Oberallgäuer Yoga-Streit: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 19. Juni 2017, 20:19 Uhr
Oberallgäuer Yoga-Streit - so betitelt der Bayrische Rundfunk eine Sendung in Fernsehen, Radio sowie einen Artikel zum Thema Erweiterungspläne von Yoga Vidya Allgäu im Dezember 2015.
Wo erscheinen die Beiträge?
Die Beiträge des Bayrischen Rundfunks erschienen in Fernsehen, Radio und als Artikel. Da der Bayrische Rundfunk die Beiträge nicht dauerhaft im Internet zur Verfügung stellt und ein Copyright auf die Artikel hat, können sie hier nicht verlinkt werden. Über den Bayrischen Rundfunk sind sie aber vermutlich langfristig anforderbar.
- Fernsehen: Abendschau "Der Süden", Bayern 3, 16.12.2015, 17.30-18h
- Radio: Bayern 1, Mittwoch 16.12. 12.05
- Artikel auf br.de
Worum geht es?
Yoga Vidya Allgäu wurde im August 2013 eröffnet. Da im erworbenen Objekt "Hotel Alpspitzblick", früher "Naturfreundehaus", nicht genügend Yogaräume waren, wurde mit dem Kauf ein Grundstück für eine Erweiterung erworben. Bürgermeister, Gemeinderat und Nachbarn der Erweiterung mit Wohlwollen gegenüber.
Bei der Eröffnung des Hauses hielt Bürgermeister Haslach die Eröffnungsrede, Pfarrer Högner segnete das Haus.
Im Frühjahr 2015 wurden Pläne bei der Gemeinde eingereicht für die seit 2013 angedachte Überweiterung.
Mehreren Nachbarn gefiel der Entwurf nicht, sie machten eine Unterschriftensammlung.
Yoga Vidya wechselte den Architekten, überarbeitete den Entwurf, die meisten Anregungen der Anwohner wurden berücksichtigt, der geplante Anbau verkleinert.
Der geänderte Entwurf wurde Ende November bei einer Bürgerversammlung in Maria-Rain vorgestellt.
Den meisten Maria-Rainern gefällt der Entwurf gut, manche sind aber grundsätzlich gegen eine Erweiterung von Yoga Vidya in Maria-Rain.
Artikel auf den Seiten des Bayrischen Rundfunks
Hier der Artikel auf den Seiten des Bayrischen Rundfunks zum Thema:
Oberallgäuer Yoga-Streit
Sonnengruß statt Sonntagsgebet?
Im Oy-Mittelberger Ortsteil Maria Rain soll ein Yoga-Zentrum erweitert werden. Doch einige Bürger sorgen sich um die katholische Identität des Wallfahrtsortes. Nun ruft der Bürgermeister seine Gemeinde zu einem guten Miteinander auf.
Vor zwei Jahren ist das Yogazentrum "Yoga Vidya" in das ehemalige Naturfreundehaus in Maria Rain gezogen. Seitdem wird hier meditiert, und Übungen wie der "Hund", die "Kobra" und der "Sonnengruß" gehören zum täglichen Programm. In 66 Betten sind die Yoga-Kursteilnehmer bisher untergebracht. Weil die Nachfrage nach Kursen gut ist, soll jetzt aber ein weiteres Gebäude mit acht Einzelzimmern, drei Yogaräumen, zwei Büros und einem Innenhof entstehen.
Passt Yoga in einen katholischen Wallfahrtsort?
Doch in Oy-Mittelberg regt sich Widerstand. Denn der kleine Ortsteil Maria Rain ist, wie der Name schon vermuten lässt, ein katholischer Wallfahrtsort. Die Gegner des Bauprojekts befürchten nun, dass künftig nicht mehr die Wallfahrtskirche, sondern Yoga im Vordergrund stehen könnte. Außerdem sorgen sie sich, dass zu viele "Fremde" in den 400-Seelen-Ort kommen könnten. Deshalb haben die Gegner rund 100 Unterschriften gegen den Ausbau gesammelt.
"Weihnachtsbotschaft" vom Bürgermeister
Seit dem Frühjahr hat der Yoga-Verein seine Pläne überarbeitet, und Anfang 2016 wird der Gemeinderat über das Bauprojekt entscheiden. Kurz vor Weihnachten hat der Oy-Mittelberger Bürgermeister Theo Haslach nun aber auch noch eine ganz simple Weihnachtsbotschaft für alle Seiten: Man solle sich doch bitte um eine gute Nachbarschaft bemühen.
