Reise nach Indien
Eine Reise nach Indien kann herausfordernd sein. Eine Reise nach Indien kann dich in die indische Spiritualität hineinführen. Sie kann dir alle Illusionen nehmen und sie kann dich irgendwo innerlich erschüttern.
Indien ist ein Subkontinent mit über einer Milliarde Einwohnern, fast doppelt so viel wie ganz Europa. Indien hat genau so viele Sprachen wie ganz Europa aber mehr Dialekte. Indien ist ein Kontinent mit großartiger Kultur, und über Indien als Ganzes zu sprechen ist schon irgendwo schwer.
Trotzdem ein paar Dinge, die dich auf einer Reise nach Indien berühren könnten.
Insbesondere möchte ich über Reisen nach Indien mit Yoga Vidya sprechen. Wir haben die Reise in den Sivananda Ashram Rishikesh, meistens im Oktober, wir haben Reisen nach Süd- und Nordindien und verschiedene Tempelreisen.
Was erwartet dich auf einer Reise nach Indien?
Sei dir bewusst, dass Indien kunterbunt und intensiv ist.
Fahre nicht nach Indien um zur Ruhe zu kommen. Es mag Gegenden in Indien geben, die etwas ruhiger sind, aber typischer Weise ist Indien ein Angriff auf die Sinne. Die Straßen sind laut, das Hupen ist lauf, es gibt laute Musik, sehr viel mehr als in Deutschland, die Tempel und Moscheen blasen laute Musik überall hin. Es ist ein starker Geruch in der Luft, von Räucherstäbchen, über Kuhmist, über Urin, und Fäkalien, Parfums. Du siehst kunterbunte Farben, du siehst großartige Dinge, du siehst großes Elend. In der Luft, gerade in den Städten, ist Gestank und Smog. Das Essen schmeckt sehr intensiv, es gibt verschiedenste Gewürze, und die Geschmacksnerven werden auf unterschiedliche Weise gefordert. Also Indien fordert dich sehr. Eine Reise nach Indien heißt Bereitschaft, dafür offen zu sein.
Indien hat viel Elend, das offensichtlich ist
Wir sind es in Europa gewohnt, dass Elend nicht so sichtbar ist. Wenn du bestimmte Stadtviertel vermeidest, wirst du in Deutschland nicht offensichtliche Kriminalität und Drogen sehen. Die behinderten Menschen sind typischerweise in der Lebenshilfe und in anderen Institutionen. Menschen, die psychisch auffällig sind, sind in der Psychiatrie oder mit irgendwelchen Medikamenten ruhig gestellt. Die Reichen haben ihre Viertel, die Armen haben andere Viertel. In Indien ist das etwas anders. Dort sind die Menschen mit psychischen Auffälligkeiten nicht in der Psychiatrie weggesteckt, du findest sie auch auf der Straße. Du findest Menschen, denen Arme oder Beine fehlen oder die blind sind direkt auf der Straße. Du findest arme Bettler auch in den reichen Vierteln. Und du findest auch Reiche, die auf dem Markt einkaufen gehen, wo alle einkaufen. Du wirst also mit menschlichem Leid mehr konfrontiert, und du siehst die Unterschiede zwischen den Gesellschaftsschichten deutlicher.
Indien ist ein aufstrebendes Land, das zum Teil sehr offen ist für moderne Dinge
Die Inder haben Handys und Smartphones und Satellitenschüsseln usw. Vielleicht wirst du, wenn du durch die Gegend fährst, irgendwo eine kleine Hütte sehen, die nur aus einem einzigen Raum besteht. Und dann siehst du plötzlich eine zehn-köpfige Familie dort rausgehen. Und du siehst einen riesigen Fernseher darin und zwei oder drei schauen auf ihr Handy. Also gleichzeitig altertümlich und elend und modernste Zivilisation.
Indien ist ein spirituelles und gleichzeitig auch ein scheinheiliges Land
Du findest in Indien große Meister und Meisterinnen. Du findest Tempel mit großer spiritueller Schwingung, du findest Ashrams, wo du die authentischste Spiritualität siehst. Aber du siehst gleichzeitig jede Menge Menschen, die vorgeben, spirituell zu sein. Du wirst schnell Menschen treffen, die sich als Priester ausgeben und Geld für heilige Rituale von dir haben wollen. Du findest überall Menschen, die dein Führer sein wollen, um dir etwas zu zeigen. Du findest Menschen, die sich an deine Seite klammern und so weiter. Also gilt es, eine gewisse Unterscheidungskraft zu haben. Und meistens ist es gut, deine erste Reise, gerade wenn du sie spirituell gestalten willst, bei einem spirituellen Menschen oder einer spirituellen Institution aus Europa zu buchen, um dort auf gute Weise eingeführt zu werden, zum Beispiel bei Yoga Vidya.
Vermeide es, zu urteilen, und gib Indern keine Ratschläge
Die Inder wurden ein paar hundert Jahre von den Engländern kolonisiert, teilweise auch von den Franzosen, den Portugiesen und den Holländern. Ihnen wurde ständig gesagt, sie seien rückständig, und die Europäer haben ihnen permanent Ratschläge gegeben. Die Inder wollen das nicht. Die Inder sind selbst dabei, ihre Kultur zu entwickeln und voranzubringen. und Missstände abzustellen. Indien hat auch eine freie Presse, die Missstände sehr offensichtlich zeigt. Es gibt Wahlkämpfe darum und vieles andere. Die Inder brauchen keine Ratschläge von Europäern, die ihnen sagen, dass sie alles dumm machen und sie müssten dies und das nur etwas besser machen. Sei demütig, sei bescheiden, sei offen. Und gerade, wenn du als spiritueller Mensch eine Reise nach Indien unternimmst, dann sei bereit, selbst zu lernen, dich selbst einzustimmen und einzuschwingen.
Achte auf deine Hygiene
Wenn ich gesagt habe, dass du in Indien keine Ratschläge geben solltest, solltest du aber auf eines achten: auf deine eigene Hygiene. Es ist wichtig, dass du Grundhygienerichtlinien beachtest: wasche deine Hände mehrmals am Tag mit Seife, pass auf, welches Wasser du trinkst, pass auf, wo du isst. Und mein Tipp ist: iss nur in Restaurants, die vollständig vegetarisch sind. In nicht-vegetarischen Restaurants wird oft Hühnchen serviert, und die Hühner in Indien haben sehr häufig Salmonellen und andere Erkrankungen. Das Hühnchen selbst wird dann gekocht und enthält dann vielleicht keine Salmonellen mehr, aber vom Hühnchen ist dann vielleicht Saft runtergetropft auf den Salat, den Reis und das Gemüse. Die Menschen, denen ich nachdrücklich geraten habe nur in rein vegetarischen Restaurants zu essen - Pure Vegetarian Food – die hatten erheblich weniger unter Magen-Darm-Problemen zu leiden als andere. Hilfreich kann übrigens Handdesinfektionsmittel sein. Falls du an alles Mögliche drangreifst und dann versehentlich die Finger an Nase, Mund oder Augen hältst, könntest du dir dort prompt Viren, Bakterien und anderes einfangen. Also achte auf deine Hygiene.
Öffne dich besonders für Spiritualität und suche das spirituelle Indien auf
Es gibt Teile in Indien mit natürlich auch schöner Kultur wie das Taj Mahal, das Fort von Delhi, und so vieles andere, aber spirituelle Menschen werden typischerweise enttäuscht sein, wenn sie einfach nur an touristische Institutionen herangehen. Es ist gut, das religiöse, das spirituelle Indien zu suchen. Das können Pilgerorte sein, aber besser noch, du gehst in Ashrams.
Achte auf deine spirituelle Praxis
Indien ist sehr vielfältig und es hat ein umfangreiches Spektrum von spirituellen, materiellen, schönen und ekligen Dingen. Es gilt, deine eigene Schwingung hochzuhalten. Wenn du in Indien bist, meditiere jeden Tag. Übe deine spirituellen Praktiken jeden Tag, so hältst du dein Energielevel hoch, und so spürst du die spirituellen Teile von Indien. Wenn du nachlässig wirst in deinen spirituellen Praktiken, dann wird dein Energielevel sinken, und du wirst mehr die Teile von Indien sehen, die eher niedrig-energetisch sind. Dann wird die Reise nach Indien eher eine Quelle von Enttäuschung, Leid und Krankheit und das kann dich demotivieren. Halte also dein Energielevel hoch, aber entspanne auch ausreichen. Nimm dir Zeit loszulassen. Fülle den Tag nicht von morgens bis abends. In Indien läuft vieles nicht so flott und schnell und durchorganisiert wie im Westen. Eine gewisse Muse, Ruhe, Entspannung, spirituelle Neugierde und Öffnung ist auf jeder Reise nach Indien sehr hilfreich.
Wenn du jetzt interessiert bist an den Indienreisen, die wir bei Yoga Vidya organisieren, dann gehe auf yoga-vidya.de und gibt dort ein „Reise Indien“, so findest du die verschiedenen Möglichkeiten.
Video Reise nach Indien
Hier findest du ein Vortragsvideo zum Thema Reise nach Indien :
Autor/Sprecher: Sukadev Bretz, Seminarleiter zu den Themen Yoga und Meditation.
Reise nach Indien Audio Vortrag
Hier die Audiospur des oberen Videos zu Reise nach Indien :
Indienreise 2001 - Dieter Glombek
Der Trip begann für mich zwei Tage oder besser gesagt zwei Nächte vorher: Bevor ich den Nachtzug von Izehoe nach Frankfurt Airport besteigen konnte, baute ich in ca. 10 m Höhe neue Leuchtkörper ein, deren Licht sich leider als gelb erwies – das war die erste Nacht. Neue Leuchtkörper besorgen und montieren – das war die zweite Nacht. Die dritte Nacht verbrachte ich im Zug und die vierte schließlich im Flugzeug. Wir flogen der Sonne entgegen – ab Frankfurt mit Zwischenlandung in Kuwait und einem Umweg wegen der damals aktuellen Situation in Afghanistan, so dass wir doch mit einiger Verspätung in Delhi ankamen. Die armen Taxifahrer hatten geduldig die halbe Nacht auf uns gewartet...
Dann also rein ins Verkehrsgewühl: Neudelhi und Randbezirke unter einer Smog-Glocke – auch als Nichtraucher raucht man hier so seine acht Zigaretten am Tag... Auf den Straßen tummeln sich Kühe, Fußgänger, Radfahrer, Esel- und Ochsenkarren, dreirädrige Rikshas, Autos, Lastwagen, Busse, Traktoren. Die Verkehrsführung bleibt mir ein Rätsel, sie ist wohl nur von Eingeweihten zu durchschauen. Wer die lauteste Hupe hat, hat Vorfahrt. Der Zeitgewinn ist immerhin eine Sekunde oder so, denn trotz ungeheuerem Aufwand, Gerüttel und Gehupe ist die Durchschnittsgeschwindigkeit nicht höher als 30 km/Stunde. Da unsere fünf Taxis auch untereinander Wettrennen veranstalteten,landeten wir mit ganz geringen Zeitunterschieden im Sivananda Ashram in Rishikesh – wohlbehalten, wohlgemerkt! Mir wird allmählich klar – das ist ein anderer Kontinent, hier ist es nicht wie daheim.
Im Ashram (spirituelle Lebensgemeinschaft) genießt unsere Gruppe einen sagenhaft guten Service. Die meisten Zimmer in unserem Gästehaus haben eine Dusche – sogar mit warmem Wasser und ein WC. Das Essen bekommen wir serviert, in einem extra Speiseraum und mit extra mild gewürzten, auf westliche Mägen abgestimmtem Essen. Das war so eine Art Tischlein-Deck-Dich: Wir setzten uns an unsere beiden Tische, schlossen die Augen zum Mantrasingen und Tischgebet und wenn wir sie dann wieder öffneten, fanden wir allerlei leckere – natürlich vegetarische – appetitlich angerichtete Speisen auf unseren Tellern. Und zum Frühstück gab’s Toast, Butter und Marmelade – später auf Wunsch einiger Teilnehmer auch etwas „typisch Indisches“. Der Küchenchef gestattete uns auch einen Blick in die riesige Ashramküche, wo mittels einer Dampfvorrichtung unglaubliche Mengen von Reis, Dhal und Gemüse in großen Kesseln zubereitet wurden. Die Tage in Rishikesh verliefen äußerst abwechslungsreich und interessant. Eine Homa (Feuerzeremonie), eine Paduka Puja (Verehrungsritual mit den Sandalen von Swami Sivananda) und eine Shiva Puja (Verehrungsritual mit dem Shiva Lingam im Haupttempel) wurden extra für unsere Gruppe arrangiert. Alle konnten an den Handlungen teilnehmen und so die besondere Energie solcher traditioneller Rituale unmittelbar erfahren und erfühlen. Ansonsten begann der Tag um 5.00 Uhr mit Mantras und Meditation in der Samadhi-Halle, wo Swami Sivanandas sterbliche Hülle in einer Art Sarkophag ruht, um 6.00 Uhr schloß sich nebenan ihm Vishvanath-Tempel das einstündige Om-Namah-Shivaya-Singen und die Shiva-Puja an. Danach war gerade mal eine halbe Stunde Pause, um sich umzuziehen und zum Frühstück zu gehen. Anschließend hatten wir eine Vorlesung und eine Asana-Stunde. 11.30 Uhr Mittagessen, dann konnte man den Nachmittag frei nutzen bis zum Abendessen um 19.00 Uhr.
Die meisten hielten erst mal nach einer Badestelle am Ganges Ausschau und dann nichts wie rein ins kalte Naß. In der ersten Woche war nachmittags so heiß, dass ich nach dem täglichen Bad mit nasser Badehose loszog. Mit geeigneter Kleidung deckten wir uns vor Ort ein – ein einfacher Pandschabi oder Sari waren für umgerechnet 5 bis 10 Euro zu haben (damals noch 10 bis 20 DM; wobei 20 Rupien ungefähr einer Mark entsprachen). Auch schöne Schmucksachen waren günstig zu erwerben.
In Rishikesh und Muniki-reti, etwas Ganges aufwärts, wo die meisten Ashrams liegen, konnte man originelle Sadhus (Heilige, Wandermönche) treffen. Einer davon war ganz rot angemalt, hielt ein Zepter in der Hand, fauchte mich an, malte mir einen Punkt auf die Stirn und hielt dann die Hand auf. Zu Fuß erkundeten wir die nähere Umgebung.An drei Nachmittagen machten wir Ausflüge in Begleitung ehrwürdiger Swamis (Mönche). Einmal ging es auf etwa 1800 m Höhe zum Devi Kunjar-Tempel, ein anderes Mal zur Vasishta-Höhle am Ufer des Ganges, wo der Weise Vasishta gelebt und meditiert hatte, Die dritte Exkursion führte in die heilige Stadt Haridwar, wo wir abends die berühmte Lichtzeremonie (Arati) am Ganges miterlebten. Nur zu schnell verging die Zeit. Und schon war der Tag der Abreise da. Frühmorgens rein in den Bus, auf nach Delhi. Erst mal im Hotel die Koffer abladen. Wer sich auf eine reinigende heiße Dusche gefreut hatte, wurde enttäuscht: das heiße Wasser musste vom Hotelpersonal erst zubereitet werden und kommt in einer „Bütt“, aus der Wand kommt’s kalt. Da habe ich den Ganges in Rishikesh zum Baden vorgezogen....
Weiter ging’s zur Schule von Swami Nityananda in Delhi, dem Sivananda Vidya Bhawan, wo seit Jahrzehnten dank dieser Initiative von Swami Nityananda, einem Schüler von Swami Sivananda, Kindern aus den umliegenden Slums eine richtige Schulbildung ermöglicht wird, mit angeschlossenem Heim für Waisenkinder und einem geplanten Altersheim. Eine Tribüne war aufgestellt, Hunderte von Kindern davor – und nun wurde unsere Gruppe zu einer Asana-Vorführung aufgefordert! Anschließend waren die Kinder mit ihren verschiedenen Inszenierungen dran, die sie sehr schön vortrugen und liebevoll vorbereitet hatten. Nach einem erstklassigen Mittagessen besuchten wir noch einige Tempel in Delhi. Dieser ereignisreiche Tag fand seinen Abschluß in einem womöglich noch erstklassigeren Abendessen in einem Restaurant. Am nächsten Morgen kam ein Kundalini-Experte, um bei uns die Kundalini zu erwecken. Einige in der Gruppe spürten tatsächlich etwas. Durch mein dickes Fell kommt nichts an. Den Rest des Tages teilten wir uns in drei Gruppen auf und erkundeten unabhängig voneinander in drei großen Taxis die Sehenswürdigkeiten und Einkaufsparadiese von Delhi und Neudelhi. Wenn auch der Smog und der Lärm nach der Ruhe Rishikeshs etwas ungewohnt waren, so lohnte sich dieser Aufenthalt auf jeden Fall, ja, man könnte gut eine Woche dort verbringen, so viele interessante Sehenswürdigkeiten gibt es. Abends hatten wir unser Abschlussdinner auf der Dachterrasse des Hotels – umgeben von unzähligen lichtergeschmückten Tempel und öffentlichen Gebäuden und lautstarken Feuerwerken. Es war nämlich das Diwali-Fest, das Lichterfest, vom Feiern her so etwas wie Silvester bei uns. Da wir ohnehin früh aufstehen mussten, um unseren Flug zu erreichen, beschloss ich, die kurze Nacht ganz ausfallen zu lassen. Ich setzte mich mit einem Buch ins Foyer, aber unser Stadtführer, der unsere Gruppe tagsüber begleitet hatte, hatte Lust auf eine nächtliche Unterhaltung. Bald war es zwei Uhr nachts, der Bus wurde beladen und dann ging es zügig durch die – ausnahmsweise leeren, nicht vom Verkehr verstopften – Straßen Delhis zum Airport. Der altehrwürdige Swami Nityananda hatte es sich nicht nehmen lassen, trotz der frühen Stunde persönlich zum Flughafen zu kommen und uns zu verabschieden. Für jeden hatte er sogar noch eine Süßigkeit bereit. Das ist wahre indische Gastfreundschaft. So näherte sich die Reise nach Rishikesh ihrem Ende – für mich mit dem festen Vorsatz, sie dieses Jahr zu wiederholen.
Ein paar Tage später begann der Berufsalltag, der mich schnell einholte. Aber ein tiefer Eindruck eines insgesamt unbeschreiblichen unvergleichlichen Erlebnisses ist geblieben.
Dieter Glombek
DEM HIMMEL SO NAH - Eine Reise zum Sivananda Kutir in den Himalaya
Ein Erfahrungsbericht aus dem Sivananda Zentrum München
Anreise
Um es gleich vorweg zu sagen, die ersten zwei Tage war ich nicht gerade vom Glück verfolgt. Nach einem sehr entspannenden Flug wartete ich nachts in Delhi am Flughafen vergeblich auf die Leute vom Delhi Sivananda Zentrum, die mich und Swami Mahedevananda, der Leiter des Ashrams in Kerala, abholen sollten (natürlich nur den Swami, ich war nur zufällig auf dem Flieger). Oder besser gesagt, wir sollten auf dem gleichen Flieger sein, was aber nicht der Fall war. Also packte ich meine Sachen und strebte gen Taxistand. Gleich darauf lieferte ich mir eine handfeste Feilscherei mit einem Taxifahrer, der einen lächerlich hohen Preis verlangte. Nachdem wir uns geeinigt hatten, ging es in die dunkle Nacht hinaus und nach einer Weile wurde mir doch etwas mulmig. Der Fahrer hielt x-mal an, um nach dem Weg zu fragen. Es war stockdunkel, kaum jemand auf der Straße und es war alles andere als vertrauenserweckend. Endlich kam ich gegen 2.00 Uhr morgens im Zentrum an, klingelte die Bewohner aus dem Bett...und erfuhr, daß ich bereits gestern erwartet worden war! Ein kleines Mißverständnis. Na ja, um 6.00 Uhr sollte es weiter gehen nach Haridwar per Zug, nur hatte man mir jetzt kein Ticket besorgt, da ich ja nicht erschienen war... Dennoch schloß ich mich nach 1 1/2 Stunden Schlaf den anderen (Swami und Begleitung) an, wir fuhren zum Bahnhof... um zu erfahren, daß der Zug zum Bersten voll war und ich keine Chance auf ein Ticket hatte. Also mußte ich zurück ins Zentrum, nicht gerade begeistert. Nach etwas Schlaf fuhr ich dann wieder zum Bahnhof, um mir ein Ticket für den anderen Tag zu organisieren... um zu erfahren, daß die nächsten Tage alle Züge wegen Ferien in Indien ausgebucht waren, die Busse streikten und überhaupt ganz Indien auf den Beinen war. Ich war bedient. Sollte es das schon gewesen sein? Ich überlegte ernsthaft, ob es nicht sinnvoller war, meinen Kram zu packen und wieder nach Hause zu fliegen. Vielleicht sollte es nicht sein. Aber ich wollte unbedingt nach Uttar Kashi, ins Sivanandazentrum am Fuße des Himalaya, da hatte ich mich so drauf gefreut. Also entschied ich spontan, meine Urlaubskasse zu plündern und für einen horrenden Preis ein Auto nebst Fahrer bis Haridwar zu mieten. Von dort sollte ich dann von Sundar, dem Leiter des Ashrams, der bei Swamis Begleitern dabei war, oder von einem Karmayogi abgeholt werden. Ich verbrachte also noch ein paar Stunden in Delhi (mehr brauche ich da auch nicht), genoß das leckere Essen im Zentrum, die Yogastunde und abends eine Puja! Das Zentrum in Delhi ist neu und sehr schön, mit einem großen Yogaraum und einer Dachterrasse. Abends legte ich mich auf meine Matratze in der Hoffnung, daß der nächste Tag etwas erfolgreicher als bisher verlaufen würde.
2. Tag
Morgens geht es los, das Taxi ist sogar fast pünktlich. Fünf Stunden völlig chaotischer Verkehr, ständiges Gehupe, Abgasgestank, Schlaglöcher, sengende Hitze. Rechts und links der Straße das typische Indienbild, buntes Treiben, Müllberge, viel Armut und Dreck, herumliegende Kühe, aber auch lachende, spielende Kinder, wunderschön gekleidete Frauen und geschmückte Hindutempel. Manchmal, wenn der Verkehr wieder besonders brenzlig wird und ein Laster in vollem Tempo frontal auf uns zukommt, schließe ich einfach die Augen und schicke ein OM NAMAH SHIVAYA zum Himmel, aber irgendwie gelingt es dem Fahrer tatsächlich, uns sicher nach Haridwar zu bringen. Dort habe ich ein ‚blind date‘. Jemand vom Ashram wird mich am Bahnhof abholen, und wir werden uns daran erkennen, daß wir beide Sivananda-T-Shirts tragen. Und siehe da, nach einigen Minuten Wartezeit kommen zwei strahlende junge Männer auf mich zu. Sie verladen meinen Rucksack und mich auf die Rückbank eines Jeeps und weiter geht’s. Von dort aus sollen es noch ca. zwei Stunden Fahrzeit sein, dachte ich jedenfalls. Als einer von beiden auf meine Frage, wann wir denn ankommen, strahlend „six o’clock“ sagt, dachte ich, er macht einen Scherz, es ist gerade 13 Uhr! Leider ist es keiner, es sollten noch 5,5 Stunden Jeepfahrt vor mir liegen! Wir fahren am heiligen Platz am Ganges in Haridwar vorbei, wo jeden Tag bei Sonnenauf und untergang ein Arati abgehalten und schwimmende Kerzen in den Fluß gesetzt werden. Rishikesh sehe ich nur kurz, dann geht es hinauf in die Berge. Der Jeep rast in einem halsbrecherischen Tempo die Serpentinen entlang, in jeder Kurve laut hupend. Der Straßenrand ist nicht befestigt, wenn ich rechts aus dem Auto schaue, geht es in die Tiefe. Unten fließt der junge Ganges und ich tröste mich mit dem Gedanken, daß ich wenigstens in einem heiligen Fluß lande, wenn ich schon kopfüber mit dem Jeep in die Schlucht stürze. Die Landschaft ist wunderschön, wilde Berglandschaft, einsame Bergdörfer, klare Luft. Wir halten zweimal zum Tee und Lunch, jedesmal werde ich von allen angestarrt, anscheinend ist man europäische Frauen nicht so gewohnt. Als wir endlich ankommen, ist es schon dunkel, und ich bin vollkommen erledigt. Ich werde freundlich begrüßt, bekomme noch etwas zu essen. Ich möchte warm duschen, aber heute geht das nicht mehr. Mein Bett ist total hart, das Zimmer scheint so eng. Ist es die Erschöpfung, daß ich den Tränen nahe bin oder was ist los. Swami Sivananda schaut von einem Bild auf mich herab und ich frage mich, ob das eine Prüfung ist oder so was. Bin ich so weit gereist, um das zu erleben? Irgendwann überkommt mich unruhiger Schlaf. ließt der junge Ganges und ich tröste mich mit dem Gedanken, daß ich wenigstens in einem heiligen Fluß lande, wenn ich schon kopfüber mit dem Jeep in die Schlucht stürze. Die Landschaft ist wunderschön, wilde Berglandschaft, einsame Bergdörfer, klare Luft. Wir halten zweimal zum Tee und Lunch, jedesmal werde ich von allen angestarrt, anscheinend ist man europäische Frauen nicht so gewohnt. Als wir endlich ankommen, ist es schon dunkel, und ich bin vollkommen erledigt. Ich werde freundlich begrüßt, bekomme noch etwas zu essen. Ich möchte warm duschen, aber heute geht das nicht mehr. Mein Bett ist total hart, das Zimmer scheint so eng. Ist es die Erschöpfung, daß ich den Tränen nahe bin oder was ist los. Swami Sivananda schaut von einem Bild auf mich herab und ich frage mich, ob das eine Prüfung ist oder so was. Bin ich so weit gereist, um das zu erleben? Irgendwann überkommt mich unruhiger Schlaf.
3. Tag
Um fünf Uhr morgens geht die Glocke. Ich schäle mich aus dem Bett und gehe zum Satsang. Bald ist es hell und endlich sehe ich den Ashram im Sonnenlicht! Es ist ein sehr kleines Gelände mitten im Tal, hübsch angelegt mit Blumenkästen und einer kleinen Wiese. Der Ganges fließt direkt vorbei, auf der anderen Seite bewaldete Berge. Eine Brücke aus Holz führt zur anderen Seite, auf der einige wenige Häuser zu sehen sind. Die Zimmer sind klein, aber o.k. Die Meditationshalle ist sehr klein, es wird gerade eine größere gebaut. Es gibt zwei Warmwasseranschlüsse, der Rest ist kalt. Geduscht wird nach indischer Methode mit Eimern, die mit heißem Wasser gefüllt werden, Toilettenpapier gibt's keins. Für mich mal wieder eine Premiere, nur die linke Hand zu benutzen, nach einigen Tagen völlig nebensächlich. Mit anderen Worten, alles sehr einfach und nichts für Luxusgewöhnte! Es gibt eine überdachte Terrasse, auf der die Yogastunden abgehalten werden, was mir gut gefällt, da man direkt auf den Ganges schauen kann. Meine Stimmung steigt von Stunde zu Stunde. Seltsamerweise bin ich trotz wenig Schlaf nicht sehr müde. Nach dem Satsang, der dem in Oberlahr ähnelt (zusätzlich gibt es noch ein sehr schönes Gangesarati), gibt es Chai, den köstlichen indischen Tee (mittlerweile mein Grundnahrungsmittel), dann die Asanastunde. Da heute Sonntag ist, fällt Karmayoga und die Yogastunde am Nachmittag aus. Sonntags kommen die Menschen aus den Bergdörfern in den Ashram und bekommen hier kostenlos Medizin. Die Asanastunde dauert zwei Stunden und gefällt mir gut. Es tut mir so gut, mich mal wieder zu bewegen und zu dehnen, Himalayaluft strömt durch meine Adern und gibt mir neue Kraft. Gelehrt wird die klassische Rishikeshreihe, jeweils zwei Stunden morgens und nachmittags, nach einer Woche steht mir der Sinn mal nach etwas Abwechslung, dennoch merke ich von Tag zu Tag meine Fortschritte. Anschließend wird gegessen. Wir sitzen auf der Terrasse in zwei Reihen gegenüber auf ausgerollten Teppichen, je einen großen Teller, eine Schüssel und einen Becher vor uns. Zwei Inder gehen mit Eimern herum und füllen Reis, Dhal und Gemüse auf Teller und Schüssel. Besteck gibt es keins, gegessen wird mit den Fingern der rechten Hand. Mal wieder eine Premiere und ziemlich ungewohnt. Das Essen incl. Chapatis ist köstlich. Wir sind ca. 10 Gäste und 10 Ashrambewohner, ein angenehm kleiner Kreis und total international. Amerikaner, Kanadier, Deutsche, Franzosen, alles dabei. Der Ashram hat Kapazität für ca. 15-20 Gäste, was ich sehr schön finde, da ich keine Freundin von yogischen Massenveranstaltungen bin. Man kommt schnell ins Gespräch, nach einigen Tagen ist es wie in einer Familie. Mit einigen habe ich bis heute Kontakt, was sehr für die Intensität und die Vertrautheit spricht, die dort herrscht. Nach dem Essen fahren wir die 8 km nach Uttar Kashi, d.h. wir halten einen alten Lastwagen an, der uns auf der Ladefläche mitnimmt. Wir sechs haben viel Spaß, die rasante Fahrweise und den Abgrund in die Schlucht übersehe ich geflissentlich. Danach schlendern wir durch die kleinen, typisch indischen Straßen, "shoppen" ein wenig und trinken Chai in den kleinen indischen Teeshops. Zurück im Ashram beschließen wir, ein kleines Bad im Ganges zu nehmen. Aber das Wasser ist so kalt, daß es nur für Füße und Gesicht reicht. Sunda, unser Ashram"chef", versichert mir aber, daß auch das schon zur Sündenreinigung reicht. Na also...
Das Wasser des Ganges ist klar und grün, wie ein Wildbach in den Schweizer Bergen mit ziemlich starker Strömung. Kaum zu glauben, daß das der gleiche Fluß ist, den ich sonst kenne, völlig dreckig und sehr breit. Ich lasse das Wasser über meine Füße laufen mit dem Wissen, daß es heiliges Wasser ist. Beim Gangesarati morgens und abends wenden wir uns dem Ganges zu und singen ein Mantra für Ganga, was ich sehr schön finde. Der Ganges hier wird natürlich wie überall in Indien sehr verehrt, immerhin ist die Quelle nicht weit und damit das Wasser besonders heilig. Es kann Einbildung sein, aber ich fühle mich danach wirklich etwas gereinigter, auch von innen, angefüllt mit neuer Kraft. Der Depri von gestern ist wie weggeblasen, ich fühle mich sehr wohl an diesem Ort mit Menschen, die das Gleiche wollen wie ich, einige Zeit diese spirituelle Umgebung auf sich wirken zu lassen und Yoga zu praktizieren. Und daß diese Gegend voller energetischer Schwingungen ist, merke selbst ich als geborene Skeptikerin, die erst mal alles hinterfragt, sofort. Welch ein Geschenk! Nach dem Abendessen ist eine Pause bis zur Meditation. Ich sitze auf meiner kleinen Terrasse vor meinem Zimmer und schaue auf den Ganges, der immer mehr in der Dunkelheit verschwindet. Fledermäuse fliegen haarscharf an meinem Kopf vorbei und auch über fehlende Insekten kann ich mich nicht beklagen, es kreucht und fleucht überall (ich schaue besser nicht genau hin...).
In meinem Zimmer bleibe ich weitgehend verschont, außer einer dicken Spinne, die in der Holzdecke wohnt und ab und zu direkt über meinem Bett Namaste sagt. Ich vereinbare mit ihr einen Sicherheitsabstand, an den sie sich auch strikt hält, also darf sie bleiben. Es gibt kaum Moskitos und was mich am meisten freut, keine Kakerlaken! Wahrscheinlich ist es ihnen dort oben zu kalt, denn besonders morgens ist ein dicker Pulli und Socken angesagt! Aber sobald die Sonne kommt, wird es wunderbar warm. Jetzt bin ich sehr froh, daß ich hier bin, und ich freue mich auf die nächsten Tage. Einige sind krank, besonders Erkältung und Magenprobleme, was aber nicht vom Essen kommt, denn das ist absolut o.k. Manche trinken das Wasser direkt aus der Leitung und das ist auch bei frischem Gangeswasser absolut schlecht für westliche Mägen! Ich verteile meine mitgebrachte Medizin und hoffe, daß ich verschont bleibe.
4. Tag
Der Tag verläuft friedlich. Der Zeitplan ist wie in Oberlahr, allerdings wird bereits um 5 Uhr aufgestanden, dann von 5.30-7.00 Uhr Satsang, 7.30 Uhr Yoga, 10 Uhr Lunch, 11 Uhr Karmayoga, 13.30 Uhr Tee, 16.00-17.45 Uhr Yoga, 18 Uhr Abendessen, 19.30 Uhr Satsang, 21.30 Uhr Licht aus. In den Pausen relaxe ich, genieße die Natur, sitze am Ganges, lese, erzähle mit den Mityogis. Fast vier Stunden Yoga am Tag ist mir ein bißchen viel, mal sehen, wie es mir die nächsten Tage damit ergehen wird. Am Mittag kommen Kinder aus den Nachbardörfern, um uns zu besuchen und zu begrüßen. Sie sind überhaupt nicht scheu, lachen und winken und rufen ununterbrochen das unvermeidliche "Namaste". Allerdings begehe ich den Fehler, ihnen ein paar Kekse zu geben und schon habe ich einen ganzen Schwung auf der Terrasse. Suksmita, Mitarbeiterin im Ashram, rät mir dringend davon ab, da ich sie dann nicht mehr loswerde für die nächsten zwei Wochen. Jennifer, eine Kanadierin, und Suksmita bearbeiten mich, ein Drei-Tages-Trekking zur Gangesquelle mitzumachen, aber ich scheue noch davor zurück. Meine Stimmung ist immer noch gut, außer ein paar Müdigkeitsaussetzer, aber das schiebe ich auf den Jetlag.
6. Tag
Heute morgen gibt es anstatt Satsang eine Gehmeditation. 1 1/4 Stunde am Ganges entlang in das kommende Tageslicht hinein und über einer Brücke zurück auf der anderen Seite, die Luft ist klar und frisch, der Tag beginnt. Schweine- und Kuh-hirten kreuzen unseren Weg, die einzelnen kleinen Berghäuser erwachen zum Leben. Unser Sunda wird von jedem begrüßt, hier kennt jeder jeden. Die Kinder falten die Hände vor der Brust, lachen und grüßen "Namaste", selbst die kleinsten. Es ist so friedlich hier, obwohl die Armut aus allen Ecken zu schreien scheint. Aber die Leute scheinen mit sich zufrieden. Die Kinder haben kein Spielzeug und laufen in völlig alten Sachen herum, aber ihre Augen strahlen und sie scheinen glücklich. Nach dem Yoga beschließe ich, in die "Stadt" nach Uttar Kashi zu fahren, um einige Besorgungen zu machen. Auf den 8 km dahin halten regelmäßig Jeeps, die man anhalten muß. Auf der Hinfahrt kein Problem. Ich sitze völlig zusammengequetscht mit 13! Indern in einem Jeep, in den normalerweise höchstens sechs oder sieben passen. Auf der Rückfahrt habe ich weniger Glück. Schwer bepackt muß ich fast den gan-zen Weg zu Fuß gehen. Die Landschaft ist wunderschön, aber es ist sehr heiß. Erschöpft komme ich im Ashram an, bekomme Chai und Apfelkompott zur Stärkung und auf gehts gleich zum Yoga! Obwohl ich heute viel gemacht habe und eigentlich normalerweise völlig fertig sein müßte, bin ich voller Energie. Dieser Platz ist so energetisch, die Luft scheint zu vibrieren. Ich lese Mother Ganga von Swami Sivananda und halte meine Füße in das heilige Wasser des Ganges. Welche Lektüre wäre wohl geeigneter? Ich bin dankbar, daß ich an diesem Platz sein darf, singe das Ganga Mantra und verneige mich.
7. Tag
Mittlerweile bin ich von meinen Ashramaufenthalten, Retreats und Workshops gewohnt, daß es auch Krisentage gibt, bei mir ca. nach einer Woche. Heute ist es soweit. Ich bin müde und gereizt, sehne mich nach meinem gewohnten Frühstück, fühle mich in der Yogastunde völlig steif. Nichts geht. Beim Wäschewaschen zerre ich mir die Schulter, kann mich kaum noch bewegen. Es reicht. Ich gehe zum Fluß und schaue in das klare, grüne Wasser, wie es vorbeirauscht. Ein Fisch springt heraus und taucht wieder unter. Das Rauschen des Wassers und die Schönheit der Natur stimmen mich ruhiger und friedlicher.
Ich habe beschlossen, mit auf das Trekking zu gehen. Schließlich kann ich mir nicht die Quelle des Ganges entgehen lassen! Die Meditation gestern abend war eine neue Erfahrung. Ich mag diese Abendmeditationen sehr. Die Luft ist voller Gezirpe der Grillen und Vogelstimmen, das Rauschen des Ganges, der ideale Meditationsrahmen. Ich sehe glasklare Bilder vor mir, einen See, einen Wald, einen Felsen. Illusion oder Vision? Egal, es ist eine sehr tiefe Erfahrung. Wir sind mittlerweile nur noch sieben Gäste. Zusammen mit den Ashrambewohnern ca. fünfzehn, eine große Familie. Und so geht es auch zu, sehr persönlich und familiär. Jeder hilft jedem irgendwie weiter und bei Suksmitas ansteckender Fröhlichkeit bleibt niemand lange traurig.
8. Tag
Heute morgen sind wir vor Sonnenaufgang zu dem Felsen gegangen, wo Swami Vishnus Körper im Ganges beigesetzt wurde (Novemver 1993). Er ist nur ein paar Meter vom Ashram entfernt. Welch ein spiritueller Platz zur Meditation und zum Satsang! Es wird langsam hell, das Leben um uns herum erwacht. Zwei junge Frauen kommen zu Fuß und baden im Ganges, der ca. 8 Grad kalt ist, während ich eingehüllt in Decke und Sweatshirt sitze! Ich komme mir ziemlich verweichlicht vor. Auf der anderen Uferseite erscheint eine ganze Affenfamilie und scheint uns beim Singen zu beobachten. Ich beschließe, so oft wie möglich an diesen Platz zu gehen, um zu meditieren. Die aufgehende Sonne spiegelt sich rötlich in den kleinen Kumuluswolken, die wie Wattebäusche am Himmel hängen. Auf der anderen Seite steht ein winziges Haus oder eher ein Verschlag, notdürftig mit Blech überdacht. Rinder stehen davor, ein kleiner Junge serviert ihnen ihr Heufrühstück. Ein kleines Feuer wird vor der Behausung angezündet, der Junge holt mit einem Blecheimer Wasser aus dem Ganges. Ich fühle mich um Jahrhunderte zurückversetzt.
Nach dem Essen fahren wir nach Uttar Kashi, um ein paar Sachen für den Trek zu besorgen, Schals und Mützen. Es soll sehr kalt sein da oben, immerhin 4000 Meter hoch. Wir trinken Chai und probieren in einer Bäckerei sämtliche Leckereien, daß mir abends hundeübel ist...
Abends findet eine Puja statt. Es ist das Fest der Navatrari, welches acht Tage dauert und am Abend mit einer Puja beendet wird. Ich weiß nicht, wie oft ich OM PRAHA SHAKTI NAMAHA singe und dabei Reis ins Feuer werfe, aber insgesamt sind es fast 1,5 Stunden.
9. Tag
Die Süßigkeiten liegen mir immer noch im Magen, doch die Homa, die um sechs Uhr morgens draußen stattfindet, hat anscheinend soviel heilende Energie, daß es mir bald wieder gut geht. Heute ist es sehr heiß, die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind schon gewaltig. Morgens bei der Meditation sitze ich hier mit Decke und Sweatshirt, mittags ist es in der Sonne nicht auszuhalten. Ich bin gespannt auf unser Trekking, übermorgen geht's los.
