Reinkarnation - kosmisches Sein
Artikel Buchautor, Dozent, Therapeut und Mystiker Bhajan Noam
Gleich zu Beginn: Es gibt nur EIN LEBEN! Dieses Leben erfährt, wenn man es bildhaft für sich so ausdrücken möchte, unendlich viele und gewiss sehr unterschiedliche Abschnitte, erfreuliche und weniger erfreuliche Inkarnationen.
In Wahrheit aber ist das Leben ein unablässiges Fließen. Die Seele fließt mit dem Fluss der Erfahrungen einen scheinbar langen Weg von den vielen Quellen hin zum Meer der großen Einheit. Dazu benutzt sie immer wieder neue Boote. Wenn eines von der gewaltigen Strömung verschlissen wurde, nimmt sie sich ein neues. Doch der Weg geht unaufhaltsam zum Meer. Wir brauchen niemals – und können es auch gar nicht – gegen die Strömungen schwimmen, nur um alte Boote zu suchen. Es geht in jedem Abschnitt einzig darum, sich jetzt und immer wieder jetzt ganz dem Fließen hinzugeben. Für neue Schiffe ist hinlänglich gesorgt.
Die Wasser der großen Flüsse machen kein Geschichte daraus, dass sie einst vom Himmel fielen, dass sich ihnen Felsen in den Weg stellten, dass sie Hals über Kopf steile Abhänge hinunter stürzten, dass sie zwischendurch getrunken und wieder ausgeschieden wurden... Wasser fließt und findet immer den leichtesten Weg an Widerständen vorbei. Und es fließt abwärts!
Wenn der Mensch sich vor dem Leben verneigt – innerlich, wahrhaftig, mit seinem ganzen Wesen – dann ist er weich, ist er nachgiebig und geschmeidig. Und das ist auch die Qualität des eigentlichen Lebens, es schmiegt sich in alle Unebenheiten und Rauheiten und glättet sie, löst die Widerstände mit der Kraft unendlicher Zeit auf und trägt den Abraum gelassen mit sich fort.
Das Leben, das niemals endende kosmische Sein und der göttliche Funke, der innerste Kern der Seele, sind EINS. Was wir als Seele bezeichnen, ist in Wahrheit nichts als der Informationsträger für längst Vergangenes und als solcher gehört sie noch gänzlich zur materiellen Welt, zur Welt der Körper, zur Welt der Ruderboote, Schlachtschiffe oder Raumschiffe. Die Seele besteht aus Energie, und Energie ist einfach weniger dichte Materie. Sogenannte Materie ist eine dichtere Schwingung, Energie ist eine feinere Schwingung, beides ist diesseitig. Das Leben jedoch, das unendliche Sein und der göttliche Funke befinden vollkommen jenseits davon. Es stellt sich als „Nichts“ aus diesseitiger, aus wissenschaftlicher Sicht dar, und es ist ALLES aus der jenseitigen Sicht des WISSENS.
Wir sind nicht die Erfahrungen, die wir in diesem oder anderen Abschnitten der Unendlichkeit gemacht haben, wir sind DAS. Wir sind nicht die Boote, auch nicht der Kapitän, der Lenker der Geschicke, wir sind weit jenseits der Schicksalsströme, geborgen in unendlicher Liebe.
Die sogenannte Reinkarnationstherapie ist überflüssig, wenn wir dieses ursprüngliche WISSEN haben. In diesem WISSEN ist alles Wissen, sind alle Erfahrungen, Erinnerungen und Empfindungen enthalten, und vollkommen g l e i c h g ü l t i g – im wortwörtlich doppelten Sinn: von gleichem Wert, von gleicher Substanz einerseits und andrerseits gänzlich unwichtig. Je mehr wir uns mit unserem Bewusstsein nach innen bewegen und unser eigentliches Wesen entdecken und erkennen, desto leichter können wir die Prägungen dieser momentanen Verkörperung und nach und nach auch aller anderen Verkörperungen ablegen. Es werden immer wieder scheinbar relevante Themen aus „früheren Leben“ auftauchen, ganz natürlich, doch daraus sollten wir keine Geschichten spinnen, denn sie sind genauso unreal wie die Vorstellungen, die wir von diesem Leben entwickelt haben. Sie sind lediglich Anekdoten, göttliche Witze, auch wenn sie wie ernste Dramen ausschauen. OM TAT SAT.
Quelle
- © 2019 Text: Bhajan Noam
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