Interview mit Sukadev Volker Bretz zu diesem Yoga-Streit im Oberallgäu
Zum Fernsehbericht wurde auch Sukadev Volker Bretz interviewt zum sogenannten Yoga-Streit im Oberallgäu. Im Fernsehbericht wurde nur ein sehr kurzer Ausschnitt gezeigt.
Hier der Text der Interview-Vorbereitung von Sukadev Volker Bretz:
Bayrischer Rundfunk: Herr Bretz, was empfinden Sie, wenn Ihnen in Maria Rain jetzt so viel Gegenwind – fast schon Aggression – entgegenschlägt?
Sukadev Volker Bretz: Wir sind da ziemlich erstaunt, dass uns so Gegenwind entgegenschlägt. Wir sind ja schon fast 2 Jahre im Ort, kommen gut mit den Maria-Rainern zurecht, fühlen uns sehr wohl, fühlen uns als Teil von Maria-Rain. Als wir das Haus erworben hatten, haben wir ja offen gesagt, dass wir eine Erweiterung brauchen. Wir haben da auch mit unserem Nachbarn, gesprochen, der uns dafür sogar einen Architekten empfohlen hat, der aber leider schon im Ruhestand ist.
Sicherlich war unser erster Entwurf für die Erweiterung nicht gut. So sind wir dankbar für die Anregungen unserer Nachbarn. Wir haben den Architekten gewechselt, sind auf die Bedenken eingegangen, haben jetzt einen Entwurf gemacht, der das Ortseingangsbild verschönert. Durch die Bedenken ist so der Entwurf viel besser geworden, dafür sind wir dankbar.
Ich glaube auch nicht, dass uns "viel Gegenwind" entgegenschlägt. Mir erscheint es eher so, dass da nur ein paar wenige Menschen gegen den Anbau sind.
Was entgegnen Sie den Kritikern, die in Maria Rain jetzt durch ihre Yoga-Gäste eine „Überfremdung“ befürchten?
Was sagen sie zu diesen Vorbehalten gegenüber ihren Yogis?
Die Befürchtung, Yoga-Gäste würden eine Überfremdung von Maria-Rain von Maria-Rain bewirken, verstehen wir überhaupt nicht. Maria-Rain ist ein Wallfahrtsort, aber auch ein Touristenort. Vor nicht allzu langer Zeit hatte Maria-Rain drei Hotels mit knapp 200 Betten, wir haben eines davon erworben, die beiden anderen sind geschlossen. Noch heute gibt es Pensionen, privat vermietete Fremdenzimmer, Ferienwohnungen.
Dass ein Fremdenverkehrsort eine Überfremdung durch Gäste befürchtet, ist eigenartig.
Maria-Rain ist ja Ortsteil von Oy-Mittelberg, der Kurort ist, und sich als Gesundheitsort definiert. Yoga ist heute selbstverständliches Angebot fast aller Kurorte. Jeder sechste Deutsche hat schon Yoga geübt, auch viele Maria-Rainer lange bevor wir hierher gekommen sind.
Unsere Gäste kommen aus allen Gesellschaftsschichten, sind überwiegend Frauen zwischen 40 und 60 Jahren, überwiegend aus dem Süden Deutschlands, aus der Schweiz und aus Österreich. Hat der Ort Angst, dass zu viele Frauen kommen? Natürlich: Yoga kommt aus Indien. Aber die Pizza kommt aus Italien, die Kartoffeln aus Südamerika und mein Smartphone aus Korea.
In einer Zeit der Globalisierung von Überfremdung durch überwiegend deutschsprachige Frauen im Alter von 40-60 Jahren, die einen westlich geprägten Yogastil üben, ist etwas was ich vorher noch nie gehört hatte.
Immer wieder betonen die Kritiker, die Identität als katholischer Wallfahrtsort in Maria Rain sei bedroht – inwieweit widersprechen sie dieser Kritik? In einem Interview mit der Allgäuer Zeitung betonte die Leiterin von Yoga Vidya Allgäu ja, „Yoga ist keine Religion“ – sind Sie der gleichen Ansicht? Ist die Pfarrkirche im Ort nicht auch Anziehungspunkt für einen Teil Ihrer Gäste?
Yoga ist keine Religion. Yoga ist ein Übungssystem für Körper, Geist und Psyche. Manche üben Yoga für die Gesundheit, andere um sich wohl zu fühlen, sich zu entspannen, neue Kraft zu tanken. Wieder andere schätzen am Yoga auch die Spiritualität, die zwar auf dem Hinduismus beruht, aber sehr offen ist für die verschiedenen Religionen.
