Zwanghafte Kontrolle
Zwanghafte Kontrolle mag man gerne ausüben wollen - aber die Welt entzieht sich letztlich der Kontrolle. Manche Menschen haben auch einen hohen Freiheitsdrang - sie empfinden jede Einschränkung als zwanghafte Kontrolle. Letztlich gilt es, klug zu handeln, zu erkennen, dass in der relativen Welt keine absolute Freiheit und keine absolute Kontrolle möglich ist.
Zwanghafte Kontrolle als Teil einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung
In den medizinischen Klassifikationen der psychischen Störungen ICD-10 sowie DSM-IV gibt es die Anankastische Persönlichkeitsstörung (ICD-10 F60.5) bzw. die Zwanghafte Persönlichkeitsstörung (DSM-IV 301.4). Zu unterscheiden ist die zwanghafte Persönlichkeitsstörung von der Zwangsstörung.
Manchmal erleben Menschen selbst Leiden aufgrund ihres Wunsches nach zwanghafter Kontrolle - dann könnte es sich um die Zwangsstörung oder die zwanghafte Persönlichkeitsstörung handeln.
Manchmal ist eine scheinbar zwanghafte Kontrolle nur eine Variation im großen Spektrum der menschlichen Persönlichkeit - mit der man gut leben kann.
Zwanghafte Kontrolle als Zuschreibung von außen
Menschen, die großen Freiheitsdrang haben, schreiben anderen, die ein etwas geordneteres Leben führen wollen, gerne den Wunsch nach zwanghafter Kontrolle zu.
Im DISG Modell der Grundverhaltenstendenzen z.B. werden zwei ziemlich entgegengesetzte Verhaltensweisen beschrieben:
- I = initiativ, spontan, kommunikativ, flexibel
- G = Gewissenhaft, perfektionistisch, systematisch, genau
Der Initiative wird den Gewissenhaften manchmal als zwanghaft beschreiben. Ein Initiativer wird einem gewissenhaften Chef manchmal zwanghafte Kontrolle nachsagen.
Klug ist, wer erkennt, dass Freiheit und Kontrolle, Spontanität und systematisches Vorgehen, zwei wertvolle Pole menschlichen Verhaltens sind. Mit Einfühlungsvermögen und Liebe kommt man sehr viel besser miteinander zurecht als durch die Verabsolutierung eigener Fähigkeiten...