11. Tag
Heute morgen sind wir um 11 Uhr nach dem Lunch gestartet. Erst geht es nach Gangotri, wo wir in Swami Vishnus Höhle übernachten wollen. Wir sind alle mächtig gespannt und auch ein bißchen aufgeregt. Immerhin soll es auf über 4000 m Höhe gehen! Gangotri liegt ca. 3000 m hoch, das ist auch ein Grund, warum wir dort übernachten werden, um uns an die Höhe zu gewöhnen. Es geht vier Stunden per Jeep, die Serpentinen hoch und runter, durch die tiefe Schlucht des Ganges. Die Szenerie ist fantastisch und trotz der Enge (wir sind zu zwölft in einem Jeep!) sind wir alle gut drauf. Um 16.30 Uhr erreichen wir Gangotri, ein kleines Dorf, malerisch in der Gangesschlucht liegend. Zu Swamis Höhle sind es ca. 15 Minuten zu Fuß durch die "Hauptstraße", wo rechts und links kleine Stände alles mögliche anbieten. Es ist deutlich kälter hier und die Luft merklich dünner. In Swamis Höhle erwartet uns Panditji, der seit Jahren hier lebt und Swami Vishnu bis zu seinem Tod gedient hat. Der winzige Ashram besteht aus einem Vorraum, ein Raum im ersten Stock und der eigentlichen Höhle, wo Swami Vishnu lange Zeit gelebt und Sadhana praktiziert hat. Sie liegt dicht am rauschenden Ganges und ist ein wirklich heiliger, spiritueller Platz. Es gibt kein warmes Wasser und keinen Strom, gekocht wird draußen auf einer kleinen Feuerstelle. Wir müssen uns mit dem Essen beeilen, da es sonst stockdunkel wird. Manu und B.J., unsere indischen Begleiter zaubern schnell ein köstliches Kichari herbei. Es wird nicht ganz dunkel, wir haben fast Vollmond und die Schlucht ist in helles Mondlicht getaucht. Die Luft ist klirrend und klar. Unser Abendsatsang findet natürlich in Vishnus Höhle statt. Sie ist nicht sehr groß, wir elf passen gerade hinein. Vor dem kleinen, in den Felsen gehauenen Altar steht sein Bett, das er benutzt hat. Die Meditation ist sehr intensiv, man spürt diese spirituelle Energie in der Luft, die Swami Vishnu hinterlassen hat, alles scheint zu vibrieren. Die Atmosphäre ist schwierig mit Worten zu beschreiben, es ist eines meiner spirituellsten Erlebnisse bisher.
Wir gehen früh zu Bett, die nächsten Tage werden trotz aller Energie anstrengend. Mein Magen ist nicht ganz fit, Ken hat Höhenprobleme. Wir hoffen auf Besserung.
12. Tag
Der Tag beginnt wie üblich mit Satsang, wieder in Swamis Höhle. Nach einem kräftigen Frühstück geht's dann los. Wir nehmen nur das Nötigste mit, immerhin wollen wir die nächsten zwei Tage 36 km bis 4000m Höhe bewältigen. Heute gehen wir bis zu einem Ashram bis 4 km vor Gomuk, der Quelle des Ganges, um dann morgen sehr früh direkt bis zur Quelle und den ganzen Weg wieder zurück zu wandern, ca. 22 km. Ich bin noch nie so weit gewandert in zwei Tagen und frage mich ernsthaft, ob ich das schaffe. Aber es geht leichter, als ich dachte. Das Wetter ist gut, der Wind bläst kräftig, die Berglandschaft ist wunderschön und wir halten regelmäßig zum Chai und Keksen. Wir überqueren kleine Bäche, die von den Felsen herunterstürzen, wandern an steil abfallenden Wänden entlang (auch für nicht ganz Schwindelfreie wie mich machbar) und halten immer wieder kurz an, um die Berge und die wilde Landschaft um uns herum zu betrachten. Nach sieben Stunden erreichen wir unser Ziel. Da der Ashram fast komplett belegt ist, erhalten wir mit Mühe und Not noch einen Verschlag, in dem wir wie die Ölsardinen nebeneinander liegen. Da es sehr kalt ist (-5 Grad), haben wir alles an, was wir mithaben. Trotz der Kälte und aller Einfachheit ist die Stimmung gut. Wir singen Schlaflieder in unterschiedlichen Sprachen und versuchen, zumindest etwas Schlaf zu bekommen. Es ist uns nicht gelungen. Kaum einer hat ein Auge zugetan, entweder aufgrund der Kälte oder der Höhe (ich hatte die ganze Nacht Herzklopfen). Vor Sonnenaufgang machen wir uns auf in den eiskalten Morgen Richtung Gomuk. Nach vier recht beschwerlichen Kilometern über Stock und Stein haben wir es geschafft. Aus meterhohen Felsen, die sich bei näherem Hinschauen als reines Eis entpuppen, kommt sie herausgeströmt, die Quelle des Ganges. Ehrfürchtig stehen wir davor und betrachten schweigend das sprudelnde Wasser. Wieviele Menschen in Indien würden alles darum geben, jetzt hier zu stehen. Der Höhepunkt steht uns natürlich noch bevor, ein Bad im Gangeswasser, um uns von allen Sünden zu befreien! Jedoch zögern wir, immerhin ist es höchstens 5 Grad in der Luft, das Wasser um den Gefrierpunkt. Aber da hilft nichts, Sachen runter, kurz mit einem Schrei ins Wasser, geschafft! Vorsichtshalber lasse ich es fotographisch festhalten, das glaubt mir zu Hause sonst kein Mensch! Zähneklappernd hüpfen wir herum, um uns wieder aufzuwärmen, selbst die Aussicht auf einen eventuellen Schnupfen kann uns dieses Erlebnis nicht verderben. Wir bedanken uns bei Mutter Ganga und machen uns auf den langen Rückweg. 18 km hoch und runter liegen noch vor uns. Die letzten sind dann wirklich anstrengend. Wir sind alle froh, als wir wieder in Swamis Höhle in Gangotri sind. Nach dem Essen gehen ein paar von uns noch zur Puja in den Tempel von Gangotri. Was für ein Abschluß eines unbeschreiblichen Tages!
13. Tag
Wieder schlecht geschlafen trotz der körperlichen Anstrengung. Um 5.30 Uhr geht's zurück nach Sivananda Kurtir. Die Wackelei auf dem Jeep nervt mich heute etwas, ich bin totmüde und möchte endlich mal wieder heiß duschen. Auch die Szenerie im aufkommenden Tageslicht kann mich heute nicht beeindrucken. Glücklicherweise halten wir in Gangagni an heißen Quellen, in die ich mich nur zu gerne fallen lasse. Danach gibt's meinen geliebten Chai und ein paar Snacks. Jetzt bin ich gestärkt und kann den Tag wieder mit alter Frische beginnen. Um 11 Uhr sind wir wieder zu "Hause", werden mit einem Lunch erwartet und fallen alle totmüde in die Betten. Am Nachmittag lasse ich alles noch einmal in Gedanken an mir vorüberziehen. Die Eindrücke der letzten Tage waren fast zuviel. Ich muß alles erst noch verarbeiten. Sunda lobt uns am Abend, daß wir wirklich eine tolle Gruppe waren, die sich gegenseitig unterstützt und viel Energie gegeben hat. Ich habe soviel Glück gehabt, daß ich mit dabei sein durfte, denn dieses Trekking findet nur einmal im Jahr statt! Ich kann immer noch nicht glauben, daß ich tatsächlich in der Quelle des Ganges gebadet habe. Beim Satsang abends danke ich allen Göttern für diese Zeit hier.
14.-16. Tag
Ausruhen ist angesagt, Asanastunden, Satsang, mit Leuten reden, alleine sein. Heute habe ich zum ersten Mal Lust auf ein Vollkornbrot und frischen Salat, komisch. Einige Leute verabschieden sich, es tut mir leid, wir waren eine richtige kleine Familie. Ich freue mich auf Rishikesh, bin gespannt, wie die letzten Tage meiner Reise sich gestalten werden.
19.-21. Tag
Sehr früh stehen wir auf, um den 5.30 Uhr Bus nach Rishikesh zu bekommen. Ich verabschiede mich von allen (außer vier Frauen, die mit mir kommen). Manu, unser Fahrer, und B.J., der junge Inder, der immer überall mithilft, fahren uns zur Bushaltestelle und winken zum Abschied. Ich bin ein bißchen traurig. Die Fahrt über lasse ich die Landschaft noch einmal auf mich wirken, die Schluchten, die Berge, der blaue Himmel. Anita und Mandala fahren weiter nach Dharamsalam, Kim wird mich nach Rishikesh begleiten. In Rishikesh besorge ich mir erst mal ein Zugticket nach Delhi, diesmal ohne Probleme. Die kommen dann bei der Zimmersuche. Nix zu machen, alles voll, außer die letzten Löcher. Kim weiß Gott sei Dank eine Ecke etwas außerhalb namens Laxman Jula, wo wir dann endlich etwas finden. Wir sind total kaputt, Chai muntert uns etwas auf. Wir laufen etwas durch die Gegend und finden ein kleines Cafè, das frisches braunes Brot hat! Wir essen soviel davon, bis uns fast schlecht wird. Ich finde den Sivananda Ashram und beschließe, am nächsten Tag mir richtig Zeit dafür zu nehmen. Aber wie immer kommt es anders. Rishikesh gefällt mir recht gut, jedenfalls der Teil mit den Ashrams rechts und links vom Ganges, der Rest ist mir zu laut und zu schmutzig. Ich bin an die Ruhe und den Frieden der Berge gewohnt, der Lärm und die Hektik nerven. Abends essen wir in der Nähe unserer Bleibe in einem kleinen Restaurant, wo man zusehen kann, wie alles frisch zubereitet wird. Das Essen ist köstlich, wir essen und essen, sehr unyogisch. Aber es ist einfach zu gut! Dann bummeln wir noch etwas durch die kleinen Straßen, die Atmosphäre hier etwas abseits vom Rummel ist sehr viel angenehmer als in Rishikesh selbst. Am anderen Tag schauen wir uns Rishikesh etwas genauer an, konsultieren einen ayurvedischen Arzt für unsere Wehwehchen, bummeln durch die Straßen und mein Rucksack füllt sich bedenklich mit Souvenirs... Für den Ashram ist es zu spät geworden, also werde ich den nächsten Tag nutzen, um dort eine Weile zu sein. Kim wird früh wieder nach Uttar Kashi zurückfahren, mein Zug nach Delhi geht erst abends.
Der Tag beginnt wie üblich mit Satsang, wieder in Swamis Höhle. Nach einem kräftigen Frühstück geht's dann los. Wir nehmen nur das Nötigste mit, immerhin wollen wir die nächsten zwei Tage 36 km bis 4000m Höhe bewältigen. Heute gehen wir bis zu einem Ashram bis 4 km vor Gomuk, der Quelle des Ganges, um dann morgen sehr früh direkt bis zur Quelle und den ganzen Weg wieder zurück zu wandern, ca. 22 km. Ich bin noch nie so weit gewandert in zwei Tagen und frage mich ernsthaft, ob ich das schaffe.
Aber es geht leichter, als ich dachte. Das Wetter ist gut, der Wind bläst kräftig, die Berglandschaft ist wunderschön und wir halten regelmäßig zum Chai und Keksen. Wir überqueren kleine Bäche, die von den Felsen herunterstürzen, wandern an steil abfallenden Wänden entlang (auch für nicht ganz Schwindelfreie wie mich machbar) und halten immer wieder kurz an, um die Berge und die wilde Landschaft um uns herum zu betrachten. Nach sieben Stunden erreichen wir unser Ziel. Da der Ashram fast komplett belegt ist, erhalten wir mit Mühe und Not noch einen Verschlag, in dem wir wie die Ölsardinen nebeneinander liegen. Da es sehr kalt ist (-5 Grad), haben wir alles an, was wir mithaben. Trotz der Kälte und aller Einfachheit ist die Stimmung gut. Wir singen Schlaflieder in unterschiedlichen Sprachen und versuchen, zumindest etwas Schlaf zu bekommen.
Es ist uns nicht gelungen. Kaum einer hat ein Auge zugetan, entweder aufgrund der Kälte oder der Höhe (ich hatte die ganze Nacht Herzklopfen). Vor Sonnenaufgang machen wir uns auf in den eiskalten Morgen Richtung Gomuk. Nach vier recht beschwerlichen Kilometern über Stock und Stein haben wir es geschafft. Aus meterhohen Felsen, die sich bei näherem Hinschauen als reines Eis entpuppen, kommt sie herausgeströmt, die Quelle des Ganges. Ehrfürchtig stehen wir davor und betrachten schweigend das sprudelnde Wasser. Wieviele Menschen in Indien würden alles darum geben, jetzt hier zu stehen. Der Höhepunkt steht uns natürlich noch bevor, ein Bad im Gangeswasser, um uns von allen Sünden zu befreien! Jedoch zögern wir, immerhin ist es höchstens 5 Grad in der Luft, das Wasser um den Gefrierpunkt. Aber da hilft nichts, Sachen runter, kurz mit einem Schrei ins Wasser, geschafft! Vorsichtshalber lasse ich es fotographisch festhalten, das glaubt mir zu Hause sonst kein Mensch! Zähneklappernd hüpfen wir herum, um uns wieder aufzuwärmen, selbst die Aussicht auf einen eventuellen Schnupfen kann uns dieses Erlebnis nicht verderben. Wir bedanken uns bei Mutter Ganga und machen uns auf den langen Rückweg. 18 km hoch und runter liegen noch vor uns. Die letzten sind dann wirklich anstrengend. Wir sind alle froh, als wir wieder in Swamis Höhle in Gangotri sind.
Nach dem Essen gehen ein paar von uns noch zur Puja in den Tempel von Gangotri. Was für ein Abschluß eines unbeschreiblichen Tages!
Jetzt sitze ich hier und versuche, die ganzen Eindrücke und Bilder der letzten Wochen an mir nochmal vorbeiziehen zu lassen. Ich werde wohl einige Zeit brauchen, um alles zu verarbeiten, ich habe soviel erlebt. Ich bin an den Orten gewesen, wo Swami Sivananda und Swami Vishnu Devananda gelebt und meditiert haben, ich habe Asanas, Pranayama und Satsang praktiziert, die Schönheit des Himalaya erlebt, viele nette Menschen kennengelernt und im Ashram gelebt. Diese Fülle mit allen Höhen und Tiefen läßt sich kaum in diesen Zeilen wiedergeben, es kann nur ein flüchtiger Eindruck entstehen, aber es war die aufregendste und spirituellste Reise meines Lebens.
OM NAMAH SHIVAJA
Sivananda Yoga München
Eindrücke und Gedanken einer spirituellen Indien-Reise - von Anni und Siegfried Attner
Das Abenteuer beginnt ...