Unsere Gäste schätzen ja gerade die Wallfahrtskirche und besuchen sie gerne. Einige unserer Gäste nehmen auch an den Gottesdiensten teil. Wenn ich nach Maria-Rain komme, besuche ich immer die Wallfahrtskirche. Ich treffe da allerdings selten jemanden aus Maria-Rain an - umso häufiger einen unserer Gäste.
Maria-Rain ist ja nicht nur Wallfahrtsort, sondern Fremdenverkehrsort. Das Hotel, das wir erworben haben, hat früher dem Kreis Marburg gehört. Und Marburg ist ein evangelischer Landkreis, es kamen also überwiegend Evangelische hierher. Früher hatte das Haus, das wir erworben haben, 92 Betten. Jetzt haben wir 66 Betten und wollen diese auf 74 erweitern.
Der Pfarrer von Maria-Rain, Pfarrer Högner, selbst sieht überhaupt kein Problem durch Yoga Vidya für den Wallfahrtsort - wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu ihm.
Einige Menschen – nicht nur in Maria Rain – stellen die Gemeinnützigkeit Ihres Vereins in Frage. Was entgegnen Sie dieser Kritik?
Yoga ist gesund für Körper und Geist. Wer Yoga übt, wird seltener Krank. Yoga hilft laut wissenschaftlichen Studien gegen viele Krankheiten wie Rückenbeschwerden, Bluthochdruck, Schlafstörungen, Kopfschmerzen. Yoga wirkt vorbeugend gegen Burnout und psychische Probleme. Yoga senkt die Gesundheitskosten. Yoga hat also großen Nutzen für die Allgemeinheit.
Yoga Vidya ist ein gemeinnütziger Verein: Es werden keine Gewinne ausgeschüttet. Yoga Vidya ist sozial ausgerichtet: Wir ermöglichen auch Menschen, die wenig Geld haben, Yoga zu lernen, auch Yogalehrer zu werden. Unser Anliegen ist, dass nicht nur die gut Verdienenden Yoga üben können, sondern auch Menschen mit wenig Geld.
Unsere Seminare und Ausbildungen sind so aufgebaut, dass Menschen lernen, anschließend für sich zu üben. Sie erholen sich also nicht nur einfach, sondern sie lernen etwas, das sie selbst zuhause umsetzen können.
Bei uns sind, ähnlich wie in anderen gemeinnützigen Vereinen oder auch in der Kirchengemeinde, viele Menschen ehrenamtlich tätig.
Wie jeder größere gemeinnützige Verein wird auch der Yoga Vidya e.V. vom Finanzamt regelmäßig genauer geprüft. Manche unserer Aktivitäten werden als gemeinnützig angesehen, andere nicht. Yoga Vidya zahlt ja auch Steuern für das, was nach deutschem Steuerrecht nicht gemeinnützig ist. In Deutschland hat das Ehrenamt und die Gemeinnützigkeit einen hohen Stellenwert: Sportvereine sind gemeinnützig, kulturelle Einrichtungen sind gemeinnützig, auch Bildungshäuser mit Übernachtung sind gemeinnützig. Es gibt in Deutschland ja auch große gemeinnützige Institutionen. So gibt es gemeinnützige Krankenhäuser, gemeinnützige Seniorenzentren, Rotkreuz und ADAC sind gemeinnützig, ebenso wie die meisten Aktivitäten der Kirchen. Yoga Vidya wird da genauso behandelt wie andere auch.
Kritiker befürchten auch, der jetzt geplante Anbau in Maria Rain sei nur der Anfang, weitere Bauten würden folgen… entspricht diese Sorge Ihren Planungen?
Nein, es sind keine weiteren Bauten geplant. Ein Anbau war von Anfang an geplant. Mit dem Anbau ist das Haus rund. Bauliche Erweiterungen sind für diesen Standort nicht in der Überlegung.
Wir können nur alle einladen, unser Haus zu besichtigen. Wir haben ja auch regelmäßig Tage der offenen Tür, den nächsten am 31.1. Gerne kommen wir mit allen ins Gespräch, die das wünschen. Yoga heißt ja Verbindung, Harmonie. Uns ist es ein großes Anliegen, mit unseren Nachbarn in Harmonie zu leben.
Fernsehbericht
Hier eine Aufzeichnung eines kurzen Fernsehbericht im Bayern 3 vom 4.2.: