Jammu und Kashmir
Jammu und Kashmir (Kashmiri: जम्मू-ओ-कश्मीर جموں و کشمیر jammū-o-kaśmīr) ist der nördlichste der 29 indischen Bundesstaaten. Er ist ein Teil der historischen Region Kaschmir, deren Territorium sowohl von der Volksrepublik China, Indien und Pakistan beansprucht wird. Als Hauptstadt und Regierungssitz fungiert im Sommer Srinagar (ca. 1 193 000 Einwohner) und im Winter Jammu (ca. 502 000 Einwohner). Die Amtssprache von Jammu und Kashmir ist Urdu.
Der Bundesstaat Jammu und Kashmir untergliedert sich in drei große Regionen: Kashmir im Westen, Jammu im Süden und Ladakh im Osten. Das Zentrum der vorwiegend muslimischen Region Kashmir ist Srinagar. Jammu ist das Zentrum der gleichnamigen Region mit überwiegend hinduistischer Bevölkerung. Leh ist das Zentrum der von der tibetisch-buddhistischen Kultur geprägten Region Ladakh.
Gründung
Der indische Bundesstaat Jammu und Kashmir ging aus dem gleichnamigen Fürstentum hervor, das von 1846 bis 1952 bestand. Zum Zeitpunkt der indischen Unabhängigkeit im Jahre 1947 wollte Maharaja Hari Singh, das hinduistische Oberhaupt des von einer muslimischen Bevölkerungsmehrheit geprägten Fürstentums, zunächst die Unabhängikeit Jammu und Kashmirs von den beiden neugegründeten Staaten Indien und Pakistan bewahren.
Das Eindringen pakistanischer Freischärler veranlassten Hari Singh jedoch dazu, die indische Regierung um Truppenhilfe zu bitten. Auf anraten des ehemaligen Vizekönigs von Indien, Lord Mountbatten, erklärte Jammu und Kashmir in diesem Zusammenhang seinen Beitritt zu Indien, der am 27. Oktober 1947 rechtskräftig wurde.
Im Zuge der militärischen Auseinandersetzungen zwischen indischen Truppen und pakistanischen Freischärlern geriet ein Teil Kashmirs unter pakistanische Kontrolle. Bis 1952 blieb Jammu und Kashmir ein autonomes Fürstentum innerhalb der indischen Union, bis es mit der Abschaffung sämtlicher monarchischer Strukturen verwaltungstechnisch in einen indischen Bundesstaat umgewandelt wurde.
Fläche und Einwohnerzahl
Der indische Bundesstaat Jammu und Kashmir nimmt eine Fläche von rund 101 390 km² ein und hatte 2011 ca. 12,5 Millionen Einwohner.
Sprachen
Kashmiri, das von ca. 54 Prozent der Einwohner gesprochen wird, ist die wichtigste Sprache in Jammu und Kashmir. Es wird zur Gruppe der dardischen Sprachen gerechnet, die als Untergruppe zum indoarischen Zweig der indoeuropäischen Sprachen zählen, zu denen auch Hindi, Marathi und Punjabi gehören. Kashmiri wird vorwiegend im Kashmirtal gesprochen.
Ebenfalls zu den indoarischen Sprachen zählt das vorwiegend in der Region Jammu gesprochene Dogri, das von etwa 22 Prozent der Bevölkerung gesprochen wird. Mit 19 Prozent Sprecheranteil folgt laut Statistik Hindi, wobei es sich hier nicht um eigentliche Hindi-Muttersprachler handelt, sondern um Sprecher verschiedener Dialekte, die man als Pahari-Sprachen bezeichnet, die eher mit dem Nepali verwandt sind. Knapp zwei Prozent der Bevölkerung von Jammu und Kashmir sprechen Punjabi.
In der Region Ladakh überwiegt die sino-tibetische Sprache Ladakhisch, die allerdings aufgrund der sehr geringen Bevölkerungsdichte Ladakhs nur etwa 1 Prozent der Gesamtsprecheranzahl ausmacht. Das ebenfalls dem Tibetischen verwandte Balti wird von etwa 0,2 Prozent der Bevölkerung gesprochen.
Obwohl die Amtssprache Urdu in Jammu und Kashmir keine eigentlichen Muttersprachler besitzt, wird sie von den meisten Muslimen als Zweitsprache bzw. Lingua franca verstanden. Englisch dient ebenso als Verkehrs- und Bildungssprache.
Religionen
Mit rund 68 Prozent Muslimen, die zum größten Teil in der Region Kashmir und zu geringeren Teilen in Ladakh leben, ist Jammu und Kashmir der einzige indische Bundesstaat mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit. Etwa 28 Prozent sind Hindus, die vorwiegend in der Region Jammu leben. Zu den religiösen Minderheiten zählen die Sikhs mit etwa zwei Prozent und die in der Region Ladakh lebenden Buddhisten, die etwa ein Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen.