3 Körper und 5 Hüllen
3 Körper und 5 Hüllen
Om namah shivaya und herzlich willkommen zum dritten Video der Vortragsreihe „Der ganzheitliche Yoga zur Entwicklung der gesamten Persönlichkeit - Yoga Schulung“. Heute möchte ich über die drei Körper und die fünf Hüllen, ein grundlegendes Konzept des ganzheitlichen Yoga sprechen. Yoga sagt dass du das unsterbliche Selbst bist und dass du drei Körper, in drei verschiedenen Dichtigkeitsstufen hast. Jede Stufe kann in verschiedene Untergruppierungen unterteilt werden können. So kommt man zu den fünf Hüllen. Darüber möchte ich heute sprechen.
Ein wichtiges Konzept ist „Wer bin ich?“. Ich hatte ja das letzte Mal von den sechs Yogawegen gesprochen. Heute geht es zunächst mal um den Jnanayogaweg, der fragt „Wer bin ich?“. Mit diesem Konzept der drei Körper und der fünf Hüllen kannst du besser verstehen wie alle sechs Yogawege zusammen auf den ganzen Menschen wirken. Yogis sagen dass deine wahre Natur Atman ist. Atman heißt Selbst und dieses Selbst ist erfahrbar als Sat Chid Ananda. Sat ist das reines Sein. Chid heißt Bewusstsein und Ananda Freude. Dieser Kurs wird auch später in das Jñānayoga hinein gehen. Dort werde ich etwas mehr sprechen über Sat-Chid-Ananda. Manches was ich dir heute erzähle kannst du als Arbeitshypothese nehmen und dir bewusst sein dass alles noch genauer besprochen wird. Sat heißt du bist nicht begrenzt von irgendetwas. Du bist unendliches Bewusstsein. Du bist nicht beschränkt auf den Körper und die Psyche. Du bist Bewusstsein, Bewusstsein an sich und dieses Bewusstsein ist Ananda, reine Freude. Als Bewusstsein bewohnst du drei Körper. Diese drei Körper werden als Shariras bezeichnet. Sharira, Körper.
Der bekannteste Körper ist Sthula Sharira. Sthula heißt grobstofflich, fest. Der physische, grobstoffliche Körper wird als Sthula Sharira bezeichnet.
Der feinstoffliche Körper ist Sukshma Sharira. Sukshma heißt fein. Manchmal wird er auch Linga Sharira genannt. Linga heißt strahlend und leuchtend. Im Deutschen gibt es den Ausdruck Astralkörper. Wenn man ein feinstoffliches Wahrnehmungsvermögen hat, dann sieht man den Astralkörper als leuchtenden Körper. Vielleicht hast du das auch schon erlebt, dass wenn du einen Menschen länger anschaust, du plötzlich etwas wie eine Aura um den Menschen herum siehst. Yogis würden sagen dass dies nicht nur eine Wahrnehmungstäuschung, eine optische Täuschung, ein visueller Effekt ist, sondern dass du den Astralkörper wahrnimmst. Dieser Astralkörper ist Sukshma, er ist feinstofflich. Das heißt er ist nicht physische Materie, sondern er ist feinstoffliche Materie. Er ist nicht mit physischen Mitteln sichtbar zu machen. In diesem Feinstoffkörper sind zum Beispiel die Pranas, die Energien. Dort sind auch die Nadis, die Energiekanäle, die Chakren, die Energiezentren. Über all das werde ich ein anderes Mal etwas intensiver sprechen. Dort sind auch die Gefühle, die Emotionen und dort sind auch die Gedanken. Also alles Energieempfinden, Gefühlsempfinden und Gedankenempfinden des Menschen ist Sukshma Sharira. Man kann Sukshma Sharira als Konzept ansehen um die feineren Fähigkeiten des Menschen zu systematisieren, oder man kann Sukshma Sharia auch als tatsächlich existierenden Körper der aus einer subtileren Materie besteht ansehen. Dieser ist bisher zumindest von der Physik nicht nachweisbar ist. Im Yoga geht man sogar davon aus dass im Moment des Todes der Astralkörper den physischen Körper verlässt. Du als Atman verlässt mit dem Astralkörper und dem Kausalkörper den physischen Körper. Du hältst dich eine Weile in der Feinstoffwelt, der Astralwelt auf bist du dich dann wieder inkarnierst in den zwei Schritten, Empfängnis und Geburt. Das ist ein anderes Theme über das ich noch mehr sprechen werde im Kontext von Karma und Reinkarnation. Sukshma Sharira ist also die Feinstoffwelt und der Feinstoffkörper, der wahrnehmbar ist als Linga Sharira.
AKE, OBE, Autoskopie
Wenn du Yoga übst, kannst du auch mal Erfahrungen machen wie den physischen Körper zu verlassen. Das wird Astralreise genannt, oder auch als AKE, als außerkörperliche Erfahrung bezeichnet, oder auch als OBE, out of body experience. Das sind Phänomene die gar nicht einmal selten auftreten. Du bist in der Tiefenentspannung und plötzlich hast du die Erfahrung dass du aus deinem Körper austrittst, dich leicht und weit fühlst. Yogis würden sagen dass sich der Astralkörper über den physischen Körper erhebt und du weit wirst. Manche Yogalehrer und Lehrerinnen die ein subtiles Wahrnehmungsvermögen entwickelt haben können das tatsächlich sehen. Plötzlich erheben sich dann über den Teilnehmern diese Lichtkörper und werden weit. Dann weißt du dass es eine gute Yogastunde war. Manchmal hat man dabei auch autoskopische Wahrnehmungen. Das heißt man sieht sich selbst, seinen physischen Körper. Es gibt Menschen die spüren dass sie nach oben kommen und von oben nach unten schauen. Es gibt sogar Menschen die dann in den Nachbarraum schweben und danach beschreiben können was sie im Nachbarraum gesehen haben, den sie zuvor noch nicht betreten haben. Diese außerkörperlichen Wahrnehmungen sind gar nicht selten in der Nahtoderfahrung, der death experience und manchmal eben auch in Tiefenentspannung und Meditation, oder auch in menschlichen Extremsituationen wie Unfällen. Sukshma Sharira ist also der Feinstoffkörper.
Karana Sharira - der Kausalkörper
Dann hat der Mensch auch einen Kausalkörper, genannt Karana Sharira. Karana heißt Ursache. Er ist also der Ursachenkörper. Der Kausalkörper ist schwieriger zu beschreiben als Sukshma Sharira. Im Kausalkörper könnte man sagen, sind die Archetypen des Menschseins, sind die Urideen laut Plato. Im Kausalkörper ist das Karma, also alle Lernaufgaben die noch kommen. Karana Sharira ist so etwas wie die Grundlage des Menschseins, aber jenseits von Zeit und Raum wie wir es kennen. Karana Sharira ist dann erfahrbar wenn wir unseren Geist so sehr zur Ruhe bringen, dass wir nicht mehr denken und nicht mehr in Emotionen sind, aber doch bewusst sind, aber noch nicht in der vollständigen reinen Erfahrung von Sat-Chid-Ananda, aber doch in einer Erfahrung von transzendenter Verbundenheit sind. Diese drei Körper werden auch als Hüllen bezeichnet.
Koshas
Hülle heißt Kosha. Tatsächlich gibt es zum Beispiel auch den Ausdruck Kosha für Pflanzen. Wenn der Same in einer Hülle ist, dann ist das eine Kosha, die Hülle des Samens. Im Sanskrit wird auch die Scheide in der sich ein Schwert befindet als Kosha bezeichnet. Kosha ist also die Hülle. Die Koshas könnte man auch sehen wie die Schirme einer Lampe. Wenn du eine Lampe hast dann gibt es im inneren die Birne und drumherum kannst du dort einen Schirm haben. Angenommen du hast dort mehrere Schirme drumherum, dann sind das mehrere Koshas. Das ganze Licht der Lampe kommt nicht vom Lampenschirm, sondern eben von der Birne in der Mitte und je nachdem welche Farbe die Kosha hat, wie dicht oder dünn sie ist, wird das Licht nachher verschieden farbig sein, heller, oder dunkler sein. So sind die Koshas die Hüllen der Lampe. Es gibt fünf Koshas die man in Beziehung setzen kann mit den drei Shariras. Die Sthula Sharira wird auch als Annamaya Kosha bezeichnet. Maya wird übrigens mit kurzem A geschrieben. Maya mit kurzem A heißt, gemacht aus. Im Unterschied zu Māyā mit zwei langen A’s. Das ist die Kraft der Illusion, die Täuschung die im Jñāna Yoga eine Rolle spielt, über die ich ein anderes Mal sprechen werde.
Annamaya Kosha
Annamaya Kosha ist also die Hülle gemacht aus Nahrung. Das ist der physische Körper. Er besteht aus der Nahrung, was du isst, was du trinkst und letztlich was du atmest. Die Sthula Sharira-Annamaya Kosha besteht aus fünf Elementen. Erde, Feuer, Wasser, Luft und Äther. Die Erde ist alles Grobstoffliche, also alle festen Aggregatzustände. Wasser ist das Flüssige, der flüssige Aggregatzustand. Luft ist der gasförmige Aggregatzustand. Feuer würde man sagen ist die Wärme des Körpers. Und dann gibt es noch den Äther und das wäre das elektromagnetische Spektrum. Du hast also ein paar, man könnte sagen feste Teile des Körpers, wie zum Beispiel die Knochen. Du hast ein paar flüssige Teile des Körpers, zum Beispiel das Blut, die Zwischenzellflüssigkeit und letztlich auch die Zellen sind größtenteils flüssig, weshalb ja auch der Körper so beweglich ist. Das Gasförmige hast du insbesondere in deinen Lungen, aber auch im Blut ist Gas gelöst und dann hast du die Körperwärme und natürlich kommuniziert der Körper über das elektromagnetische Spektrum. Das gehört alles zum physischen Körper. Er unterliegt den Stadien von Geburt, Wachstum, Gleichgewicht, Verfall und Tod. Der Körper als Ganzes wird geboren und wächst. Es gibt eine Phase wo er eine gewisse Stabilität hat. Irgendwann verfällt er, die Haare werden grauer und weniger, die Sehkraft und das Hörvermögen lässt nach, Zähne fallen aus, die Haut wird runzlig. Es kommen verschiedene Gelenkserkrankungen, körperliche Erkrankungen und so weiter. Der Körper verfällt und irgendwann stirbt er. Jeder Teil des Körpers unterliegt auch diesen Veränderungen. Jede Zelle wird irgendwann geschaffen, sie wächst, bleibt im Gleichgewicht und irgendwann zerfällt sie und stirbt. Jeder Prozess im Körper läuft so ab.
Annamaya Kosha, Körper gemacht aus Nahrung. Du bist nicht der Körper, du bewohnst ihn nur. Du hast eine Hose an, aber du bist nicht diese Hose. Vielleicht fährst du mal in einem Auto, oder in einem Bus, aber du bist nicht das Auto, oder der Bus. Vielleicht bewohnst du ein Haus, aber du bist nicht das Haus. Das sind alles weitere Koshas, die Hüllen über die du wirkst.
Sukshma Sharira - Prana-, Mano-,Vijnanamaya Kosha
Sukshma Sharira ist der Feinstoffkörper. Der Feinstoffkörper hat drei verschiedene Dichtigkeiten. Es gibt die Pranamaya Kosha. Das ist die Hülle gemacht aus Prana. Dann gibt es die Manomaya Kosha, die Hülle gemacht aus Denken und Fühlen, die geistig emotionale Hülle. Und es gibt die Vijnanamaya Kosha. Das ist die intellektuelle Hülle, die Hülle gemacht aus Erkenntnis.
Die Pranamaya Kosha besteht zunächst aus den fünf Hauptpranas und den fünf Nebenpranas. Welche das sind erfährst du ein anderes Mal detaillierter. In der Pranamaya Kosha befinden sich auch die Sinnesorgane. Das sind die Handlungsorgane und auch die Wahrnehmungsorgane. Manchmal werden die Sinne der Pranamaya Kosha zugeordnet und machmal der Manomaya Kosha.
Du magst jetzt sagen sehen, hören, riechen, fühlen, schmecken, tasten gehört doch eigentlich in die physische Hülle. Aber du kannst dir auch im Traum etwas vorstellen, du kannst im Traum sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen. Also hat auch dein Geist die Fähigkeit etwas wahrzunehmen. Während außerkörperlicher Erfahrungen können Menschen auch sehen, hören, riechen, fühlen und so weiter. Es ist also ein feinstoffliches Wahrnehmungsvermögen.
In der Pranamaya Kosha sind auch die Chakras, die Energiezentren und sind die Nadis, die Energiekanäle. Viele Erfahrungen die du im Yoga, gerade im Hatha Yoga machst, haben wenig mit dem physischen Körper zu tun, aber sehr viel mit der Pranamaya Kosha. Wenn du Energie spürst, sogar wenn du Wärme spürst ohne dass du etwas Anstrengendes gemacht hast. Das sind alles Pranamaya Kosha Wahrnehmungen. Und wenn du so ein feines Schwingen fühlst, wenn du so eine feine subtile Freude spürst, wenn du alle Fasern deines Wesens pulsieren spürst, ist das immer Prana. Wenn du nach einer Yogastunde fühlst dass du aus deinen Händen heraus strahlst und wenn du bei jemandem in die Nähe kommst und der spürt dann eine Energie ist das alles Prana.
