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Die Persönlichkeitspsychologie (auch: Psychologie der Persönlichkeit) ist eine Teildisziplin der Psychologie, die sich mit den Charakteristika, Strukturen und Entwicklungsmustern von Persönlichkeit sowie deren Einfluss auf Erleben und Verhalten beschäftigt.
 
== Gegenstandsbereich ==
* Untersuchung stabiler und zeitlich beständiger Verhaltens‑, Denk‑ und Gefühlsmuster.
* Beschreibung und Erklärung individueller Unterschiede zwischen Personen.
* Erforschung intrapsychischer Prozesse ([[Motivation]], [[Emotion]], Kognition), die Persönlichkeit formen.
* Analyse der Wechselwirkung zwischen Person und Umwelt (Person‑x‑Situation‑Interaktion).
 
== Zentrale Fragestellungen ==
# Welche Persönlichkeitsmerkmale gibt es und wie lassen sie sich messen?
# In welchem Ausmaß sind Persönlichkeitsmerkmale genetisch vs. umweltbedingt?
# Wie stabil sind Merkmale über die Lebensspanne?
# Wie beeinflussen Persönlichkeitseigenschaften Verhalten in [[Alltag]], [[Beruf]], Beziehungen?
# Wie hängen Persönlichkeit und psychische Störungen zusammen?
 
== Theoretische Ansätze ==
; Eigenschafts‑/"Trait"‑Modelle
: Konzentrieren sich auf stabile Dimensionen, die Individuen unterscheiden. Zentral ist das Fünf‑Faktoren‑Modell (Big Five): Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit, Neurotizismus.
; Psychodynamische Ansätze
: Betonen unbewusste Prozesse, frühkindliche Erfahrungen und intrapsychische Konflikte (z. B. Freud, Jung, Adler).
; Humanistische Ansätze
: Heben Selbstverwirklichung, persönliches Wachstum und subjektive [[Erfahrung]] hervor (z. B. Rogers, Maslow).
; Lerntheoretische/Behavioristische Ansätze
: Erklären Persönlichkeit als Ergebnis von [[Lernen]], Konditionierung und Verstärkung.
; Soziale‑kognitive Ansätze
: Fokussieren auf kognitive Prozesse, Erwartungen, Selbstwirksamkeit und situative Lernprozesse (z. B. Bandura, Mischel).
; Biopsychologische/Neuropsychologische Ansätze
: Untersuchen biologische Grundlagen der Persönlichkeit (Genetik, Neurotransmitter, [[Gehirn]]strukturen).
 
== Methoden ==
* Psychometrische Tests (z. B. NEO‑PI‑R, Big‑Five‑Inventare).
* Fragebögen und Selbstberichte.
* Fremdbeurteilungen (Rating durch [[Partner]]/Kollegen).
* Verhaltensbeobachtung und Tagebuchstudien.
* Experimentelle Studien zur Person‑Situation‑Interaktion.
* Längsschnittstudien zur Stabilität über [[Zeit]].
* Verhaltensgenetische Untersuchungen ([[Zwilling]]s‑ und Adoptionsstudien).
* Neurowissenschaftliche Verfahren (fMRI, EEG) zur Untersuchung biologischer Korrelate.
 
== Wichtige Befunde ==
* Stabilität: Viele Persönlichkeitsmerkmale weisen mittlere bis hohe Stabilität im Erwachsenenalter auf; Veränderungen sind möglich, besonders in jungen Jahren und bei Lebensereignissen.
* Vorhersagekraft: Sog. Traits sagen Verhalten in typischen Situationen vergleichsweise gut voraus; situative Faktoren modulieren Verhalten jedoch stark.
* Heritabilität: Etwa 40–60 % Varianz vieler Traits wird genetisch erklärt; der Rest durch nicht‑geteilte [[Umwelt]]- und Messfehler.
* [[Kontinuität]] und Wandel: Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit nehmen tendenziell mit dem [[Alter]] zu; Neurotizismus kann abnehmen.
* Persönlichkeit und Gesundheit: Bestimmte Traits (z. B. hohe Neurotizismuswerte, niedrige Gewissenhaftigkeit) stehen in Zusammenhang mit erhöhtem Gesundheitsrisiko.
 
== Anwendungsfelder ==
* Klinische Psychologie: Diagnostik, Therapieplanung, Persönlichkeitsstörungen.
* Arbeits‑ und Organisationspsychologie: Personalauswahl, Führung, Teamzusammensetzung.
* Gesundheitspsychologie: [[Risiko]]verhalten, Compliance, Stressbewältigung.
* Forensische Psychologie: Gefährlichkeitsprognosen, Täterprofile.
* Entwicklungspsychologie: [[Persönlichkeit]]sentwicklung über die Lebensspanne.
 
== Kritik und offene Fragen ==
* Trait‑Ansätze werden kritisiert für eingeschränkte Erklärungskraft bei situativem Verhalten (Person‑Situation‑Debatte).
* Messprobleme: Selbstbericht kann verzerrt sein (Sozialer Erwünschtheitseffekt, Selbsterkenntnis).
* Kulturelle Aspekte: Gültigkeit von Persönlichkeitsmodellen über Kulturen hinweg ist nicht vollständig geklärt.
* Ursachen von Persönlichkeitsentwicklung: Mechanismen, die zu langfristigen Veränderungen führen, sind noch unvollständig verstanden.
 
=Siehe auch=
* [[Person]]
* [[Charakter]]
 
[[Kategorie:Psychologie]]
[[Kategorie:Raja Yoga]]

Version vom 30. Oktober 2025, 06:58 Uhr

Persönlichkeitspsychologie und Yoga?

Die Persönlichkeitspsychologie befasst sich mit den verschiedenen Merkmalen der Persönlichkeit.

Persönlichkeitspsychologie

Die Persönlichkeitspsychologie (auch: Psychologie der Persönlichkeit) ist eine Teildisziplin der Psychologie, die sich mit den Charakteristika, Strukturen und Entwicklungsmustern von Persönlichkeit sowie deren Einfluss auf Erleben und Verhalten beschäftigt.

Gegenstandsbereich

  • Untersuchung stabiler und zeitlich beständiger Verhaltens‑, Denk‑ und Gefühlsmuster.
  • Beschreibung und Erklärung individueller Unterschiede zwischen Personen.
  • Erforschung intrapsychischer Prozesse (Motivation, Emotion, Kognition), die Persönlichkeit formen.
  • Analyse der Wechselwirkung zwischen Person und Umwelt (Person‑x‑Situation‑Interaktion).

Zentrale Fragestellungen

  1. Welche Persönlichkeitsmerkmale gibt es und wie lassen sie sich messen?
  2. In welchem Ausmaß sind Persönlichkeitsmerkmale genetisch vs. umweltbedingt?
  3. Wie stabil sind Merkmale über die Lebensspanne?
  4. Wie beeinflussen Persönlichkeitseigenschaften Verhalten in Alltag, Beruf, Beziehungen?
  5. Wie hängen Persönlichkeit und psychische Störungen zusammen?

Theoretische Ansätze

Eigenschafts‑/"Trait"‑Modelle
Konzentrieren sich auf stabile Dimensionen, die Individuen unterscheiden. Zentral ist das Fünf‑Faktoren‑Modell (Big Five): Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit, Neurotizismus.
Psychodynamische Ansätze
Betonen unbewusste Prozesse, frühkindliche Erfahrungen und intrapsychische Konflikte (z. B. Freud, Jung, Adler).
Humanistische Ansätze
Heben Selbstverwirklichung, persönliches Wachstum und subjektive Erfahrung hervor (z. B. Rogers, Maslow).
Lerntheoretische/Behavioristische Ansätze
Erklären Persönlichkeit als Ergebnis von Lernen, Konditionierung und Verstärkung.
Soziale‑kognitive Ansätze
Fokussieren auf kognitive Prozesse, Erwartungen, Selbstwirksamkeit und situative Lernprozesse (z. B. Bandura, Mischel).
Biopsychologische/Neuropsychologische Ansätze
Untersuchen biologische Grundlagen der Persönlichkeit (Genetik, Neurotransmitter, Gehirnstrukturen).

Methoden

  • Psychometrische Tests (z. B. NEO‑PI‑R, Big‑Five‑Inventare).
  • Fragebögen und Selbstberichte.
  • Fremdbeurteilungen (Rating durch Partner/Kollegen).
  • Verhaltensbeobachtung und Tagebuchstudien.
  • Experimentelle Studien zur Person‑Situation‑Interaktion.
  • Längsschnittstudien zur Stabilität über Zeit.
  • Verhaltensgenetische Untersuchungen (Zwillings‑ und Adoptionsstudien).
  • Neurowissenschaftliche Verfahren (fMRI, EEG) zur Untersuchung biologischer Korrelate.

Wichtige Befunde

  • Stabilität: Viele Persönlichkeitsmerkmale weisen mittlere bis hohe Stabilität im Erwachsenenalter auf; Veränderungen sind möglich, besonders in jungen Jahren und bei Lebensereignissen.
  • Vorhersagekraft: Sog. Traits sagen Verhalten in typischen Situationen vergleichsweise gut voraus; situative Faktoren modulieren Verhalten jedoch stark.
  • Heritabilität: Etwa 40–60 % Varianz vieler Traits wird genetisch erklärt; der Rest durch nicht‑geteilte Umwelt- und Messfehler.
  • Kontinuität und Wandel: Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit nehmen tendenziell mit dem Alter zu; Neurotizismus kann abnehmen.
  • Persönlichkeit und Gesundheit: Bestimmte Traits (z. B. hohe Neurotizismuswerte, niedrige Gewissenhaftigkeit) stehen in Zusammenhang mit erhöhtem Gesundheitsrisiko.

Anwendungsfelder

  • Klinische Psychologie: Diagnostik, Therapieplanung, Persönlichkeitsstörungen.
  • Arbeits‑ und Organisationspsychologie: Personalauswahl, Führung, Teamzusammensetzung.
  • Gesundheitspsychologie: Risikoverhalten, Compliance, Stressbewältigung.
  • Forensische Psychologie: Gefährlichkeitsprognosen, Täterprofile.
  • Entwicklungspsychologie: Persönlichkeitsentwicklung über die Lebensspanne.

Kritik und offene Fragen

  • Trait‑Ansätze werden kritisiert für eingeschränkte Erklärungskraft bei situativem Verhalten (Person‑Situation‑Debatte).
  • Messprobleme: Selbstbericht kann verzerrt sein (Sozialer Erwünschtheitseffekt, Selbsterkenntnis).
  • Kulturelle Aspekte: Gültigkeit von Persönlichkeitsmodellen über Kulturen hinweg ist nicht vollständig geklärt.
  • Ursachen von Persönlichkeitsentwicklung: Mechanismen, die zu langfristigen Veränderungen führen, sind noch unvollständig verstanden.

Siehe auch