Parkour
Parkour (abgekürzt PK; französisch paku f.) ist eine Fortbewegungsart, deren Ziel es ist, nur mit den Fähigkeiten des eigenen Körpers möglichst effizient von Punkt A zu Punkt B zu gelangen. Hilfsmittel sind hierbei bewusst ausgeschlossen.
Eine Person die sich so durch seine Umwelt bewegt, wird Traceur genannt (franz.: le traceur „der, der eine Linie zieht“). Es spielt keine Rolle ob urbaner oder natürlicher Raum. Wichtig ist die Effizienz und sich dabei von architektonischen und gesellschaftlichen Vorgaben frei zumachen. Parkour wird deshalb als “Kunst der effizienten Fortbewegung“ beschrieben.
Hindernisse werden durch eine Kombination von Bewegungsabläufen so einfach wie möglich überwunden. Dafür bedarf es eines bestimmten Maßes an Körperkontrolle und richtiger Selbsteinschätzung, je nach zu überwindenden Hindernis.
Parkour kann alleine oder mit Anderen betrieben werden. Generell ist Parkour nicht wettbewerbsfähig.
Parkour ist nicht an bestimmt Orte, Plätze oder Umgebungen gebunden. Überall ist es möglich. Durch einen neuen Blick auf seine Umgebung, entsteht ein kreatives Sehen seiner unmittelbare Welt und eine neue Art der Bewegung, welche durchaus an Shaolin erinnert.
Populär wurde der Sport in den Pariser Vorstadtghettos der 1980er und 1990er Jahre. Besonderer Erwähnung findet hierbei Raymond Belle und sein Sohn David Belle, welche Parkour entwickelten.
Ursprung
Tatsächlich liegen die Ursprünge des modernen Parkour im 1. Weltkrieg. Ein französischer Marineoffizier entwickelte Parkour als Hindernislauf für die Soldaten. Die Übungen und Bewegungen schaute er sich bei den Afrikanern in den Kolonien ab.
Raymond und David Belle
Raymond Belle wurde 1939 in Vietnam geboren und schon in ganz jungen Jahren für die französische Armee ausgebildet. Um seine Überlebenschancen im Krieg zu erhöhen, trainierte er früh mit seinen Kameraden bewährte Fluchttechniken. Diese Fertigkeiten halfen ihm später eine Stelle bei der Pariser Feuerwehr zu bekommen, bei der er viele Auszeichnungen erhielt.
Sein Sohn David Belle profitierte von den Erfahrungen seines Vaters. Als Kind turnte er und ging in Leichtathletik. Wie sein Vater auch, trainierte er lieber in der freien Natur, wo er die Bewegungen praktisch nutzen konnte. Später übertrug er dies auf sein Heimatviertel im Pariser Vorrot Lisses. Räuber und Gendarm-Spiele mit Verfolgungsjagden wie bei fast allen Kindern, wurden hier dann über Tischtennisplatten, Papierkörbe und andere kleiner Hindernisse ausgetragen.
Mit zunehmenden Alter und Dauer der Spiele wurden auch die Parkour immer anspruchsvoller. Jetzt wurden Mauern, Zäune, Baugerüste überwunden. Wie beim Eingangsvideo zu sehen, werden nun “locker“ ganze Hochhäuser gemeistert. Le Parkour war geboren.
Bewegungsformen des frühes 20. Jhdts.
Wenn man so will, lässt sich Parkour auch schon außerhalb des Militärs aus der Gesellschaft heraus entdecken. Georges Hébert, Dozent an der französischen Universität Reims, entwickelte eine neue Form des körperkulturellen Lebensstils. Sein Training sah eine Kombination aus einer Vielzahl körperlicher Fertigkeiten (Laufen, Rennen, Springen, Klettern, Balancieren, Werfen, Heben, Sich-Verteidigen und Schwimmen) und einem 5-10 km langen Dauerlauf. Geübt wurde in der Natur.
Konkurrenzkampf wurde hier vehement abgelehnt. Interessant ist die Begründung von Georges Hébert. Der Konkurrenzkampf lenke seiner Meinung nach von den Trainingsprinzipien ab. Das Ziel lag darin, die Studenten zu befähigen, ihre konditionellen Fähigkeiten, Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit in jedem Gelände anwenden zu können. Später kam ein Hindernisparkour hinzu, ohne militärischen Anspruch.