Manomaya Kosha
Die Manomaya Kosha ist die geistig emotionale Hülle. Hier sind die fünf Jnanendriyas, die Wahrnehmungsorgane. Indriya heißt Organ und Jnana ist das Wissen. Dann befinden sich in dieser Hülle auch die fünf Karmaindriyas, die fünf Handlungsorgane. Das sind die Füße, Hände, Mund, Ausscheidungsorgane und Geschlechtsorgane. Ebenso befinden sich die Emotionen, die Samskaras und auch die Vasanas in der Manomaya Kosha.
Die fünf Karmaindriyas - Die Füsse
Die Karmaindriyas sind letztlich fünf Dinge die der Mensch machen will und kann. Du willst dich bewegen, das ist der Bewegungsdrang. Für den Bewegungsdrang wurden früher hauptsächlich über die Füße benutzt. Heute bewegst du dich auch über Fahrrad, Auto, Bus, U-Bahn, Flugzeug, oder vielleicht auch mit der Rakete. Dieser Bewegungsdrang befindet sich in der Psyche. Die Hände stehen dafür dass du etwas verändern willst. Man kann auch sagen das ist der Wunsch etwas zu bewirken. Ursprünglich konnte der Mensch hauptsächlich mit den Händen etwas bewirken. Heute hast du Maschinen und Werkzeuge, Küchengeräte, Bagger, Schaufeln und so weiter. All das sind weitere Entwicklungen des Handlungsdranges des Menschen.
Die fünf Karmaindriyas - Der Mund
Der Mund ist das Organ des Kommunikationsdranges. Der Mensch will kommunizieren. Er kommuniziert über Worte mit dem Mund, natürlich auch mit den Händen, oder auch mit dem Gesichtsausdruck und Körperhaltungen. Er kommuniziert mittels Smartphone, mit dem Telefon, mittels Fernsehen, Radio und vielem anderem. Der Mensch kann auch telepathisch kommunizieren, weshalb das eben auch nicht nur physisch ist.
Die fünf Karmaindriyas - Die Ausscheidungsorgane
Der Mensch produziert viel Müll. Eigentlich muss man sagen dass der Mensch das einzige Lebewesen ist das Müll produziert. Andere Lebewesen produzieren vielleicht Fäkalien die dann aber wieder Dünger sind. Der Mensch scheidet aus was ursprünglich kein Müll war sondern Grundlage für andere Lebewesen. Der Mensch schafft auch auf andere Weise immer wieder Müll. Letztlich ist es auch ein Wunsch des Menschen diesen Müll zu entsorgen, daher ist der vierte Drang des Menschen die Müllentsorgung. Dafür stehen die Ausscheidungsorgane. Es wäre klug wenn dieser Drang Müll zu entsorgen eher zu einem Recyclingdrang würde und das was der Mensch nicht mehr brauchen kann nützlich ist für anderes.
Die fünf Karmaindriyas - Die Sexualorgane
Der fünfte Drang ist der Fortpflanzungstrieb, die Sexualorgane. Diese haben natürlich auch wieder verschiedene Funktionen. Der Mensch hat ungefähr 500-1000 Mal Geschlechtsverkehr um einen Nachkommen zu erzeugen. Evolutionsbiologisch ist das eine ausgesprochen eigenartige Sache. Fortpflanzung dient auch der zwischenmenschlichen Beziehung. Der Mensch hat das Bedürfnis mit einem anderen Menschen zusammen zu leben, sich verbunden zu fühlen. Die Fortpflanzungsorgane sind nicht nur das, denn dann wäre es wieder nur die physische Ebene. Fortpflanzung ist auch Kreativität. So könnte man sagen dass die Geschlechtsorgane für den Wunsch stehen mit anderen Menschen zusammen zu sein, nicht nur über Fortpflanzung und über Sexualität, sondern allgemein mit anderen Menschen zusammen zu sein, nicht nur über die Kommunikation, dafür gibt es ja den Mund, sondern allgemein mit anderen zusammen zu sein und auch der Wunsch kreativ tätig zu sein, etwas zu schöpfen. Dafür stehen auch die ganzen Künste.
