Krampfadern
Krampfadern (aus dem Mhd. Krummadern; auch Varikosis, Varikose, Varkose, Varizen) sind chronisch erweiterte, unter der Haut des Beins geschlängelt und oft knotig hervortretende Venen, die mit den tiefer liegenden Venen in Verbindung stehen. Sie können auch im Bereich des Beckens auftreten. Als primäre Erkrankung sind Krampfadern in den meisten Fällen auf eine Bindegewebs- und Venenwandschwäche zurückzuführen; sie können aber auch andere Ursachen haben. Berufe, bei denen Personen mit Bindegewebsschwäche lange stehen müssen, aber auch sitzende Tätigkeiten und Bewegungsmangel fördern Krampfadern. Die Bindegewebsschwäche ist erblich, daher vergrößert sich das Risiko, Krampfadern zu entwickeln, wenn ein Elternteil bereits Krampfadern hat oder hatte.
Krampfadern und die kleinere, aber kosmetisch ebenso unbeliebte Form der Besenreiser sind weit verbreitet, insbesondere bei Frauen; Männer sind ebenfalls, wenn auch etwas weniger, betroffen. Schwangere Frauen mit Bindegewebsschwäche sollten besondere Maßnahmen beachten und die Beine oft hochlegen.
Personen mit Bindegewebsschwäche können der Entstehung von Krampfadern und Besenreisern durch Yogaübungen und Bewegung, häufiges Hochlegen der Beine, gesunde Ernährung, Nikotinverzicht und Vermeidung von Übergewicht vorbeugen (siehe Prävention unten).
Prävention ist wichtig, da Besenreiser meist harmlos sind, Krampfadern aber Komplikationen mit sich bringen können.
Krankheitsursache
Krampfadern als primäre Erkrankung entstehen dadurch, dass die Venenwand im Lauf der Jahre der Belastung nachgibt und die Vene sich weitet, so dass die Venenklappen nicht mehr schließen können. Das Blut wird dadurch unzureichend oder nicht mehr zum Herzen transportiert; das Blut staut sich und erweitert die Vene noch mehr.
Sekundär können Krampfadern durch eine Schwangerschaft entstehen, da Schwangerschaftshormone dafür sorgen, dass sich das Bindegewebe lockert und dehnbarer wird, wodurch sich eine vorhandene Bindegewebsschwäche noch verstärkt. Krampfadern können aber auch durch eine Östrogentherapie, durch Thrombosen und andere Erkrankungen ausgelöst werden.
Symptome
Patienten mit Krampfadern klagen über schwere Beine, Spannungsgefühl, schmerzhafte Stiche und Juckreiz.
Als Komplikation kann es zu Venenentzündungen, Rupturen (Brüchen) von Krampfadern, dadurch zu Verfärbungen durch Eisenablagerungen von ins Gewebe geratenem Blut, offenen Beinen (Ulcus cruris), Austrocknung und einer Neigung zu Fußpilz, stark geschwollenen Beinen und Füßen kommen. Entstehen Thrombosen, dann kann im schlimmsten Fall eine Embolie drohen.
Besenreiser verursachen im Allgemeinen keine Beschwerden, werden aber als "häßlich" empfunden - die Patienten verstecken ihre Beine sogar im Sommer und wagen sich nicht mehr an den Strand.
Diagnostik
Der Phlebologe erstellt die Diagnose Krampfadern durch Abtasten, Ultraschall und verschiedene Tests; vor einem möglichen Eingriff an den Krampfadern wird eine Phlebographie erstellt.
