Katha Sarit Sagara

Aus Yogawiki

Katha Sarit Sagara (Sanskrit: कथासरित्सागर kathāsaritsāgara m.) wörtl.: "Der Ozean (Sagara) von Flüssen (Sarit) an Geschichten (Katha)" oder auch "Ozean der Märchenströme". Eine Sammlung von bekannten Geschichten geschrieben von Somadeva Bhatta von Kashmir. Sie wurden Anfang des zwölften Jahrhunderts verfasst. Die Geschichten wurden von einem längeren Werk namens Brithat Katha bezogen. Katha Sarit Sagara ist im Druck erschienen und teilweise von Brockhaus übersetzt worden.

Ein Bild, das eine indische Nacherzählung der Katha Sarit Sagara darstellt, 16 Jh.

Heinrich Zimmer über Katha Sarit Sagara

Aus „Die indische Weltmutter von Heinrich Zimmer

Sie findet sich auch im berühmten Erzählungsschatz Kathasaritsagara, im »Meer aus Strömen von Geschichten«, in dem Somadeva alt-urindischer Überlieferung eine letzte Form gab; sie steht dort unter den 25 Geschichten vom Leichendämon, der einen König nächtens unterhält, narrt und prüft, indes der König den Leichnam eines Gehenkten, in dem der Dämon haust, vom Galgen holen soll', und nahebei steht eine verwandte Geschichte, bei der man die Version des Shivadasa hinzunehmen muss, um ihren Gehalt recht in die Hand zu bekommen:

Zwei Freunde wallfahren zu einem heiligen Badeplatz der Kali und sehen dort ein bildschönes Mädchen. Der eine wird liebeskrank und meint, sterben zu müssen, wenn er das Mädchen nicht zur Frau erhält. Der Freund spricht mit seinem Vater, der mit den Eltern des Mädchens verhandelt und die Ehe zustande bringt. Bald nach der Hochzeit reist das junge Paar mit dem Freunde zu den Eltern der jungen Frau. Unterwegs kommen sie an einen Tempel der Kali. Der junge Gatte heißt Frau und Freund draußen warten, indes er der Göttin seine Verehrung bezeigt.

Als er drinnen ihr blutig triumphierendes Bild erblickt, wie sie mit achtzehn gewaltigen Armen wütende Dämonen zermalmt und den Lotosfuß auf den überwundenen Stierdämon gestemmt hält, befällt ihn, — so will es das göttliche Schicksal, — die Erleuchtung : »Mit vielen Opfern lebender Wesen verehrt das Volk die Göttin, — wie sollte ich nicht ihre Gnade zu meinem Heile gewinnen, wenn ich mich selbst ihr darbringe?« Er fand in der stillen Cella ein Schwert und schnitt sich selber das Haupt ab.


Blute liegend fand, packte ihn die Verzweiflung und er schnitt sich selber auch den Kopf ab. Endlich kam auch die junge Frau in den Tempel, nach den zweien zu sehen, und wie sie die beiden Leiber ohne Köpfe in einem Meer von Blut schwimmen sah, wollte sie sich aus Gram mit einer Schlingpflanze am nächsten Baum erhängen, aber die Stimme der Göttin gebot ihr Halt und hieß sie, die beiden wieder ins Leben rufen, indem sie ihnen die Köpfe wieder auf den Rumpf setzte. So tat sie eilends, aber in der Hast versah sie sich und vertauschte die Köpfe: sie setzte des Gatten Haupt auf des Freundes Leib. Wem aber gehörte sie nun? — Der kluge König, dem der Leichendämon die Frage vorlegt, entscheidet: wer das Haupt des Gatten tragt, ist ihr Gemahl, denn wie das Weib die höchste der Wonnen, ist das Haupt das höchste der Glieder.

So besaß sie als Gattin den Leib des Freundes unterm sichtbaren Zeichen des Gatten, — leitete ein geheimer Wunsch die junge Frau bei der Vertauschung der Köpfe? War die junge Ehe nicht glücklich, und der Gatte deswegen so todesbereit und heilverlangend? Die Geschichte deutet das mit keinem Worte an, sie erzählt nur, was sich begab, und die merkwürdige Fehlleistung mag auf sich beruhen mit ihren Hintergründen; der blutige Opferdunst, die erschreckende Todesbereitschaft im Angesicht der Göttin sind das Erregende, Befremdende für den westlichen Hörer solcher volkstümlicher Geschichten Indiens.

Sie sind für den Hinduismus so geläufig wie für uns bestürzend. Kulte und Mythen der Großen Göttin sind in Indien durch die Ströme von Blut ausgezeichnet, die zu ihrer Ehre vergossen werden. In Devi-Pattan, der »Stadt der Göttin«, — heute ein Dorf des Gondadistrikts in Oudh — hat die Muttergöttin eine der ältesten Kultstatten Nordindiens; Reste von Bauten aus der Gupta-Zeit. vom Ende ' des vierten Jahrhunderts n. Chr. bezeugen, dass ihr urzeitlicher Kult damals bereits Brahmanisiert war. Die Mutter Erde wird hier als Durga, die »Unnah¬bare« und »Gefahrenvolle« oder als Parvati, »Tochter des Berges« d. i. des Himalaya verehrt. Zu ihrem großen Tempelfest im Frühling — also zur Neubefruchtung der Natur — kommen die Wallfahrer aus der Ebene rings und von den Bergen, die sie im Norden einschließen.

Siehe auch

Literatur

  • Die Indische Weltenmutter von Heinrich Zimmer, Insel Verlag Frankfurt am Main, 1980
  • Dowson, John: A Classical Dictionary of Hindu Mythology and Religion – Geography, History and Religion; D.K.Printworld Ltd., New Delhi, India, 2005

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