Doch wurde seine “Méthode naturelle“ in den 60er Jahren in das Training der franzöischen Soldaten für den Indochinakrieg integriert. Hierbei wurden Fluchttechniken für den Dschungel perfektioniert. Raymond Belle sollte einer von ihnen sein.
Natürliches Turnen
In den 20er Jahren waren Turnübungen in Europa im Trend. Die zuvor etwas streng gehaltenen Leibesübungen, wie man das damals so schön nannte, wurden durch Spiel und Freude mehr aufgelockert. Im Vordergrund standen jetzt natürliche Bewegungsbedürfnisse der Kinder und die Bildung einer Persönlichkeit des ganzen Menschen.
Individualität, Kreativität und Selbsttätigkeit waren die Schlagworte. Eigentlich uns heute ganz vertraute Begriffe und immer noch aktuelle Forderungen. Konkrete Umsetzungen gab es dafür in Österreich von Karl Gauhofer und Margarete Streicher mit ihrem reformpädagogischen Konzept des “natürlichen Turnens“. Oder man denke nur an Turnvater Jahn in Deutschland.
Das Training im Parkour
Zunächst einmal ein wunderbares Beispiel zum Üben des Abrollens in einem Video. Eine Übung mit der man al Anfänger im Parkour beginnen sollte
Ausrüstung
Man brauch keinen speziellen Trainingsplatz für Parkour und man brauch keine spezielle Ausrüstung für Parkour. Mit einer Ausnahme. Durch die hohe Belastung für die Gelenke des Körpers durch hohe Sprunglandungen und unterschiedlichen Bodenarten, empfiehlt sich ein gutes Schuhwerk. Diese sollte rutschfest auf Beton und Stein sein, gut sitzen, hohe Stoßabsorbtion besitzen. Gute Beratung in einem Fachgeschäft lohnt sich hierbei.
Aufwärmen
Wie bei jedem sportlichen Training immer aufwärmen und ein wenig stretchen, dann der Hauptteil und nach dem Training immer genügend dehnen. Ersteres schützt vor Verletzung, letzteres vor Muskelkater.
Das Training
Das Training ist allgemein nicht reglementiert. Man übt entweder alleine und tastet sich Schritt für Schritt an ein Hindernis oder man trainiert in einer Jamsession. Hierbei macht einer was vor und der Rest der Gruppe ahmt dessen Technik nach.
Es gelten dabei immer zwei Grundsätze: Beim run (deutsch: Lauf) überwindet der Traceur einen Weg mit Hindernissen so effizient und schnell wie möglich. Zugleich achtet er stets darauf nur solche Hindernisse anzugehen, welche er auch meistern kann. Im Zweifelsfall wählt er ein kleineres oder einfacheres Objekt. Gesundheit und Sicherheit haben oberste Priorität. Dann kann man sich an sein persönliches Höchstmaß herantasten. Dabei gilt immer Vorsicht, Konzentration und Respekt vor dem Hindernis zu haben. Auch dann wenn man das Hindernis zum zehnten mal überwindet.
Auch hier ist es Sinnvoll zwischen Technik- Kraft- und Ausdauertraining zu unterscheiden und seinen Übungsplan sinnvoll zu gestalten.
Heutzutage kann man Prakour auch im Sportverein oder manchmal auch in der Schule üben.
