dem Boden vor dem Harmonium. Über einen Schöpfbalg pumpt er, meist mit der linken Hand, Luft in das Harmonium. Die Hand ist dabei locker am oberen Rand des Harmoniums abgelegt. Durch das Anschlagen der Tasten auf der Klaviatur mit der rechten Hand dringt die Luft durch eine Öffnung an verschieden ausgeprägten Metallzungen vorbei. Diese fangen an zu schwingen und erzeugen einen Ton. Im Innenraum des Harmoniums oder manchmal auch sichtbar auf der Außenseite des Harmoniums befindet sich ein zweiter Schöpfbalg, der sich immer mit dem anderen, allerdings in entgegengesetzte Richtung, bewegt. Das hat zur Folge, dass durch das Harmonium konstant Luft geblasen wird und der Ton bei gleichmäßiger Betätigung des Schöpfbalgs ununterbrochen gespielt werden kann.
Indisches Harmonium
Das indische Harmonium oder Hand Harmonium findet seinen Ursprung in den Wurzeln des europäischen Harmoniums. In der Kolonialzeit haben britische Missionare auf ihren Reisen mit dem Harmonium musiziert und sind mit ihm durchs Land gereist. Da ein Harmonium kompakter und einfacher zu transportieren ist als eine Orgel, aber vom Klang und Spielweise sehr miteinander verwand ist, endschied man sich dafür, ein Harmonium auf die weite Reise mitzunehmen. Daher rührt auch der Spitzname des Harmoniums „Missionarsorgel“. Um Gewicht zu sparen und das Instrument unversehrt an sein Ziel zu bringen entwickelten verschiedene Instrumentenbauer immer wieder neue, kompaktere Varianten, die ihren Weg nach Indien fanden.
Mit der Kompaktheit geht auch eine neue Spielweise des Harmoniums einher. Diese wurde perfektioniert, indem das Harmonium an die Gewohnheiten der indischen Kultur angeglichen wurde. So muss sich der Musiker beispielsweise nicht mehr auf einen Stuhl vor das Instrument setzen, sondern kann sich, wie es in Indien üblich ist, auf den Boden setzen. Mit dem kompakten Harmonium war es auch nicht mehr nötig einen festen Platz an einer Wand für das Harmonium einzurichten. Der Musiker kann sich seinem Publikum zuwenden und mit ihm kommunizieren, ohne dass dem Publikum eine unschöne Instrumentenrückseite zugewendet wird. Durch die Vereinfachungen des Harmoniums hat man sich den Fußpedalen entledigt. Die Aufgabe der Füße übernimmt die linke Hand. Die rechte Hand spielt auf der Klaviatur.
Durch diese einfache Spielweise erfreut sich das Harmonium großer Beliebtheit in Indien und hat sich weit in sämtliche Musikrichtungen etabliert. So spielt man das Harmonium beispielsweise bei volkstümlicher Musik, zur Begleitung bei Gesang oder sogar bei Solokonzerten. Auch bei rituellen Zeremonien wird das Harmonium oft als Begleitung eingesetzt. Im schulischen Musikunterricht ist es meistens möglich, das Spielen eines Harmoniums zu erlernen.
Allerdings ist das Harmonium nicht überall in Indien beliebt. Mit der Unabhängigkeitsbewegung in Indien steht das Harmonium und sein Klang für indische, sowie britische Gelehrte, die Unterdrückung des Volkes und das zwanghafte Aufdrängen eines Klangs, der seinen Ursprung nicht in Indien hat. Aus diesem Grund wurden in dem indischen Radiosender „All-India Radio“ von 1940 bis 1971 keine Lieder gespielt, in denen ein Harmonium verwendet wurde. Auch heute noch wird das Harmonium auf öffentlichen Sendern gemieden.
Siehe auch
Literatur
- Yoga Vidya Kirtan Textheft
- Meditation und Mantras von Swami Vishnudevananda
- Matt Rahaim: That Ban(e) of Indian Music: Hearing Politics in The Harmonium, in: The Journal of Asian Studies 70 (2011)
Weblinks
- Hand-Harmonium (Indien)
- Harmonium und Hauptwerk
- 1 Ulrich Averesch: Grundwissen zum Harmonium
- Tarang - Harmonium
- Weltkulturerbe: Harmonium
- Indisches Harmonium
- Harmonium Sat Nam Classic, Kastanienbraun
- Videos mit Harmonium
- Orgelharmonium
Seminare
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