Prävention
Das A und O zur Vorbeugung von Krampfadern, insbesondere bei stehenden und sitzenden Berufen, heißt viel ausgleichende Bewegung. Generell gilt die Regel: Lieber laufen und liegen als sitzen und stehen. Und das hilft:
- Yogaübungen, insbesondere solche, bei denen die Wadenpumpe betätigt wird wie bei den Pawanmuktasana, und solche, die die Beine entlasten wie Schulterstand (Sarvangasana), auch in der Variante mit Radfahren in der Luft und mit Fußwippen; Ersatz-Schulterstand mit den Beinen an der Wand; Umkehrstellungen, sofern kein Bluthochdruck besteht; Wippen auf den Zehen, Zehenstand; Navasana mit Anziehen und Ausstrecken der Beine; Dehnübungen; Wandern, Schwimmen, Joggen, Radfahren; alles, was eher Ausdauer (und nicht Anstrengung) trainiert, wie das auch beim Sonnengruß (Surya Namaskar) der Fall ist;
- Gewichtsreduktion - auch bei leichtem Übergewicht werden Venen schon mit dem Verlust weniger Kilos entlastet;
- als Frau besser keine Highheels tragen, sondern bequemes Schuhwerk, bei dem der Fuß abrollen kann;
- barfuß laufen am Strand und auf der Wiese oder "Zehenschuhe" tragen;
- Beine oft hochlegen, das gilt vor allem auch für Schwangere;
- wenn längeres Sitzen nicht vermieden werden kann, wieder Füße kreisen oder auf und ab bewegen; viel trinken, im Flugzeug Reisestrümpfe tragen;
- Hitze (Sauna, heiße Temperaturen im Urlaub etc.) meiden, da sich die Venen sonst noch mehr erweitern;
- kalte Kneipp-Güsse unter der Dusche (von den Füßen zu den Oberschenkeln), Wasser treten nach Kneipp durchbluten und straffen das Gewebe;
- gesunde Ernährung mit vielen Ballaststoffen, Obst und Gemüse; ausreichend trinken, etwa 2 l Wasser oder ungesüßten Kräutertee;
- maßgeschneiderte Kompressionsstrümpfe der Klasse 2 nur dann tragen, wenn vom Arzt verordnet - sie können sonst zur Erschlaffung des Gewebes führen, die die Neigung zu Krampfadern noch verstärkt.
Therapie
Ähnlich wie bei der Prävention von Krampfadern geschildert: Beine häufig hochlegen, Bewegung (gezielte Übungen für die Wadenpumpe), Gewichtsreduktion, gesunde Ernährung, Verzicht auf Nikotin, eventuell (s.o.) Tragen von Kompressionsstrümpfen. Viel trinken, um Thrombosen vorzubeugen; ggf. sollten entwässernde Medikamente (Diuretika) reduziert werden.
Kommt es trotzdem zu Verfärbungen an den Beinen, die auf brüchige Venen hindeuten, dann können die Venen entfernt werden, um Komplikationen wie Geschwüren ("offene Beine")vorzubeugen. Hierbei soll allerdings immer geprüft werden, ob Venenmaterial ggf. später als körpereigenes Material für einen eventuell benötigten Bypass zur Verfügung stehen könnte.
Je nach Lage, Ausbildung der Krampfadern und Diagnose können Krampfadern durch Injektionen verödet/sklerosiert (Alkohollösung, Schaum, danach Tragen eines Kompressionsverbandes) oder operativ behandelt werden (Abbinden, Hitzeverödung durch Laser oder Radiowellen, Venenligatur, Ziehen: Venenstripping). Alle Methoden können unerwünschte Nebenwirkungen haben (s. Video oben).
Ayurveda
Nach dem Ayurveda sind bei der Entstehung von Krampfadern alle drei Doshas beteiligt, wobei Vata allerdings dominiert. Ayurvedische Behandlungsformen von Krampfadern - wie Ausleitung durch Purgieren, Einläufe und Blutegel (Jalauka), Beingüsse (Abhisheka), Packungen und medikamentöse ayurvedische Behandlung - können die Beschwerden bei Krampfadern zwar lindern, aber die anatomischen Veränderungen bilden sich dadurch nicht zurück. Dennoch kann diese Form der Behandlung Patienten mit Krampfadern, zusammen mit der nötigen Umstellung des Lebenswandels, erhebliche Erleichterung bringen.
Bei Thrombosen oder drohender Bildung von Geschwüren muss aber die schulmedizinische Versorgung sichergestellt werden.
Siehe auch
Literatur
- J. Braun, A.Dormann, Klinischer Leitfaden Innere Medizin, Gustav Fischer
- Shive Narain Gupta, Elmar Stapelfeldt, Praxis Ayurveda-Medizin, Haug, 2. Aufl. 2013
- Yoga Vidya Audio CD, Yoga für Anfänger
- Sukadev Bretz, Das große Yoga Vidya Asana-Buch
- Yoga Vidya, Das Yoga-Kochbuch vegan
- Armin Risi, Ronald Zuerrer, Vegetarisch leben
Weblinks
- Netdoktor: Krampfadern der Beine
- Krampfadern - Blaue Beulen am Bein
- Omneda - Krampfadern
- Apotheken-Umschau: Krampfadern
- Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie: Krampfadern
Seminare
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