Techniken im Parkour
Technik | Beschreibung | |
---|---|---|
Andere Namen | ||
Landung | Landung auf den Füßen, meist mit Abstützen des Oberkörpers durch die Hände. | Réception |
Balancieren | Gehen bzw. Balancieren auf Mauern und Stangen. Dies trainiert das Gleichgewichtsgefühl. | Balance |
Durchbruch | Durch eine Lücke (beispielsweise ein Fenster oder zwei waagerechte Stangen) schwingen. | Underbar |
Loslassen | Sich aus hängender Position fallen lassen, um eventuell mit Schwung sich an einem weiteren Objekt zu fangen. | Lâcher |
Mauerüberwindung | Überwinden einer Mauer, indem man durch Anspringen und Abstoßen die Vorwärts-Bewegung umformt in eine mit Aufwärts-Komponente. | Wallclimb |
Überwindung | Allgemeiner Ausdruck für das Überwinden von Hindernissen. Im Besonderen für die jeweilige Technik, ein Hindernis mit größtmöglicher Effizienz, also mit wenig Verlust an Energie und Geschwindigkeit, zu überwinden. | passé |
Halbe Drehung | Eine 180°-Drehung über ein Hindernis, um danach kontrolliert landen zu können; oder auch, um über ein Hindernis (beispielsweise eine Wand) zu kommen und anschließend in eine hängende Position zu gelangen (die Beine sind hierbei an der Wand und mit den Händen hält man sich am Vorsprung, an der Stange etc. fest). | 180 |
Rückwärtig | Eine 360°-Drehung über das Hindernis, um kontrolliert landen zu können. Diese Bewegung kann aber auch ausgeführt werden, um aus der Rotationsenergie Geschwindigkeit für anschließende weitere Bewegungen zu gewinnen. | 360 |
Hochziehen | Aus einer hängenden Position in eine Stütz-Position übergehen. Hier kann man mit Schwung oder mit Kraft arbeiten (oder auch beides kombinieren). | Plancher |
Rolle | Bei der Rolle wird senkrecht auftretende Energie in eine Vorwärtsbewegung umgeformt. Auch hier sollte man darauf achten, die Kniegelenke nicht mehr als 90° abzuwinkeln. Gerollt wird diagonal über die Schulter und nicht über den Rücken. | Galipette |
Armsprung | Man springt an ein Objekt und bringt sich in eine hängende Position. Die Beine sollten das Objekt zuerst berühren, um den Aufprall zu dämpfen. Mit beiden Armen zieht man sich dann am Objekt hoch (siehe Planche). | |
Katzensprung | Ein Hocksprung (der der turnerischen Stützsprunghocke sehr ähnlich sieht), bei dem man vor dem Objekt abspringt und die Beine anzieht und diese zwischen den Armen hindurchführt. Je höher das Hindernis, desto tiefer muss man sich vor dem Absprung bücken, um beim Absprung an Höhe gewinnen zu können. | „Katze“ |
Sprung zum Boden | Jegliche Sprünge aus der Höhe zum Boden. Je nach Höhe bzw. Vorwärtsbewegung sollte man danach evtl. eine Parkour-Rolle machen. Vor allem Anfänger sollten ihre Muskulatur und die Abrolltechniken gut trainieren, bevor sie höhere Sprünge wagen, da es sonst zu Deformierungen der Füße kommen kann. | Drop |
Weitsprung | Ein weiter Sprung von einem Objekt zum Anderen. Diese Technik wird zum Beispiel genutzt, um (Haus)Lücken oder Hindernisse mit Anlauf zu überwinden. Je nach Geschwindigkeit sollte man danach eine Rolle ausführen. | détent |
Präzisionssprung | Ein Sprung zu einem vorher definierten Landepunkt. Es geht darum, präzise auf dem Landepunkt stehen bleiben zu können und jeglichen Schwung auszubremsen, um somit auch beispielsweise auf einer schmalen Stange landen zu können. | „Präzi“ [prezi] |
Tic Tac | Sich von einem Objekt (beispielsweise einer Wand) abstoßen, um ein instabiles oder kleines Objekt zu überwinden. Diese Technik kann auch bei eng zusammenstehenden Gebäuden und Fassaden genutzt werden, um an diesen emporzuklettern, von Wand zu Wand sich abstoßend. | zick-zack Lazy Dragonball Yamakasi |
Schnelle Überwindung | Wird oft benutzt, um ein Hindernis möglichst schnell zu überwinden; beispielsweise ist der Speed Vault sehr effizient, wenn man frontal auf eine nicht allzu hohe Mauer zurennt, da man praktisch keine Geschwindigkeit verliert. Die Technik funktioniert so, dass man aus dem Lauf heraus abspringt und sich mit einer Hand auf der Mauer abstützt, während die Beine seitlich über die Mauer geschwungen werden. Die Landung erfolgt in Schrittstellung, sodass man direkt weiter laufen kann. | Speed |
Ein wunderschönes Lehrbeispiel für die Halbdrehung im Parkour:
Ähnliche und verwandte Bewegungsarten
Freerunning
Yamakasi – l’art du déplacement
Martial Arts Tricking
Fußnoten
- ↑ :"Parkour." In:"Wikipedia"