Veganismus
Veganismus ist eine Lebensweise mit großem Respekt vor Tieren. Ein Veganer verzichtet auf das Verzehren aller Nahrung tierischen Ursprungs. Zum Veganismus gehört auch der Verzicht auf Kleidung tierischen Ursprungs. Veganismus hat vor allem ethische Gründe, beruhend auf Mitgefühl mit Tieren. Andere Gründe sind Gesundheit und Ökologie. Der Ausdruck Veganismus stammt von dem Wort vegan ab. Es wurde geprägt vom Engländer Donald Watson und setzt sich zusammen aus den ersten und letzten Buchstaben des englischen Wortes "vegetarian". Laut Watson ist Veganismus der Beginn und das logische Ende des Vegetarismus.
Veganismus als Lebensstil und Weltanschauung
Veganismus ist ein Lebensstil und eine Weltanschauung. Im Veganismus sieht sich der einzelne in Verbindung mit dem Kosmos. Der Veganer denkt nicht nur an seine eigenen Bedürfnisse sondern an die Bedürfnisse aller lebenden Wesen. Für den Veganer sind alle Lebewesen wertvoll, nicht nur in ihrem "Nutzwert" für den Menschen. Der Veganer sieht Menschen und Tiere als denkende und fühlende Wesen an. Für den Veganer haben auch Tiere eine der Menschenwürde vergleichbaren Würde.
Manche Veganer sagen, dass vegane Ernährung die natürliche Ernährung des Menschen sei - wegen der Länge des Verdauungstrakts, der Beschaffenheit der Zähne und einer natürlichen Tötungshemmung bei Menschen, die ohne Kontakt mit dem Töten groß geworden sind. Historiker, Archäologen und Anthropologen sagen, dass der Mensch seit Jahrhunderttausenden mehrheitlich Jäger und Sammler war. Ein Veganer würde darauf antworten: Selbst wenn das stimmen würde, dass der Mensch historisch Allesfresser war und ist, spielt das für die heutige Ernährung und Lebensweise eine untergeordnete Rolle: Kultur entwickelt sich weiter. Manches, was früher üblich war, gilt heute als etwas, was überwunden werden sollte. Dazu gehören z.B. Kriege, Faustrecht, Unterdrückung der Frau, Kannibalismus. Und dazu sollte auch der Respekt vor der Würde des Tieres gehören. In unserer heutigen Zeit ist es nicht notwendig, Tiere zu töten um zu überleben. Das Töten und Verzehren von Tieren ist unethisch und mit den Werten moderner Kultur und Zivilisation nicht vereinbar.
Für einen Veganer ist eine rein pflanzliche Ernährung auch ein wichtiger Schritt für Respekt und Hochachtung vor der ganzen Natur, vor der ganzen Schöpfung. So wie die Abschaffung der Todesstrafe den Wert des Menschenlebens wie nichts anderes verdeutlicht und daher (fast) immer ein Sinken der Mordrate zur Folge hatte, so würde die Abschaffung des Tötens von Tierens den Wert des Lebens insgesamt verdeutlichen. So könnte eine rein pflanzliche Ernährung ein wichtiger Baustein für die Überwindung von Mord in jeglicher Hinsicht, für die Überwindung von Kriegen und dem unverantwortlichen Ausbeuten der Natur sein.
Veganismus und Vegetarismus
Im ursprünglichen Wortsinn bedeuten Veganismus und Vegetarismus das gleiche. Der Ausdruck Vegetarismus stammt vom englischen Adjektiv "Vegetarian" und hat zwei Wurzeln:
- Vegetus (latein): Lebendig, belebt
- Vegetable (englisch): Gemüse, Pflanze
Ursprünglich stand der Ausdruck "vegetarisch" für eine rein pflanzliche, belebende Ernährung.