Das sind also die fünf Karmaindriyas, die fünf Dinge die der Mensch bewirken will und bewirken kann. Diese sind im Astralkörper und eben auch in der Manomaya Kosha. In der Manomaya Kosha ist auch Chitta, das Unterbewusstsein. Im Chitta sind die Samskaras und Vasanas. Die Samskaras sind alle Eindrücke im Unterbewusstsein. Die Vasanas sind die Wünsche. Samskaras sind der allgemeinere Teil und die Vasanas sind der speziellere Teil. Samskaras sind Fähigkeiten, sind Persönlichkeit, sind alle Reizreaktionsmechanismen. Das sind die Instinkte und alles was man gelernt hat. Es ist aber auch alles was von selbst irgendwo geschieht, auch Erinnerungen, Gedächtnis. All das ist Samskara. Wenn du etwas konkret willst und wünscht sind das Vasanas. Auch diese stammen aus diesem, oder früheren Leben. Im Yoga gehen wir von Reinkarnation aus. Der Astralkörper hat vieles was in früheren Leben geformt wurde. Er formt auch den physischen Körper mit und bringt seine eigene Persönlichkeit mit. Im Astralkörper, in der Manomaya Kosha befindet sich außerdem noch Manas. In Manas sind die Emotionen und die Gedanken die jetzt da sind. Das was in deinem Geist von selbst geschieht ist Manas. Manchmal sagen wir das Hintergrundrauschen. Dazu gehören die Emotionen und die Gefühle die da sind, dazu gehört das einfache Denken, das was von selbst entsteht. Wenn du also ärgerlich oder ängstlich bist, wenn du nachdenkst, oder einfach Gedanken hast, der Wut, der Trauer und so weiter und wenn einfach automatisch Gedanken kommen, dann ist das alles Manas.
Man könnte die Koshas auch in Verbindung mit der Evolutionsbiologie bringen. Mineralien, Steine und so weiter haben Annamaya Kosha. Pflanzen haben Pranamaya Kosha. Sie haben Pranaenergienausstrahlung, haben ein gewisses Wahrnehmungsvermögen, eine gewisse Kommunikationsfähigkeit und eine gewisse Eigendynamik. Tiere haben Manomaya Kosha entwickelt. Sie haben das Denken, sie haben das Fühlen, sie haben ein Unterbewusstsein, sie haben ein stärkeres Wahrnehmungsvermögen und sie haben mehr Fähigkeiten sich zu bewegen und etwas zu tun. Pflanzen sind typischerweise etwas stationärer. Tiere können sich weiter bewegen und können mit Pfoten, Flossen und was auch immer viel bewirken.
Vijnanamaya Kosha
Der Mensch hat zusätzlich die Vijnanamaya Kosha, die Erkenntnishülle. Sie hat zwei Hauptbestandteile, Buddhi und Ahamkara. Ahamkara ist das Ego, das Ichgefühl, das Selbstbewusstsein. Buddhi ist der Intellekt, das Urteilsvermögen und der freie Wille. Es heißt das der Mensch in besonderem Maße Buddhi und Ahamkara entwickelt hat. Manche Tierarten besitzen auch ein gewisses Ahamkara, ein gewisses Selbstwertgefühl und ein gewisses Selbstbewusstsein. Manche Tiere haben auch eine gewisse Buddhi und können nachdenken. Aber wir wissen nicht genau inwieweit Tiere dies entwickelt haben. Wir wissen aber dass der Mensch dazu in der Lage ist. In der Buddhi gibt es die Fähigkeit zu fragen „Wer bin ich und was soll das Ganze?“. In der Buddhi kann man auch nachdenken „Was will ich erreichen und wie kann ich es erreichen?“. In der Buddhi befindet sich auch der freie Wille. Das ist die Fähigkeit sich von Reizreaktionsmechanismen zu lösen, von Emotionen, von Wünschen und von natürlichen Neigungen. Die Buddhi kann sagen “Nein, will ich nicht“, selbst wenn es eine innere Handlungstendenz gibt. Die Buddhi ist also Intellekt, Vernunft, Urteilsvermögen, auch der freie Wille und das Entscheidungsvermögen. Ich werde über Buddhi, Ahamkara, Chitta und Manas ein anderes Mal genauer sprechen, wenn es um die vier Aspekte des Geistes geht. Heute hast du schon so viele Sanskritausdrücke gehört. So viele wirst du in einem Vortrag nicht noch einmal hören. Das Konzept der „Drei Körper und fünf Hüllen“ ist ein sehr entscheidendes für den ganzheitlichen Yoga. In den weiteren vielleicht 200-300 Vorträgen werde ich die unterschiedlichen Teile dieser drei Körper und der fünf Hüllen weiter ausbauen und auch was es praktisch bedeutet.
Anandamaya Kosha
Fehlt noch die fünfte Kosha, die der Karana Sharira entspricht. Das ist die Anandamaya Kosha. Das ist die Hülle gemacht aus Andanda, aus Freude. Zwar ist Ananda deine wahre Natur „Sat-Chid-Ananda“, aber wenn du Erfahrungen auf der Kausalebene machst, ist das immer mit Freude verbunden. Man könnte sagen dass auf dieser Ebene die Erfahrung mit der Verbundenheit mit dem Göttlichen ist, die Erfahrung der Verbundenheit mit allen Geschöpfen. Die reine Liebe ist keine reine Emotion auf Manomaya Kosha, sondern es ist die Erfahrung von Ananda, von Freude und Liebe. Auf dieser Ebene befindet sich auch die höhere Intuition. Wenn du das Gefühl hast dass du von oben eine tiefe Intuition hast die dich mit Freude beseelt, dann hast du Zugang zur Anandamaya Kosha gehabt. Jenseits der Anandamaya Kosha ist dein wahres Selbst, der Atman.
der Astralkörper
Vereinfacht sagt man dass der Astralkörper aus neunzehn Elementen besteht. Das sind die fünf Pranas: Prana, Apana, Udana, Samana und Vyana. Dazu gehören auch die fünf Jnanendriyas: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen und auch die fünf Karmaindriyas: Hände, Füsse, Mund, Geschlechtsorgane, Ausscheidungsorgane. Auch Chitta, Manas, Buddhi und Ahamkara sind Teil des Astralkörpers, neunzehn Elemente. Manchmal werden die Indriyas der Pranamaya Kosha zugeordnet und manchmal auch der Manomaya Kosha. Sie gehören zu beidem. Zusätzlich sind in der Pranamaya Kosha auch noch die kleineren Pranas. Das sind die Nadis und die Chakras. Und natürlich, Chitta umfasst sehr viel, die ganzen Samskaras und Vasanas, deine wahre Natur, transzendentes Bewusstsein, Atman, Sat-Chid-Ananda.
Kosha Modell
Deine wahre Natur ist Atman. Das ist dein Zentrum, was du wirklich bist. Der Atman hat drei Körper durch die er sich ausdrückt. Zum einen ist das Karana Sharira, auch Anandamaya Kosha genannt. Dann gibt es Sukshma Sharira, den Astralkörper in drei Dichtigkeiten: Vijnanamaya Kosha, Manomaya Kosha und Pranamaya Kosha. Und es gibt noch Stuhla Sharira, auch Annamaya Kosha genannt. Die Seele ist unsterblich und ewig. Die Seele hat drei Körper die auch wie fünf Hüllen sind. So ähnlich wie unterschiedliche Hüllen an Kleidung. Ich habe ein Unterhemd, ich habe ein T-Shirt und habe hier ein indisches Hemd drüber und hier habe ich noch einen Meditationsschal, also habe ich jetzt hier vier Koshas. Wenn ich jetzt noch einen Mantel überziehen würde, hätte ich fünf Koshas. Angenommen du wärest in einem Auto, dann hättest du noch einmal eine zusätzliche Kosha, ein weiteres Fahrzeug. Manchmal werden diese auch als Fahrzeuge bezeichnet, als Fahrzeuge der Seele. Was wir im ganzheitlichen Yoga machen wollen: Wir wollen dafür sorgen dass auf jeder Kosha alles harmonisch ist, dass es gut funktioniert und das du durch die Kosha Gutes bewirken kannst und dass du auch über die Koshas gute Erfahrungen machen kannst. Die Koshas sollen so durchlässig sein, dass du dein wahres Wesen erfährst und dass du durchlässig bist, dass dein wahres Wesen nach außen geht. In diesem Modell findest du wieder die drei Schritte des Yoga: Harmonie, Erweckung und Transzendenz. Die Annamaya Kosha - Stuhla Sharira willst du gut funktionieren lassen, zum Beispiel durch Hatha Yoga. Du willst dafür sorgen dass es dort gut funktioniert, dass die Organe gut funktionieren, dass die Muskeln stark und flexibel sind, dass die Organe gut zusammen wirken können. Das bewirkt das Hatha Yoga. Du willst aber auch dass der Körper sich leicht anfühlt, dass er dich nicht behindert und du willst dass du über den Körper auch viel bewirken kannst. Du machst nicht nur den Körper als Selbstzweck gesund, sondern du willst mit dem Körper vieles tun können. So hast du Stärke in dem Körper. Du willst auch besser wahrnehmen können. Auch die Wachheit deiner Sinne wird stärker über einen gesunden Körper. Du willst aber auch dass der Körper sich fein anfühlt, so dass du im Alltag, oder auch in der Meditation, kein reines Körperbewusstsein hast, sondern dass du in dir selbst dich selbst fühlst als Freude, als Liebe, als Bewusstsein. Wenn du andere wahrnimmst, willst du auch dort Bewusstsein wahrnehmen. Wir wollen den Körper so machen dass er auch transzendente Erfahrungen ermöglicht. Dafür dient ganz besonders Hatha Yoga. Die Pranamaya Kosha wird besonders kultiviert durch Kundalini Yoga. Sie wird auch durch Hatha Yoga beeinflusst, welches in diesem Sinne Teil des Kundalini Yoga ist. Wir üben auch hier mit Asana, mit Pranayama und Tiefenentspannung, aber auch mit anderen Energietechniken wie: Mantra, Visualisierung, Bewusstseinslenkung und vielem anderem. Wir wollen unsere Energien harmonisieren und stärken. Wir wollen über das Prana viel bewirken können und auch durch ein subtiles Prana auch subtiler wahrnehmen können. Wir wollen uns nicht behindern lassen durch ein unruhiges, oder grobes Prana. Auch Subtileres wollen wir wahrnehmen. Wir wollen nach innen schauen können und im Äußeren subtiler wahrnehmen können. Die Pranamaya Kosha wollen wir also stark und harmonisch machen, stark machen über das Prana viel bewirken, intensivere Erfahrungen machen und dann durchlässig werden. Die Manomaya Kosha wird kultiviert durch Raja Yoga, durch Bhakti Yoga und auch durch Karma Yoga. Bhakti Yoga ist der Yoga der Gottesliebe. Er soll die Emotionen öffnen für Liebe. Raja Yoga ist der Yoga des Arbeitens an der Psyche. Karma Yoga ist der Yoga des uneigennützigen Dienens. Auf der Manomaya Ebene sind auch die fünf Jnanendriyas, die Erkenntnisorgane und die fünf Handlungsorgane. Es geht hier um mehr Harmonie, aber auch um intensivere Erfahrungen und auch um die Fähigkeit mehr bewirken zu können. Es geht darum, dass wir uns nicht von unserem Denken, Fühlen und den Emotionen blockieren lassen, dass wir nur bei uns selbst sind. Wir wollen uneigennützig werden und wir wollen in anderen Menschen das Göttliche sehen. Wir wollen das Göttliche in der Natur sehen. Wir wollen das Göttliche in uns selbst sehen. Wir wollen zum Instrument werden. Unsere Sinne sollen Instrumente in den Händen des Göttlichen sein. Die Vijnanamaya Kosha wird besonders kultiviert durch Jñānayoga, wo du Viveka die Unterscheidungskraft nutzt, eine Funktion von Buddhi um zu fragen „Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich?“ und auch durch Raja Yoga. Raja Yoga hilft zur Selbstwirksamkeit zu kommen und zur Handlungskompetenz und zur Entwicklung eines Willens. Du kannst dich selbst zur Führungspersönlichkeit über Emotionen, Gefühle, Prana und den Körper machen. Schließlich willst du über alles hinaus wachsen, in die reine Transzendenz kommen. Dazu will letztlich jeder Yogaweg führen. Irgendwann werden wir geführt durch eine höhere Ebene, durch die Intuition, durch das Göttliche. Dies führt uns schließlich zur Erfahrung unserer wahren Natur, zu Atman.
Für das nächste Mal frage dich selbst etwas mehr. Wer bin ich? Sei dir bewusst, du hast verschiedene Ebenen des Menschseins. Mache dir bewusst, da ist der physische Körper. Der physische Körper hat einen Anfang, er hat ein Ende, er besteht aus dem was du isst und er geht durch verschiedene Prozesse. Der Körper besteht aus den fünf Elementen. Es ist wichtig dass du ihm gute Nahrung gibst und dass du ihn mit Hatha Yoga kultivierst und ihn gesund hältst. Aber, du bist nicht der Körper, mindestens bist du nicht beschränkt auf den Körper. So ähnlich wie wenn du Fahrrad fährst, bist du nicht das Fahrrad. Trotzdem kümmerst du dich um das Fahrrad. Pranamaya Kosha, sei dir bewusst dass vieles was du für deinen Körper hältst Pranaerfahrungen sind, Energien die du spürst. Mache dir bewusst wo du Energien in deinem Körper spürst, wo du sie in den Händen spürst, in den Chakren, oder wo auch immer. Mache dir bewusst dass du eine Manomaya Kosha hast. Da sind die Emotionen, da sind die Gefühle, da ist das einfache Denken, deine Reizreaktionsmuster, deine Wünsche und so weiter. Sei dir bewusst, das bin ich nicht, das ist die Manomaya Kosha. Identifiziere dich auch nicht mit deinen geistigen Fähigkeiten. Auch das sind nur Instrumente, du bist es nicht. Mache dir bewusst, du hast die Fähigkeit dich zu fragen wer du bist. Du hast die Fähigkeit dir bewusst zu sein dass du nicht der Körper, oder die Psyche bist. Spüre immer wieder die Tiefe deiner Seele. Mache dir auch bewusst womit du dich vielleicht besonders identifizierst. Manchmal identifizierst du dich vielleicht besonders mit dem Körper. Dich ärgert dann besonders wenn der Körper mal nicht gut funktioniert, oder andere sich über dein Aussehen lustig machen. Vielleicht identifizierst du dich auch mit deiner Pranamaya Kosha, wo du nicht so eine Ausstrahlung hast wie du hoffst, oder du dich nicht so lebendig fühlst wie du hoffst. Vielleicht identifizierst du dich auch mit der Manomaya Kosha, mit deinen Emotionen mit deinen Gefühlen, mit deinen Gekränktheiten, mit deinen Wünschen und dass du dieses willst und jenes willst. Vermutlich ist die Identifikation mit der Manomaya Kosha besonders stark. Vielleicht identifizierst du dich mit deiner Vijnanamaya Kosha, deinem Intellekt, deiner Klarheit, deiner philosophischen Klarheit und deiner Vernunft. Vielleicht bildest du dir darüber etwas ein. Die anderen sind so emotional und so schlimm, ich dagegen bin vernünftig - auch dies ist eine Identifikation. Identifiziere dich auch nicht damit. Vielleicht identifizierst du dich mit den Erfahrungen der Inspiration und der Gottesnähe, also mit der Anandamaya Kosha, mit dieser Liebe und dieser Freude. Das ist vielleicht eine hohe Identifikation, aber immer noch Identifikation. Mache dir bewusst, dass alles Leid letztendlich aus Identifikation kommt. Aber das ist ein anderes Thema über das ich ein anderes Mal spreche. Werde dir der fünf Koshas bewusst und wie Yoga auf jede Kosha wirkt in den drei Schritten: Harmonie, Erweckung und Transzendenz. Bis zum nächsten Mal, alles Gute! Mein Name: Sukadev von www.yoga-vidya.de Wenn dir diese Vorträge gefallen, lass doch andere darüber wissen, sei es dass du sie teilst auf Facebook, oder vielleicht auch in deine Internetseite einbaust, oder auf Youtube teilst, likest, sharest, oder in deine Playlists aufnimmst. Wenn du vielleicht noch nicht bei Yoga Vidya warst, vielleicht willst du zu Yoga Vidya kommen. Diese Themen die ich bis jetzt besprochen habe, werden tiefer und praxisnäher diskutiert und besprochen, wo du auch Fragen stellen kannst, in den Yogaferienwochen, oder im Yoga und Meditationseinführungsseminar und in der Tiefe natürlich in der Yogalehrerausbildung. Ich folge so ein bisschen diesen Vorträgen, dem Unterrichtsplan der zweijährigen Yogalehrerausbildung, aber ich behandele die Themen natürlich nicht so tief und ausführlich wie in der eigentlichen Ausbildung. Diese Vorträge sind aber eben auch geeignet als Wiederholung des Stoffes der zweijährigen, dreijährigen und der vierwöchigen Yoga Vidya Yogalehrerausbildung. Bis zum nächsten Mal! Alles Gute! Om
Siehe auch
- Vasishtha
- Jnana Yoga
- Samadhi
- Vairagya
- Samprajnata Samadhi
- Tanumanasa
- Yoga Vasishtha
- Viveka
- Shat Sampat
- Mumukshutva
- Erleuchtung
- Wer bin ich
Literatur
- Sukadev Bretz: Karma und Reinkarnationauch als ebook oder Hörbuch
- Sukadev Bretz: Die Yoga Weisheit des Patanjali für Menschen von heute
- Swami Sivananda: Gratis Karma Yoga Buch
- Sukadev Bretz: Die Bhagavad Gita für Menschen von heute
- Swami Sivananda: Sadhana
- Swami Sivananda: Inspiration und Weisheit
- Swami Sivananda: Erfolgreich leben und Gott verwirklichen
Weblinks
- Vedanta Meditation und Jnana Yoga
- Die sieben Stufen von Jnana von Swami Sivananda
- aus Samadhi Yoga von Swami Sivananda
Seminare
Indische Schriften
Der RSS-Feed von https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/indische-schriften/?type=2365 konnte nicht geladen werden: Fehler beim Parsen von XML für RSS