Am Morgen des 20. November 2000 traf sich unsere Gruppe von 24 Teilnehmern vor dem Abfertigungsschalter der Kuwait Airlines in Frankfurt, um gemeinsam eine vom Haus Yoga Vidya e.V. veranstaltete spirituelle Reise nach Rishikesh – dem „Ort der Rishis (Seher)“ – zu unternehmen. Nach der Gepäckabfertigung, den Sicherheits- und Paßkontrollen waren unsere Begleiter Sukadev, Shivakami, Suguna und Keshawa und auch wir selbst sichtlich erleichtert, als wir alle im Flugzeug unsere Plätze eingenommen hatten und um 12.00 Uhr starteten.
Nach 5 ½ Stunden Flugzeit landeten wir in Kuwait, wo wir vier Stunden Aufenthalt hatten. Nach weiteren 4 ½ Flugstunden mit Kuwait Air landeten wir schließlich um 5 Uhr morgens Ortszeit am 21. November in New Delhi. Der Zeitunterschied betrug ebenfalls 4 ½ Stunden. Wir waren alle sehr froh, endlich dazusein.
Verglichen mit europäischen Flughäfen machte die Ankunftshalle von New Delhi einen eher ärmlichen und verwahrlosten Eindruck. Trotzdem klappte die Gepäckausgabe und auch unseren Bus, der uns nach Rishikesh bringen sollte, fanden wir schließlich. Nach dem Verladen des Gepäcks im Businneren kletterten wir über Koffer und Taschen, um schließlich recht und schlecht einen Sitzplatz für die vor uns liegende sechsstündige Busfahrt zu finden. Dann fuhren wir los über holprige Straßen und mit lautem Hupen. Das Hupen ist hier üblich und soll unter anderem die Überholabsicht signalisieren. Unsere Ohren mußten sich an diese Praxis erst einmal gewöhnen. Aber es ist durchaus eine sinnvolle Maßnahme, um Unfälle zu vermeiden!
Von Delhi nach Rishikesh
Trotz der morgendlichen Dunkelheit konnte ich entlang der Straße die ärmlichen Behausungen sehen, die nicht gerade einen einladenden Eindruck machten. Da dies meine erste Indienreise war, war ich über diesen Anblick schon ziemlich schockiert. Meilenweit, wohin ich auch schaute, das gleiche Bild: windschiefe, ärmlich anmutende Bretterbuden mit Rolläden, die zu dieser frühen Tageszeit noch heruntergelassen waren. Später konnte ich feststellen, daß es sich um Ladenfronten oder auch Werkstätten für Autoreparaturen, Schreinereien oder andere Handwerksbetriebe handelte. Daneben oder auch dahinter lagen wohl auch Wohnstätten der Ladenbesitzer. Zwischen den Ladenzeilen gab es dann auch zeltartige Gebilde aus Strohmatten oder Wellblechhütten, die ebenfalls als Unterkünfte dienten. Dazwischen liefen Kühe, Ochsen und Schweine herum. Mir bot sich ein Bild, wie es vielleicht bis vor einigen hundert Jahren auch bei uns üblich gewesen sein mag. Fließendes Wasser war – wohl kostenlos für jedermann – an Zapfstellen entlang der Straße zu haben. Hier im Freien wird die morgendliche Toilette bewerkstelligt, bevor der Arbeitsalltag beginnt. Dazwischen gibt es Brachland oder Zuckerrohrfelder. WCs in den Wohnungen scheinen aber nicht üblich zu sein, so daß dazu nur die freie Natur verbleibt. In Indien spielt sich überhaupt das Leben weitgehend auf der Straße ab.
Nach der halben Fahrzeit gab es für uns eine kurze Pause in einem Rasthaus mit wunderschön gepflegten Gärten, wohl für die etwas wohlhabenderen Schichten. Hier bekamen wir auch unser erstes indisches Frühstück.
Wir fuhren weiter, immer bergauf, passierten Haridwar und den Ort Rishikesh und auch hier immer das gleiche Bild: ein buntes Treiben, Geschäftigkeit, Chaos, Schmutz, Armut und trotzdem lächelnde, froh gestimmte Menschen, die das Leben so anzunehmen scheinen, wie es eben ist. Zu unserem Ziel, dem Wallfahrtsort Muni-ki-reti bei Rishikesh am Fuß des Himalaya war es jetzt nicht mehr weit. Es ging nochmals steil bergauf und dann waren wir endlich gegen Mittag im Sivananda Ashram angekommen.
Im Sivananda Ashram am Fuß des Himalaya
Nach einer herzlichen Begrüßung durch Shri Karthikeyan, der für unsere Gruppe alles vorbildlich organisiert hatte, und nach dem Abladen unseres Gepäcks bekamen wir unsere Zimmer zugewiesen, die alle im gleichen Haus, dem Ishwari Bhawan, lagen. Der Eingang des vierstöckigen Flachbaus war mit einem Scherengitter gegen die auf dem Ashramgelände lebenden Affenfamilien gesichert und seine Fenster mit Fliegengittern versehen. Unser geräumiges Zimmer war mit zwei Betten, zwei Stühlen, einem Tisch und einem in die Wand eingebauten Regal ausgestattet. Ein Vorraum mit Spülbecken, der wohl als Küche dienen könnte, gehörte ebenso zu unserer Unterkunft wie ein Bad mit Waschbecken, Toilette und zwei großen Eimern und zwei Plastikbechern. Letztere waren die Utensilien, die aus Wasserspargründen als Dusche dienten. Nach ein bißchen Üben gewöhnten wir uns daran. Für die nächsten zwei Wochen waren wir hier gut untergebracht. Nun mußten noch einige Formalitäten bei der Ashram-Rezeption erledigt werden.
De Sivananda Ashram, einer der größten in Indien, ist auf hügeligem Gelände oberhalb der heiligen Ganga angelegt und umfaßt zahlreiche Tempel, Yoga- und Meditationshallen sowie Nebengebäude, die Yoga Vedanta Forest Academy, eine eigene Druckerei, eine Bibliothek, ein Krankenhaus und Unterkünfte für die Swamis (Mönche), Mitarbeiter und Gäste. Unter den 120 Swamis, die hier leben, befinden sich auch noch einstige Schüler Sivanandas, die eine hohe Bewußtseinsebene erreicht haben.
Von der Anhöhe bietet sich ein malerischer Blick auf den Ganges, die Hängebrücke und die auf dem gegenüberliegenden Ufer gelegenen zahlreichen anderen Ashrams.
Das ganze Gelände ist gepflastert bzw. asphaltiert und macht einen sehr sauberen und gepflegten Eindruck. Die Atmosphäre hier ist sehr friedlich und getragen und die positive Energie ist überall zu spüren. Die Swamis in orangefarbene Tücher gehüllt, die Brahmacharis in weiß und alle anderen Menschen, denen man hier begegnet, strahlen viel Ruhe und Gelassenheit aus. Der hier übliche Gruß „Hari Om“ wird von den meisten mit einem freundlichen Lächeln erwidert.
An unserem Ankunftstag bekamen wir dann noch ein Abendessen in einem speziell für uns zur Verfügung gestellten Speisesaal, mit Tischen und Stühlen ausgestattet. Alle anderen Bewohner und Gäste bekamen ihre Mahlzeiten in einem großen Eßsaal auf dem Boden sitzend serviert. Das Essen für uns war einfach aber sehr schmackhaft, nur mild gewürzt und sehr bekömmlich. Es wurde von liebenswürdigen jungen Brahmacharis und Helfern gekocht und serviert. Unser erster Tag klang dann mit dem Abendsatsang aus und nach 36 Stunden ohne Schlaf fielen wir todmüde ins Bett. mer zugewiesen, die alle im gleichen Haus, dem Ishwari Bhawan, lagen. Der Eingang des vierstöckigen Flachbaus war mit einem Scherengitter gegen die auf dem Ashramgelände lebenden Affenfamilien gesichert und seine Fenster mit Fliegengittern versehen. Unser geräumiges Zimmer war mit zwei Betten, zwei Stühlen, einem Tisch und einem in die Wand eingebauten Regal ausgestattet. Ein Vorraum mit Spülbecken, der wohl als Küche dienen könnte, gehörte ebenso zu unserer Unterkunft wie ein Bad mit Waschbecken, Toilette und zwei großen Eimern und zwei Plastikbechern. Letztere waren die Utensilien, die aus Wasserspargründen als Dusche dienten. Nach ein bißchen Üben gewöhnten wir uns daran. Für die nächsten zwei Wochen waren wir hier gut untergebracht. Nun mußten noch einige Formalitäten bei der Ashram-Rezeption erledigt werden.
De Sivananda Ashram, einer der größten in Indien, ist auf hügeligem Gelände oberhalb der heiligen Ganga angelegt und umfaßt zahlreiche Tempel, Yoga- und Meditationshallen sowie Nebengebäude, die Yoga Vedanta Forest Academy, eine eigene Druckerei, eine Bibliothek, ein Krankenhaus und Unterkünfte für die Swamis (Mönche), Mitarbeiter und Gäste. Unter den 120 Swamis, die hier leben, befinden sich auch noch einstige Schüler Sivanandas, die eine hohe Bewußtseinsebene erreicht haben.
Von der Anhöhe bietet sich ein malerischer Blick auf den Ganges, die Hängebrücke und die auf dem gegenüberliegenden Ufer gelegenen zahlreichen anderen Ashrams.
Das ganze Gelände ist gepflastert bzw. asphaltiert und macht einen sehr sauberen und gepflegten Eindruck. Die Atmosphäre hier ist sehr friedlich und getragen und die positive Energie ist überall zu spüren. Die Swamis in orangefarbene Tücher gehüllt, die Brahmacharis in weiß und alle anderen Menschen, denen man hier begegnet, strahlen viel Ruhe und Gelassenheit aus. Der hier übliche Gruß „Hari Om“ wird von den meisten mit einem freundlichen Lächeln erwidert.
An unserem Ankunftstag bekamen wir dann noch ein Abendessen in einem speziell für uns zur Verfügung gestellten Speisesaal, mit Tischen und Stühlen ausgestattet. Alle anderen Bewohner und Gäste bekamen ihre Mahlzeiten in einem großen Eßsaal auf dem Boden sitzend serviert. Das Essen für uns war einfach aber sehr schmackhaft, nur mild gewürzt und sehr bekömmlich. Es wurde von liebenswürdigen jungen Brahmacharis und Helfern gekocht und serviert. Unser erster Tag klang dann mit dem Abendsatsang aus und nach 36 Stunden ohne Schlaf fielen wir todmüde ins Bett. Letztere waren die Utensilien, die aus Wasserspargründen als Dusche dienten. Nach ein bißchen Üben gewöhnten wir uns daran. Für die nächsten zwei Wochen waren wir hier gut untergebracht. Nun mußten noch einige Formalitäten bei der Ashram-Rezeption erledigt werden.
De Sivananda Ashram, einer der größten iIm Sivananda Ashram am Fuß des Himalaya
Nach einer herzlichen Begrüßung durch Shri Karthikeyan, der für unsere Gruppe alles vorbildlich organisiert hatte, und nach dem Abladen unseres Gepäcks bekamen wir unsere Zimmer zugewiesen, die alle im gleichen Haus, dem Ishwari Bhawan, lagen. Der Eingang des vierstöckigen Flachbaus war mit einem Scherengitter gegen die auf dem Ashramgelände lebenden Affenfamilien gesichert und seine Fenster mit Fliegengittern versehen. Unser geräumiges Zimmer war mit zwei Betten, zwei Stühlen, einem Tisch und einem in die Wand eingebauten Regal ausgestattet. Ein Vorraum mit Spülbecken, der wohl als Küche dienen könnte, gehörte ebenso zu unserer Unterkunft wie ein Bad mit Waschbecken, Toilette und zwei großen Eimern und zwei Plastikbechern. Letztere waren die Utensilien, die aus Wasserspargründen als Dusche dienten. Nach ein bißchen Üben gewöhnten wir uns daran. Für die nächsten zwei Wochen waren wir hier gut untergebracht. Nun mußten noch einige Formalitäten bei der Ashram-Rezeption erledigt werden.
De Sivananda Ashram, einer der größten in Indien, ist auf hügeligem Gelände oberhalb der heiligen Ganga angelegt und umfaßt zahlreiche Tempel, Yoga- und Meditationshallen sowie Nebengebäude, die Yoga Vedanta Forest Academy, eine eigene Druckerei, eine Bibliothek, ein Krankenhaus und Unterkünfte für die Swamis (Mönche), Mitarbeiter und Gäste. Unter den 120 Swamis, die hier leben, befinden sich auch noch einstige Schüler Sivanandas, die eine hohe Bewußtseinsebene erreicht haben.
Von der Anhöhe bietet sich ein malerischer Blick auf den Ganges, die Hängebrücke und die auf dem gegenüberliegenden Ufer gelegenen zahlreichen anderen Ashrams.
Das ganze Gelände ist gepflastert bzw. asphaltiert und macht einen sehr sauberen und gepflegten Eindruck. Die Atmosphäre hier ist sehr friedlich und getragen und die positive Energie ist überall zu spüren. Die Swamis in orangefarbene Tücher gehüllt, die Brahmacharis in weiß und alle anderen Menschen, denen man hier begegnet, strahlen viel Ruhe und Gelassenheit aus. Der hier übliche Gruß „Hari Om“ wird von den meisten mit einem freundlichen Lächeln erwidert.
An unserem Ankunftstag bekamen wir dann noch ein Abendessen in einem speziell für uns zur Verfügung gestellten Speisesaal, mit Tischen und Stühlen ausgestattet. Alle anderen Bewohner und Gäste bekamen ihre Mahlzeiten in einem großen Eßsaal auf dem Boden sitzend serviert. Das Essen für uns war einfach aber sehr schmackhaft, nur mild gewürzt und sehr bekömmlich. Es wurde von liebenswürdigen jungen Brahmacharis und Helfern gekocht und serviert. Unser erster Tag klang dann mit dem Abendsatsang aus und nach 36 Stunden ohne Schlaf fielen wir todmüde ins Bett. n Indien, ist auf hügeligem Gelände oberhalb der heiligen Ganga angelegt und umfaßt zahlreiche Tempel, Yoga- und Meditationshallen sowie Nebengebäude, die Yoga Vedanta Forest Academy, eine eigene Druckerei, eine Bibliothek, ein Krankenhaus und Unterkünfte für die Swamis (Mönche), Mitarbeiter und Gäste. Unter den 120 Swamis, die hier leben, befinden sich auch noch einstige Schüler Sivanandas, die eine hohe Bewußtseinsebene erreicht haben.
Von der Anhöhe bietet sich ein malerischer Blick auf den Ganges, die Hängebrücke und die auf dem gegenüberliegenden Ufer gelegenen zahlreichen anderen Ashrams.
Das ganze Gelände ist gepflastert bzw. asphaltiert und macht einen sehr sauberen und gepflegten Eindruck. Die Atmosphäre hier ist sehr friedlich und getragen und die positive Energie ist überall zu spüren. Die Swamis in orangefarbene Tücher gehüllt, die Brahmacharis in weiß und alle anderen Menschen, denen man hier begegnet, strahlen viel Ruhe und Gelassenheit aus. Der hier übliche Gruß „Hari Om“ wird von den meisten mit einem freundlichen Lächeln erwidert. Im Sivananda Ashram am Fuß des Himalaya
Nach einer herzlichen Begrüßung durch Shri Karthikeyan, der für unsere Gruppe alles vorbildlich organisiert hatte, und nach dem Abladen unseres Gepäcks bekamen wir unsere Zimmer zugewiesen, die alle im gleichen Haus, dem Ishwari Bhawan, lagen. Der Eingang des vierstöckigen Flachbaus war mit einem Scherengitter gegen die auf dem Ashramgelände lebenden Affenfamilien gesichert und seine Fenster mit Fliegengittern versehen. Unser geräumiges Zimmer war mit zwei Betten, zwei Stühlen, einem Tisch und einem in die Wand eingebauten Regal ausgestattet. Ein Vorraum mit Spülbecken, der wohl als Küche dienen könnte, gehörte ebenso zu unserer Unterkunft wie ein Bad mit Waschbecken, Toilette und zwei großen Eimern und zwei Plastikbechern. Letztere waren die Utensilien, die aus Wasserspargründen als Dusche dienten. Nach ein bißchen Üben gewöhnten wir uns daran. Für die nächsten zwei Wochen waren wir hier gut untergebracht. Nun mußten noch einige Formalitäten bei der Ashram-Rezeption erledigt werden.
De Sivananda Ashram, einer der größten in Indien, ist auf hügeligem Gelände oberhalb der heiligen Ganga angelegt und umfaßt zahlreiche Tempel, Yoga- und Meditationshallen sowie Nebengebäude, die Yoga Vedanta Forest Academy, eine eigene Druckerei, eine Bibliothek, ein Krankenhaus und Unterkünfte für die Swamis (Mönche), Mitarbeiter und Gäste. Unter den 120 Swamis, die hier leben, befinden sich auch noch einstige Schüler Sivanandas, die eine hohe Bewußtseinsebene erreicht haben.
Von der Anhöhe bietet sich ein malerischer Blick auf den Ganges, die Hängebrücke und die auf dem gegenüberliegenden Ufer gelegenen zahlreichen anderen Ashrams.
Das ganze Gelände ist gepflastert bzw. asphaltiert und macht einen sehr sauberen und gepflegten Eindruck. Die Atmosphäre hier ist sehr friedlich und getragen und die positive Energie ist überall zu spüren. Die Swamis in orangefarbene Tücher gehüllt, die Brahmacharis in weiß und alle anderen Menschen, denen man hier begegnet, strahlen viel Ruhe und Gelassenheit aus. Der hier übliche Gruß „Hari Om“ wird von den meisten mit einem freundlichen Lächeln erwidert.
An unserem Ankunftstag bekamen wir dann noch ein Abendessen in einem speziell für uns zur Verfügung gestellten Speisesaal, mit Tischen und Stühlen ausgestattet. Alle anderen Bewohner und Gäste bekamen ihre Mahlzeiten in einem großen Eßsaal auf dem Boden sitzend serviert. Das Essen für uns war einfach aber sehr schmackhaft, nur mild gewürzt und sehr bekömmlich. Es wurde von liebenswürdigen jungen Brahmacharis und Helfern gekocht und serviert. Unser erster Tag klang dann mit dem Abendsatsang aus und nach 36 Stunden ohne Schlaf fielen wir todmüde ins Bett. An unserem Ankunftstag bekamen wir dann noch ein Abendessen in einem speziell für uns zur Verfügung gestellten Speisesaal, mit Tischen und Stühlen ausgestattet. Alle anderen Bewohner und Gäste bekamen ihre Mahlzeiten in einem großen Eßsaal auf dem Boden sitzend serviert. Das Essen für uns war einfach aber sehr schmackhaft, nur mild gewürzt und sehr bekömmlich. Es wurde von liebenswürdigen jungen Brahmacharis und Helfern gekocht und serviert. Unser erster Tag klang dann mit dem Abendsatsang aus und nach 36 Stunden ohne Schlaf fielen wir todmüde ins Bett.
Reisebericht Sivananda Ashram Nordindien - von Monika Möller
5.-23. Oktober 2003
Auch wenn man Indien schon erlebt hat, ist man wie gebannt von der fremdartigen Welt, betritt man den indischen Boden in Delhi. Die Sonne geht gerade auf, als unsere Gruppe (Keshava, Heidi, Prisca, Manuela, Christiane, Werner, Susanne F., Cornelia D., Sabine, Cornelia S., Rebecca, Otto, Saraswati, Anna, Susanne P. und Monika) – müde nach durchwachter Nacht und Zeitverschiebung – per Bus Richtung Himalaya im Norden startet. Für etwa 240 km brauchen wir mehr als 8 Stunden, denn in Indien sind auf dem „Highway“ außer Motorfahrzeugen auch Ochsenkarren, Fahrräder, Kühe und vor allem zahlreiche Fußgänger unterwegs. Viele Fahrzeuge sind mehr als voll beladen, manchmal sitzen hoch oben auf den Lasten noch Menschen.
Vorbei an der großen Siva-Statue in Haridwar am Ganges geht es nach Rishikesh zum Sivananda-Ashram. Wir beziehen unsere Zimmer und sind zufrieden mit der Ausstattung: fließendes Wasser, saubere Toiletten, harte Betten und Gitter vor den Fenstern, dass die überall herumturnenden Affen nicht in unsere Zimmer kommen können, der Gecko an der Wand stört uns weniger.
Unser „watchman“ heißt uns mit Tee und Imbiss willkommen, dann machen wir Erkundungsgänge, finden den Weg zum Fluss hinunter und haben einen ersten Überblick über das große Ashramgelände mit vielen Gebäuden. Weitere Mitglieder unserer Gruppe sind bereits hier: Michael, unser Übersetzer, Andreas, Gabriele und Albert, Brigitte kommt zwei Tage später nach. Alle Tage, die wir hier verbringen werden, beginnen früh: 5 Uhr ist Meditation. Das Aufstehen fällt hier – in der spirituell interessierten Gruppe – leichter als erwartet. Frühmorgens weht ein kühler Wind von den Bergen des Himalaya, im Laufe des Tages wird es dann immer sommerlich heiß. Jeden Tag ist der Himmel strahlend blau und die Nacht klar mit Mond, Sternen und in diesem Sommer und Herbst mit gut sichtbarem Mars.
Nach unserer Morgenmeditation ist jeden Tag eine Puja, zu der wir jeweils zu zweit eingeladen sind. Besonders eindrucksvoll ist der große Leuchter mit 108 Lichtern, wenn er umhergetragen wird, dazu das intensive Glockengeläute am Ende der Zeremonie. An einem Tag ist für unsere Gruppe eine feierliche Homa. Die Mahlzeiten bekommen wir dreimal am Tag, werden – an Tischen sitzend – sehr freundlich bedient. Das Essen ist schmackhaft und bekömmlich und besteht meist aus Reis, Gemüse und Obst.
Am Vormittag sind wir in der Vedanta Forest Academy auf dem Ashramgelände, und können dem Vortrag eines der Swamis zuhören und haben anschließend Yogastunde. Alle Vorträge sind überaus gehaltvoll und bedeuten für uns Denkimpulse. Unsere Fragen werden beantwortet. Im Vordergrund hier im Ashram steht das Bhakti Yoga.
Am Nachmittag ist für unsere Gruppe in der Regel kein Programm, aber es gibt vielfältige Möglichkeiten der Beschäftigung: Wir können am Ganges laufen, z. B. bis Lakshman Thula, wo eine „German bakery“ ist, Tee trinken, Kuchen essen und den Blick über Fluss und Berge genießen. Eine weitere Möglichkeit ist ein Bad im Fluss, es gibt sogar Sandstrand. Wir gehen mit unseren Kleidern ins Wasser, wie das bei den indischen Frauen üblich ist. Händler bieten viele attraktive Dinge an: Malas, Statuen, Schmuck, Steine, Saris, Tücher, Decken, Bücher, CD’ s und vieles mehr, da sind wir natürlich alle immer wieder in Versuchung etwas zu kaufen. Wir können auch andere Ashrams besuchen, Ayurveda-Institute, Massagepraxen und Yogaschulen.
Am und im Sivananda-Haus können wir meditieren, ebenso auf der anderen Seite des Ganges. Der jetzige Leiter Swami Jivanmuktananda bietet nachmittags eine Meditationsstunde in seinem Zimmer an. Auch die Teilnahme am Sanskrit-Unterricht ist möglich, und nachmittags gibt es eine Yogastunde in der Yoga Hall am Fluss.
Abends ist Satsang: Junge Mönche rezitieren Slokas, es wird gesungen, Swamis sprechen, manchmal auch in Hindi, da können wir Geduld praktizieren.
Mit unserer Gruppe machen wir einige Ausflüge. Einmal zur Vashishta-Höhle den Ganges aufwärts. Als wir nach der Meditation vor der Höhle zusammen sitzen, kommen „heilige“ Rinder und fressen die Blumen aus den Vasen. Der „watchman“ schläft tief. Ein anderer Ausflug geht zu einem Devi Tempel hoch in den Bergen, wo wir eine phantastische Aussicht auf die Bergwelt des Himalaya genießen können. An einem anderen Tag fahren wir mit Taxen hoch in die Berge und machen eine Wanderung zu einer weiteren Höhle. In Haridwar besuchen wir Tempel, u. a. den der Anandamayi Ma und nehmen am großen Arati teil.
Auf der Rückfahrt erwartet uns in Delhi noch ein besonderes Highlight: Wir besuchen Swami Nityananda in seinem Ashram, einer Schule, in der viele Kinder aus den Slums unterrichtet werden. Obwohl eine Voranmeldung nicht zustande kommt, werden wir herzlich empfangen und können außerdem ein paar Stunden ausruhen. Der Swami begleitet uns zum Flughafen und umarmt jeden von uns liebevoll zum Abschied. Es war eine lohnenswerte Reise mit vielen Eindrücken, die nachhaltige Wirkung auf uns haben werden.
Reisebericht von Monika Möller, 53819 Neunkirchen-Seelscheid
Shakti-Shiva Pilgerreise durch Südindien
- von Manamohini Simone Hug 22.01.-09.02.2004
Angekommen am Flughafen in Madras (tamilischer Name Chennai), begrüssten uns die beiden Swamis Saradananda und Siva Sankari, eine indische Yogalehrerin, mit einer Blumengirlande und einer Süßigkeit. Wir stiegen in einen Reisebus, der uns ab jetzt überallhin bringen sollte und fuhren durch Chennai. Unterwegs tat sich eine neue Welt, Indien, auf: vierspuriger Linksverkehr, lautes Gehupe, freilaufende Kühe auf den Strassen und Ochsengespanne mit schweren Lasten, Frauen zu Fuß in bunten Saris, mit Säcken beladene Fahrräder, LKWs mit Lakshmi- oder Krishna-Aufdruck, Kinoposter mit Shivabildern, Häuser mit aus Stroh geflochtenen Dächern, Schulen bewacht von Götterstatuen am Eingang. Dazu eine trockene Hitze.
Palmenblattteller, Devi Homa und die Hindernisse auf Pilgerreise
Angekommen im Kshetropasna Ashram, der sowohl eine ayurvedische Klinik als auch ein Altenheim betreibt, wurden wir mit südindischem Essen empfangen. In einem Speiseraum bedienten uns Frauen und Männer, legten vor alle ein Palmenblatt und nachdem das Blatt mit Wasser besprenkelt und abgewischt war, wurde darauf eine Portion Reis, scharfe Soße, Gemüse und Chapatis gelegt. Die rechten Hand als Eßwerkzeug benutzend, aßen und tranken wir das scharfe, aber köstliche Mahl und die danach gereichte Gemüsebrühe und die Buttermilch. Diese Art des Essens sollte uns während unseres Aufenthaltes ständig begleiten.
Am Nachmittag wurde im Ashram eine Devi Homa durchgeführt, ein schöner Anfang unserer Shakti-Pilgerreise: 108 Frauen führten ein Feuerritual für die Göttin aus, junge und alte Frauen, alle in rotorangenen Saris gekleidet saßen in Reihen. Mit einem großen Abendessen für die Frauen, ihre Familien und uns endete das Ritual.
Zum Satsang trafen wir uns als Gruppe, rezitierten die Durgamantren, und Swami Saradananda begrüßte uns alle mit einem Vortrag über Pilgerreisen und die Hindernisse, die dabei auftreten können. Mit einer Pilgerreise, so Saradananda, verpflanzen wir uns von einem Ort zu einem anderen, und durch diese veränderten Lebensumstände können Unreinheiten hochkommen, die sich sonst hinter dem normalen Alltagsleben verstecken. Durch das Verrücken von Deutschland nach Indien kommt innerer Schmutz an die Oberfläche. Wie jemand, der immer nur halbherzig seine Zimmer putzt und dann bei einem Großputz erschrocken über den Dreck ist, der sich unter den Möbeln angesammelt hat, so reagieren viele Pilgerreisende auf dieses „Verrücken“ mit geistigen Unreinheiten wie Angst, Sorgen und Wut, da der menschliche Geist es schwer findet, mit den Hindernissen, die Indien mit sich bringt, umzugehen. Dies zeigte sich beim weiteren Verlauf der Reise, wir hatten wohl alle mit dem „inneren Hausputz“ emotional gut zu tun. Chandika-Homa und Seidenweberei
Für den folgenden Tag wurde nach dem Satsang und der Yogastunde eine Chandika Homa mit fünf Brahmanenpriestern durchgeführt. Dies ist eine sehr mächtige Feuerzeremonie für die Göttin Durga (sie nimmt alle Negativität hinweg), die in einer Freilufthalle zelebriert wurde. Die Ritualgaben an Durga waren all das, was Frauen mögen: Kokosnüsse, Blumen, Spielzeug, Granatäpfel, Bananen, gekochter süßer Reis und Saristoffe wurden um eine Feuerstelle herum aufgebaut, eine Pyramide aus Blumen stand neben der Feuerstelle und die Zeremonie, die wir die ganze Zeit verfolgten, begann. Ein Ehepaar war Teil der Zeremonie (Symbol für Gott und Göttin) und die Frau gab als erste offene Kokosnüsse ins Feuer. Danach begannen die Priester mit der Rezitation der 13 Verse, wobei alle unterschiedliche Aufgaben übernahmen. Die Nahrungsmittel und alles andere sind Geschenke an die Göttin, die durch das Verbrennen im Feuer für die Göttin zugänglich werden. Am Ende der Zeremonie wurden ein Sari geopfert, und dazugekommene Ehepaare, auch die spirituelle Führerin und Ashramleiterin, Professorin Prema Panduranji kam, um diesem Abschlussritual beizuwohnen. Nancy, eine ältere Amerikanerin und Pilgerreisemitglied unserer Gruppe und Savita, unsere Reiseführerin für die anstehenden zwei Tage kamen während des Rituals dazu. Es war ein sehr starkes eindrucksvolles Ritual und versorgte uns als Pilgerreisende mit der mächtigen Kraft der Göttin.
Am Nachmittag fuhren wir nach Kanchipuram, die Stadt in der die besten Seidenstoffe der Welt hergestellt werden. Hier besuchten wir eine der vielen kleinen Webereien, in denen Seidensaris von Hand an Webstühlen gewebt werden und ein Mitarbeiter erläuterte die einzelnen, sehr komplexen Handgriffe. Danach ermöglichte uns Savita in einem Geschäft Saris aus Seide zu kaufen und uns auch von einem anwesenden Schneider mit den gekauften Seidenstoffen Sarioberteile oder Punjabis auf den Leib schneidern lassen, was auch viele von uns gerne nutzten. Die geschneiderten Teile erreichten uns am nächsten Morgen, die angemessene Kleidung für unseren Aufenthalt in den Tempeln, in denen wir nur bekleidet mit Sari oder Punjabi zum Hauptschrein vorgelassen wurden. Nach den Einkauf besuchten wir noch den Shivatempel in Kanchipuram, an dessen Eingang uns ein Tempelelefant begrüßte und ließen den Abend im Ashram mit klassischer indischer Musik, „karnatische Musik“ genannt, die von Seeta Narayan mit Erklärungen erläutert wurde, ausklingen.
Tempeltag in Mylapore, Chennai und eine Einführung in den Bharata Natyam Tanz
Frühmorgens fuhren wir mit Savita in die Altstadt von Chennai, namens Mylapore, und besuchten zuerst mit der kundigen Führung eines Historikers eine christliche Kirche, „Kirche des Lichts“ genannt, die portugiesische Seefahrer aus Dank für das Überleben nach einem Schiffbruch vor der Küste dort gebaut hatten. Dann ging es weiter mit Fahrradrikschas zum Shivatempel, in dem Shiva als bettelnder Mönch mit einer Bettelschale aus einem Schädel (deshalb Kapalheshwaratempel genannt) dargestellt ist. Im Hauptaltar wird Shiva in Form eines großen Shivalingam verehrt und Parvati als Pfauenhenne, in die Shiva sie verwandelt hatte, weil sie, statt ihm ihre Aufmerksamkeit zu schenken, einen tanzenden Pfau bewundert hatte. Nach intensivem Sadhana in Mylapore wurde sie zurückverwandelt. Wir umrundeten den Haupttempel dreimal (Parikrama) aufrecht und langsam und konnten dann im Haupttempel dem Arati beiwohnen.
Der Priester gab uns die heiligen Aschen Shivas, womit wir uns drei Streifen auf die Stirn und an die Kehle machten und das Kumkumpulver der Devi, welches wir als Punkt auf das dritte Auge auftrugen. Durch das Menschengewimmel von Mylapore ging die Reise weiter zum Vishnutempel, ein V aus Asche auf der Stirn mit einer roten Flamme darin war das Zeichen der dortigen Priester und der Vishnuanhänger.
Anschließend frühstückten wir in einem idyllischen Hinterhof, sahen eine typische Wohnung im Madrasstil, die für Filmzwecke oft vermietet wurde und besuchten einen Parvatitempel, in dem nicht wie sonst üblich Brahmanenpriestern die Rituale ausführten, sondern anderen Kastenangehörigen, die für ihre Rituale auch Tamil und nicht Sanskrit benutzten, dies erinnerte mich an die Reformationsbewegung mit Luther, der auch die Bibel auf Deutsch übersetzte, um sie dem Volk zugänglich zu machen. Parvati wurde hier vor allem verehrt, um Krankheiten zu heilen und die Fruchtbarkeit der Frauen zu fördern.
Dazu gaben die Menschen als Opfer Eier und Milch auf einen Baum, in dem die Schlange als Symbol der Göttin wohnen sollte. Bei der großen St. Thomas Kathedrale, unter der die Gebeine des Apostels Thomas liegen sollen, der nach Indien gereist war, um die Lehre Christis dort zu verbreiten, endete die Rikshaführung durch den alten Stadtkern von Chennai. Der Math (Ashram) von Ramakrishna war unser nächstes Ziel. Der Hauptpriester des Tempels stellte sich zur Verfügung, um uns Fragen über Ramakrishna, seiner Frau Saradadevi und seinem Schüler Vivekananda zu beantworten. Für eine kurze Zeit meditierten wir im Tempel und machten uns dann auf mit Savita Souvenirs und indische Kleidung zu kaufen. Ein Essen besonderer Art erwartete uns danach in einem luxuriösen Restaurant, das ein Schüler von Swami Sivananda zu karitativen Zwecken führt und in dem alle Bediensteten Karma Yogis sind. Die Einrichtung war sehr geschmackvoll, und das Essen mit mehreren Gängen nährte und entspannte uns auf allen Ebenen. Wieder unterwegs, hielten wir bei einer Priesterin, die in ihrem kleinen Tempel lebte und jeder von uns eine Weissagung machte.
Erfüllt von diesem Erlebnis kamen wir an dem küstennah gelegenen Tempel an und besuchten dort die Tempel der acht Aspekte der Lakshmi: der Göttin des Wohlstandes, die der Menschheit dient, Nahrung schafft, Kraft und Stärke erzeugt, die Tochter des Ozeans ist, die für gesunde Kinder sorgt, die sich für den Sieg im Inneren und Äußeren einsetzt , die wohltätig ist, die Erziehung und Bildung schafft. Letztendlich ist es die eine Kraft Adishakti, die unveränderliche, immer bestehende ewige Wahrheit, die wir in verschiedenen Formen verehrten. Weiter gings in die Tanzschule der Bharatanatyam- und Kuchipudi-Tänzerin Sailaya, die uns mit ihrer Schülerin den klassischen indische Tanz zeigten. Der in Südindien beheimatete Bharatanatyam mit seinen unzähligen Hand- und Fußgesten ist, so Sailaya, der Ursprung aller anderen Tanzformen Indiens. Er ist ein Ausdruck tiefen Gefühls, eine Medium der Gottverehrung und dient der Erhebung der Seele. Jede Geste, jede Bewegung , jede Blickbewegung der Tänzerin hat eine Bedeutung und so erzählt der Tanz eine Geschichte. Tiruvanamalai, Arunanchala und Ramana Maharishi
Nach Tiruvanamalai gings dann am nächsten Morgen. In diesem heiligen Ort lebte und meditierte Yogi Ramana Maharishi sowohl im Tempel als auch in Höhlen auf dem Arunanchala, hier erreichte er die Erleuchtung. Wir besuchten seinen Ashram, wo wir bei einem Chant das von ihm überlieferte Lied Arunanchala Shiva hören und auch einer Lesung aus der Bhagavadgita beiwohnen konnten. Der Berg Arunachala, der hoch über den Dächern von Tiruvanamalai ragt, wird als eine Form des Shiva verehrt. So wie der Berg, symbolisiert auch der Shivalingam durch seine Form die Formlosigkeit Shivas.
Früh am Morgen trafen wir uns mit einem indischen Sivananda-Yogalehrer auf einem Flachdach, praktizierten dort begleitet vom Sonnenaufgang Yoga und gingen dann schweigend in einer Gehmeditation um den Arunanchala. Der Besuch des großen Shivatempelkomplexes mit hohen Gopurams (Tempeltore zu jeder Himmelsrichtung zeigend) am Abend ließ uns den Linga von Shiva in Form des Feuerelements verehren; der Ort, an dem Ramana Maharishi eine Zeit land meditierte, wurde zu unserem Meditationsort. Den Morgen darauf bestiegen wir den Arunanchala, massierten die Form Gott Shivas mit unseren Füßen, und meditierten in den Höhlen, die Ramana Maharishi bewohnt hatte. Beim Abstieg wurde ein diebischer Affe von Natalja gerade noch davon abgehalten unsere Obstvorräte zu vertilgen, er hatte ihr die Obsttüte entrissen und trollte sich nach etwas Hin- und Hergezerre, mit einer Papaya auf einen Baum.
Nataraja Tempel in Chidambaram und Tanjore
Der Sabhanayaka-Nataraja-Tempel, in dem Shiva als der tanzende Nataraja verehrt wird, war unser nächstes Reiseziel, hier kamen wir abends an. In Chidambaram (Chid = menschliches Bewusstsein und Denken und ambaram = Weite des Himmels, das sich ausdehnende Bewusstsein) wird sowohl die Darstellung des tanzenden Shivas (ein Bein in der Luft und vier Arme) und der Shivalingam des Äthers als Zeichen des Shivas verehrt, wie uns ein Natarajaverehrer, ein Architekt aus Australien erklärte, der jedes Jahr nach Chidambaram fuhr, um sein Sadhana zu absolvieren. Während des Aratis wurden von den Priestern, die einen Haarknoten auf den Vorderkopf tragen und Dikshitars genannt werden, und den Umstehenden, mit Zimbeln und Trommeln das Ritual begleitet. Es war ein beeindruckendes Erlebnis.
Ein Dikshitar lud unsere Gruppe ein, dem Geburtstagsfest seines Vaters, eines Vedenlehrers, der 60 wurde, beizuwohnen. Viele seiner ehemaligen Schüler saßen in vier verschiedenen Gruppen zusammen und rezitierten verschiedene Teile der Veden. Wir verfolgten diese ungewöhnliche Art einer Geburtstagsfeier eine Zeit lang und wurden schließlich in einen Raum über dem Wohnzimmer geführt, wo wir ein gutes Abendessen, namens Pongal, serviert bekamen. Am nächsten Morgen fuhren wir nach Tanjore, eine sehr alte Stadt, die Hauptstadt der Choladynastie war und vom 9. bis zum 13. Jahrhundert einen Großteil Südindiens und Sri Lankas kontrollierte. Am Nachmittag besuchten wir die Kunstschule der Tanjore-Malerei , deren Kunstform schon sehr alt ist und deren Hauptmotive hinduistische Göttinnen und Götter sind. Wir konnten zusehen, wie die Bilder hergestellt wurden. Eine sehr meditative Art und Weise, mit Pflanzenfarben die Motive zu gestalten und dann mit Halbedelsteinen und Blattgold zu verzieren. Nach einer Yogastunde im Hotel besuchten wir am Abend den über 1000 Jahre alten Brihadeeswara-Tempel, dessen Turm über dem Altar sehr viel höher ist als die Gopurams an den Eingängen, da der darin verehrte Mahalinga 3,5m hoch und damit der höchste Tempel in Südindien ist. Auch steht hier der zweitgrößte Nandi (Reitbulle des Shiva, der aus einem Stein gehauen 25 Tonnen wiegt. Ein Abendessen in einem indischen Restaurant beschloss den Abend. Der nächste Morgen begann mit einem Satsang, darauf folgte eine Yogastunde mit Swami Siva Shankari und danach ein Besuch im Palast von Tanjore, der jetzt als Museum genutzt wird. Ein freier Nachmittag ließ Zeit, einzukaufen oder sich auszuruhen. In einem wunderschönen Restaurant, begleitet von einem Sitarkonzert, ließen wir den Abend mit einem köstlichen indischen Büffet, einer großen Auswahl südindischer Gerichte, ausklingen. Rameshwaram: die Reinigung von allen Sünden Zu einem der vier heiligsten Orte Indiens führte uns die Reise am nächsten Tag: Rameshwaram, der Ort, an dem Rama Buße dafür tat, dass er den Dämon Ravana bei der Befreiung seiner Frau Sita aus Sri Lanka getötet hatte. Nach unserer Ankunft in einem idyllischen Hotel direkt am Meer praktizierten wir Yoga, aßen zu Abend und meditierten dann am Strand. Frühmorgens, kurz vor Sonnenaufgang, kehrten wir an den Strand zurück, alle in Saris und Punjabis gekleidet und bereiteten uns bei einem von einem Brahmanen geleiteten Ritual am Strand auf die heiligen Waschungen vor, die im Tempel auf uns warteten. Das Meer ist hier ein heiliger Badeort, von dem geglaubt wird, er wasche alle Sünden hinweg. Wir tauchten während des Rituals entweder unsere Hände ins Wasser und gaben Wasser auf unseren Kopf oder aber manche von uns stiegen auch vollständig bekleidet ins Meer, wie uns dies die indischen Pilger vormachten. Der Priester sagte, wir sollten innerlich beschließen, all unsere Sünden abzugeben.
Dann wanderten wir zum Ramanathaswami-Tempel, der umgeben war von einem Korridor aus Brunnen und Becken, vor denen wir uns jeweils mit anderen indischen PilgerInnen in Schlangen aufstellten und uns jeweils mit einem Eimer Wasser aus den 22 Quellen, mit salzigem und süßem, kaltem und warmem Wasser übergießen ließen. Die Brunnen hatten Namen wie: Mahalakshmi, Savitri, Gayatri, Saraswati etc.. Nachdem wir uns etwas getrocknet hatten, betraten wir den Haupttempel und sahen die beiden Shivalingas, den einen den Sita aus Sand gebaut hatte, um Rama bei der Buße zu helfen und der Linga, den Hanuman vom Kailash hierher geholt hatte. Wir frühstückten so gereinigt von allen Sünden und nachdem wir uns umgezogen und gepackt hatten, fuhren wir mit Ponywagen zum Gandhamadhana Parvatham, einem Tempel der auf einem kleinen Hügel liegt und der nach der Überlieferung der Ausgangspunkt war, von dem aus Rama seinen Feldzug gegen Ravana geplant hat und Hanuman den Sprung nach Sri Lanka tat.
Madurai: Besuch bei der „Fischäugigen“
Am Nachmittag fuhren wir zurück ins Landesinnere nach Madurai, der zweitgrößten Stadt Tamil Nadus. In einem schönen Hotel in der Stadt wohnten wir und aßen in einem schönen Dachlokal zu Abend. Hier trafen wir Ruth, eine fröhliche Frau, die eine ehemalige Mithelferin aus dem Haus Yoga Vidya im Westerwald war und die in Madurai lebt. Abends gingen wir zum wunderschönen Tempel der Göttin Meenakshi, der Fischäugigen. Sie wird so genannt, weil sie wie die Fischmutter nur auf ihren Laich sehen muss, um ihn zu beleben und nur ihre Augen auf ihre VerehrerInnen zu werfen braucht, um ihr spirituelles Leben lebendig zu machen. Meenakshi, die einen Papagei und einen Blumenstrauß in Händen hält, ist die Schwester von Vishnu und die Braut von Lord Sundeswara, der eine Inkarnation Shivas ist. Im Tempel befindet sich ein großer Seerosenteich, eine Halle mit ca. 1000 Säulen und die große Hochzeitshalle, in der jährlich die Hochzeit von Meenakshi und Lord Sundeswara gefeiert wird. Am anschließenden freien Nachmittag konnten wir die wunderbaren Einkaufsmöglichkeiten um den Tempel herum nutzen: Dort kann man sowohl Seidenstoffe als auch andere Handarbeitsläden finden, um dort Souvenirs zu erstehen. Am Abend konnten wir unter der Führung einer indischen Architektin den Tempel von Subramanya, dem Sohn von Shiva und Parvati und Bruder von Ganesha besuchen, anschließend wurden wir noch auf einen Chai von der indischen Führerin nach Hause eingeladen, wo sie uns ihre Familie vorstellte. Ein Essen in einem Straßenlokal beendete das Tagesprogramm.
Am frühen Morgen spazierten wir zum Ramana Maharshi Geburtshaus und meditierten dort. Außerhalb Madurais besuchten wir dann die Sivananda Hatha-Yogaschule von Yogi Rama Linga, der gerade seine siebentägige Meditation für den Weltfrieden abgeschlossen hatte, und uns voller Lebensfreude empfing. Während seine Kinder uns fortgeschrittenen Asanas vorführten, sprach er über die Wichtigkeit von Asanas und Meditation und die Freude, die dadurch entsteht. Nach einem Satsang ging unsere Fahrt weiter. Srivilliputur: Andal und Uma
Mittags erreichten wir Srivilliputur, eine ruhige Stadt mit bunt angestrichenen Häusern: grün, rosa, blau und gelb. Am Hotel angekommen wurden wir gleich von Uma, einer strahlenden jungen Frau empfangen, die uns am Abend ein Konzert mit den Liedern von Andal singen sollte. Vorher aber lud sie uns zu sich nach Hause zum Essen ein, dort setzten wir uns in Reihen an die Wand und bekamen sehr gut und reichlich zu essen. Danach setzten wir uns mit Uma in einen kleinen Straßentempel, den die Nachbarschaft gebaut hatte und in der alle Wände mit Götter- und Göttinnenbildern geschmückt waren. Wir chanteten einige Bhajans mit Uma, was uns freute und die Nachbarn von Uma erstaunte. Nach dem Essen ruhten wir uns im Hotel aus und machten uns dann auf den Weg zum Sri Andal Tempel, der neben dem großen Vatapatrasayee Temple, einem Vishnutempel, liegt. Wir betraten den Sri Andal Tempel und trafen dort eine Bekannte von Uma, die uns durch den Tempel führte. Andal war wie ihr Vater Vishnuchittar eine heilige Poetin der tamilischen Tradition. Ihre Liebe zu Krishna ließ sie 15 Lieder komponieren, und schließlich wurde sie mit Krishna eins. Andal wird auch Godadevi genannt und als Inkarnation von Lakshmi, der Göttin des Glücks und des Wohlstandes betrachtet, sie wird auch als Bhoodevi, die Göttin der Erde angesehen. Der Gopuram von Sri Andals Tempel ist 60 Meter hoch, sehr bunt bemalt und der zweithöchste in Tamil Nadu.
Nach dem Tempelbesuch gingen wir in eine Halle vor dem Tempel, in der uns Uma mit ihren Musikern bereits erwartete. Ein stimmungsvoller Abend begann, indem sie für uns und andere Besucher Andals Lieder sang. Am Ende lud uns Uma noch einmal zu sich nach Hause ein, wo wir ein zweites Mal an diesem Tag wunderbares Essen serviert bekamen und uns noch lange mit den Kindern und Frauen aus der Nachbarschaft unterhielten. Am Morgen darauf besuchten einige nochmals die Morgenzeremonie im Andaltempel und im Vishnutempel, dessen Statue so groß ist, dass man sie nur von drei Türen aus vollständig betrachten kann. Kanya Kumari Zum südlichsten Teil von Indien, Kanya Kumari, setzten wir unsere Fahrt fort. Er wird als heiliger Badeort betrachtet. Am Vivekananda Ashram kamen wir am Nachmittag an und fuhren weiter an den Strand, wo wir mit einer Fähre zum Vivekananda Memorial übersetzten, das auf einer Insel vor Kanya Kumari liegt. Hier erreichte Swami Vivekananda 1892 seine Erleuchtung. Vorher war er als Vorbereitung auf seinen Auftritt beim Weltparlament der Religionen 1893 durch das von Haien belagerte Wasser zu dieser Insel geschwommen, bevor er dann mit den ungewöhnlichen Worten: „Meine lieben Brüder und Schwestern ...“ als hinduistischer Vertreter in dieser Versammlung für Begeisterung sorgte. Hier sind auch die die Fußabdrücke von Kanya Devi zu sehen, die als Inkarnation von Parvati hier Buße leistete um Shiva als ihren Ehemann zurück zu bekommen. Wieder zurück an Land betraten wir den Tempel der Göttin Kanya, deren Nasenring die Seeleute so ablenkt, dass eine bestimmte Tempeltür, die zum Meer hinaus öffnet, immer verschlossen gehalten wird, da ein Sonnenstrahl reflektiert von dem Nasenring viele Seeleute zum Kentern bringen würde.
Das Gandhi-Memorial liegt wie der Tempel am Strand von Kanya Kumari, hier wurde ein Teil der Asche von Mahatma Gandhi im Meer versenkt. Am Abend meditierten wir zum Sonnenuntergang am Strand und konnten gleichzeitig den den Mondaufgang beobachten, ein sehr beeindruckendes Schauspiel. Auch morgens konnten wir bei der Strandmeditation den Sonnenaufgang miterleben und übten dann mit Narayan, einem Sivananda Yogalehrer und Schüler Swami Vishnu Devanandas am Strand Hatha Yoga. Nach dem Frühstück in der Kantine des Ashrams besuchten wir eine Brahmanenschule, in der ein alter grauhaariger Brahmane viele Jungen im Alter von ca. 12 Jahren unterrichtete. Es wurde deutlich, wie vielfältig diese Jungen ihre Erinnerungsfähigkeit ausbauten, da sie alles auswendig rezitierten und der Lehrer nur bei Lücken weiterhalf. Den Suchindram Tempel (Suci heißt gereinigt und indram bedeutet Indra, der Ort also an dem Indra gereinigt wurde) besuchten wir als nächstes. Im Inneren des Tempels soll Indra jede Nacht seine Buße ableisten, weil er sich der Frau von Gautama Muni gegenüber als ihr Gatte ausgegeben hatte und mit ihr schlief. Als der Weise dies herausfand, verfluchte er Indra, der nun ab Einsetzen der Nacht bis zum nächsten Morgen für seine Tat büßen musste. Am Eingang des Tempels steht ein ca. 2000 Jahre alter Lorbeerbaum , dessen Stamm ausgehöhlt ist. Darin befindet sich ein Lingam, der Sthanmalaya Swami heißt und der die Trinität Brahma, Vishnu und Shiva repräsentiert, das Trimurti. Auch erzählen viele Säulen des Tempels Geschichten aus der Ramayana und der Mahabharata. Andere Säulen klingen, wie ein Priester uns demonstrierte, wie Musik-, oder andere Instrumente. Eine riesige, 5,5 Meter hohe Hanumanstatue, wird ebenfalls im Tempel verehrt. Aufenthalt im Paradies: Kovalam Beach
Am Nachmittag erreichten wir Kovalam, einen Strandort, an dem wir ausruhen und uns auf den Aufenthalt in Amirtapuri vorbereiten konnten. Ein wunderschöner weißer Sandstrand lud zum Sonnenbaden und zum Wasserplanschen ein. Mit noch zwei weiteren Sivananda Yogalehrern meditierten wir am Strand und machten dort Satsang. Am nächsten Morgen meditierten wir in einer Yogaschule der Sivananda-Traditon und bekamen eine Hatha Yogastunde von Swami Saradananda. Bis Abends hatten wir dann frei, manche gingen zur Ayurveda-Massage, manche an den Strand, wieder andere kurierten ihre Erkrankung aus. Abends ging es dann nach Trivandrum zu einer Vollmondpuja in den Pazchanchira Devi Tempel. Dann fuhren wir weiter zur Einweihung von Sashis Reisebüro, wo wir reichlich und gut essen konnten. Der nächste Tag begann mit einem Satsang in der Yogaschule und danach fuhren wir weiter nach Amritapuri. Backwaterüberfahrt nach Amritapuri
Zu einem Bootsanleger wurden wir mit dem Bus gebracht und stiegen dann um in ein Boot, um durch die Backwaters zu Ammas Ashram zu reisen. Die Backwaters ist ein Gewässer, das wie ein großer See oder Fluss parallel zum Meer verläuft. Hier leben viele Fischer, auch wachsen am Ufer Cashewnußbäume und Kokospalmen in Hülle und Fülle. Es war eine sehr ruhige Fahrt durch saftiggrüne Palmenhaine, wie sich das gehört in Kerala, dem Land der Kokosnusspalmen. Im Ashram angekommen brachten wir unsere Sachen ins Zimmer und konnten dann direkt zum Darshan, einer liebevollen Umarmung, von Amma Amritananda Mayi, die als eine Heilige und Inkarnation der Göttin verehrt wird. Sie hat zahlreiche karitative Projekte von Waisenhäusern über Altenheime bis hin zu hochmodernen Krankenhäusern gegründet, in denen die Armen umsonst mit allem versorgt werden, was sie für ihr Überleben benötigen. Da sie viel durch die Welt reist, begeistert sie auch andere Menschen außerhalb Indiens, deswegen sind ein großer Teil von Ammas Anhänger/innen junge und ältere Europäer/innen oder Amerikaner/innen.
In der großen Halle wurden nach dem Darshan gesungen, dann aßen wir etwas und gingen ins Bett. Am nächsten Morgen wurden im Tempel die 108 Namen der Mutter gesungen, ein schönes Ritual, bei dem nur Frauen im Tempel waren. Danach trafen wir uns bei Sonnenaufgang mit der Pilgerreisegruppe auf dem Dach unserer Wohnräume, um dort zu meditieren und die Abschlussrunde zu machen. Das Feedback war durchweg positiv, sowohl die Reiseleiterinnen wie auch die Teilnehmerinnen waren sehr bewegt und zufrieden mit dem Verlauf, der innere Hausputz hatte nicht zu großen emotionalen Streitereien geführt, die eine oder andere Meinungsverschiedenheit hatte sich aufgrund der gelungenen Reise in Luft aufgelöst. An diesem Tag konnten wir noch einmal indische Andenken kaufen, und manche von uns hatten das Glück noch einen Darshan bei Amma bekommen zu können. Am Nachmittag meditierten wir am Strand, aßen etwas und gingen früh zu Bett, da wir sehr früh mit dem Bus zum Flughafen fahren mussten. Um vier Uhr morgens verließen wir deshalb den Ashram, kauften unterwegs noch Süßigkeiten und beendeten unsere Reise mit unserer Ankunft am Flughafen Cochin.
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