Im Volksmund nahm der Ausdruck Vegetarier verschiedene Bedeutungen an:
- Für manche schließt vegetarische Lebensweise auch das Verzehren von Fisch und "Meeresfrüchten" mit ein
- Ovolactovegetarier verzichten auf den Verzehr von allen Tieren, essen aber Milchprodukte und Eier
- Lactovegetarier essen Milchprodukte, aber keine Eier und Tiere
Donald Watson führte den Ausdruck Veganismus ein, um damit eindeutig eine Lebensweise zu bezeichnen, die auf den Verzehr von allem Tierischen verzichtet. Ein Veganer isst also auch keine Eier, Milchprodukte, z.T. auch keinen Honig.
Gründe für Veganismus
Man kann die Gründe für Veganismus einteilen in:
- Ethische Gründe: Mitgefühl mit den Tieren
- Ökologisch-ethische Gründe: Mitgefühl mit der Erde
- Gesundheitliche Gründe: Mitgefühl mit sich selbst und mit den Menschen
- Geistig-spirituelle Gründe: Öffnung für eine Höhere Wirklichkeit
Ethische Gründe für Veganismus: Mitgefühl mit den Tieren
Mitgefühl mit Tieren ist der wichtigste Beweggrund für vegane Lebensweise. Tiere sind denkende und fühlende Lebewesen. Die moderne Biologie hat erkannt, dass die Unterschiede zwischen Menschen und Tieren graduell und nicht grundsätzlich sind. Tiere haben grundsätzlich ähnliche Emotionen wie Menschen. Tiere haben Ängste, können sich ärgern, empfinden Schmerzen, empfinden Mitgefühl und Freude, haben Zuneigung zu anderen Tieren der gleichen Art oder auch einer anderen Art. Tiermütter und z.T. auch -väter hängen an ihren Kindern. Tiergeschwister entwickeln Liebe zu ihren Geschwistern. Gerade Schweine und Kühe haben ein komplexes Sozialverhalten und sind in mancherlei Hinsicht ebenso klug wie Hund und Katze.
Tiere im Stall zu halten mit dem Ziel sie aufzuessen ist nicht vereinbar mit der Erkenntnis, dass Tiere fühlende Lebewesen sind. So wie heutzutage glücklicherweise die Sklaverei von Menschen abgeschafft wurde, sollte auch die Tiersklaverei abgeschafft werden. Das betrifft nicht nur die Massentierhaltung, die natürlich am schlimmsten ist. Auch die sogenannte artgerechte Öko-Bio-Tierhaltung ist ausgerichtet auf das Töten von Tieren. Auch Tiere wollen leben. Auch Tiermütter leiden, wenn ihre Kinder getötet werden. Tiere leiden, wenn ihre Freunde, Eltern, Geschwister getötet werden. Mit einer Kultur, in der Achtung vor dem Leben sowie Mitgefühl wichtig sind, ist das Töten von Tieren zum Zweck des Essens nicht vereinbar.
Menschen sind sehr freundlich zu ihren Haustieren, und sind zu Recht verärgert über Quälerei von Katzen, Hunden und Pferden. Die gleichen Menschen sollten auch mitfühlend sein mit Kühen, Schweinen, Hühnern, welche genauso liebenswert sind wie die Haustiere.
Milch
Die "Erzeugung" von Milch und Eiern ist mit der Tierhaltung zu Tötungszwecken verbunden und daher auch unmenschlich:
- Damit eine Kuh Milch geben kann, muss sie ein Kalb bekommen. Jedes zweite Kalb ist männlich und wird entweder noch als Kalb getötet um als Kalbfleisch verzehrt zu werden, oder großgezogen um als 2-3jähriger Bulle zum Zweck von Rindfleisch getötet zu werden
- Auch die Milchkühe werden vorzeitig
Ökologisch-ethische Gründe: Mitgefühl mit der Erde
Gesundheitliche Gründe: Mitgefühl mit sich selbst und mit den Menschen
Geistig-spirituelle Gründe: Öffnung für eine Höhere Wirklichkeit
Yoga und Veganismus
Ernährung im Veganismus
Vegane Alternativen
Es wird manchmal gefragt, ob man im Veganismus verzichten muss auf vieles, was man lieb gewonnen hat. Die meisten Menschen werden Fleisch, Fisch, Eier, Milch etc. gar nicht vermissen, wenn sie es eine Weile nicht gegessen haben. Allerdings gibt es jede Menge Ersatzprodukte, die den Gaumen befriedigen. Keiner, der vegan lebt, muss Angst haben, etwas Liebgewonnenes niemals mehr essen zu können. Ein Fleischesser mag meinen, dass ein Tofusteak dem Rindersteak nicht nahe kommt. Nach ein paar Monaten vegane Lebensweise wird man aber das Tofusteak genauso schätzen wie vorher das Rindersteak - und braucht dafür niemanden zu töten bzw. töten zu lassen.
Vegane Milch
Wer Milch mag, findet eine Menge von veganen Alternativen:
- Sojamilch - hat eine ähnliche Nährstoffzusammensetzung wie fettarme Kuhmilch, ist aber frei von gesättigten Fettsäuren. Sojamilch ist in jedem Supermarkt und Naturkostladen erhältlich
- Dinkelmilch - die vermutlich geschmacklich beste Alternative; sie schmeckt ähnlich wie Milch, sogar etwas süßlicher. Allerdings besteht Dinkelmilch zu einem großen Teil aus Kohlehydrate und hat nicht den gleichen Eiweißanteil wie Sojamilch. Dinkelmilch gibt es in den meisten Naturkostläden und Reformhäusern
- Hafermlich - schmeckt etwas süßlicher als Milch. Der Hafergeschmack kommt gut durch - man muss das mögen oder auch nicht. Hafermilch ist in der Nährstoffzusammensetzung ähnlich wie Dinkelmilch
- Mandelmilch - schmeckt vorzüglich, allerdings anders als Milch. Sie ist die teuerste Milchalternative, hat einen höheren Fettanteil. Sie gilt in manchen Naturheilkunden, z.B. auch im Ayurveda, als besonders wertvoll.
Veganer Joghurt
Es gibt Soja-Joghurt als gesunde Alternative. Soja-Joghurt schmeckt zwar schon anders als Milchjoghurt - nach einem halben Jahr Veganismus erinnert man sich nicht mehr dran... Soja-Joghurt kann auch mit Marmeladen und Konfitüren verfeinert werden - dann schmeckt er genaus so gut oder besser als Fruchtjoghurt. Soja-Joghurt eignet sich auch für Saucen, Suppen (statt Ei-Einlage oder Sahne-Einlage) und Desserts. Wenn du Soja-Joghurt in gleichen Teilen mit gefrorenem Obst (z.B. Erdbeeren, Himbeeren, Bananen) zusammen mit Agavendicksaft, evtl. mit etwas Stevia Pulver oder Reissirup gibst, erhältst du vorzügliches, gesundes Eis-Dessert.
Vegane Sahne
Es gibt zwei Sahne-Ersatz-Produkte:
- Soja-Sahne
- Hafer-Sahne
Hafer-Sahne schmeckt den meisten besser, enthält etwas mehr Fett als Sojasahne und weniger Eiweiß.
In Naturkostläden gibt es auch Schlagsahne in Sprühflaschen. So kannst du auch Sahnekuchen vegan genießen.
Fleischersatzprodukte
Wer den Geschmack der typischen Fleischspeisen mag, kann auf pflanzliche Alternativen zurückgreifen. Diese beruhen meistens auf Tofu und andere Sojaeiweißprodukten oder Seitan (Weizeneiweiß). Manchmal basieren sie auch auf Gemüse und Getreide. So findet man in den meisten Naturkostläden, Reformhäusern und vielen Supermärkten eine gute Auswahl von
- Vegane Schnitzel
- Vegane Steaks
- Vegane Würstchen
- Vegane Burger
- Veganer Fleischkäse
- Kevapcici
- Eigentlich fast alles, was man sich so vorstellen kann...
Veganer Käse
Dass es auch veganen Käse gibt, ist wenig bekannt. Es gibt auch nur wenige Naturkostläden, die veganen Käse führen. Allerdings gibt es im Internet einige Shops, welche veganen Käse vertreiben. Wer Käse mag, kann das mal ausprobieren. Oft muss man allerdings einige Sorten bestellen, bis man eine Sorte findet, die einem liegt
Veganer Kuchen
Es ist gar kein Problem, veganen Kuchen zu backen. Statt Honig nimmt man Agavendicksaft, statt Butter Pflanzenmargarine, statt Milch Sojamilch, statt Sahne Sojasahne, statt Eiern die entsprechende Menge Wasser mit 2 Esslöffeln Soja. Viele Naturkostläden führen veganen Kuchen. Es gibt sogar Sahnetorten in manchen veganen Cafes - oder man kann sogar vegane Torten in veganen Internetshops kaufen.
Vegane Schokolade
Dunkle Schokolode ist meist vegan. Naturkostläden vertreiben auch auf Reismilch beruhende Schokoladen, welche ähnlich wie Milchschokolade schmecken. Sogar für weiße Schokolade gibt es vegane Alternativen, allerdings meist nur in darauf spezialisierten Internet Shops.
Mangelerscheinungen durch vegane Lebensweise?
Immer wieder bekommt man von ärztlicher Seite aus zu hören, dass Veganismus zu Mangelerscheinungen führen könne. Dies ist jedoch nur selten der Fall. Typischerweise haben Fleischesser häufiger Mangelerscheinungen. Ein Veganer isst ja viel Obst, Gemüse, Salate und ernährt sich auch ansonsten gesund mit Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten und hat deshalb keine Mangelerscheinungen zu befürchten. Ein paar Worte zu Vitaminen und Mineralien, bei denen die Veganer aufpassen sollten:
Vitamin B12
Vitamin B12 wird normalerweise von Bakterien auf der Oberfläche von Blättern und Früchten von Pflanzen aufgebaut. Tiere essen Getreide, Gras und Heu ungewaschen - und können deshalb ihren Vitaminbedarf decken. Menschen waschen aus hygienischen Gründen ihre Nahrung - leiden deshalb weniger unter Infektionen, haben es aber als Veganer manchmal schwer, ihren Vitamin B12 Bedarf zu decken. Es wird Veganern empfohlen, durch Nahrungsergänzungsmittel ihren Vitamin B12 Bedarf sicherzustellen. In Amerika sind viele Sojaprodukte und Fleischersatzprodukte mit Vitamin B12 angereichert. In Deutschland ist das nicht üblich. Daher sind in Deutschland entsprechende B12 Tabletten, Pulver oder Brausetabletten empfohlen. Wer auf solche Präparate verzichtet, sollte ein Mal pro Halbjahr seinen B12 Spiegel durch einen Bluttest überprüfen lassen. Besonders wichtig ist das bei Frauen, die schwanger werden. Ob Spirulina und Meeresalgen den Vitamin B12 Bedarf decken können, wird kontrovers diskutiert.
Eisen
Im Gegensatz zur Meinung vieler Ärzte haben Veganer nicht mehr Eisenmangel als andere. Wenn ein Eisenmangel diagnostiziert oder vermutet wird, kann er durch Kräuterblutsaft aus Reformhaus, Naturkostladen oder Reformhaus schnell wieder behoben werden. Damit Eisen aufgenommen wird, muss man auch genügend Vitamin C zu sich nehmen - was einem Veganer wegen dem vielen Obst und Salaten, die er isst, nicht schwer fallen wird. Veganer haben tatsächlich weniger Probleme mit Eisen-Überschuss, ein Problem das gerade Männer haben und Frauen ab 70 und mitverantwortlich ist für Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall.