Vijnana Bhairava Tantra: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 17. November 2022, 13:35 Uhr

Bhairava

Vijnana Bhairava Tantra (Sanskrit: विज्ञानभैरवतन्त्र vijñānabhairavatantra n.) philosophisch-pragmatischer Lehrtext des kaschmirischen tantrischen Schivaismus.

Das Vijnana Bhairava Tantra ist einer der als Tantra bezeichneten Haupttexte einer Form des Schivaismus, die sich im Raum Kaschmir herausgebildet hat und dort im 10. und 11. Jh. mit ihren literarischen Vertretern Abhinavagupta und Kshemaraja ihre Blütezeit hatte.

Der Text, dessen Autor nicht bekannt ist bzw. der traditionell als von Shiva persönlich gelehrt betrachtet wird, besteht in einem Gespräch zwischen Shiva und Devi, d.h. Shakti. Letztere stellt Shiva am Anfang des Tantra eine Reihe von Fragen, die die philosophischen Aspekte dieser Schule betreffen. Shiva nimmt diese Fragen, die Devi zum Nutzen und zur Belehrung der Schüler dieses Geheimwissens stellt, zum Anlass, eingehend über insgesamt 112 praktische Methoden (sogenannte Dharanas) zu sprechen, mit denen der Praktizierende den göttlichen Zustand (bhairava bhāva) in sich selbst verwirklichen kann.

Diese 112 Methoden umfassen das gesamte Spektrum menschlicher Wahrnehmung, von Gefühlen wie Liebe und Hass, Freude und Angst über körperliche Phänomene wie Hunger, Durst oder das Niesen bis hin zu meditativen Techniken wie Atemachtsamkeit und Visualisierung. All dies lernt der Übende als Ausdrucksformen der als Shakti bezeichneten göttlichen Energie begreifen und sich auf diese Weise mit dem höchsten Bewusstsein in ihm, welches mit Shiva identisch ist, zu verbinden bzw. zu erfahren, dass er selbst essentiell Shiva ist.

Stellvertretend sei hier Vers 118 des Vijnana Bhairava Tantra zitiert:


क्षुताद्यन्ते भये शोके गह्वरे वा रणाद्द्रुते |

कुतूहले क्षुधाद्यन्ते ब्रह्मसत्तामयी दशा || 118 ||


kṣutādyante bhaye śoke gahvare vā raṇād drute |

kutūhale kṣudhādyante brahmasattāmayī daśā || 118 ||


Am Anfang (Adi) und am Ende (Anta) des Niesens (Kshuta), im Zustand der Angst (Bhaya) oder der Trauer (Shoka), am Rande eines Abgrunds (Gahvara), oder wenn man von einem Schlachtfeld (Rana) flieht, im Zustand intensiver Neugier (Kutuhala), am Anfang oder am Ende des Hungers (Kshudh) - all diese Zustände (Dasha) haben Anteil an der absoluten Realität (Brahma-Satta).


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